Frankreich „erfahren“ – Sommer 2017

Reisetagebuch

 

Prolog:

Nein, wir sind noch nicht unterwegs. Aber der Countdown läuft. In knapp einer Woche geht es los. Dieses Mal ist ausnahmsweise nicht Schweden das Ziel. Dieses Mal soll es Frankreich sein. Ein wenig frankophil sind wir ja schon immer gewesen. In den siebziger Jahren zum Beispiel waren wir häufig im Sommer an der Cote Azur zu finden. Allerdings nicht campender Weise sondern ganz nobel im Ferienhaus mit eigenem Pool und in einer Clique von Freunden. Der Tagesablauf im Urlaub sah damals allerdings ein klein wenig anders aus als heute. Am Tage wurde entweder geschlafen, was dem Wein aus der Kooperative, den es auch schon mal am Vormittag gab, anzulasten war oder in der Sonne gebraten. Meistens aber beides gleichzeitig. Am Abend führten wir dann die so erworbene Bräune beim Schaulaufen auf den Promenaden von St. Maxim, St. Rafael und St.Tropez aus. Und natürlich sind wir auch schick Essen gegangen. Viel von der Gegend haben wir dadurch allerdings nicht gesehen. Für Unternehmungen jedweder Art war es uns zu heiß und auch das Interesse daran war eher mäßig. Wir fühlten uns am Pool am wohlsten. Manchmal, das aber eher selten, fuhren wir auch für ein Stündchen an den Strand.

Spätestens nach dem Erscheinen des ersten Kindes hatte sich diese Art von Urlaub definitiv erledigt. Von da an stand Urlaub im Ferienhaus an der deutschen Nord- und Ostseeküste und in Skandinavien auf dem Lebensplan. Mit vielen Unternehmungen, die sich aber mehr an den Bedürfnissen der Kids orientierten. Unsere Fühler in Richtung Frankreich streckten wir um die Jahrtausendwende wieder aus. Aus den Kleinkindern hatten sich in der Zwischenzeit junge Erwachsene und Pupertiere entwickelt. Zu dieser Zeit reisten wir bereits mit Wohnmobil. Es ging im Frühling in die Provence. Eine weitere Frankreich Berührung bestand aus ein paar Tagen Aufenthalt am Atlantik zwischen Arcachon und Biarritz während eines Herbsturlaubs.  Unsere allererste Wohnmobiltour im Mietmobil führte im Zeitraffer n innerhalb einer Woche von Holland, durch Belgien nach Frankreich bis Honfleur, um dann durch die Champagne wieder zurück nach Hause zu fahren. Ganz in Ruhe und mit mehr Zeit wollten wir das später noch einmal machen. Entweder fehlte die Ruhe oder die Zeit,  eine richtige Tour durch Normandie und Bretagne und vielleicht sogar noch weiter südlich, haben wir seit dem nie mehr gemacht. Im Sommer haben wir Frankreich immer wieder abgewählt, weil wir keine Lust hatten, gemeinsam mit hunderttausenden Franzosen gemeinsam Sommerferien zu machen. Volle Stellplätze und Schlange stehen – nein Danke.  Mit den Franzosen gemeinsam in die Sommerferien starten, das müssen wir in diesem Sommer auch. Daran hat sich nicht geändert. Aber wir sind optimistisch und wollen es einfach einmal versuchen. Natürlich hoffen wir, dass wir auch in Frankreich unsere eigenen Routen, Plätze und Zeiten finden werden, die nicht so frequentiert sind.  Mittendrin muss nicht sein.  Wir werden es sehen. Ja! Klar! Natürlich wären wir lieber im Mai oder Juni gefahren, wenn es überall noch nicht so voll ist, aber wir sind nun mal auf die Ferien angewiesen. Ich will hier jetzt nicht so sehr über die Ferien klagen. Das wäre Stöhnen auf ziemlich hohem Niveau, Schließlich können wir in diesem Sommer volle 4 Wochen unterwegs sein und das ist doch schon etwas, von dem andere Berufstätige nur träumen können. In 2 Jahren haben sich die Sommerferien sowieso von alleine erledigt. Dann habe ich immer Ferien. Bloß- auf was soll ich mich dann freuen;-) So wie so ist die Vorfreude doch mit das Beste am Urlaub. „Ich glaube, wir fahren wieder nach Schweden!“ Das ist Michaels Kommentar als ich ihm von den neuen Verordnungen erzähle, die seit dem 1.7.2017 in Frankreich gelten. Seinen heiß geliebten Kaffee soll er nun während der Fahrt nicht mehr trinken dürfen. Dabei reisen immer Kaffee-und Teekanne in trauter Zweisamkeit in unserem Womo mit. Was gibt es Schöneres als bei einer Tasse Tee die Landschaft vorbeifliegen zu sehen. Und nun sollen wir für jeden Schluck Kaffee aus unseren Kaffeebechern anhalten und rechts ranfahren? Zu mindesten wenn der Fahrer trinken möchte? Eine einschneidende Maßnahme bei unseren Wohnmobilfahrten. Und da die Stimmung was den Urlaub in Frankreich betrifft sowieso gerade einen Dämpfer bekommen hat, kann ich ihm bei dieser Gelegenheit auch gerade die Neuigkeit erzählen, dass die Umweltzonen von Paris auf insgesamt nun 10 Städte ausgedehnt werden. Das bedeutet, wenn man ohne die französische Plakette, die“Crit’Air Vignette“,
in eine dieser Umweltzonen fährt und kontrolliert wird, wird es echt teuer. Da wir nie genau wissen wohin es uns treibt, könnte es uns unter Umständen auch in eine dieser Umweltzone treiben. Die französische Plakette kostet zwar nur 4,50 € ,aber ob wir die so kurz vor dem Urlaub noch organisieren können? Und ob mein Göttergatte bereit ist, dafür aus seiner französischen Schmollecke herauszukommen? Er überrascht mich doch immer wieder. Am nächsten Tag hält er bereits das gelbe Umweltsiegel in seinen Händen. Per Mail und Paypal ist doch alles möglich. Das Papier ist zwar vorerst eine Übergangsbescheinigung, aber besser als ohne in einen Umwelthinterhalt zu fahren und 135 Euro zahlen zu müssen.

 

 

 

1. Etappe von Löhne nach Alblasserdamm in den Niederlanden

15.7.2017

Von Waschschüsseln, Windmühlen und einer erlebnisreichen Radtour

Gestartet. Das erste Mal in unserem Leben liegen 4 Wochen Urlaub vor uns. Es ist kurz vor halb neun Uhr morgens als wir die noch friedlich schlummernde Straße unserer Behausung verlassen. Damit das auch reibungslos klappt und wir nicht den einen oder anderen Nachbarn aus seinem Samstagmorgenschlaf reißen müssen, hat Michael am Tag zuvor den Seitenstreifen der kleinen Anliegerstraße hinter unserem Wohnmobil mit Flatterband und Pylonen abgesperrt. Ein parkendes Auto an dieser Stelle hätte das Zurücksetzen des Womos von unserem Grundstück auf die Straße unmöglich gemacht. So aber können wir getrost in den Urlaub starten und dem Stress, den Aufgaben, Besorgungen, Erledigungen und zusätzlichen Arbeiten für absehbare Zeit den Rücken kehren. Das Wetter hat sich noch nicht so recht entschieden, ob es mehr dem Sommer oder dem Herbst zugehörig sein möchte und bietet einen bunten Mix von allem an. Staus sind zurzeit nicht gemeldet auf unserer gewählten Route und so geht es zügig auf der A30 in Richtung holländische Grenze. Kurz vor dem Kreuz Lotte sagt Michael plötzlich:

“ Letzte Chance nach Schweden zu fahren.“ Und zeigt auf das Schild zur A31 nach Bremen. Das ist zwar nicht ganz ernst gemeint, zeigt aber wie sehr er den schönen Stellplätzen am Wasser in Schweden hinterher trauert. Aber wir wären keine echten Wohnmobilisten, wenn wir nicht Spaß und Freude am Entdecken neuer Landschaften, Orten und Städte hätten. Und so bleiben wir neugierig auf das, was uns in Frankreich erwartet. Mit an Bord ist dieses Mal ,ganz neu,  Mathilde. Ihres Zeichens Navi, das sich etwas auf Wohnmobile spezialisiert hat und „Großer Èlse“, dem eingebauten aber schon in die Jahre gekommenen und leicht dementen Navi des Wohnmobils unterstützend zur Hand gehen soll. Kleine Else, mein PkW – Navi, das sonst immer diese Aufgabe innehatte, fällt leider für immer wegen eines nicht reparierbaren Hirnschadens aus. Die erste Pause machen wir kurz vor der holländischen Grenze. Der Kaffee bzw. Tee fordert seinen Tribut. Beim Weiterfahren bringt Mathilde den ersten Joke des Tages, in dem sie uns mit ernsthafter Stimme auffordert:“ Fahren Sie auf die Straße.“ Hm! Ja, was meint denn die, wo wir sonst fahren wollen? Aber sonst scheint Mathilda ganz schön clever zu sein. Sie kennt nicht nur die Ausmaße unseres Wohnmobils, sie hat sie auch im Kopf, wenn es darum geht, die passenden Straßen auszuwählen und nicht kompatible Brücken zu vermeiden. Dazu kann sie prima lesen und liest uns ungefragt Emails, SMS uns Whatsapp – Nachrichten vor. Mathilde scheint vom Postgeheimnis und Datenschutz noch nichts gehört zu haben. Und so verkündigt sie auch mit wichtiger Stimme, die Nachricht unseres Telefonanbieters über die Bedingungen und Kosten der Handynutzung in den Niederlanden, als wir über die Grenze fahren. Nämlich, dass sich seit Aufhebung des Roomings für uns im Ausland mit einer deutschen Flatrate nichts ändert. Aber das wussten wir auch so schon.

Die Ijssle wird von einigen der wenigen Sonnenstrahlen dieses Morgens verwöhnt, als wir sie bei Deventer überqueren. Die Autobahn füllt sich und in einer Baustelle in der Abfahrt zur A50 verlieren wir eine viertel Stunde an Zeit. Komisch ist das schon. Zeit zu verlieren ist etwas Alltägliches und geschieht häufig. Wann aber findet man mal Zeit? Eher selten. Im Urlaub vielleicht, wenn man aufmerksamer und bewusster durch den Tag geht. Und was macht man mit der gefundenen Zeit? Einstecken und vergehen lassen? Mitnehmen und für etwas Besonderes verwenden? Aufgelaufene Wünsche und Hoffnungen damit bezahlen? Jeder so wie er möchte. Auf alle Fälle nicht liegen lassen und nicht vergeuden.

