Unsere Standorte: SchweinfurtFüssen Meran– Iseosee – Lazise/GardaseeGünzburg/Donau

Im letzten Herbst, als wir in Kälte und Regen an der Ostsee verweilten, fiel der Entschluss, zur nächsten Herbsttour in den Süden zu starten. So werden wir vom 12.10.- 28.10.2018, Oberitalien mit Womo und der „Roten Paula“, unserem Roller erkunden. Die 14 Tage waren unheimlich abwechslungsreich. Was haben wir alles gesehen und unternommen…..von den hohen Bergen in Südtirol bis zu den italienischen Seen. Wir haben uns treiben lassen. Haben die Landschaft mit ihren Besonderheiten quasi selbst entdeckt. Sind nicht irgendwelchen Reiseführern oder Reiserouten gefolgt, die uns letztendlich nur gestresst hätten. Sicher haben wir etwas verpasst, manches nicht gesehen. Aber wir haben uns bei all den Aktivitäten gut erholt. Allerdings würden wir diese Reise niemals im Sommer machen wollen

Unser Gespann

Auf der Autobahn Richtung Schweinfurt

 12. Oktober 2018 in Deutschland ⋅ ⛅ 23 °C

Geschafft . Die letzten beiden Stunden Unterricht hinter mich gebracht und der Schule, die mich in den letzten Wochen wirklich geschafft hat, den Rücken gekehrt: Kopf leeren und den sich ständig kreisenden Inhalt erst einmal auf Eis legen. Zu Hause steht das Wohnmobil schon in den Startlöchern. Gepackt wartet es nur darauf, dass ich endlich einsteige. Michael hat schon alle Vorbereitungen getroffen. Er hat nicht nur den Inhalt des Kühlschranks in das rollende Exemplar seiner Gattung verstaut und das Haus urlaubsmäßig hinterlassen, sondern auch die „Rote Paula“ , unsere Vespa, in ihr rollendes Zuhause verladen. Das teilt die sich nun mit den zwei E- Bikes. Und so starten wir gegen 11.00 Uhr sozusagen zur Jungfernfahrt mit dem Hänger. Mathilde, unser Navi ist bereits geroutet und hat auf die Information über die veränderte Länge des Wohnmobils auf 10 m, gleich mit einer anderen Anfahrt zur Autobahn reagiert.
Zu Ferienbeginn ist bereits um diese Zeit viel los auf der Autobahn, und der erste Stau lässt nicht lange auf sich warten. Unser Etappenziel für heute ist Schweinfurt. Dort wollen wir auf den Stellplatz am Saumain. Wir hoffen, dass, wenn wir gegen 15.00 Uhr dort eintreffen, noch Platz für uns ist.

Die Fahrt selbst auf der Autobahn ist bei diesem Wetter einfach nur schön. Die Landschaft hat ein Kleid im Indian Summer Look angelegt und leuchtet im Sonnenschein unter dem blauen Himmel in allen erdenklichen Rot- und Gelbtönen. Dazu eine unendliche Sicht. Noch nie habe ich auf der Strecke soweit schauen können.
Mathilde, unser Navi hat heute irgendwie einen Clown verschluckt. Kurz vor Kassel schickt sie uns über die A49. Wir nehmen den Vorschlag dankbar an, denn wir stehen im Stau. Kaum sind wir abgefahren, will sie, dass wir Richtung Kassel Zentrum fahren. Aber ohne uns. Wir fahren doch nicht am Freitag Nachmittag durchs Zentrum.Wir bleiben stur auf der A49 Richtung Marburg und orientieren uns zur Abwechslung mal wieder an Straßenschildern. Erst kurz vor der Auffahrt zur A7 in Guxhagen gibt Mathilde auf, uns zum Umkehren zu bewegen.

Schweinfurt am Saumain

 12. Oktober 2018 in Deutschland ⋅ 🌧 13 °C

Unseer Standort: Stellplatz am Saumain

Stellplatz am Saumain

Es ist 15.30 Uhr als wir auf den Stellplatz am Saumain rollen. Eine gute Zeit, denn es ist noch vieles frei. Etwas aufgeregt sind wir schon. Das erste Mal auf einen parzellierten Stellplatz mit dem Hänger zu fahren. Aber dadurch, dass noch so wenig los ist, können wir ganz entspannt den Hänger abkoppeln, damit er von der Fahrbahn kommt und hinter unser Wohnmobil schieben. Perfekt. Unser kleines Solarkraftwerk liefert über die 2 x 120 Watt Solarpannel auf dem Dach des Hängers und dem Sinuswechselrichter mit 2000 Watt Dauerleistung stets den eigenen Strom und speist per Schalterdruck auch die Batterien der E- Bikes. Bisher hat alles super geklappt. Das Wetter ist fantastisch. So heiss, dass wir beim Rangieren ins Schwitzen kommen und die Stühle schnell zum Kaffeetrinken hinter das Mobil in den Schatten stellen.

Aber dann muss das herrliche Herbstwetter vor Ort ausgenutzt werden. Ein Spaziergang entlang der Kleingartenanlage, in der die Pächter eifrig Laub fegen, Äpfel ernten und den Garten Herbstfertig machen und durch eine Parkanlage, in der die Wasserflächen immer noch schlammige Massen sind, weil das Wasser fehlt. Es sieht aus, als hätten sich dort gerade eine Horde Schweine gesuhlt. Über eine Brücke geht’s über den Main und man kann die gegenüberliegende Altstadt in der goldenen Abendsonne liegen und sich im glatten Wasser des Mains spiegeln sehen.

Herbstarkt in der Altstadt

In der Altstadt ist Herbstmarkt. Wie schön. Unterhalb des historischen Rathauses haben Händler und Gastronomen Buden mit Obst, Gemüse und Spezialitäten aus der Region aufgebaut. In der Mitte stehen Bierzeltgarnituren, besetzt mit Menschen, die Wein, Federweißer und das regionale Bier genießen. Die goldene Abendsonne taucht nicht nur die pittoresken Häuser und die Kirche in goldenes Licht, sondern lässt Bäume und den kletternden roten Wein wundersam erleuchten. Ein farbenfroher Spaziergang, der seinen Abschluss bei einem Federweißer auf dem Markt findet, inmitten der Einheimischen. Ein älterer Herr (wahrscheinlich ist der jünger als ich 😉 der Frau und Tochter für eine Shoppingtour hier auf dem Markt abgesetzt hat, freut sich über ein wenig Smalltalk. Und während mich der Federweißer immer lustiger macht, (irgendwie hat der viel mehr Umdrehungen als der aus dem Supermarkt) erzählt mir der Mann von seiner Heimat: Ein Weingebiet schon immer gewesen. Während früher meist Weißwein angebaut wurde, werden heute auch leckere Rotweine gekeltert. Aber auch für die Braukunst ist diese Gegend bekannt. Als ich vorsichtig nachfrage, ob ich mich hier in Franken oder Bayern befinde, bekomme ich zur Antwort: “ Die Franken sind die besseren Bayern „.

Leicht beschwingt mit zwei Schweinfurter Rostbratwürsten im Brötchen für Michael, verlasse ich die nette Kulisse vorm Rathaus und mache mich auf den Rückweg. Das war doch schon einmal nett. Den Sonnenuntergang erleben wir ein wenig später, Bratwurst essend vorm Wohnmobil. Ein schöner Einstieg in eine farbenfrohe Zeit.

Füssen

 13. Oktober 2018 in Deutschland ⋅ ☀️ 16 °C

Unser Standort: Wohnmobilplatz Füssen Camper’s Stop

Den Vorsatz pünktlich am nächsten Morgen weiterzufahren, um noch einen halben Tag Zeit für Füssen zu haben, haben wir eingehalten. Zwar haben wir uns keinen Wecker gestellt und die Ersten sind wir auch nicht, als wir um 9.15 Uhr auf die A7 Richtung Würzburg fahren, aber wie so oft, ist die erste Nacht unterwegs ungewohnt und wir sind beide zeitig wach .
Auf der A7 ist moderater Verkehr. Die LKWs fehlen. Das macht das Fahren gleich etwas entspannter. Genau wie gestern bin ich fasziniert von der Landschaft und dem Fernblick. Es glüht und leuchtet neben der Autobahn in allen Herbstfarben. Der Herbst ist schon eine tolle Jahreszeit, wenn das Wetter mitspielt. Nicht so hell, spritzig und voller Erwartung wie der Frühling sondern mehr satt, zufrieden und sich seiner Schönheit und seines Eindrucks bewusst, die er selbstbewusst präsentiert. Die Natur zeigt in ihrem Jahreskreis alles, was auch wir in unserem Lebenslauf erleben. Schließlich sind wir auch ein Stück der Natur.


