Der Wanderer

Da marschiert er los, der Wanderer. Er ist voller Elan und Tatendrang,  macht sich auf den Weg, den er gehen muss und der unendlich weit vor ihm liegt. Er hat Glück. Er ist gut ausgestattet worden. Sein Rucksack ist prall gefüllt mit Dingen, die ihm unterwegs nützlich sein können.  Seine Ausrüstung ist solide. Der Weg, den er einschlägt, ist gut ausgebaut und er verirrt sich nicht in Sackgassen. Obwohl er den Weg allein geht, allein gehen muss, trifft er immer wieder  andere Wanderer, die wie er unterwegs sind. Doch nur wenige gehen über eine  lange Zeit gemeinsam mit ihm. Manche begleiten ihn stumm ein Stück des Weges  und  sind an der nächsten Wegkreuzung  verschwunden.  Andere  reden unaufhörlich auf ihn ein, versuchen ihn zu beeinflussen, ihn von seinem Weg abzubringen, ihn zu veranlassen ihrem Weg zu folgen. Und dann gibt es noch die, die sich von ihm mitziehen lassen, die er immer wieder antreiben muss und die doch irgendwann nicht mehr mit ihm Schritt halten können.  Von anderen muss er sich regelrecht befreien, weil er merkt, dass er alleine besser vorankommt. Unablässig setzt er Schritt für Schritt. Er nimmt sich keine Zeit für Pausen. Er dreht sich nicht um. Sein Ziel ist wie eine Fata Morgana. Mit dem Näherkommen scheint es zu verschwinden, nimmt es andere Formen an, verändert sich, löst sich auf. Manchmal verliert er es ganz aus den Augen und dann ist da nur noch der Weg, längst nicht mehr so glatt und breit wie am Anfang. sondern steiniger und schwer zu gehen.  Der Wanderer läuft und läuft. Läuft um des  Laufens willen. Er sieht nicht die Schönheit der Landschaft, die durchschreitet. Lange schon ist er  so unterwegs und seine Schritte sind längst nicht mehr so schwungvoll und ausholend wie zu Beginn. Sein Rucksack ist schwerer geworden .Zuviel Ballast und unnütze Dinge hat er unterwegs eingesammelt. Aber er will sich nicht von ihnen trennen, noch nicht. Der Wanderer muss jetzt immer häufiger pausieren. Er sieht sich um und das erste Mal registriert er die Landschaft durch die er bisher  wie blind gelaufen ist. Niemals vorher hat er dem Gesang der Vögel  gelauscht, nicht den Duft der Blumen geatmet, nie den  Tau des frühen Morgens an seinen Füßen,  noch die Wärme der Sonnenstrahlen auf seiner Haut gespürt. Wehmütig denkt er in diesem Augenblick, dass er sich viel zu wenig Zeit gelassen hat für seine  Reise. Und er stellt fest ,das die ganze Zeit der Weg sein Ziel war und dass das Ziel auf das er die ganze Zeit zu gelaufen ist, gar kein Ziel ist  ist sondern nur das Ende des Weges bedeutet.

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