Wir überqueren den Niederrhein, den „Neder Rjin“, wie er bei den Niederländern heißt. Die Niederländer sind ja bekanntlich ein reisefreudiges Volk. Und sie haben im Moment gerade auch Ferien. Michael meint: „Eigentlich müssten dann die Städte ja leer sein.“ Eine interessante These. Ein Teil der Niederländer ist bestimmt gerade unterwegs und auf der Autobahn. Aber noch nicht alle und darum geht’s auch gut voran. Noch einmal verlieren wir uns im Netz einer weiträumigen Umleitung. Mathilde nimmt es sehr genau und lässt nicht zu, dass wir den kürzeren Weg durch das Zentrum nehmen, sondern schickt uns der Größe wegen auf dem Randweg zum ausgesuchten Stellplatz in Dordrecht. Der ist im Grunde genommen bereits voll. Jedenfalls die ausgewiesenen Flächen in der ersten Reihe. Was aber die Wohnmobilisten nicht davon abhält, auch die 2 und 3 Reihe des gemischten Parkplatzes an der Merve zu belegen. Liegt es nun an den dunklen Wolken oder der großen Baustelle rundherum? Der Stellplatz gefällt uns nicht so sehr. Nach kurzem Überlegen beschließen wir Nummer 2 auf unserer Liste anzufahren, den Camperplatz Kinderdijk in Alblasserdamm, ungefähr 7 km entfernt. Eine gute, wenn auch mit 15 Euro sehr viel teurere Wahl. Wir finden ohne Probleme einen Platz. Sehr zentral zur Innenstadt und nicht weit entfernt von der Haltstelle des Wasserbusses nach Dordrecht und Rotterdamm

Und nur 3km entfernt vom Weltkulturerbe, den Windmühlen von Kinderdijk. Bei einem ersten Erkundungsgang entdecke ich nicht nur den Anleger des Wassertaxis, sondern auch zwei schon lang gesuchte Spülschüssel und ein Salatbesteck, die ich intelligenter Weise gleich kaufe. Mit den beiden Schüsseln in der Hand, die mich auf meinem weiteren Spaziergang begleiten, gebe ich schon ein witziges Bild unter den Passanten ab.

Dass die Windmühlen von Kinderdijk auch noch auf dem Tagesprogramm stehen, versteht sich von selbst. Dahin geht es per Rad und wunderschön zunächst auf dem Deich am Fluss Noord entlang, auf der reger Schiffsverkehr herrscht. Und dann tauchen sie auf, die Mühlen. Eine schöner als die Andere und alle mit drehenden Flügeln. Es ist traumhaft durch das hohe Schilfgras zu fahren, rechts und links Wasser, auf denen Ruderboote still im Wasser liegen oder sich samt Besatzung treiben lassen. Das finden auch einige japanische Touristen, die munter drauflos knipsen und sich schnatternd unterhalten. Die ganze Rundtour ist ca 10km lang und ausgesprochen abwechslungsreich. Eine Tour, die auch Gefallen bei Michael findet.

 

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2. Etappe Alblasserdam NL – Wissant /Frankreich

Sonntag,16.7.2017

Vom holländischem Umleitungsgewirr, französischer Stellplatzsuche und dem Land zwischen zwei Kaps

Es ist grau. Feiner Regen benetzt die Frontscheibe unseres Wohnmobils als wir am Morgen die Rollos hochziehen. Gestern Abend sind noch italienische Wohnmobile eingetroffen, die den Stellplatz bis zur letzten Lücke besetzt haben und deren Besatzung heute Morgen laut palavernd an der Entsorge steht. Es gibt nur ein schnelles Frühstück und um 9.00 Uhr sind wir bereit, die nächste Etappe in Angriff zu nehmen, die uns 320 km weiter nach Wissant gleich hinter Calais führen soll. Aber man weiß ja nie, wie der Tag verläuft und wo wir letztendlich wirklich landen. Zunächst landen wir erst einmal gar nicht. Zumindest nicht auf der richtigen Autobahn. Haben wir gestern schon mit der weiträumigen Umleitung gekämpft, so sind wir heute regelrecht in ihr gefangen. Mathilde ist uns auch keine große Hilfe, weil sie uns mit einer schon zum Wahnsinn treibenden stoischen Gelassenheit immer wieder auf die gesperrte N3 führen will. Wir finden durch den Buchstabensalat der Umleitungsrouten, denen wir folgen sollen, auch nicht so schnell hindurch. Folgen wir nun D, S oder R? Es wäre sehr vorteilhaft, wenn wenigstens einer von uns beiden, außer unser Mathilde, den Namen der nächsten größeren Stadt auf unserer Route wüsste. So kämpfen wir uns mit wenig Erfolg nach Südwesten durch. Nach der Himmelsrichtung wohlgemerkt. Nicht nach Straßenschildern. Unsere Fahrt endet vor dem Fluß Noord, vor dessen Ufer wir in einer Sackgasse landen und der sich als unüberwindlichen Hindernis herausstellt. Schließlich haben wir kein Amphibienfahrzeug. Der nächste Umleitungsbuchstabe, den wir resigniert folgen und der uns erst einmal etliche Kilometer in Richtung Heimat zurückführt, bringt uns wieder auf Kurs. Breda, Breda war die Stadt und die Richtung nach der wir hätten fahren sollen. Beim Anblick, der zum Teil sechsspurigen Autobahn ahne ich schwach, was hier an einem Wochentag los ist. Noch stehen die LKWs wie schlafende Ungeheuer überall auf den Parkplätzen und auf den Seitenstreifen und warten darauf, dass ihr Zeit kommt, wieder Besitz von ihrem Revier zu nehmen und die Straße zu verteidigen. Wir fahren da, glaube ich, am Sonntagmorgen schon ganz gut.  Antwerpen taucht auf, mit seiner Skyline aus Hochhäusern und vereinzelt aus dem Grau der Masse herausragenden Kirchtürmen. Schade, dass die Sonne nicht scheint. Das wäre sonst ein imposanter Anblick gewesen. Genau wie kurz zuvor, das Überqueren des Hollands Diep, einem riesigen Fluss, in dem Maas,  Dortsche Kil und Nieuwe Merwede zusammentreffen, um dann gemeinsam Rotterdam zu erobern. Der Verkehr ist inzwischen sehr dicht. Viele Urlauberautos und Campingfahrzeuge. Die Sommerferien  schicken ihre Schatten voraus. Das Verkehrsaufkommen wird auch nach Antwerpen nicht weniger, eher mehr. Wir fahren durch den WesterscheldeTunnel. Ein komisches Gefühl so viele Liter Wasser über dem Kopf zu wissen.  Weiter geht es auf Gent und Brügge zu. Vor Brügge kämpft sich die Sonne einmal kurz durch das Wolkengrau und lässt hoffen. Aber es war ein kurzer Versuch und die Wolkendecke schließt sich schnell wieder. Zwischen Brügge und Ostende ist die Autobahn nur zweispurig. Der Finger schwebt immer wieder zwischendurch über dem Schalter der Warnblinkanlage, um vor einem eventuellen Stau zu warnen. Hinter Ostende fahren wir über die Grenze mit Richtung Dünkirchen- Calais. Einspurige Verkehrsführung verursacht einen Stau. Grund sind 2 Barrieren auf der Straße. Der gesamte Verkehr muss abfahren und auf der Auffahrt wieder zurück auf die Autobahn. Die spinnen doch. Weiter geht es entlang der Küste, die ab jetzt Cote d’Opale heißt und von der wir auf der Autobahn nicht viel zu Gesicht bekommen. Dünkirchen taucht rechts und links der Autobahn auf und verschwindet wieder. Hinweisschilder zur Fähre und zum Tunnel in Calais wechseln sich mit den Ausfahrtsschildern zu den kleinen Vororten oder zu den Stränden ab. Die großen Kräne des Hafens zeichnen sich entfernt am Horizont ab. Die Nähe des Meeres ist spürbar, wenn es auch noch nicht zu sehen ist. Die Sonne kämpft wieder und trägt kleinere Siege davon. „Sortie Sangatte N0. 41“ zeigt Mathilde bereits an. Michael wundert sich über die unterschiedlichen Geschwindigkeitsbegrenzungen in den EU Ländern. Hier in Frankreich darf er aufgelastet auf 3,9 t 110 km fahren, zuvor in Belgien 90 km, in Holland 80 km und bei uns in Deutschland sind 100 km vorgeschrieben. Soweit zur EU. In Sangatte fahren wir ab und können schon bald das Meer als blauen Streifen hinter Dünen am Horizont sehen und ein riesiges Schiff, das aussieht als wäre es auf einer Wiese gestrandet. Sangatte erscheint auf den ersten Blick als kleiner verschlafener Küstenort. Auf dem zweiten Blick aber sieht man, dass hier die Saison voll zugeschlagen hat. Überall parkende Autos und Wohnmobile am Straßenrand. Menschen, die zum Meer oder in die Lokale einkehren wollen. Von wegen verschlafen. Oh, oh. Wir verlassen den Ort und die Straße führt durch Wiesen steil bergauf.  Auch hier parkende Wohnmobile in Feldwegen und auf Parkplätze. Als wir auf dem höchsten Punkt angekommen sind, eröffnet sich uns ein beeindruckender Blick nach unten auf das Meer und ein kleines Dorf. Wir sind auf dem Cap blanche-nez, das am Sonntagmittag viele Besucher anzieht. Aha! Daher auch die vielen Wohnmobile. Die wollen alle nur schauen. Unter uns sehen wir ein kleines Camp. Es scheint voll zu sein. Oh je. Wir haben ja schon damit gerechnet, dass es durch die allgemeine Ferienzeit nicht gerade leer sein wird, aber so voll? Wir haben uns einen Stellplatz in Wissant ausgeguckt und fahren prompt daran vorbei. Drehen ist gerade nicht möglich, also fahren wir weiter zum dortigen Camping Municipal, der als zweites auf unserer Liste steht. Eine schmale Straße führt Richtung Meer und zum dort in der Nähe befindlichen Campingplatz. Die Schranken sind geschlossen. Merde! Es ist 13.10 Uhr. Seit 10 Minuten geschlossen. Während ich noch etwas suchend schaue und Michael versucht unser Wohnmobil-Hinterteil aus dem befahrenen Bereich der schmalen Straße zu bugsieren, erklärt mir ein Gast des Campingplatzes, dass dieser Platz erst am Montag wieder öffnet. Die öffentlichen Campingplätze sind am Sonntagnachmittag geschlossen.  Merde hoch zwei!! Die Hilfsbereitschaft ist groß, denn auf dem Campingplatz ist durchaus noch ein Plätzchen für unser Womo. Wenn da nur nicht die Schranke wäre. Ein Gespann fährt vor und tippt die richtigen Zahlen in das Nummernfeld der Schranke, die daraufhin ohne zu zögern hochgeht und wir huschen mit dem Wohnmobil hinterher. So haben wir es vorher mit dem Gespannfahrer und dem hilfsbereiten Camper ausgemacht, der uns mit seinem Fahrrad auch noch zu dem wahrscheinlich einzigen freiem Platz auf dem Camping lotst. Angemeldet und bezahlt wird morgen früh. Von so viel Hilfsbereitschaft fast ein wenig beschämt, nehmen wir Platz auf dem Camping Municipal la Source und neben einem norwegischen Mobil, das auch erst kurz vorher gekommen ist. Mit dem Strom sieht es schlecht aus. Alle verfügbaren Dosen sind belegt. Aber vielleicht geht da ja noch was in Sachen Hilfsbereitschaft, denke ich und frage den Norweger, ob er seinen Stromanschluss mit uns teilen möchte. Er möchte und holt sogar das passende Kabel dafür hervor. „Geht doch“, denke ich, lehne mich zufrieden in meinem Campingstuhl zurück und lasse mir die Sonne, die inzwischen auch aufgetaucht ist, auf die Haut scheinen.