In den nächsten zwei Stunden wird die Autobahn voller. Aber alles läuft relativ staufrei ab. An der Tankstelle Illertal müssen wir unseren Dieseltank voll machen. Die spinnen, die Bazies. 1,50 EURO für einen Liter Diesel. Zu unserer Überraschung stellen wir fest, dass wir durch den Hänger nicht mehr Diesel verbrauchen. Nur 11, 6 l auf 100 km. Das ist genauso viel, wenn nicht sogar ein klein wenig weniger, als der Verbrauch ohne Hänger. Das liegt am langsameren Fahren. Wir dürfen nur maximal 100 km/h. Gut, dafür sind wir etwas langsamer. Wir können ca 30 Minuten auf die vom Navi ausgerechnet Zeit draufschlagen. Aber das macht nichts. Wir haben ja Urlaub.


Noch 60 km bis Füssen. Wir sind bereits im Allgäu. Urplötzlich erheben sich die Alpen aus dem Dunst. Noch sieht man nur ihre Schatten. Die Spitzen der einzelnen Berge, wie sie hintereinander gezackt am Horizont aufragen. Majestätisch und geheimnisvoll. Morgen werden wir sie erleben, wenn es über den Reschen- und Fernpass nach Meran geht.
Es ist nach 13.00 Uhr als wir Füssen erreichen. Das Allgäu gefällt mir gut. Die sanft geschwungenen Hügel mit den grünen Wiesen und dem Bergpanorama im Hintergrund haben nichts Beklemmendes, Einengendes wie ich es schon in den Bergen erlebt habe.

Der Stellplatz ist schon ziemlich voll. Wir haben Wochenende. Gut, dass wir so früh da sind. Die Plätze sind relativ eng. Deshalb muss zunächst einmal der Anhänger abgekoppelt und hineinschoben werden. Ein aufmerksamer Wohnmobilist hilft mit schieben. Es gibt sie doch noch, die Hilfsbereiten, die nicht wie die meisten vorm Wohnmobil sitzen und interessiert zu schauen, wenn jemand ein Problem hat, anstatt zu helfen.
Dann stehen wir. Der Hänger neben uns und er beschert uns eine kleine, vor neugierigen Blicken geschützte Sitzecke zum Kaffeetrinken.
Dann reizt uns der Ort. Das traumhafte Wetter, die Berge, die Optik, da muss man einfach loslaufen. Ich schon, man nicht. Der genießt die Sonne lieber vorm Wohnmobil, anstatt ihr hinterher zu laufen.


Für den Weg in die Altstadt brauche ich eine Viertelstunde. Die Stadt ist ziemlich voll. Alle wollen den schönen Herbstag in der herrlichen Kulisse draußen genießen. Ich lasse mich durch die Straßen treiben, fasziniert von den bunten Häusern, den kleinen Läden und den vielen kleinen Cafes und Restaurants. Etwas Abseits des allgemeinen Trubels steht ein Geigenspieler an einem Brunnen und spielt “ Halleluja“ Wunderschön klingt die Musik über den von der Spätnachmittagsonne beleuchteten Platz. Zum Gänspelle kriegen. Und so etwas wie Dankbarkeit, einen so wunderschönen Tag erleben zu können, schwingt mit. Aus der Stadt geht es zum Hohen Schloss. Im Schlosshof gönne ich mir eine kleine Pause und betrachtet, von einer Bank aus die Illusionsmalereien im Innenhof, bevor ich die pompös ausgestattete Kirche St.Mang besuche.


Bei einem Glas Spritzzero beobachte ich wenig später in einem Cafe am Rathaus die Menschen. Radler, Wanderer, Spaziergänger, sie alle stellen sich am späten Nachmittag in der Stadt ein, um auch noch die letzten Strahlen der Sonne bei einem Getränk zu genießen, bevor sie ganz verschwunden ist. Den Gassen der Stadt hat sie inzwischen bereits Adieu gesagt. Es wird empfindlich frisch, nur im T-Shirt, auf meinem Beobachtungsposten, und ich bezahle, um zu gehen. Vorher noch schnell zur Toilette. Die ist ziemlich eng und klein. So klein, dass ich das „Stille Örtchen“ wenig später nicht verlassen kann, weil im Vorraum der Toilette das lindgrüne Hauszelt vom Nachbartisch wartet und die Tür so blockiert, dass ich nicht herauskomme. Sachen gibt es, die gibt es nicht, die muss man wahrhaft erst erleben. Auf alle Fälle bin ich eine halbe Stunde später trotzdem wieder beim Wohnmobil und kann dort gemeinsam mit Michael noch ein wenig in der Sonne sitzen. Der Platz ist seit Stunden voll, und immer noch kreisen Wohnmobile suchend umher. Wieder einmal alles richtig gemacht, bestätigen wir uns gegenseitig, als wir den Tag später in der Gastwirtschaft ausklingen lassen. Samstag ist Haxentag und Haxen sind etwas, zu denen Michael nicht „Nein“ sagen kann. Jedenfalls solange sie nicht zu heben und zu bewegen sind, sondern gebraten auf dem Teller liegen.

Meran

 14. Oktober 2018 in Italien ⋅ 🌧 13 °C

Unser Standort: Camping  Hermitage

Ein neuer Abschnitt unserer Tour liegt vor uns. Wir sind neugierig und auch ein wenig aufgeregt, als wir gegen 9.00 Uhr bei tollem Herbstwetter Füssen verlassen. Der Ort hat uns sehr gut gefallen und wir spielen mit dem Gedanken auf der Rückfahrt mit etwas mehr Zeit, als nur ein paar Stunden am Nachmittag, Halt zu machen. Denn die Schlösser Hohenschwanstein und Schwangau wollen auch noch besichtigt werden. Aber nicht an einem Wochenende, denke ich, und sehe die Reisegruppe Japaner oder waren es Chinesen? Ich kann die nie auseinanderhalten, noch vor mir, wie sie gestern durch die Innenstadt gewandert sind. In den tollsten Wanderklamotten, mit Rucksack bestückt und Tablet bewaffnet, um alles festzuhalten, was vor die Linse kommt. Nein, kein Wochenende zur Besichtigung.


Aber jetzt geht’s nach Meran. Nicht über den Brenner, den Navi Mathilde zum X-ten Mal vorschlägt, sondern ganz wie die alten Römer auf der Via Claudia Augusta, also via Fern -und Reschenpass. Und dann beginnt einer der schönsten Fahrten, die ich mit dem Wohnmobil gemacht habe. Ich muss ja auch nicht fahren und kann die Bilder, die an uns vorbeiziehen, total genießen und bewundern. Während ich ein um das andere Mal ausrufe: „Ist das nicht super! “ Und: “ Guck mal die Farben!“ , meint Michael nur, dass er heute Abend wohl eine Sehnenscheidenentzündung in der Hand hat, vom vielen Schalten. Es ist nicht viel Verkehr und wir fahren ganz entschleunigt von Deutschland nach Österreich. Gut, dass wir unsere Gobox aktiviert haben, denn auf der A 12, die wir ein kleines Stück fahren, piepst es mehrmals. Es geht durch einige Tunnel durch den Berg.
Dann klebt die Straße wieder am Berg. Unten im Tal sieht man kleine Orte liegen. Ich muss schlucken, um den Druck auszugleichen. Wir sind schon über 1000 m hoch. Die Straßen sind gut ausgebaut und die herbstliche, sonnenbeschiene Berglandschaft ändert ständig ihr Aussehen. Ein eisblauer Gebirgsfluss begleitet uns ein Stück. Über Nassereit geht’s über den Fernpass nach Imst. Dann weiter über Pfunds und Nauders über den Reschenpass und entlang des Reschensees, in dem der Kirchturm des gefluteten Dorfes aus dem Wasser ragt.

Wir kommen nach Italien ins Vienschgau. Was ich zunächst für Weinreben gehalten habe, sind Spalierapfelbäume, die an den Hängen am Berg, Weinbergen gleich, wachsen. Die meisten Äpfel sind geerntet, aber zwischendurch können wir noch Bäume voller roter Äpfel sehen. Eine herrliche Gegend, über der schneebedeckte Berge thronen. Jetzt ist es nicht mehr weit zu unserem ausgewählten Campingplatz etwas oberhalb von Meran. Wir haben den Platz für 3 Tage vorreserviert, um keinen Stress bei der Stellplatzsuche zu haben. Immerhin ist es unsere erste Tour in den Bergen.