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Montag, 17.7.2017

Wissant /Frankreich/ Nord-Pas de Calais

Es ist schon ausgesprochen spät, als ich am Morgen aufwache. So langsam fallen die Anspannungen des Alltags ab, ich fange an mich zu entspannen und auf Ferienmodus umzuschalten. Ich höre Michael klappern. Er hat schon draußen alles für das Frühstück hergerichtet und war sogar schon an der Rezeption, um uns für heute und gestern anzumelden. Der Preis mit 15 Euro inklusive Strom pro Tag ist absolut in Ordnung. Es steht uns alles zur Verfügung, wenn auch alles ein wenig in die Jahre gekommen ist. Der Campingplatz ist recht groß und heute zeigt er sich viel ruhiger und gelassener als am Sonntag. Die Dauercamper sind abgereist Das Wochenende ist vorbei. Nirgendwo gibt es hier Handyempfang und W-Lan ist nur direkt am Eingang, an der Anmeldung möglich.  Darauf sind wir  gestern schon durch die auffällig vielen Kids mit Handys direkt vor der Rezeption aufmerksam geworden. Also- einmal nach dem Frühstück zur Rezeption, um Zeitung und Neuigkeiten herunterzuladen. Es geht auch ohne ständiges Internet, müssen wir feststellen.

Mit dem Rad erkunden wir den weitläufigen Campingplatz. Heute Vormittag sind etliche Plätze frei geworden. Danach geht es in den Ort, der nach dem Wochenendansturm auch sehr viel ruhiger wirkt. Gott sei Dank. Das lässt uns hoffen, dass der Urlaub doch nicht ganz so rummelig wird. Heute wollen wir eins der beiden Caps in Angriff nehmen. Der Wanderweg durch die Dünen beträgt von Cap zu Cap 12km. „Zuviel“, meint Michael. Deshalb geht es mit dem Rad zum Cap Grise-Nez. Die Landstraße A940 ist im Moment wenig befahren, so macht das Radfahren trotz fehlenden Radwegs Spaß. In Tardinghen weist ein Schild auf einen Panoramablick hin, den wir selbstredend wahrnehmen. Der Ausblick ist wunderschön. Unter uns die sattgrünen Wiesen, mit den grasenden Kühen und darunter das Blau der Nordsee und im Dunst dahinter kann man die Steilküste von Dover wahrnehmen. Für Wohnmobile ist der schöne Parkplatz an der Kirche leider ab März gesperrt. Am Parkplatz mit Ausblick entdecken wir einen kleineren Weg hinunter zum Strand, den wir fahren. Am Strand werden die Räder abgestellt und es geht zu Fuß weiter. Der dortige Parkplatz am Meer zeigt ebenfalls ein Wohnmobil-Verbotsschild. Es ist Ebbe. Die Wasserlinie ist mindestens 200 m vom Strand entfernt. Es lässt sich gut laufen auf dem noch feuchten Sand. Was sind denn das für komische Pfähle im Wasser? Beim Näherkommen sehen wir, dass sie voller Miesmuscheln sind. Das ist also eine Muschelplantage. Hier werden die Muscheln gezüchtet und gepflückt, die in den Restaurants überall zum Essen angeboten werden.  Eine neoprenbekleidete Gruppe Frauen durchkämmt das Meerwasser mit Rechen und selbstgebauten Schaufeln. Aus dem so herausgeholten Algen suchen sie kleine, durchsichtige Tiere heraus. Für was auch immer.  Wir laufen an der Wasserlinie bis zum Cap Grise-Nez.. Das geht nur bei Ebbe. Bei Flut muss man den Weg durch die Dünen nehmen, der aber viel länger und weitaus anstrengender ist. Wir können den Weg am Strand auch wieder zurückgehen, bevor das Wasser kommt. Mit dem Rad geht’s dann wieder zurück. Eine schöne Tour, die wir am Ende mit 18km Rad fahren und 6 km Sparziergang verbuchen können.

Am Nachmittag geht’s noch einmal mit den Stöcken an den Strand und in den Ort. Da suche ich mir die kleinen, ruhigen Nebenstraßen heraus, die nicht mit den Geräuschen der Urlauber angefüllt sind. Ich liebe diese Walkingtouren, bei denen ich aufmerksam die Gegend wahrnehmen kann und sich das eine oder andere Motiv dem Auge oder dem Fotoapparat zeigt. Die monotone Bewegung hat etwas meditatives und ermutigt Gedanken, hervorzukommen und Ideen, sich zu entwickeln. Entspannt und gut gelaunt komme ich zurück zum Campingplatz. Beim Spülen, das auf dem Campingplatz immer eine Gelegenheit zur Kommunikation bietet, erfahre ich, dass das hier noch nicht einmal die Picardie sondern das Nord- Pas de Calais ist. Morgen geht es weiter ..entlang der Nordsee, die irgendwann zum Atlantik wird und vielleicht sind wir dann in der Picardie oder vielleicht auch schon in der Normandie.

 

Dienstag, den 18.7.2017

Wissant -Noyelle-sur-mer

3. Etappe von Wissant nach Noyelle sur Meer

Von Umleitungen, schönen Aussichten, einem unattraktiven Stellplatz und einem außergewöhnlichen Glücksfall

Wir brechen gegen 10 Uhr auf und wollen auf der N940, die Küste entlang, bis Le Crotoy fahren. Michael hat dort einen Stellplatz herausgesucht, der für 100 Fahrzeuge Platz hat. Da wird ja wohl auch einer für uns dabei sein. Mathilde ist nicht zufrieden mit der Wahl der D940 und will uns schon an der nächsten Kreuzung abbiegen lassen. Wir setzen uns durch und werden schon bald mit traumhaften Ausblicken aufs Meer belohnt.

Schade, dass wir gerade erst losgefahren sind. Hier wäre bereits der eine oder andere nette Platz in Nähe des Meeres gewesen. In Wimereux bekommen wir eine Ahnung davon, warum Mathilde uns so gern von der Küstenstraße geführt hätte. Hier ist Markt und die Straßen sind für den Durchgangsverkehr gesperrt. Wir mühen uns hinter einem anderen Wohnmobil durch die engen, zugeparkten Straßen der Umleitung. Mathilde lässt nicht locker und vor Boulogne-sur–Mer geben wir nach und fahren von der inzwischen stark befahrenen Straße ab. Schließlich wollen wir irgendwann auch noch einmal ankommen. Trotzdem geraten wir Etables- sur- Mer in einen Stau. Michael ist inzwischen schon sichtlich genervt von der Fahrerei. Wenn es kein Müllwagen ist, an dem wir wegen des Gegenverkehrs nur schwer vorbeikommen, dann sind es zugeparkte Straßen oder anderes. Von meinem Vorschlag, dem ganzen durch die Autobahn etwas zu entgehen, will er aber nichts wissen. Wir sind froh, als endlich das Ortsschild von Le Crotoy auftaucht. „Ville de Fleurie“, eine Blumenstadt, wie schon gleich am Ortseingang an den blühenden Kübeln und Ampeln zu sehen ist. Der Weg zum Stellplatz ist durch den Wochenmarkt blockiert. Aber irgendwie finden wir doch auf den großen Platz am Hafen. Dort liegen die Schiffe gerade auf dem Trockenen. Kein Wasser.  Es ist Ebbe. Der Anblick ist ziemlich trostlos. Der geschotterte Platz ohne Schatten ist voll von Wohnmobilen. Nicht besonders ansprechend. Wir finden noch eine Ecke. Von all den schlechten Plätzen scheint der noch einer der nicht so schlechten zu sein. Aber schön……schön ist was anders. Michael will nicht bleiben. Er findet es hier nur schrecklich, so eingezwängt zwischen den anderen Mobilen, ohne Gras, ohne Schatten. Er will lieber weiter fahren bis Le Treport, obwohl er eigentlich gar keine Lust mehr hat. Meine Versuche ihm den Platz schön zu reden, bleiben erfolglos. Wir fahren weiter auf der D940. Aber nicht lange. Nach ca  5-6 km ,  zeigt Mathilde einen Campingplatz an. Dorthin fahren wir, obwohl es inzwischen schon 13.30 Uhr ist und wir davon ausgehen müssen, bis 15.00 Uhr warten zu müssen. Eine einladende Gastronomie in gelb und rot mit der Aufschrift „Rio“ leuchtet uns regelrecht entgegen, als wir die Hauptstraße des kleinen Dorfes Noyelle-sur-Mer entlangfahren. Wir haben 33 Grad und das Erste was ich sehe, ist der große Pool am Eingang des Platzes. „Hoffentlich ist hier noch etwas frei“, denke ich und sehe mich schon im Pool vom kühlen Wasser umspült, planschen. Es ist zwar nicht direkt am Meer, sieht aber total nett aus. Und erst der Pool… Ich gehe auf dem Platz und schaue mich ein wenig um. Lauter Mobilheime. Kein Zelt, keine Womo, kein Wohnwagen. Enttäuscht will ich mich gerade abwenden, da sehe ich das Hinweisschild zum „Aire de Camping-car“. Sie haben einen Stellplatz für Wohnmobile hier. Juchhu! Wie wunderbar! Und wenn jetzt noch etwas frei wäre, wäre das nicht nur genial sondern auch die etwas angespannte Stimmung wäre schlagartig vorbei. Es ist etwas frei. In der Gastronomie kann ich uns anmelden und eine nette Frau fährt durch die Anlage vor uns her zu den Stellplätzen. Es sind insgesamt acht. Wunderschön durch Hecken parzelliert mit eigenem Strom und Wasseranschluss, keine 50m vom Pool und den super Sanitäranlagen entfernt. Nur zwei der Plätze sind besetzt. Was haben wir ein Glück. Dieser Stellplatz ist noch nirgendwo verzeichnet. Ein Glücksfall. Und danach geht es erst einmal in den Pool. 33 Grad, da braucht man schon eine Abkühlung. Heute machen wir nichts mehr, außer unter unserem Schatten spendenden Baum, der auch zu unserem großzügigen Stellplatz gehört, zu sitzen und Baden zu gehen.

 

Mittwoch, 19. Juli 2017

Noyelle- sur- Mer – St.Valery sur Somme
 
Von einer heißen Nacht, einem pittoresken Städtchen am Fluss und zwei verhinderten Möglichkeiten, Essen zu gehen

Die Nacht ist heiß gewesen. Die Temperaturen sind nicht unter 22 Grad gesunken. Kein Windhauch, der auch nur ein Blättchen bewegt hätte. Dementsprechend schlecht haben wir geschlafen. Michael hat in die beiden Dachluken Ventilatoren eingebaut. Wenigsten etwas, das die Luft um uns bewegt. Nach dem Aufstehen schnappe ich mir deshalb als allererstes meinen Badeanzug. Jetzt schnell ein erfrischendes Bad und danach einen Kaffee. Die Aussicht so zeitig am Morgen das Bad nicht mit planschenden Kindern und Ball spielenden Jugendlichen teilen zu müssen, lässt mich schnell wach werden und hurtig aus dem Bett springen. Den Kaffee bekomme ich zwar kurze Zeit später, das ungestörte Baden muss ich allerdings verschieben, bis das Bad um 10.00 Uhr geöffnet hat. Aber dazu kommt es nicht mehr, weil wir nach dem Frühstück eine Radtour in das ca 5km entfernte St.Valery sur Somme unternehmen. Das kleine Örtchen Noyelle sur Mer habe ich gestern noch auf der Suche nach einem Bäcker kennengelernt. (Es hat im Übrigen keinen Bäcker. Brot habe ich an der Anmeldung später bekommen.) Ein Schloss, das als sehr nobles Hotel fungiert, einen schmucken Bahnhof, an dem auch die Schmalspurbahn für die Touristen hält, einen Schlachter, zwei Campingplätze und eine Anzahl bäuerliche Anwesen. Das wars.  Sehr Idyllisch und sehr übersichtlich. Noyelle sur Mer liegt in jeweils ungefähr 5km Abstand zwischen Le Crotoy und St. Valery sur Somme.  Von Crotoy haben wir gestern ja gestern schon etwas im Schnelldurchgang, bzw. bei der Durchfahrt gesehen, also wählen wir für die Radtour St,Valery sur Somme. Der Radweg läuft separat neben der D 640 entlang, die an diesem Vormittag schon ordentlich befahren ist. Gefühlt ist jedes 3. Auto ein Wohnmobil. Der Radweg ist zwar gut zu befahren, aber sonderlich schön ist er entlang der Straße nicht gerade. Die grasenden Rinder auf den Weiden, die einzige Abwechslung, lassen sich durch den Urlauberverkehr nicht sonderlich stören. Sie scheinen es gewöhnt zu sein. Endlich verlässt der Radweg die D640 und führt weiter an der Somme entlang. Und gleich verschwindet das monotone Bild und wird abgelöst durch eine fröhliche Flusslandschaft. Von weitem können wir schon die Häuser von St. Valery sur Somme sehen. Wir wechseln die Flussseite an der nächsten Brücke und radeln auf den Ort zu. Dabei kommen wir an dem kleinen Bahnhof der Schmalspurbahn vorbei, die die Orte Noyelle-sur-mer, St. Valerie sur Somme, Le Crotoy und  Cayeux -sur-mer mehrmals  täglich verbindet. Im Hafen dümpeln die Schiffe im Restwasser, das der Ebbe widerstanden hat. Von hier aus starten die Ausflugsboote und schippern Touristen wie uns durch die Bucht und ein Stückchen auf der Somme entlang. Die Somme entlang zu fahren und sich due schönen Städte wie Amiens oder Allbeville anzuschauen, wäre auch eine Option. Aber nicht dieses Mal. DIESES Mal wollen wir am Meer entlang fahren soweit wir in 4 Wochen kommen. Der kleine, pittoreske Orte Valery sur Somme hat zwar einige Straßen und Häuser, aber nur an der Straße im Hafen mit den Läden, Cafes und Restaurants tummeln sich die Touristen. Wir parken dort die Räder und durchstreifen den Ort. Dabei geraten wir in eine Straße, deren Häuser über und über mit Blumen bepflanzt sind. Ein schöner Anblick. Von einem Aussichtspunkt können wir über die gesamte „Baie de Somme“ schauen bis hin nach Le Crotoy, und dort kann man sogar im Dunst die Wohnmobile stehen sehen.  So langsam macht sich der kleine Hunger bemerkbar. Wir haben in einem Lokal auf der Speisekarte eine ganz leckere Wurst- und Käseplatte entdeckt, die mit Brot und Wein serviert wird. Aber es ist Mittagszeit und alle Plätze sind besetzt. „Aha! Darum waren wir fast allein im Ort unterwegs. Die sitzen hier alle und essen“, denke ich.  Das Mittagessen muss warten, bis wir wieder am Wohnmobil sind. Vor der Rückfahrt kaufen wir noch im Carrfour ein. Zurück am Mobil machen wir uns unsere eigene Wurst-und Käseplatte mit frischen Baquette, das wir gekauft haben und beschließen am Abend in der Brasserie des Platzes das Essen gehen nachzuholen. Dort sitzen am Nachmittag die Gäste in der Sonne bei Moules et frites und einem Glas Wein. Doch auch daraus wird nichts. Als wir am Abend erwartungsvoll auf der Terrasse Platz genommen haben, sagt man uns, dass es am Abend kein Essen mehr gäbe. Nur noch trinken könnten wir etwas.  Wir schauen uns an. Das gibt es doch nicht. So oft gehen wir eigentlich nie essen und jetzt fällt unser Vorhaben gleich zwei Mal ins Wasser.  Zum zweiten Mal an diesem Tag müssen wir uns unser Essen selber machen.

4.Etappe von Noyelle sur Mer nach Le Trepau

Noyelle sur Mer- Le Treport
Von fliegenden Steinen, einem luftigen Stellplatz und einer Fahrt durch den Berg

Es hat sich ganz schön abgekühlt. Aber 22 Grad sind mir lieber als 33 Grad. Heute soll es weitergehen. Zwei Tage auf einem Platz reichen. Nach 3Tagen ist es wie mit Besuch oder Fisch: Es fängt an zu stinken. Beim Platz dadurch, dass doch die eine oder andere Störung im Gesamtbild entdeckt wird, die von der Ankommens- Euphorie überdeckt wurde. Dieser Platz auf dem Camping Rio ist wunderschön und gepflegt. Aber diese Pflege muss ja auch irgendwann geschehen. So ist ständig irgendwo eine Motor-Heckenschere, ein Rasenmäher oder ein Rasentrimmer zu hören. Ich meine, es hat ja schon was, wenn man von einer Radtour kommt und der eigene Platz ist wie geleckt: frisch gemäht und getrimmt. Nur hört die Arbeit ja nicht nach unserem Platz auf und so haben wir auch noch das Vergnügen der Geräuschkulisse vom „schick machen“ der Nachbarplätze. Aber einmal ist alle Arbeit getan und es kehrt wieder Ruhe ein. Aber nicht sehr lange. Hatte ich nicht vorher irgendwo geschrieben, dass man von hieraus alle Küstenorte mit der Bahn besuchen kann? Toll! Und der Bahnhof ist gar nicht weit entfernt. Das beschert uns das stündliche Rauschen eines durchfahrenden Zuges und vier Mal am Tag, das Heulen? Pfeifen? Hupen? der Lokomotive der Schmalspurbahn. Das allerdings ist schon wieder was Besonderes, weil nostalgisch. Wie dem auch sei, heute geht es weiter. Wobei das Wort „weiter“, es etwas falsch ausdrückt. Weit ist es nicht bis Le Treport.  Le Treport ist keine 40km entfernt.  Also müssen wir uns nicht beeilen und früh aufstehen, müssen wir schon gar nicht, wenn wir zur strategisch günstigen Mittagszeit auf dem Stellplatz oben auf den Klippen sein wollen. Michael, vorsichtig wie immer, hat sich vorsichtshalber noch zwei Alternativmöglichkeiten herausgesucht. Es fängt an zu regnen als wir den Camping Rio verlassen und unterwegs schüttet es wie aus Kübeln. Ein vorbeifahrender LKW schleudert einen Kieselstein hoch. Der nun sucht sich gerade unsere Frontscheibe zum Landen aus. Ein Knall! Ich bin es dann , die die Ursache feststellt. Ein   kleines Loch mit feinem Spidermuster etwa 10 cm von Rand auf der Beifahrerseite prangt auf der Windschutzscheibe. Na Klasse! Der Tag fängt ja gut an. Was machen wir jetzt? „Erst einmal gar nichts!“, meint Michael.“ Es regnet zu doll und später kleben wir ein Pflaster drauf.  Dann muss man sehen, ob es zu reparieren ist, oder ob wir eine neue Scheibe brauchen.“ Meint der das jetzt im Ernst, dass mit dem Pflaster? Ob das Loch darunter heilt und zuwächst? „Zumindest sorgt es dafür, dass sich die kleinen Risse nicht weiter ausbreiten und kein Schmutz ins Glas hineinkommt,“ bekomme ich zur Antwort. Bei strömenden Regen und Sturmböen erreichen wir Le Treport. Die beiden Stellplätze oben auf den Klippen sind noch ziemlich leer. Über Facebook haben wir den Tipp bekommen, einen der Stellplätze auf den Klippen anzufahren und mit der kostenlosen Seilbahn nach unten in den Ort zu fahren Wir bekommen einen schönen Platz am Funiculaire, von dem wir sogar etwas von der gegenüberliegenden Steilküste und den Ort Mers le Bains  sehen könnten, wenn da gerade keine Wolken wären. Es stürmt und regnet und wir sind erst einmal zur Untätigkeit verdammt. Eine Viertelstunde später lässt der Regen es zu, dass wir uns gemeinsam mit einer Familie aus Dresden mit den Tücken des Ticketautomaten auseinandersetzen. Er will einfach kein Ticket ausspucken, wenn er mit Kreditkarten gefüttert wird. Michael zeigt Herz und opfert ihm unser Kleingeld und schon erfüllt er unseren Wunsch nach einer Daseinsberechtigung.