Bisher sind wir nur über den Brenner gen Süden gefahren. In Meran Süd fahren wir ab, damit wir nicht durch die Innenstadt müssen, denn der Platz liegt auf der gegenüberliegenden Seite unterhalb der Seilbahnstation Meran 2000. Alles perfekt. Wir fahren an Schloss Trauttmansdorff und den Gärten vorbei und dann geht es einige Kilometer ziemlich steil den Berg hoch. Als Mathilde “ Sie haben ihr Ziel erreicht“, trällert , sind wir bereits an der schmalen Einfahrt vorbei und können einfach nur weiterfahren, denn an Drehen ist auch ohne Hänger nicht zu denken. Steil geht es in den nächsten 10km bergauf. Meran liegt wie eine Stadt, aus dem Flugzeug betrachtet, unter uns. Anhalten nicht möglich. Drehen überhaupt nicht. Auf der Bergkuppe endlich, eine winzige Tankstelle, über die Michael ein ziemlich gewagtes Wendemanöver einleitet. Es klappt! Die schmale Straße reicht, um nicht nur das Wohnmobil, sondern auch den hinterher rollenden Hänger in die Gegenrichtung zu bringen. Ein Aufatmen, das aber nicht lange anhält, als wir feststellen, wie steil es nun wieder bergab geht. Trotz Motorbremse fangen die Bremsen an, sich durch Gestank bemerkbar zu machen. Hoffentlich kommen wir hier heile herunter, denke ich und kralle die Hände in die Sitzlehnen. Wie war das nochmal mit den Bremsen? Fangen die an zu brennen? Oder geben sie den Geist auf und wir rollen ungebremst zu Tal? Meine Gedanken überschlagen sich. Fragen mag ich nicht. In solchen Situationen ist es einfach besser den Mund zu halten. Das habe ich im Laufe unserer gemeinsamen Fahrten gelernt. Nur noch 2 km bis zum Ziel. Endlich sind wir da. Und dieses Mal verpassen wir die Einfahrt nicht. Als wir aussteigen, um uns bei der Rezeption anzumelden, steigt weißer, stinkender Qualm von den Rädern auf. Aber jetzt sind wir da und gleich ist alles gut, denken wir. Aber noch sollen wir das Bergpanorama nicht vom Liegestuhl aus bewundern können, denn Wohnmobil und Hänger müssen auf dem ziemlich kleinen Platz eingeparkt werden. Hinter einander, wie geplant, dafür ist der Platz zu kurz und wir stehen mit Schnauze auf der Zufahrt. Nebeneinander möchte der Betreiber nicht wegen des Rasens und auf dem Hotelparkplatz des dazugehörigen Hotels wollen wir nicht. Nach einiger Puzzlelei setzen wir den Hänger dann neben das Wohnmobil, denn die Gespanne auf der unteren Terrasse haben auch das Auto mit auf dem Platz. Dem Rasen können wir auch nicht mehr schaden: der hat sich zum größten Teil sowieso bereits schon verflüchtigt.

Blick vom Campingplatz


Gefühlte Stunden später sitzen wir endlich beim Kaffee und schauen auf Meran und die gegenüberliegende Berge und lassen die aufregenden Stunden noch einmal Revue passieren. Michael reicht es für heute. Keine Aktionen mehr.
Das gilt aber nicht für mich. Wanderschuhe an und Stöcke aus dem Wagen holen und dann geht es zunächst hoch zur Seilbahnstation Meran 2000. Kurz überlege ich, ob ich mitfahren soll. Immerhin gibt es nicht nur 10% Rabatt durch die Merankarte, sondern ich würde sogar den Seniorentarif bekommen. Und da soll noch jemand sagen, alt zu werden zahlt sich nicht aus. Aber der Nachmittag ist bereits fortgeschritten, und nur hoch und wieder hinunterfahren, dafür ist es trotz Seniorentarif zu teuer. Ich beobachte eine Bahn, die hochfährt. Dann mache ich mich auf den Rückweg. Doch dort, wo ich 10 Minuten vorher noch gegangen bin, versperrt nun ein dreifach gesichertes Tor den Rückweg. Ein älteres Ehepaar ist davon genau so überrascht wie ich. Aber sie kennen einen anderen Weg zurück, und ich schließe mich an und bekomme dabei viele Tipps zum Wandern. Während das Schweizer Ehepaar zum Campingplatz zurückgeht, folge ich dem Tipp, nach Schenna zu laufen.

Seilbahn Meran 2000

Der Weg ist schön, ganz schön……steil und oben bin ich ganz schön….aus der Puste. Aber dann bleibe ich auf der Ebene und habe einen tollen Blick ins Tal. Nach Schenna laufe ich aber nicht. Das liegt im Tal und dann müsste ich für den Rückweg ja wieder hoch. So laufe ich lieber durch die Apfelplantagen weiter nach St.Georgen. Da gibt es zwar auch noch ein paar Steigungen. Doch die machen „den Kohl auch nicht mehr fett“. Als die Sonne hinter dem Berg verschwindet, kehre ich um. Für heute reicht es mit der Bergeroberung. Morgen ist auch noch ein Tag.

Sissiweg, Passeiertal und Dorf Tirol

 15. Oktober 2018 in Italien ⋅ 🌧 12 °C

Ich bin irre im Kopf. Irre von den vielen Möglichkeiten diese Landschaft zu entdecken. Irre von den tausend Eindrücken und Bildern, die sich in mein Gehirn drängen und verarbeitet werden wollen. Diese Gegend, um diese Jahreszeit ist einfach berauschend. Heute Morgen beim Frühstück mussten wir aus den vielen Möglichkeiten etwas auswählen. „Entscheide du“, sagt Michael. Und das mir, wo ich im Leben noch nie gut Prioritäten setzen konnte und am liebsten immer alles auf einmal machen würde. Sollen wir mit der Seilbahn auf den Berg fahren oder einen der ausgeschilderten Waalwege laufen? Die heißen übrigens so, weil die Bauern schon früher sogenannte Waale angelegt haben, und das Wasser aus Bächen höher gelegener Täler abgeleitet und durch Erdkanäle, Fels- und Holzrinnen auf ihre Felder geführt haben. Diese Kanäle wurden von den Waalern überwacht und gesäubert und dazu wurden entlang der Waale gut begehbare Wege angelegt. Sollen wir auf so einem Weg laufen? Oder die Stadt besichtigen? Oder in den Gärten von Schloss Trauttmansdorf spazieren? Oder über den Trappeinerweg rund um Meran wandern? Und Roller wollen wir doch auch noch fahren. Nach einigem Hin und Her steht der Plan: Mit dem Roller zu den Gärten und dort die Panoramablickrunde, ein ca. 5 km langer Spaziergang um die Gärten, auf gut begehbare Wegen. Danach mit dem Roller in die Stadt zur Stadtbesichtigung.

Also etwas für den Einstieg. Allerdings endet der Einstieg in die Panoramarunde stets vor einem verschlossenen Tor. Um weiterzukommen, hätten wir erst Eintritt bezahlen müssen. Nach dem dritten Versuch, einer halben Stunde und 3 km später steigen wir aus und machen uns auf den „Sissi -Weg“. Dieser relativ neue Weg ist der Kaiserin Elisabeth von Österreich gewidmet, die von Meran, dem milden Klima und der mediterranen Vegetation begeistert war. Er führt uns durch stille Winkel, entlang herrschaftlicher Villen, verwunschen Ansitzen und alten Parkanlagen vom Schloss Trauttmandorf hin ins Stadtzentrum und endet an der Passer am Sissidenkmal. 45 Min und und 4 km später sind wir im Zentrum an der Passer und schließen gleich einen Spaziergang über die Passer- und Kurpromenade an. Hier sieht man dann auch mal wirklich elegante Leute flanieren, obwohl die Menschen mit Wanderstöcken und Funktionskleiding weitaus die größere Anzahl darstellt, wie wir bei einer Erfrischung in einem Cafe an der Passer feststellen. Wir bummeln noch etwas durch die Ladenstraßen und Tiroler Speck und Schüttelbrot aus einem der Spezialitätenläden wandern anschließend im Rucksack mit. Als wir viel später wieder auf dem Parkplatz an den Gärten sind, ist bereits früher Nachmittag und wir sind etliche Kilometer gelaufen, die wir eigentlich fahren wollten. Soweit zu geplanten Aktivitäten.

Aber zurück zum Wohnmobil fahren wir dann wieder. Und wir fahren wieder am Nachmittag und dieses Mal lohnt es sich etwas mehr. In der Mittagszeit hat es sich zugezogen und die Sonne ist verschwunden. Ich döse ein wenig im Liegestuhl und bemerke den einsetzenden Regen nicht, der mir sanft ins Gesicht tropft. Plötzlich kommt Michael aus dem Wohnmobil und ruft aufgeregt: „Merkst du nicht, dass es regnet ?“ Aber nicht um mich macht er sich Sorgen, sondern es geht ihm um die „Rote Paula“, die ungeschützt im Regen steht und dringend ein „Regenjäckchen“ braucht. So schnell der Regen gekommen ist, so schnell ist er wieder verschwunden. Wir befreien Paula von ihrem Überzieher und dann geht’s los durch

Meran und über die Jaufenstrasse ins Passeiertal nach St.Martin. Es ist eine tolle Fahrt hinauf, durch die Kurven und Serpentinen. Unten können wir die Passer fließen sehen. Leider ist es sehr bewölkt und die Berge verhüllen ihr Haupt in den Wolken. So ist die Optik nicht so schön wie in den vergangenen Tagen. Auf dem Rückweg fahren wir noch nach Dorf Tirol, stellen den Roller ab und laufen ein Stück auf dem Weinweg in Richtung Schloss Tirol und bestaunen mal wieder das Panorama und die unter uns liegende Landschaft. Dann geht es durch den Ort zurück und bevor es uns dunkel wird, fahren wir wieder zurück zum Womo. Das war ein Tag voller Eindrücke, Erlebnisse und vielen Kilometern und die haben wir nicht nur mit dem Roller gemacht , denn alles in allem haben wir am Abend fast 15 Kilometer zu Fuß gemacht. Da schmeckt der Speck, der Käse und das Brot mit dem Blick auf die langsam einsetzenden Lichter von Meran doch gleich richtig gut.

Hüttenwanderung auf dem Ilfinger Berg

 16. Oktober 2018 in Italien ⋅ 🌧 9 °C

In der Nacht hatte ich im Traum einen Ohrwurm. Frl. Menke trällert in einer Tour ihren Hit aus den 80igern: “ Oh ho, hohe Berge!“ Und dieser Song lässt sich auch am Morgen nicht vertreiben. Aber besser als Michaels Traum von tiefen Schluchten. Dabei sollen wir beides heute zu sehen bekommen, denn für heute ist eine Fahrt mit der llfinger Seilbahn in das Skgebiet Meran 2000 auf dem Ilfinger geplant. Also verlassen wir gegen 10.30 Uhr unser Womo und laufen die Viertelstunde zur Seilbahnstation hoch, so zu sagen zum warm trainieren. Mit Wanderstöcken und gepacktem Rucksack stehen wir wenig später mit anderen Wanderen an der Kasse. Zwei Mal Seniorentarif:-). Wir brauchen nicht lange warten und steigen gemeinsam mit Wanderern, Kleinkindern, Hunden und Fahrrädern in die Kabine. Michael, der es überhaupt nicht mit Höhen jeglicher Art hat, sucht sich einen Platz, auf dem es nicht viel zu sehen gibt. Es geht los und es beginnt eine schöne Fahrt über die Baumwipfel und höher hinauf. Felswände gleiten vorbei und der Parkplatz der Station wird immer kleiner. Meran liegt tief unter uns im Dunst. Schade, dass wir heute nicht das tolle Wetter mit der Fernsicht der vergangenen Tage haben!

An der Mittelstation hält die Gondel. Einige Wanderer steigen aus. Sie wollen zu Fuß zur Bergstation und wahrscheinlich noch weiter. Beim Ablegen sackt die Gondel ein klein wenig nach unten, und ein kleiner Aufschrei geht durch die Passagiere. Aber dann gleitet sie wieder lautlos am Berg entlang. Oben angekommen, heißt es erst einmal, sich zu orientieren. Der Blick nach unten ist fantastisch. Die Luft ganz schön kalt. 8 Grad ist es hier auf 1899 m. Die Talstation liegt auf 648 m. Die Fahrt hat ca. 7 Minuten gedauert. Die Fahrgeschwindigkeit über die 3647 m lange Strecke sind 11,0 m/s. Wir holen uns eine Übersicht der Wanderwege, die an der Station ausliegt und entscheiden uns für die einfache Route 3 zur Waidmannshütte und über die Route 18 wieder zurück zur Station. Das sind gut 10 km, ohne die Höhenmeter, die wir gleich zu Beginn ordentlich zu spüren bekommen. Japsend müssen wir zwischendurch anhalten, um wieder zu Atem zu kommen. Hoffentlich habe ich meinem Mann da nicht zu viel zu gemutet, denke ich. Dabei habe ich zu ihm gesagt: „Wenn wir oben sind, brauchen wir bestimmt nicht mehr großartig Berghoch gehen.“ Hat nicht ganz gestimmt. Es geht permanent hoch. Bis zur Waidmannsalm haben wir 150 Höhenmeter gemacht. Für geübte Bergwanderer vielleicht nicht viel, aber für uns schon ganz schön. Der Wanderweg 3 führt auf einem Kamm weiter und bietet einen tollen Panoramablick nach oben und unten.


Auf der Alm finden wir einen schönen, geschützten Platz auf der Terrasse. Die Decke auf der Bank nehmen wir gern in Gebrauch, denn es ist frisch. Die Speisekarte lässt uns das Wasser im Mund zusammen laufen. Hier sind alle Südtiroler Spezialitäten versammelt. Die Knödelsuppe ist heiss und lecker und Kraut und Wurst, Bratkartoffeln und Speck schmecken nach der Tour richtig gut. Zwischendurch setzt sich die Sonne durch, wärmend und die beeindruckende Berglandschaft in warmes Licht tauchend. Es ist herrlich hier in der Sonne zu sitzen und die Menschen, die Ameisen groß auf den verschiedenen Wegen unterwegs sind, zu beobachten. Aber es hilft alles nichts, irgendwann müssen wir uns auf den Rückweg zur Bergstation machen. Gerade zur richtigen Zeit, denn es fährt kurz danach eine Bahn zu Tal.
Es ist bereits Nachmittag, als wir beim Wohnmobil sind. Ein wenig ausruhen, Kaffee trinken und dann? Aber Michael hat für heute genug. Er muss noch entsorgen, Wasser auffüllen, und den Roller befestigen, denn morgen wollen wir weiter an den Iseosee fahren. Aber ich habe noch Lust auf Aktivitäten und fahre mit dem Rad in die Stadt hinunter. Treten brauche ich nicht viel auf der 3,5 km langen Strecke, nur die Bremse ist voll im Einsatz. Oh je, das muss ich später alles wieder Berg hoch fahren. Als ich 20 Minuten später unten an der Passer bin und mein Rad abstellen will, um durch die Stadt zu bummeln, stelle ich fest, dass ich kein Schloss mitgenommen habe. Schiebender Weise laufe ich durch die Fußgängerzone. Aber schön ist was anderes. Also mache ich mich wieder auf den Rückweg, und der ist trotz E-Bike anstrengend.
Für heute reicht es. Morgen geht’s weiter. Von den Bergen an die Seen.

Iseo-See Camping Corvelo

 17. Oktober 2018 in Italien ⋅ 🌧 15 °C

Unser Standort: Camping Corvelo

Die Sonne beleuchtet den Berg gegenüber. Meran liegt in der Sonne. Ein herrlicher Wandertag kündigt sich an. Aber für uns heißt es heute Morgen Abschied nehmen von der schönen Bergwelt, von Südtirol. Wir waren bestimmt nicht das letzte Mal hier. Obwohl der Campingplatz wirklich in Ordnung war, mit dem schönen Blick auf Meran, mit Pool, Hallenbad und Sauna ( extra Kosten) und dem Bus, der alle halbe Stunde hinunter in die Stadt fährt, würde ich beim nächsten Mal lieber direkt im Tal stehen wollen, um so schneller auf die Radwege von Passer und Etsch zu kommen. Es muss gar nicht direkt Meran sein. Die Fahrt den Berg hoch zum Platz ist selbst mit E- Bike anstrengend. Was wir bis lang nicht wussten: Bis Ende Oktober ist hier in der Gegend Hochsaison. Die Plätze sind voll und es empfiehlt sich unbedingt vorher zu reservieren, wenn man Stress vermeiden will.
Wir verlassen den Platz gegen 10.00 Uhr und fahren wieder bergab, die Bremsen funktionieren noch ;-)! Unten im Tal geht es auf die Schnellstraße. Wieder durch den unübersichtlichen Doppelkreisel, aber dieses Mal in Richtung Bozen. Von Bozen aus fahren wir auf der mautpflichtigen Brenner-Autobahn bis hinter Trient. Es hat sich total zugezogen und bewölkt und das eigentlich schöne Trentino zeigt uns seine graue Herbstseite. Die Ausfahrten nennen bekannte Orte an Gardasee. An dem wir quasi entlang fahren. Die Stell- und Campingplätze am Gardasee sind im Moment stark frequentiert. Deshalb fahren wir an den weniger bekannten Nachbarsee, den Iseosee.


Die Weinfelder rechts und links der Autobahn haben sich bereits gelb verfärbt, aber die Apfelbäume hängen noch voller Äpfel. Hinter Verona verlassen wie die Autobahn in Richtung Milano und fahren dann auf der Schnellstraße nach Iseo. Da Camping Corvelo liegt am Anfang der Sadt und die Zufahrt ist wie im Internet bereits gelesen, wirklich etwas schmal und eng. Aber durchaus machbar. Wir werden schon erwartet, freundlich empfangen und zum Platz geleitet. Auch beim Einparken des Hängers auf einem zurzeit nicht genutzten Platz gegenüber, bekommen wir Unterstützung. Und dann stehen wir….. traumhaft direkt am See.
Hier bekommt mich die nächsten Tage keiner so schnell weg. Und deshalb reservieren wir bei der Anmeldung gleich noch zwei Tage nach. Es ist diesig, der Blick nicht klar, trotzdem nimmt uns die Sicht auf den See und das gegenüberliegende Ufer gefangen.
Auf dem Camping sind nur die Plätze direkt am See besetzt. Es ist daher ruhig und sehr angenehm. Das eigene Restaurant und der kleine Shop haben heute geschlossen. Morgen aber steht alles wieder zur Verfügung. Wir bekommen eine Tüte Brot, das heute Morgen nicht verkauft wurde, geschenkt. Grundlage für eine ordentliche Brotzeit am See.