Wie immer, wenn wir irgendwo neu ankommen, muss ich sofort die Gegend inspizieren. Nur wenige Meter vom Stellplatz entfernt, befindet sich nicht nur eine Aussichtsplattform mit einem irrsinnigen Blick hinunter auf den Ort, den Hafen und das Meer sondern, wie genial, auch eine kostenlose Seilbahn hinunter in die Stadt. Regen hin oder her, da muss ich jetzt hinunterfahren. Gegen den Wind kämpfend , stampfen ich zum Mobil zurück, um Michael zum Mitkommen zu motivieren. Das gelingt mir sogar. Regen- und winddicht verpackt folgt jetzt Aussichtsplattform, die Zweite. Dieses Mal in Begleitung. Bevor es mit der vollautomatischen Seilbahn nach unten geht. Leider führt der erste Teil der Fahrt durch den Berg. Aber auf dem Rest gibt es noch mal eine tolle Sicht. Wir laufen zunächst zum Strand, der aber ganz ausgestorben scheint. Die kleinen weißen Häuschen alle geschlossen. Das Wetter. Obwohl es inzwischen nicht mehr regnet. Vom Strand aus laufen wir die Strandpromenade hinauf in Richtung Hafen. Es ist Ebbe und da wo normaler Weise Wasser ist, sind nur Schlamm, Steine und Algen zu sehen. Darauf liegen die kleinen und größeren Boote und warten darauf, dass es wieder aufwärts geht. An der Promenade reiht sich ein kleines Lokal an das Andere. Alle haben nahezu die gleiche Speisekarte: Menü mit Muscheln in jeglicher Form, Austern, Schalentiere und was das Meer sonst noch so zu bieten hat. Auch was die Preise angeht ist man sich ziemlich einig. Großen Hunger haben wir trotz der Mittagszeit nicht, aber der kommt bekanntlich ja beim Essen.  Und bevor uns das Essen wieder einmal durch die Lappen geht, steuern wir auf die nächsten freien Plätze einer Brasserie zu, denn auch hier sind alle Lokale voll in der Mittagszeit. Wir bestellen uns ein Muschel -Menü. Michael bekommt dazu noch eine Vorspeise. Die Aufschnittplatte hätte eigentlich schon als Mittagsimbiss gereicht. Aber es folgen noch Muscheln, Frites und als Dessert Pommes de Tart. Das Essen alles in allem hat  fast 2 Stunden gedauert. Sie genießen halt das Essen, die Franzosen. Michael möchte jetzt am liebsten hoch zum Womo und ein Verdauungsschläfchen halten. Ich allerdings möchte lieber Sightseeing und dadurchein wenig Bewegung. Wir trennen uns an der Seilbahn und ich laufe durch den Hafen und am Strand weiter bis Mers les Bains. Auf dem Rückweg schaue ich mir noch die Kirche Eglise de St. Jacques……an und lasse mich durch das Gewirr der kleinen  Straßen der Altstadt treiben, durchstöbere die kleinen Läden und trinke einen Espresso. Am späten Nachmittag fahre ich mit der Seilbahn zurück zum Wohnmobil und versuche einen windgeschützten Platz zu finden, um Sonne und Aussicht ein wenig zu genießen. Beide Stellplätze sind inzwischen voll und immer wieder kreisen Wohnmobil suchend umher. Wie viele Womos hier unterwegs sind. Das ist Wahnsinn. Aber die Region hat sich darauf eingestellt. Überall gibt es Stellplätze und kleine und große Campingplätze. Bausünden wie in Spanien und Italien  mit den Hotelhochhäusern findet man hier nicht.

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5. Etappe von Le Treport nach Quiberville

Von einer kühlen Nacht, einem schönen Patz am Strand und frischen Fisch ohne Zubereitungs-Ahnung.

Die Nacht war kühl hier oben auf den Klippen. Die Temperatur ist auf 12 Grad gesunken und im Wohnmobil haben wir morgens beim Aufwachen knappe 16 Grad. Das ändert sich aber schlagartig als die Sonne durch die geöffneten Rollos ins Wohnmobil scheint. Die ersten Wohnmobile hören wir schon zur Entsorge dieseln. Leer gewordene Boxen werden schnell wieder von anderen, bereits hier stehenden Wohnmobilen belegt. Der frei gewordene Platz könnte ja schöner, größer, sonniger sein. Es war schön hier, aber wie sagt man doch gleich: „Neuer Tag, neues Glück!“ Wir haben hoffentlich Glück bei der Wahl unseres nächsten Stellplatzes. Gewählt haben wir Quiberville, ein winziges Küstenstädtchen, eigentlich mehr ein Küstendörfchen. Dort gibt es einen Stellplatz und einen Camping Municipal direkt am Strand. Aber zunächst bietet sich uns nach nur wenige Kilometern Fahrt wieder ein wunderschöner Blick auf das unter uns liegende Meer, Klippen und den kleinen Ort Ciel sur Mer, dessen enge Straßen wir wenig später durchfahren müssen. Doch dann führt die Straße weg vom Meer. Maisfelder und bereits abgeerntete Getreidefelder gelangen jetzt rechts und links in unser Blickfeld. Nicht lange darauf erreichen wir Dippe. Ein flüchtiger Blick nach rechts, als es bergauf geht und wir sehen Dippe unter uns am Meer. Quiberville ist bereits ausgeschildert. Mathilde, das Navi, hätte uns gern nach rechts abbiegen lassen. Aber zu spät. Diese kleine Straße haben wir gar nicht wahrgenommen. Aber Mathilde routet souverän um und teilt uns mit, dass wir nun durch eine sehr enge Straße fahren müssten. Die Straße wird wirklich an einer Stelle ziemlich eng, vor allem weil uns dazu noch ein Reisebus entgegenkommt. Wenn der Bus es bis hier her geschafft hat, werden wir es mit Sicherheit auch in die Gegenrichtung schaffen. Schon erscheint das Ortseingangsschild und in der Ferne das blaue Band des Meeres, das hier Manche heißt. Quiberville nehmen wir als kleines Küstenörtchen wahr, dass durch die Touristen in der Saison aus seinem Dornröschenschlaf geweckt wird. Es gibt eine Promenade mit Strandhäusern, zwei Restaurants, einen Imbiss und ein paar kleinen Läden an der Promenade und einen Campingplatz mit Stellplatz, an dessen Einfahrt wir dank Mathilde erst einmal voll vorbeirauschen. Als Mathilde ihr „Ziel erreicht-Signal“ ertönen lässt, sind wir schon lange am Campingplatz vorbei und können nicht so einfach drehen. Kurze Zeit und einige Wendemanöver später  aber fahren wir vor der Rezeption vor. Auf dem Stellplatz, der ohne VE ist und 7 Euro kostet steht nicht ein Wohnmobil. Auch wir suchen uns lieber für das Wochenende einen Platz auf dem Camping Municipal. Der Campingplatz ist nicht besonders groß und hat noch viel freie Touristenplätze. Wenig später steht unsere mobile Terrasse zur Verfügung und ich habe Zeit, die nähere Umgebung in Augenschein zu nehmen.  Vom Platz gibt es eine direkte Verbindung zum Kiesstrand. Es ist Flut und die Wellen schwappen an den Strand. An der einfachen Promenade stehen weiße Strandhäuser in einer Reihe. Das ist die französische Variante zum deutschen Strandkorb. Die Häuser kann man mieten. Badegäste haben hier nicht nur Strandsachen untergebracht, sondern zum Teil sind die Häuschen auch regelrecht möbliert. Dafür, dass Hochsaison ist, ist hier relativ wenig los. Die wenigen Touristen verlieren sich an dem weitläufigen Strand. Wir erfahren, dass zwei Mal am Tag frischer Fisch, Muscheln und Schalentiere in den Fischbuden an der Promenade verkauft werden. Hier im Ort wird noch Küstenfischerei betrieben und das Anlanden der Fischerboote, die mit Traktoren auf das Kiesufer gezogen werden ist die tägliche Attraktion des Ortes. Am Nachmittag ist Ebbe und wir können an der Steilküste entlanggehen und dort laufen, wo sonst nur das Meer ist. Überall zwischen Steinen und Algen sind Menschen mit Eimern und Tüten damit beschäftigt, nach Meeresschnecken, Krabben, Krebse und anderen Schalentieren, die die Flut zurückgelassen hat, zu suchen. Der Steilküste kann man ansehen, wie unaufhörlich der Zahn der Zeit, die Gezeiten, Wind und Wetter an ihr nagen. Häuser rücken unaufhörlich näher an den Abgrund, bis sie eines Tages abstürzen. Mit dem Schutz der Steilküste nehmen es Einheimischen sehr genau. Das kann ich auch bei der abendlichen Walkingtour feststellen, bei ich mir oben auf den Klippen einen Weg gesucht habe. Aber schon die Nähe des Klippenrands ist überall abgesichert. Betreten verboten! Lebensgefahr! Als ich zurück an den Strand komme, ist es 21.00 Uhr. Die Sonne beginnt sich zu vergolden, um unterzugehen. An den Strandhäusern sitzen die Urlauber mit Picknickbänken und auf der Mauer, um gemeinsam zu essen.Ich hole mir etwas zu trinken aus dem Imbiss und schaue den Menschen und der untergehenden Sonne zu, bevor ich zurück zum Wohnmobil gehe.