Später radele ich in den 1 km entfernten Ort und bummele durch die schmalen Gassen mit den vielen kleinen Läden und Restaurants. Ich höre überwiegend italienische Stimmen. Nur wenige Touristen sitzen in den Cafes und Lokalen. Viele edle und sehr hochpreisige Läden kann ich feststellen. Am See gibt es eine Haltestelle für das Linien-Boot, das die Orte am See auf schnelle Art verbindet. Auch die keine Insel im See, den Mont Iseo, kann man so erreichen und man darf sogar das Rad mitnehmen. Am Rathaus setze ich mich für einen Aperitif in ein Straßencafe. Herrlich. Das ist Urlaub. Für den Rückweg muss ich aus dem Gewirr der kleinen, vor allem der vielen Einbahnstraßen herausfinden. Ein großer Supermarkt liegt an der Straße und ich kann noch ein paar Dinge einkaufen.


Es ist blaue Stunde. Wir sitzen am See und beobachten, wie die Nacht hereinbricht. Überall am Berg gegenüber funkeln die Lichter der Häuser. Sie scheinen immer näher zu rücken. Es wird klarer und auch am Himmel zeigen sich die Sterne. Wir sitzen noch lange draußen. Es ist einfach nur schön.

Iseo, Sulzano und Marone

 18. Oktober 2018 in Italien ⋅ 🌧 18 °C

Das Gräusch, das mich heute morgen weckt, kann ich erst auf den zweiten Anlauf zuordnen: es sind die Wellen des Sees, die direkt hinter dem Wohnmobil und damit unmittelbar hinter meinem Bett am Strand aufschlagen. Das ist doch mal ein angenehmer Wecker. Heute lassen wir es ruhig angehen. Nach dem Frühstück am See geht ’s mit dem Rad zum Bummeln nach Iseo. Die Sonne hat sich auch eingestellt und es sind milde 24 Grad. Wir beobachten das Linienboot, das anlegt, die Passagiere aufnimmt und wieder ablegt. Alles geht gemächlich und ohne Hektik vonstatten. Es sind nur wenige Touristen da. Mit dem Linienboot kann man für 19,50 € einen ganzen Tag den See befahren und an jedem Ort aus- oder wieder einsteigen. In dem Preis ist sogar die Mitnahme des Rades enthalten. Eine schöne Idee, eine kombinierte Rad- und Schifffahrt. Wir laufen am See entlang und dann in die Gassen der Altstadt mit ihren vielen kleinen Läden, bestückt mit ganz hochwertiger und hochpreisiger Bekleidung. Das meiste „Made in Italy“, keine billige Chinaware für Touristen. In einem Sportgeschäft werden auch wir fündig. Michael bekommt einen neuen Freizeitanzug.
In jede kleine Straße der Stadt laufen wir, schauen in romantische Hinterhöfe und blühende Gärten, finden versteckte Parks oder winzige, tolle Restaurants. Diese Stadt ist trotz des durchaus vorhandene Tourismus authentisch. Wir kehren ein für einen Cappuccino in einer der Lokale am Marktplatz. Hier haben wir zu Beginn auch die Räder abgestellt, auf denen es dann zurück zum Campingplatz geht.

Auf dem Weg liegt der ‚Italmarkt“, ein Supermarkt mit einem guten Angebot. Hier halten wir, um unsere Vorräte wieder zu ergänzen. Ich möchte gern eine Flasche Rotwein aus der Region mitnehmen für den Abend und greife zu einem Angebot der Region. Nun muss ich sagen, ich bin wirklich nicht der absolute Weinkenner. Für mich gibt es nur zwei Kriterien: Schmeckt oder schmeckt mir nicht. Ansonsten mag ich gern einen Prosecco.
Als ich am Abend den Korken der Flasche öffne, bin ich etwas irritiert über den „Blob“, mit dem er das letzte Stück eigenständig die Flasche verlässt. Beim Einschenken bemerke ich, dass er leicht sprudelt. Was hab ich da gekauft? Ist der schlecht? Nein, er schmeckt sogar super mit der leicht prickelnden Beigabe. Ich schau noch einmal auf die Flasche: Rotwein steht da und Spumante. Jetzt bin ich neugierig geworden und recherchiere:
Am Iseosee liegt die Franciacorta, eine noch junge italienische Weinbauregion. Sonnenverwöhnte mit Weingärten überzogene Hügel, Olivenhaine, malerische Flüsse, – das alles kennzeichnet die Franciacorta, die sich vom Iseo See bis fast nach Brescia erstreckt. Diese Region wird wegen ihrer Schaumweine, die nach Art der Champagne in Flaschen gegoren wird, auch als die Champagne Italiens bezeichnet. Wobei die Franzosen das sicher nicht gern hören.
Die Weine aus der Franciacorta gelten noch als absoluter Geheimtipp. Na, da habe ich ja was entdeckt und wieder dazugelernt.


Am Nachmittag fahren wir mit dem Roller am See entlang. Unseren ersten Stopp machen wir in Sulzano und laufen zum Anleger hinunter. Auf großen Plakaten werden Bilder des Top Events vom Sommer 2016 abgebildet, als der Verpackungskünstler Christo einen Steg aus gelben Kunststoffplatten gelegt hat. Die „Floating Piers“ erlaubten es den Besuchern, von Sulzano aus zu den Inseln Monte Isola und San Paolo zu schreiten und dabei gleichsam über das Wasser zu gehen, die sonst nur mit dem Linienboot zu erreichen sind. Von dieser Aktion hatte ich zwar gehört, aber noch nicht realisiert, dass wir uns gerade am Ort des Ereignisses befinden. Das war Lektion Nummer 2 an diesem Tag. Die nächste folgt gleich danach, als ich mir eine der schwarzen Oliven vom Baum pflücke. Ich liebe Oliven jeglicher Art und besonders die Schwarzen. Doch kaum im Mund, befördere ich sie auch schon mit einem „Igitt“ wieder hinaus. So was von bitterem Geschmack. Nicht genießbar. Scheinbar müssen die erst gekocht werden. Nicht gekocht, finde ich kurze Zeit später heraus, sondern den Oliven müssen durch einem Bad in einer Lauge zunächst die Bitterstoffe entzogen werden. Erst danach können sie weiterverarbeitet und in Essig oder Salzlaake eingelegt werden. Und es gibt auch keine schwarzen und grünen Sorten. Je länger die Oliven am Baum hängen, desto dunkler werden sie.
Unsere Fahrt geht weiter nach Marone. Auch hier bummeln wir durch den kleinen Ort. Man ist bereits unter sich. Vom Treiben im Sommer zeugen nur noch die großflächigen Bilder auf den verbarrikadierten Fenstern der Seeterrasse. Von Marone führen ausgeschilderte Wanderwege zu den Bergdörfern und zu den Erdpyramiden, einer Sehenswürdigkeit dieser Gegend. Wir kehren in eine der wenigen geöffneten Bars ein. Zu meinem bestellten „Spritz“ bekomme ich hier nicht nur Kräcker und Chips sondern Brot mit Olivenöl, Salami, Käse und Oliven. Fast ein halbes Abendessen, das wir uns dann teilen. Die Sonne beginnt unterzugehen. Wir machen uns auf den Heimweg, denn im Dunkeln wollen wir die unbekannte Straße wegen ihrer Schlaglöcher und Schikanen zur Geschwindigkeits-Begrenzung nicht fahren.


Am Abend gehen wir in das Restaurant des Campingplatzes und werden überrascht. “ Haben Sie reserviert?“, fragt der Kellner. Schick im schwarzem Hemd. „Nein“, antworten wir. Ich schaue etwas verschämt an mir herunter und begutachte meine lässige Kleidung. Aber wir bekommen trotzdem einen Platz, auf der abgeteilten, mit Seitenwänden geschützten und romantisch in Szene gesetzten Terrasse. Wäre es hell, könnten wir auf den See schauen. So sehen wir nur die Lichter auf der gegenüberliegenden Seeseite. Zu meiner Erlechterung tragen alle Gäste hier Freizeitkleidung. Die Karte ist gut, das Essen lecker und preislich mehr als ok. Und der Vino de la Casa ist ein weißer Schaumwein aus der Franciacorta.

Rollertour nach Sarnico

 19. Oktober 2018 in Italien ⋅ ⛅ 22 °C

Sonne satt beim Frühstück. Beim Spülen bekomme ich wieder Tipps über lohnende Ausflugsziele und Wanderungen. Um das alles machen zu können, müssten wir ein paar Wochen hier bleiben und nicht ein paar Tage. Obwohl aus den geplanten drei Übernachtungen schon sechs geworden sind.
Damit nicht wieder die Dunkelheit über unsere Tour hereinbricht, starten wir gleich nach dem Frühstück, also am späten Vormittag ;-).


Heute wollen wir mit dem Roller in die andere Richtung des Sees fahren und uns Sarnico und Paratico anschauen. Wieder geht es entlang der Ufertraße, den See meist im Blick. Überall werden Oliven geerntet. Was man am Auslegen großflächiger Netze erkennen kann, in die die Oliven fallen, wenn die Bäume mit elektrischen Besen gekämmt werden. Gleichzeitig werden die Bäume auch verjüngt und Äste abgeschnitten.
Wir kommen am Naturschutzgebiet Torebiere del Sobino vorbei. Idyllisch glitzert die Wasseroberfläche zwischen der ungebändigten Flora hindurch. Das könnte auch noch ein Ausflugsziel sein. In Sarnico angekommen finden wir einen Parkplatz an der Promenade. Sarnico ist ein freundlicher Urlaubsort im Süden des Iseosees, dort, wo der Fluss Oglio den See wieder verlässt. Eine Brücke über das Ende des Sees bzw. den Anfang des Flusses trennt Sarnico von Paratico, dem Nachbarort. Wir gehen auf einer fast menschenlosen Promenade am See entlang. Vereinzelt dümpeln noch Boote am Rand. Ein Pavillon am Ende eines Steges erweckt unserer Interesse und bietet ein schönes Fotomotiv an diesem sonnigen Tag, an dem die Berge im Hintergrund zu sehen sind, die Hügel sich in den Herbstfarben zeigen, als wollten sie mit dem Blau des Sees um die Wette konkurrieren.


Beide stellen wir fest, dass das unsere Zeit für diese schöne Ggend ist. Es ist von allem noch reichlich vorhanden, von der Sonne und der Wärme, von den Farben, von den Angeboten, alles steht noch zur Verfügung, ist noch offen, nur wir müssen es nicht mit einer so großen Anzahl Menschen teilen. Wir verlassen den See und gehen durch schmale Straßen in die Altstadt. Einige hochherrschaftliche Villen mit toll angelegten Gärten können wir bewundern. Von der Altstadt geht es über die Brücke nach Paratico. Auch hier schlendern wir durch den Ort. Am Fluss mit Blick auf das gegenüberliegende Sarnico essen wir ein Eis. Gelatie. Stand noch auf der Liste „Was wir unbedingt probieren müssen“. Lecker! Auf dieser Liste steht auch Tiramisu. Und das haben wir uns bei unserer Rückkehr aus dem Restaurant des Campingplatzes besorgt. Zum Kaffee. Schmeckt besser als jede Torte, denn mit Torte sieht es eher schlecht hier aus. Es gibt nur jede Menge kleiner Kuchen und Teilchen aus Blätterteig. Hin und wieder mit einem Obststück als Deko, aber so Sahnetorte oder Obstkuchen, die scheint man hier nicht zu kennen. Was soll es. Schließlich sind wir nicht hier, um das Gleiche wie zu Hause vorzufinden.


Am Spätnachmittags fahre ich mit dem Rad noch einmal nach Sulzano. Etwas Bewegung braucht der Mensch nach Eis und Tiramisu. Jetzt finde ich auch den Radweg, der sich bis Pilzone toll fahren lässt. Danach muss man jedoch wieder auf die befahrene Uferstraße, die zum Teil nicht einmal einen Seitenstreifen hat. Um diese Zeit geht da ja, aber im Sommer….In Pilzone entdecke ich ein braunes Hinweisschild zu einer Sehenswürdigkeit „Valeriana“. Sogar ein Parkplatz gehört dazu. Das muss ich doch mal recherchieren. Später zurück am Wohnmobil stelle ich fest, dass sich hinter der „Valeriana“ ein alter Wanderweg zwischen Pilzone und Pisgone verbirgt, der oberhalb des Sees verläuft und beeindruckende Aussichten auf den See gewähren soll. Na, dann weiß ich, was wir in den nächsten Tagen machen.
Haben wir den ganzen Tag allein auf dem Arial am See gestanden, auf dem in der Saison vier Wohnmobile oder Wohnwagen stehen, so bekommen wir gegen Abend Nachbarn. Eine Familie mit erwachsenen Kindern und einem Hund erfüllt den Platz mit rheinischer Lebensart und einem geliehenen Wohnmobil. Alle sind aufgedreht, angekommen zu sein, freuen sich über den Platz und den Blick über den See…..am meisten Nala, der Hund. Trotzdem erleben wir wieder einen schönen lauen Abend, blicken noch lange nach dem Einsetzen der Dunkelheit auf das Wasser und lassen das Erlebte Revue passieren.

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Mit Rad und Schiff zur Insel Monte Isola

 20. Oktober 2018 in Italien ⋅ ⛅ 21 °C

Heute morgen wollen wir zum Markt nach Iseo. Das haben wir uns vorgenommen. Mir dem Rad. Schließlich wollen wir nicht nur gucken, sondern auch etwas von den angebotenen Köstlichkeiten der Region kaufen. Während Michael die Räder „Start klar“ macht, gehe ich kurz das Frühstücksgeschirr spülen. Könnte ich eigentlich auch im Wohnmobil, aber an den Campingplatzspülen erfährt man immer allerhand und bekommt so manchen Tipp, wenn man nicht mundfaul ist. So komme ich beim Abtrocknen auch mit einem Pärchen aus Süddeutschland ins Gespräch (für die ist das hier ein Heimspiel – kurz mal über den Brenner). Natürlich werde ich auch gleich mit Tipps versorgt, z. B. mit dem Rad nach Marone zu fahren und dann eine der ausgeschilderten Wanderungen zu machen, in eines der schönen Bergdörfer.Tolle Aussicht auf den See inbegriffen. So nebenbei erzähle ich von unserem Vorhaben den Markt zu besuchen. Erstaunt schauen mich beide an. „Aber der Markt war doch schon gestern,“ bekomme ich zu hören.“ Immer am Dienstag und Freitag.“ Und ich habe gedacht, mittwochs und samstags. Meine Italienisch Kenntnisse müssen wohl in Punkto Wochentage noch etwas verbessert werden. Mit dieser Nachricht komme ich zum Wohnmobil zurück und enttäuscht davon sind nicht nur wir, sondern auch unsere neuen Nachbarn, denen ich vom Markt erzählt hatte. Aber sind die Räder schon mal vorgefahren, fahren wir auch damit.

Wir tauschen einfach die Programmpunkte, die wir uns für die Gegend überlegt haben. Statt zum Markt, geht’s nun mit den Rädern nach Sulzano. Wie bestellt, wartet bereits dort das Linienboot zur Monte Isola. Quasi auf dem letzten Drücker holen wir die Fahrkarten und sind mit unseren Rädern die letzten Fahrgäste, die aufs Schiff gehen, bevor es ablegt.10, 20 € kostet die Fahrt hin und wieder zurück inklusive Fahrrad pro Person.


Die tolle Aussicht auf der Fahrt muss ich unbedingt fotografieren. Doch, oh Schreck! Der Handyakku ist leer. Ich habe ihn wohl nicht richtig angeschlossen gehabt. Und das bei einem der Highlights unserer Tour. Dann muss Michael heute mal den Fotografen spielen. Die Fahrt dauert nicht lange. Kurze Zeit später legen wir in Peschiera Maraglio auf der Monte Isola an. Die Insel hat einen Umfang von 9 km und ragt mehr als 400 m aus dem See heraus. Auf der Insel gibt es nur eine Buslinie. Die Bewohner dürfen nur Motorroller oder Mopeds fahren. Autos gibt es nur für Ausnahmefälle. Alle Touristen müssen die Insel unmotorisiert besuchen. So brauchen wir unseren Weg auf der knapp 10 km Radtour um die Insel nur mit Spaziergängern und hin und wieder mit einem Zweirad teilen. Der Weg führt zunächst am See entlang und die kleine Insel Isola di San Pedro taucht im See auf. Diese Insel war auch bei den „Floating Peers“ von Christo mit der Monte Isola verbunden und die Besucher konnten zu ihr auf gelben Stegen über das Wasser gehen. Für uns aber geht es jetzt vom See fort und hoch auf den Berg. Dabei hatte ich Michael versprochen, dass es bei der Radtour nur um die Insel herum geht.


Wir erreichen Sensole und freuen uns über den tollen Ausblick über den See. Weiter geht es bergauf nach Sensano und Menzino. Überall stehen Olivenbäume und die Einwohner sind heute am Samstag dabei, die Oliven zu ernten. Sie haben riesige Netze gespannt und mit verschiedenen Geräten werden die Oliven vom Baum geschüttelt und gekämmt. Eine ziemlich mühselige Arbeit bis so ein Olivenbaum abgeerntet ist, der ca. so 50 bis 70 kg Früchte trägt. Übrigens für einen Liter Olivenöl braucht man 5 bis 10 kg der ölhaltigen Frucht. Wenn es hier soviel Olivenbäume gibt, muss es doch sicher auch leckeres Öl geben, denke ich mir. Wir fahren weiter nach Seviano und schauen von oben auf das Festland und Macone. Dannach geht es bergab und wir fahren über Paradiso und Carzone wieder nach Peschiera Maraglio, dem Ausgangsort unser Fahrt, wo wir die Räder abstellen und die schmalen Gassen der Altstadt durchforsten. Dann geht es steil die Treppen hinauf. Unser Ziel ist die kleine Trattoria „Al Campel“ auf halber Strecke zum Kloster, von der man einen wunderschönen Blick auf den See haben und wo es gutes Essen geben soll. Wir haben Glück: obwohl Mittagszeit und Wochenende, bekommen wir einen Tisch. Es ist halt Nachsaison. In der Hauptsaison ist auf der Insel sicher wesentlich mehr Betrieb. Wir teilen uns eine Antipastiplatte, auf der alle Spezialitäten der Gegend vertreten sind: von frittierten kleinen Fischen über warmen Lachs, geäucherten Lachs, Salami ,Oliven, Mozzarella, Tomaten usw. und ich bekomme hier auch das Olivenö,l nach dem ich schon Ausschau gehalten habe.
Es ist wunderschön hier oben in der warmen Herbstsonne zu sitzen, auf den See zu schauen und das leckere, landestypische Essen zu genießen.