Eine bergige Radfahrt, eine steile Treppe ins Meer, eine beschwipste Crepe, ein terminierter Regenschauer und ein sabotierter Sonnenuntergang.

Quiberville- St. Aubin- Sotteville sur Mer Veules Les Roses per Rad

Jetzt sind wir seit einer Woche unterwegs, Zeit für ein wenig Hausarbeit. Das Wetter ist nicht mehr sonnig, sondern Sonne und Wolken wechseln sich ab. Wobei die Wolken einen größeren Anteil haben. Wir trödeln entspannt herum. Das muss auch mal sein und gehört mit zum Urlaub. Aber gegen Mittag holen wir die Räder. Wir wollen den Küstenorten in Richtung St.Valerie en Caux einen Besuch abstatten. Zunächst möchte ich Michael aber ein paar tolle Aussichten von der Steilküste zeigen, die ich gestern Abend beim Walken entdeckt habe. Allerdings hatte ich überhaupt nicht in Erinnerung, dass es so steil bergauf ging. Da weigert sich sogar Michaels, in die Jahre gekommene E-Bike und er muss gleich zwei steile Straßen mit dem schweren Rad hinaufschieben. Mein Rad, nicht nur neueren Datums, sondern auch mit 21 Gängen versehen ist, hat damit keine Probleme. Aus Sympathie und ein wenig schlechtem Gewissen, weil ich meinen, ich will es mal so ausdrücken: sich in einer trainingsschwachen Phase befindenden Mann, hier hochgeschickt habe, schiebe ich mit. Wir finden hinter dem kleinen Kirchlein auf der Anhöhe den Wegweiser für den Küstenradweg, dem wir folgen. Er führt uns in kleinste Straßen mit den, für die Normandie typischen Steinhäusern, eingerahmt von blühenden Hortensien.  Leider nur kurze Zeit, dann geht der Radweg auf der D 75 weiter bis nach St. Aubin, dass noch winziger ist als Quiberville. Am Strand befindet sich in unmittelbarer Nähe des Meeres der Stellplatz für Wohnmobile. Nur wenige stehen hier. Der Stellplatz auf der Wiese in Quiberville ist allerdings viel schöner und genauso so nah am Meer. Wir schieben die Räder über die kleine Promenade. Dabei entdecken wir nicht nur den Campingplatz, der oben auf den Klippen liegt, sondern auch eine kleine Straße, die über die Felsen führt. An der Zufahrt zum Ort haben wir bereits das  Radwegsymbol entdeckt, dem wir weiter folgen wollen. Aber erst einmal geht es wieder mal bergauf. Das Meer ist unten, die Straßen oben. C‘ est la vie! So ist das nun mal hier. Der Radweg führt uns wirklich über die kleine Straße, die wir von unten gesehen haben. Rechter Hand mit Blick aufs Meer und linker Hand blicken wir auf abgemähte….?.Ich halte an, um die graubraunen Halme, die dicht an dicht in Reihen zum Trocknen liegen, näher anzuschauen. Was ist denn das? Gesehen habe ich so etwas noch nicht, aber ich denke, es könnten Binsen sein. Für was die auch immer hier gebraucht werden. Binsen gedeckte Dächer habe ich bisher noch nirgendwo in der Gegend gesehen. Auf alle Fälle werde ich bei nächster Gelegenheit mal Google fragen.Der Radweg geht nun auf der D 68 weiter bis Sotteville sur Mer. Die Kirche, das Rathaus mit Schule, ein Gasthaus und ein paar Häuser hinter uns lassend, fahren wir den schmalen Weg in Richtung Meer. Rechts und links friedlich grasende Kühe. Nichts außer Natur. Aber man kann ja wirklich bis ans Ende der Welt und an den abgelegensten Ort fahren, wenn man ankommt steht da……ein Wohnmobil. So auch hier auf dem kleinen Parkplatz zu der Sehenswürdigkeit des 0rtes.  Eine steile Treppe in einen Felsspalt gemauert, führt 210 Stufen steil hinunter zum Meer. Woher ich die Anzahl der Stufen weiß: ich bin sie hinunter und wieder hinauf gelaufen und habe mich unten über den fantastischen Blick der Wellen, die lautstark an die Felsen krachen, gefreut.  Wir fahren zurück auf die D68. Und auf ihr geht es   Berg rauf und Berg runter bis zum Ortseingang von Veules Les Roses. Dort führt die Straße nun in Serpentinen ganz steil hinunter zum Meer. Oh je. Hier müssen wir später auch wieder hochfahren. Von oben können wir die Wohnmobile auf den gegenüberliegenden Klippen stehen sehen.  Veules les Roses scheint ebenso ein kleiner Küstenort wie die vorher gesehenen. Es ist Mittagszeit und die beiden kleinen Lokale am Strand sind gut besucht. Wir wollen eine Pause machen und etwas trinken. Zu den Getränken gesellt sich bei mir noch eine Crepe Normandie. Der kleine Hunger hat zugeschlagen und wird mit in Calvados ertränken Äpfel, die in eine Crepe gewickelt sind, belohnt. Die französische Art von Apfel im Schlafrock, allerdings mit Schlummertunk.  Die Rechnung für Cola, Sprudel und die Crepe ist dann allerdings ganz schön happig für so einen kleinen Ort. 15 Euro! Na ja, die Menschen hier haben keine lange Saison und Frankreich ist in vielem einfach teurer. Beim Crepe -Essen ziehen dicke Wolken auf. Ein Blick aufs Handy. Das Regenradar kündigt in einer dreiviertel Stunde ergiebige Regenfälle an. Der Wind frischt bereits auf. Auf eine Regenfahrt haben wir so gar keine Lust und deshalb brechen wir sofort auf. Wir haben ja noch einige Kilometer vor uns und zunächst müssen wir, das heißt Michael, die Serpentinen hochschieben. Aber es geht besser und schneller als angenommen. Auf dem Rückweg bleiben wir auf der D68/ D75. Es fährt sich einfach schneller. Kaum sind wir am Wohnmobil und haben Räder und Stühle ins Trockene gebracht, da bricht auch schon ein ziemlicher Schauer über uns herein. Aber wir können im Trocknen den ganzen entspannt zuschauen. Gegen Abend hört es auf, zu regen. Die Sonne macht zaghaft auf sich aufmerksam und versucht wenigstens noch einen schönen Untergang zu präsentieren, den die Wolken allerdings sabotieren. Zustande kommt dabei ein außergewöhnlich farbenfrohes Abendbild. Das diesen schönen Tag beschließt.

 

Sonntag, 23.07.2017

Quiberville

Fischkauf mit  französischem Verständnis, Gedanken über das Leben einer Fischersfrau und ein Spaziergang mit Sammelcharakter

In der Nacht und am Morgen hat es weiterhin stark geregnet. Ein Grund sich noch mal im Bett umzudrehen, denn wir verpassen nichts. Ich muss dabei immer an die Camper in ihren kleinen Igluzelten denken. Die hatten nicht nur eine nasse, sondern auch noch eine stürmische und kalte Nacht zu überstehen. Die Temperaturen gingen bis auf 10 Grad zurück. „ Ja“, bestätigte mir ein junger Mann aus Großbritanien beim gemeinsamen Abspülen,“ Cold and  wet and terrible.“ Ich denke mit einem Blick auf seine Freundin, dass die beiden sich wohl gegenseitig gewärmt haben. Als endlich die Sonne wieder mit von der Partie ist, ist es schon später Vormittag. Die Fische! Wir wollten heute doch Fische kaufen zum Grillen. Gestern Nachmittag war der Stand bereits geschlossen. Vielleicht habe ich am Vormittag noch Glück. Ich spurte los. Und wirklich der Stand hat noch auf. Während die Fischersfrau die Kunden vor mir bedient, habe ich Zeit mir das Fischangebot zu betrachten und mir meine französischen Vokabeln fürs kaufen, köpfen und ausnehmen der Makrelen zu überlegen. Gestern Abend habe ich die Namen aller gängigen und für die Pfanne geeigneten Fische auswendig gelernt. Trotz einigen Protestes meiner grauen Gehirnzellen. So kann ich, die Null Ahnung von Fischen hat, in Maqeueraux,  die Makrelen wenigstens  identifizieren. Der Kunde vor mir fragt nach, wie man die Makrelen denn zubereitet. Die Fischersfrau sagt, dass man sie grillen oder in Butter braten kann. Ey! Das war in Französisch und ich habe alles verstanden. Gute Arbeit, ihr Grauen.Hätte nicht gedacht, dass ihr noch so fleißig nach verschütteten Vokabeln sucht.  Der nächste Kunde möchte seine Makrelen Grill fertig haben. Das will ich auch und merke mir den dazugehörigen Satz. Als ich an der Reihe bin sind höchstens noch 10 Makrelen da. Vier davon trage ich kurze Zeit später nach Hause, fertig präpariert. Als ich so am Fischstand der Fischersfrau zu sehe, wie sie die Fische ausnimmt und an einem Sonntagvormittag verkauft, so wie die Frauen der Familie es wahrscheinlich schon seit Generationen getan haben, geht mir so Einiges durch den Sinn. Das Gesicht der Frau ist von Arbeit und Witterung früh gealtert. Die Arbeit macht sie mit einer Routine, die nur durch tagtägliche Wiederholung entstehen kann. Sie putzt sich nach jedem Fisch die schmierigen Finger an einem alten Handtuch ab, bevor sie das Geld in Empfang nimmt. Ist sie glücklich mit ihrem Leben? Oder nimmt sie ihr Schicksal ohne großartig darüber nachzudenken an? Ich bin froh und in diesem Moment auch dankbar, dass ich in einem anderen Land und in einen anderen Kulturkreis hineingeboren wurde. Fische verkaufen und ausnehmen an einem Sonntagmorgen gehört nicht unbedingt zu den Dingen, die mir im Alltag noch fehlen würden. Am Nachmittag, als wir einen Spaziergang am Strand hinauf nach St.Magaritte machen und anschließend an der Steilküste bei Ebbe nach kleinen Steinen suchen, muss ich wieder an sie denken. Ob sie jetzt endlich auch Wochenende hat?Am Abend werden die Fische auf den Grill geleg.t Nach bewährter Art in Alufolie gewickelt. Sie schmecken herrlich.