Es ist schon Nachmittag als wir zur Anlegestelle zurückkehren, mit dem Linienboot wieder nach Sulzano übersetzen und von dort die 6 km bis zum Camping Covelo zurückradeln, um in der Nachmittagssonne am Mobil zu entspannen.
Am Spätnachmittag fahren wir noch ein wenig Roller auf der Seestraße, bummeln durch Iseo, das am Samstag Nachmittag richtig belebt ist.
Dort hören wir einem Straßenmusikanten zu, der stimmungsvoll den Sonnenuntergang besingt. Gänsehautfeeling. Es ist schon fast dunkel, als wir zurück zum Wohnmobil sind und noch ein Stündchen die Lichter vom gegenüberliegenden Ufer betrachten.

Runde um Monte Isola Loop from Via dei Porti
https://www.komoot.de/tour/t50094132?ref=atd

Naturreservat Torbiere del Sebino

 21. Oktober 2018 in Italien ⋅ ⛅ 19 °C

Wir sind spät dran. Nicht einmal Nala, der Hund unserer rheinischen Nachbarn, der sonst immer recht früh seine Familie zur morgendlichen Joggingtour ermuntert, hat uns zu wecken geschafft. Schließlich ist nicht nur Urlaub, sondern auch noch dazu Sonntag. Der bewölkte Himmel ist ebenfalls nicht gerade ein Grund, früh aus den Federn zu kriechen. Und was den See anbetrifft: der See ist bestimmt später auch noch da.
So ist es fast halb zehn, als wir durch die Wohnmobiltür nach draußen schauen. Die Rheinländer sind schon fast mit dem Frühstück durch. Aber die wollen auch abreisen. Ihre Wohnmobilreise endet heute in Mailand, denn dort müssen sie das Wohnmobil wieder ihren Freunden zurückgeben und den eigenen Pkw übernehmen, mit dem die Freunde angereist sind. Das Womo geht dann mit neuer Besatzung nach Sizilien, während die alte Beatzung noch Urlaub in einer Mailänder Ferienwohnung macht. Das nenne ich mal Vertrauen. Ein so hochwertiges Fahrzeug Freunden samt Familie und Hund zu überlassen. Wie dem auch sei, drüben herrscht Aufbruchstimmung, während wir unser Frühstück am See heute bei weniger schöner Optik zu uns nehmen.


Wir wollen uns später das Naturschutzgebiet Sobiere del Sebino anschauen und dort spazieren gehen. Obwohl es nicht ganz so weit entfernt ist, nehmen wir den Roller. Es macht einfach Spass mit ihm durch die Landschaft zu fahren. Für den müssen wir allerdings wenig später erst einmal einen Parkplatz finden. Das Naturreservat ist ein ca. 5 Quadratkilometer großes Moor- und Seengebiet. Radfahren oder gar motorisiert Gefährte sind verboten. Die Natur wird hier sich selbst überlassen und schafft dadurch einen Urwald aus Bäumen, Pflanzen, Gräsern, Moosen und Farnen. Ein Wanderweg führt außen um die Wasserflächen herum und ein Deich mitten durch. Wir sind allein unterwegs im Naturschutzgebiet, dessen Aussehen schon ein herbstliches ist. Wilder Wein, von niemanden gebändigt, zieht sich wie ein Flammenmeer wild und rot durch Büsche und Bäume. Auf dem Deich erschreckt uns ein Cormoran, der flügelschlagend aus dem Wasser aufsteigt: einen silbrig glänzenden Fisch im Schnabel. Ein hölzerner Ausguck weckt unser Interesse. Von dort haben wir einen wunderbaren Überblick über das ganz Gebiet. Leider endet der Damm mitten im See. Versperrt von Holzbarrieren und undurchdringlichen Büschen. Wir müssen zurückgehen. Wieder auf dem Hauptweg, folgen wir diesem in südlicher Richtung, bis uns wieder eine Barriere am Weitergehen hindert. Ab hier ist der Weg kostenpflichtig, und wir müssten ein Ticket ziehen. Das wollen wir aber nicht mehr.
Wir gehen zum Roller zurück und fahren vom Natureservat nach Clusane.

Von der mächtigen Kirche aus, an der wir geparkt haben, gehen wir durch die engen Gassen zum Hafen. Trotz vieler Autos auf den Parkplätzen, scheint der Ort, wie ausgestorben. Nur ein paar ältere Menschen sitzen auf einer Bank im Hafen in der warmen Mittagssonne. In einer kleinen Bar mit Blick auf den Hafen trinken wir Kaffee und essen ein Eis. Langsam füllen sich die Straßen am Hafen mit Menschen. Sie kommen aus den Restaurants. Es ist Sonntagnachmittag, und elegant gekleidete Damen führen die neue Herbstmode aus, die ich bereits in den Schaufenstern der Stadt habe ausliegen sehen. Wir fahren zurück zum Wohnmobil, um noch etwas nachmittägliche Sonne zu genießen.


Am Spätnachmittag habe ich noch Lust ein wenig zu laufen. Auch wenn ich die Via Valeriana heute nicht mehr ganz entdecken kann, bin ich doch neugierig, was sich dahinter verbirgt. Beim Fahrrad fahren nach Sulzano habe ich vorgestern das Hinweisschild entdeckt und recherchiert, was sich dahinter verbirgt. Die Via Valeriana ist ein Wanderweg zwischen Pilzone und Pisogne und war einst der einzige Weg, um die Valcamonica auf dem Landweg zu erreichen. Heute ist es ein toller Wanderweg, der durch Wiesen, Olivenhaine, alte Dörfer, durch eine spektakuläre Landschaft führt und von dem man herrliche Aussichten auf den Iseosee genießen kann. Ich bin trotz des bewölkten Wetters ganz begeistert. Muss aber nach ein paar Kilometern abbrechen, weil es anfängt dunkel zu werden und ich gern vorher zurück sein möchte.

Die Sonne verschwindet gerade rot und rund hinter dem Berg, als ich in Pilzone vom Wanderweg herunter komme. Ich schaffe es noch vor dem Dunkelwerden und vor dem Regen, der sich als graue Wand auf dem See sammelt. Nichts ist mehr mit draußen sitzen. Morgen soll das Wetter wieder besser und beständiger sein. Dann gehen wir gemeinsam noch einmal die Antica Strada Valeriana.

Und noch ein wenig Gardasee- Lazise

 23. Oktober 2018 in Italien ⋅ ☀️ 19 °C

Es wird Zeit für den Heimweg. Vorgestern Abend haben wir überlegt, wie es zurück gehen könnte. Unterwegs vielleicht noch den einen oder anderen Halt in Süddeutschland machen? Hauptsache wir sind am Samstag zurück. Walchsee, Seefeld, Ulm, Kitzingen…..alles interessante Stopps. Aber das Wetter, das uns dort erwartet,……..keine sonnigen Aussichten.
Gestern morgen dann an der Campingplatzspüle: Ich sag ja immer wieder, nirgendwo gibt es mehr Informationen. Ich komme ins Gespräch mit einer Frau, die gerade vom Gardasee kommt. „Nein, es ist nicht voll in Lazise. Ein schöner Platz. Eine tolle Promenade, man kann bis Bardolino laufen am See,“ erzählt sie mir. Und ich denke:
„Gardasee und Lazise liegen doch auch auf dem Rückweg und dort sind in den nächsten Tagen Temperaturen bis 25 Grad angesagt.“Mein Vorschlag stößt auf offene Ohren. Noch ein paar Tage länger auf der Sonnenseite der Alpen bleiben, anstatt irgendwo im Regen zu sitzen.