 

 

 

Montag, 24. 07,2017

Quiberville – Etretat

Eine Fahrt auf dem Radweg, zwei Klippenwanderungen und eine Rückkehr mit gekühltem Cidre

6. Etappe von Quiberville nach Etretat

In der Nacht hat es wieder ordentlich geregnet und gestürmt. Michael hat in weiser Voraussicht am Abend vorher, alles was wir in drei Tagen ausgeräumt haben, wieder in die Tiefen des Wohnmobils verstaut. So sind wir am Morgen schnell nach dem Frühstück startklar. Es regnet zwar nicht, aber die Wolken hängen tief, als wir Quiberville verlassen. Wir fahren noch einmal den Weg, den wir zwei Tage vorher mit dem Rad gefahren sind.  In Valery en Caux schickt uns Mathilde, sehr zu unserer Verwunderung, in eine kleine Straße. Es folgen noch viele kleine und kleinste Straßen. Ob sie unser Gespräch über Sightseeing an der Küste missverstanden hat? Sie führt uns doch wirklich immer den Küstenradweg entlang.  Kleine Orte mit ihren von Hortensien bewachsenen Häusern aus Stein oder Fachwerk liegen am Weg. Überall sehe ich wieder Felder mit den zum Trocknen gelegten Binsen. Zwischendurch kann man von der Straße noble Herrenhäuser und Chataux  mit ihren gekiesten Auffahrten sehen. Während ich begeistert von der Gegend bin, muss Michael mit den engen Straßen kämpfen, die durch entgegenkommende LKWs schon kurz nach dem Start sein fahrerisches Können, herausfordern. Eine Umleitung, die uns durch die Felder schickt, setzt dieser Fahrt noch ein Krönchen auf. Gott sei Dank erreichen wir wenig später die D925, und damit wieder eine breite, ausgebaute Straße, auf der wir durch Fecamp fahren- und zwar mittendurch. Hier herrscht das geschäftige Treiben einer Touristenstadt am Vormittag, Am Hafen können wir rechts und links die Stellplätze für Wohnmobile sehen. Es sind noch Plätze frei. Aber unser Ziel ist Etretat, das wir auch kurze Zeit später erreichen. Vor über 25 Jahren auf unserer ersten Wohnmobilfahrt haben wir schon einmal Etretat besucht und die weißen Felsen im blauen Meer sind mir gut in Erinnerung. Am Stellplatz in Etretat, der direkt vor dem Camping Municipal liegt, sind noch viele Plätze frei. Es ist 11.30 Uhr. Eine gute Zeit für eine Stellplatzsuche in der Saison. Wir bekommen sogar noch einen der schönen Endplätze ohne einen direkten Nachbarn, dafür mit relativ viel Fläche vor der Tür. Eine kleine Atempause für Michael, bevor es in den Ort geht und zwar erst einmal ins Tourist-Büro, um einen Stadtplan zu besorgen und das kostenlose Internet zu nutzen. Das Touristbüro befindet sich im Rathaus, einem mit vielen Blumen geschmückten Steinhaus. Mit nur wenigen Schritten sind wir von dort aus am Strand. Es ist Flut und durch den heftigen Wind, der heute herrscht, werden die Wellen hoch aufgetürmt und an den Kiesstrand geschleudert. In kürzester Zeit ist die Brille mit einem feinen Salzfilm überzogen. Von der Promenade können wir rechts und links oben auf den Klippen die Touristen sehen. Es gibt jeweils einen Wanderweg entlang der Falaises (Klippen) „Welche Seite nehmen wir?“ frage ich Michael. Der sieht mich zunächst etwas ungläubig an. „Du willst doch nicht da hoch?“ bekomme ich als Antwort. Doch dann überlegt er sich die Sache noch einmal und wir klettern die ersten Stufen der Treppe zur Aussichtsplattform an der kleinen Kapelle hinauf. Starker Wind, der mit zunehmender Höhe immer stärker wird, schiebt uns voran. Immer wieder halten wir an, um nach unten zu blicken. Oben angekommen, stellte Michael fest, dass man auch mit dem Auto herauffahren kann.  Nach dem Abstieg machen wir uns auf den doch etwas längeren Weg zurück zum Stellplatz und zum Wohnmobil. Der Platz ist voll. Das Schild „complete“ hängt vor der Schranke, sowohl vor dem Stellplatz als auch vor dem Campingplatz. Viele Wohnmobile fahren weiter oder stellen sich für die Nacht einfach an den Straßenrand. Wir machen erst einmal ein wenig Mittagsruhe. Doch danach reizt mich auch noch die andere Seite der Klippen zu erkunden. Mit meinen Walkingstöcken laufe ich los und bin wenig später bereits auf dem ersten Aussichtspunkt, dem noch drei weitere folgen. Inzwischen ist Ebbe und einige Menschen erkunden die Felsen unterhalb. Von oben sehen sie wie kleine Ameisen aus. Auch auf den Felsen ist reger Touristenverkehr. Trotzdem macht es Spaß von einem Ausguck zum nächsten zu wandern und es trotz des rauhen Wetters eine sehr schöne Tour. Auf dem Rückweg besorge ich noch Brot. Bei einem Spezialitätenladen fällt mir der Cidre ins Auge. Ich beschließe eine Flasche für den Abend mitzunehmen. Beim Bezahlen blickt der Verkäufer auf mein Brot und fragt, ob ich den Cidre nicht lieber gekühlt haben möchte. Möchte ich. Das Brot, der Cidre und noch so ein paar Leckereien aus dem Kühlschrank schmecken nach der Tour einfach köstlich.

 

 

7. Etappe von Etretat nach Honfleur

7. Etappe von Etretat nach Honfleur

Dienstag, 25.7.2017

Ein Brückenerlebnis, eine schöne und turbulente Stadt und ein viel befahrener Stellplatz

Es war eine ruhige Nacht trotz des starken Windes. Heute Morgen ist der Himmel wieder blankgeputzt und man kann die Sonne sehen. Gleich nach dem Frühstück fahren wir durch die normannische Landschaft. Immer wieder faszinieren mich die riesigen, blühenden Hortensienhecken. Außer einem uns vorausfahrenden Wohnmobil ist kaum Verkehr. Die Ausschilderung zu einem Supermarkt taucht auf. Da könnten wir unsere Vorräte auffüllen, wenn wir nicht an der Einfahrt vorbeigefahren wären. Aber nicht nur wir haben die Einfahrt verpasst. So müssen gleich zwei Mobile auf der engen Straße drehen. Der Einkauf ist schnell erledigt und Mathilde führt uns auf Le Havre zu. Da ist sie ja wirklich unschlagbar, wie sie uns durch das Labyrinth der unter- und übereinander führenden Straßen hindurch lotst. Die Seine taucht auf und begleitet uns ein Stück. Dann taucht wie aus dem Nichts eine große Brücke auf. Steil geht es hinauf und im Hintergrund sehen wir schon die nächste, noch größere Brücke.  Diese Brücke, die Pont de Normandie, die Le Harvre mit Honfleur verbindet, ist mit 856 m die größte Hängebrücke Europas. Und dieses Brückenerlebnis ist nicht umsonst zu haben. 6,40Euro müssen wir an der Mautstation vor der Brücke fürs Hinüberfahren bezahlen. Aber es ist schon ein Erlebnis bei dem strahlenden Wetter.. Wenig später fahren wir über die Brücke zum Stellplatz in Honfleur. Der Platz ist riesig. Über 200 Fahrzeuge können hier stehen. Es ist noch viel Platz als wir gegen 12.00 Uhr ankommen und wir finden einen schönen Platz mit Blick auf einen kleinen Hafen. Sogar Stromanschlüsse sind noch zu haben. 11 Euro inklusive Strom kostet es für 24 Stunden. Nach einer Verschnaufpause für den Fahrer geht es auf zum Stadtbummel. Schließlich sind wir nicht umsonst hier. Wie schön, dass der Himmel wolkenlos ist und die Sonne schein. So sieht alles noch mal so hübsch aus. Nicht weit vom Stellplatz steht ein Riesenrad. Eine Fahrt darin würde mich schon reizen. Aber allein macht es keinen Spaß. Michael habe ich nur ein einziges Mal zu einer Riesenradfahrt überreden können. Das war in Wien und ist fast 50 Jahre her. Muss ja auch nicht sein und so beschauen wir ins lieber das bunte Treiben rund um das Hafenbecken. Es ist Mittagszeit und die vielen kleinen Lokale im Hafen sind reichlich gefüllt. Töpfe mit Muschel stehen überall auf den Tischen, flankiert von Platten mit Pommes Frites, Rosewein oder Bier. Es macht Spaß den Menschen dabei zu zusehen, mit welcher Gelassenheit sie das Muschelfleisch mit Hilfe der Schalen aus den Muscheln pflücken, während sich die Finger zwischendurch immer wieder eine Pommes Frites greifen. Es ist schon sehr voll am Hafen. Gedränge ist nicht unbedingt etwas, was wir lieben und so finden wir uns ein wenig später in einer der ruhigen Seitengassen wieder, wo viele Künstler ihr Atelier haben. Nun schweift der Blick zwischen den alten, verwunschen wirkenden Häusern und den ausgestellten Bildern, Grafiken, dem Schmuck und anderen Kunsthandwerk hin und her.   Die Altstadt ist nicht sonderlich groß und schon bald sind wir aus den engen Gassen heraus und an der Seine. Wir schlendern langsam wieder durch die Stadt zurück zum Wohnmobil.  Am späten Nachmittag laufe ich noch einmal an der Promenade entlang in Richtung Seine. Aber vorher muss ich, wie ganz viele andere Touristen auch warten, den die Zugbrücke ist hochgezogen, um einige Segler in den Hafen zu lassen. Beim ersten Bummel war mir gar nicht aufgefallen, dass es diese Brücke gibt. An der Schleuse wird gerade ein Schiff geschleust und ich schaue interessiert zu. Welch ein Höhenunterschied zwischen Hafeneinfahrt und Seine. Endlich erreiche ich die Seine und kann auf das gegenüberliegende Le Harvre sowie auf die Pont Normadie blicken. Bis zum Strand reicht die Promenade. Der Strand ist um diese Zeit ziemlich leer. Ich gehe durch den botanischen Garten zurück in Richtung Wohnmobil. Nach so viel Blau ist Grün eine willkommene Abwechslung.  Ein Ausflugsboot kommt von seiner Tour zurück.  Es ist voller Touristen. Dicht gedrängt stehen alle an Deck. Es ist Hochsaison, man sieht es, hört es und merkt es. Vor dem Riesenrad bleibe ich stehen. Es ist immer noch in Betrieb. Ein anderes Mal vielleicht. Der Stellplatz ist inzwischen so voll, dass kaum noch was geht. Einige Wohnmobile haben sich einfach in die Mitte gestellt. Es ist ein lauter und unruhiger Platz. Bis in den späten Abend dieseln suchende Mobile umher und beim ersten Morgengrauen brummen die Ersten schon wieder los. Wir haben unsere Ecke und können am Abend schön draußen essen und ein wenig aufs Wasser und auf das beleuchtete Riesenrad sehen. Aber länger als einen Tag wäre der Platz nichts für uns. Jedenfalls nicht in der Hauptsaison. Morgen geht es weiter.

 

28.11.2017 St. Malo – Dinard 

Ein Gezeitenkraftwerk inkognito, ein schöner Platz mit Meerblick und ein abenteuerlicher Wanderweg über die Felsen

von St. Malo nach Dinand

11. Etappe: Von St. Malo nach Dinand

Michael hat sich einen Platz in Dinard ausgesucht, einem Badeort in einer der nächsten Buchten.  Das ist nicht weit zu fahren. Luftlinie sogar nur wenige Kilometer. Aber wir können ja nicht über das Wasser fahren und so müssen wir in einem großen Bogen um die Bucht herumfahren. Da summieren sich die Kilometer gleich auf ein Vielfaches. Zunächst aber müssen wir St. MALO erst einmal wieder verlassen und das geht nicht so, wie Mathilde es sich gedacht hat, da die Straße wegen des Marktes gesperrt ist. Also wieder das volle Programm durch die Stadt. Wenig später kommen wir vor einem großen Damm zum Stehen, den wir überqueren müssen. Bauarbeiten und einspurige Verkehrsführung verursachen einen Stau. Dann geht auch noch die Zugbrücke hoch, um ein paar Segelboote in dem Hafen zu lassen. Zeit für mich die Umgebung näher in Augenschein zu nehmen. Das Wasser fließt unendlich schnell und richtig furchteinflößend über das Wehr. Wehe dem Boot, das in die Nähe des Soges kommt. Die Fahrrinne ist deshalb auch über eine sehr lange Strecke markiert.Wenn die Brücke über der Schleuse geöffnet wird, ruht der Straßenverkehr auf dem mächtigen Damm. Der Damm stellt sich wenig später als interessantes Gezeitenkraftwerk heraus. Auf dem Parkplatz hinter dem Damm haben es sich zwei Wohnmobile gemütlich gemacht. Das heißt bei den Franzosen nicht, dass sie dort auch übernachten. Sie haben ein ganz anderes Fahrverhalten als wir. Und das kommt uns im Moment in der Saison zugute. Während wir uns einen Stellplatz suchen und von dort aus die nähere Umgebung zu Fuß oder mit dem Rad erkunden, machen die französischen Wohnmobilisten alles mit dem Womo : Sightseeing, an den Strand fahren und  baden, halten, um zu wandern oder einzukaufen oder Essen zu gehen. Erst gegen Abend fahren sie den nächstgelegenen Stellplatz an. Da ist es egal, wie sie stehen. Hauptsache es gibt die Möglichkeit zum Ver-und Entsorgen, damit sie am nächsten Tag wieder starten können. Wir auf alle Fälle sichern uns erst einmal einen Platz und der soll heute in Dinard sein. Ein Mobilheim-Camping bietet dort eine kleine Anzahl Touristenplätze. Als wir ankommen, bekommt gerade ein deutsches Wohnmobil vor uns Einweisung zum Platz. Auf unsere Frage nach einem tollen Platz möglichst fürs Wochenende, bekommen wir zwei zur Auswahl. Den schöneren direkt am Strand können wir allerdings nur bis zum Sonntag haben. Egal. Direkt am Meer zu stehen und den Wellen zu zusehen, hatten wir noch nicht. Ist doch klar, dass wir den Platz nehmen und unser Wohnmobil in die Lücke zwischen  einem Wohnwagen und dem vor uns angekommenen deutschen Mobil bugsieren. Unsicher sind wir nur mit der Ausrichtung. Mit der Öffnung und dem Blick zum Meer haben wir auch den Wind zu Gast. Andersherum aber ist blöd. Man sitzt im Windschatten des Mobile und guckt auf den Campingplatz.  Wir nehmen die Sicht mit Wind. Genau wie unser deutscher Nachbar, der auch auf engstem Raum einmal gedreht hat. Und dann sitzen wir endlich und schauen aufs Meer. Ein Blick, den ich gestern vermisst habe. Michael versucht im weiteren Verlauf des Tages, dem Wind die Stirn zu bieten sein Wohnnmobil und ihn mittels Markise und Seitenteil außen vor zu lassen. Aber in den nächsten Stunden muss er einsehen, das Naturgewalten sich nicht von Sturmstangen, Seilen, Heringen und Bändern abhalten lassen. Und so packt er alles wieder weg. Wie sitzen im Wind und genießen die Sonne. Was will man mehr am Meer. Von unserem Platz können wir wunderbar dem Spiel der Gezeiten zusehen. Wie das Wasser kommt und der Strand immer kleiner wird und bei Ebbe erlaubt in die kleinen Buchten zwischen den Felsen zu Fuß zu wandern. Apropos wandern: Direkt vor unserem Stellplatz laufen Wanderer mit Rucksäcken vorbei. Und so lasse ich mich von dem Schild, auf dem sinngemäß steht, dass das Betreten des Weges auf eigene Gefahr erfolgt und das große Wellen, nicht nur den Weg rutschig machen, sondern auch schon mal den Wanderer mit ins Meer nehmen können. Bei Ebbe, denke ich, wird das wohl eher nicht der Fall sein. Fast eine Stunde bin ich auf dem Weg um die Steilküste unterwegs, bevor ich kurz vor der Stadt abbreche und ganz begeistert zurückgehe. Morgen muss ich den Weg unbedingt einmal bei Flut gehen, wenn dort, wo jetzt einsame kleine Buchten sind, zu denen Steintreppen hinunterführen, das Meer an die Felsen schlägt und die Höhlen in den Klippen, die bei Ebbe für kurze Zeit zugänglich sind, mit Wasser füllt.   Später erkunde ich mit dem Rad noch die nähere Umgebung und kaufe ein. Eigentlich will ich noch zur Touristinfo, die in der Altstadt liegt. Doch mit meinen vollen Einkaufstaschen bin ich froh, wieder an unserem rollenden Heim zu sein. Was haben wir doch für ein Glück gehabt, diesen Platz zu bekommen. Es ist einer der schönsten des Campingplatzes. Gegessen wird draußen und auch das Spülen danach, verlege ich kurzerhand nach draußen und beobachte dabei das Meer und die wenigen verbliebenen Strandbesucher. Wie zum Beispiel den Typen, der mit feinem Metalldetektor den Strand nach Geld oder was auch immer absucht. Oder die Wanderer, die vom Felsenweg kommen. Ich kann Michael überreden noch ein kleines Stück bis zum nächsten Ausguck auf den Weg mitzugehen. Aber als er die steile Treppe in den Felsen nach oben geklettert ist, bin ich mir nicht mehr sicher, ob er am nächsten Tag mit mir hier entlang wandern wird. Er hat es nicht so mit tiefen Abgründen und schwindenden Höhen.

29.07.2017

Dinard 2.Tag

Wir haben lange geschlafen und es ist sehr warm im Wohnmobil als wir aufwachen. Es ist Samstag und wir sind bereits seit zwei Wochen unterwegs. Zeit die Betten frisch zu beziehen und etwas intensivere Hausarbeit zu betreiben. Danach geht es in die Wellen zum Schwimmen. Doch! Ja! Der Atlantik kann sich durchaus mit der Kühle schwedischer Seen messen. Schätze mal auf eine Wassertemperatur von höchstens 18.Grad. Der Vorteil ist, dass man relativ schnell erfrischt ist. Aber das Wellenbaden hat schon etwas. Allerdings die Haut mit dem Salzwasser darauf, fühlt sich danach klebrig an und benötigt eine sofortige Dusche. Danach packe ich den Rucksack mit Brot, Wurst, Käse, Wasser und Obst. Wir wollen unterwegs auf dem Küstenwanderweg Gr34, den dazu gehört dieser Felsenweg, ein Picknick machen. Michael hat sich entschlossen mitzukommen. Und so wandern wir gemeinsam dieses unbeschreiblich schöne Stück des Wanderweges. Dieses Mal bei Flut und Sonnenschein. Hinter jeder Biegung, hinter jedem Felsvorsprung erwartet uns eine neue Überraschung. Inzwischen sind wir schon 1  1/2  Stunden unterwegs und haben dabei auch einige Höhenmeter zu meistern. Der Weg setzt sich immer weiter fort und wir würden irgendwann am Damm ankommen. (Irgendwie muss man ja über das Wasser kommen).  Dann setzt er sich auf der anderen Seite bis St.Malo fort. Das Fort und den Campingplatz können wir bereits sehen.  Irgendwann sagt Michael, dass er nur noch bis zur nächsten Klippe gehen möchte.  Schließlich müssen wir den Weg wieder zurück laufen. Auf dem Rückweg finden wir eine Bank mit tollem Blick und genießen unseren mitgenommen Proviant. Einfach nur schön. Beim Wohnmobil angekommen, stellen wir fest, dass wir eine über 10 km Wanderung hinter uns haben. Zeit zum Ausruhen. Da wir am nächsten Morgen weiter fahren wollen, möchte ich mir Dinard wenigstens einmal gesehen haben und fahre deshalb mit dem Rad in den 3 km entfernten touristischen Hotspot. Selbst mit dem Rad ist es nicht ganz so einfach durch das Gewühl von Einbahnstraßen zu finden.Als ich trotzdem einmal falsch in die Einbahnstr. fahre, Lande ich fast auf der yküjlerhaube eines zügig entgegenkommenden Autos. Es ist viel Betrieb in den engen Gassen und so schliesse ich Nein Rad am nächsten Schild an und kaufe zu Fuss weitet und schaue hier gucke dort und man kommt doch sicher auch darum ä.Schlueßlich weiss ich nicht mehr genau wo ich bin undvdiecStrsße in der ich mein Rad abgestellt habe habe ich mit auch nicht gemerkt. Aber ich weiss das auf der linken Seite etwas vom Meer zu sehen war. Also orientiere ich mich zum Meer.

01020603

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