Und so fahren wir heute morgen vom Iseosee weg und kommen gegen Mittag in Lazise am Gardasee im Camping du Parc an.
Das ist aber ein Unterschied zu dem kleinen familiären Platz, den wir verlassen haben. Ein großer, durchorganisierter Campinglatz mit Ferienbungalows, Pools usw. Und er ist gut besucht. Viele Wohnmobile stehen auf den Stellflächen. Überwiegend mit einem deutschen Nummernschild. Wir können uns zwar noch einen Platz im gewünschten Areal am See aussuchen, aber für Ende Oktober hätte ich nicht mit so viel Besuchern gerechnet. „In der vergangenen Woche, war es hier sogar so voll, dass Sie eine Nacht auf dem Parkplatz hätten stehen müssen“, erzählt mit eine Frau. Es sind hier in der Region nicht mehr alle Plätze geöffnet, so dass die wenigen, die noch nicht geschlossen haben, vermehrt angefahren werden.
Es dauert ein wenig, bis wir den Stellplatz gefunden, angeschaut und dann wieder zurück zur Rezeption gelaufen sind. Es ist alles sehr weitläufig. Aber dann stehen wir und der Hänger hat auch noch gut Platz.
Die Sonne scheint, aber es geht ein frischer Wind. Erst einmal den See anschauen. Obwohl wir direkt an der Uferpromenade stehen, können wir den See zwar hören, aber durch die davor gepflanzten Hecken nur ahnen.
Der See ist riesig. Fast ein kleines Meer, wenn die Wellen so anlanden. Die Berge kann man heute nur ahnen. Es herrscht Betrieb am See und auf der Promenade. Keine Badegäste. Dafür ist es zu frisch. Aber Jogger, Radfahrer und Spaziergänger sind unterwegs. Alles wirkt viel größer, viel mondäner als die bisherige Umgebung.


Diesen Eindruck habe ich auch, als ich wenig später in die Stadt gehe. Die alte Befestigungsanlage aus dem 13.Jahrhundert mit den Wehrtürmen empfängt mich schon nach wenigen Schritten hinter dem Campingplatz. Am Turm wird gerade gearbeitet und er ist großflächig abgehängt. Die Wehranlage gehört zum Schloss von Lazise. Der Ort befindet sich innerhalb und bietet eine romantische Kulisse, aber mit viel Commerz. Shops mit Kleidung made in China reihen sich aneinander, nur abgelöst von Restaurants und Souvenirläden. Es ist absolute Nachsaison, und doch haben fast alle Läden und Restaurants geöffnet. Ich laufe zur Kirche Parrocchia Santi Zenone E Martino, die mir von weitem prächtig entgegen schaut. Aber ich komme nicht näher heran. Eine Polizistin steht breitbeinig auf der Straße, die Hände am Gürtel mit der Waffe und sperrt die kleine Straße ab. Den Grund sehe ich kurze Zeit später, als eine riesige schwarze Limosine vorfährt. Schwarzgekleidete Männer ziehen einen rosengeschmückten Sarg heraus und tragen ihn die Stufe der Treppe hinauf, während eine elegante Trauergesellschaft dem Sarg folgt. Im Sonnenlicht und mit dem Läuten der Glocken eine Szene wie aus einem italienischen Mafiosifilm.
Ich komme an einem Großparkplatz vorbei. Etliche Busse stehen dort und warten auf die Rückkehr ihrer Reisegruppe. Eine aufgeregte Rentnergruppe, die letzte Instruktionen von der Reiseleiterin erhält, begegnen mir in der Stadt. Familien sitzen beim Eis, Paare beim „Spritz“, der hier gemeinsam mit einem Teller Oliven, Chips, Erdnüssen und ähnlichem serviert wird. Ich gehe ein ganzes Stück der gepflegten Promenade Richtung Bardolino entlang. Hier darf man sogar Rad fahren.


Zurück am Wohnmobil, pfeift der Wind empfindlich kalt. Die Sonne wird durch die Bäume abgehalten. Was im Sommer sinnvoll ist, jetzt aber nicht so angenehm. Dann geht sie unter, die Sonne. Der Horizont ist orangerot. Ein spektakulärer Tagesabschluss, bevor die Dunkelheit hereinbricht und wir uns ins Wohnmobil zurückziehen.

Markt in Lazise- Radtour nach Bardolino

 24. Oktober 2018 in Italien ⋅ ⛅ 19 °C

Heute ist Markt in Lazise. Nachdem wir den Markt in Iseo verpasst haben, steht der Marktbesuch heute auf unserem Plan. Das Wetter ist, wie bereits angesagt, heute traumhaft. Wolkenlos, und die etwas tiefstehende Herbstsonne taucht alles in mildes Licht. Diese Eindrücke muss man konservieren und mit in den deutschen Winter nehmen. Am Morgen ist große Abreise und der Camping leert sich zusehends.


Wir machen uns nach dem Frühstück auf den kurzen Weg in die Stadt. Bereits gleich nach dem Stadttor sind die ersten Stände aufgebaut. Stand an Stand zieht sich durch die ganze Stadt und entlang der Promenade. Taschen, Gürtel, Bekleidung in jeder Form, Decken, Handtücher, Obst, Gemüse, Käse und und und. Nach 2 Stunden streikt Michael. Er kann keine Gürtel , Taschen und Pullover mehr sehen. So machen wir Pause in einem kleinen Lokal und beobachten zur Abwechslung mal die Menschen. Belustigt betrachte ich zwei Frauen, die sich zur Anprobe einer Bluse direkt auf dem Marktplatz entkleiden. An der Promenade legt ein großes Sportboot an. Die Crew ist auf einen Kaffee vorbeigekommen. Es ist schon früher Nachmittag, als wir vom Markt zurück kommen und unsere Ausbeute im Wohnmobil verstauen.


Am Nachmittag radeln wir entlang des Sees nach Bardolino. Bardolino ist das Zentrum eines bekannten Weinbaugebiets mit dem gleichen Namen. Der rote Bardolino sowie der Rosé mit dem Namen „Chiaretto“ sind sehr beliebt.
Der Vorteil der Nachsaison: das Rad fahren auf den Promenadenwegen ist zu dieser Zeit problemlos möglich. So erleben wir eine schöne Tour mit malerischen Eindrücken. Es ist heute so warm, dass es sogar Badende gibt. In Bardolino schieben wir durch den Ort und ich kann einen Blick in die Kirche St. Nicholas und St. Severo werfen. Sehr beeindruckend sind die Deckengemälde und die Glasfenster. Einige Besucher sitzen andächtig in den Bankreihen. Andere zünden Teelichter zur Erinnerung an Verstorbene an. Links befindet sich ein Marienaltar, der mit Blumen, Fotos und anderen kleinen Gaben bestückt ist. Eine sehr friedliche, fast meditative Stimmung.
Wir fahren noch ein gutes Stück weiter bis fast nach Garda. Langsam wird es kühler. Die Sonne geht hier um kurz nach sechs unter. Es wird Zeit zurückzufahren. …mit einem roten Bardolino und einem Chiaretto in der Packtasche.

Peschiera und Sirmione mit dem Roller

 25. Oktober 2018 in Italien ⋅ ⛅ 18 °C

„Lass uns noch eine Nacht bleiben. Das Wetter und die Landschaft….. einfach schön. In den Regen und in die Kälte kommen wie noch früh genug.“ So unser gemeinsamer Tenor. Ein wenig mit schlechtem Gewissen, denn Zuhause liegt aufgeschobene Arbeit, die eigentlich in den Ferien erledigt werden sollte. Egal. Die bleibt auch noch länger liegen. Es sei denn, jemand kommt und erledigt sie…….
Auf dem Campingplatz ist es sehr ruhig geworden. Nicht mehr viele Plätze sind besetzt. Heute morgen ist wieder große Abreise. Und morgen früh fährt der Rest, wenn ich die Aktivitäten richtig deute.
Für uns bedeutet dieser zusätzliche Tag noch die Möglichkeit Peschiera del Garda und Sirmione kennen zu lernen, und zwar mit dem Roller.
Gleich nach dem Frühstück starten wir. Wobei „Frühstück“ relativ zu sehen ist. Das ist nämlich das Schöne im Herbst: vor 9 Uhr braucht man nicht unbedingt aktiv zu werden. Erst danach ist die Sonne da. Und am Abend geht sie zwischen 18.00 Uhr und 18.30 Uhr unter. Der Tag ist also ziemlich kurz.


Wir sind gegen 10.00 Uhr unterwegs und fahren mit dem Roller die fast leere Straße am See entlang nach Peschiera. Vorbei an einer Anzahl bereits geschlossener Campingplätze. Im Sommer muss hier „der Bär los sein“. Was die bereits geschlossenen Erlebnisparks „Gardaland“ und „Movipark“ an denen wir vorbei kommen, noch unterstreichen. In Pescheria stellen wir den Roller ab und gehen entlang des Flußes Mincio in die Stadt , der hier aus dem Gardasee heraus und später in den Po fließt. Es ist übrigens der einzige Abfluss aus dem Gardasee. Alle anderen Flüsse fließen nur hinein. Pescheria ist ein geschäftiges Städtchen, und das merkt man an diesem Vormittag in den Gassen. Wir kommen an der katholischen Kirche St. Martino vorbei. Wie immer werfen wir einen Blick hinein. Auch hier viele Fresken und ein reichlich mit Gold verzierter Altar. Genau gegenüber befindet sich ein großer Bau mit vergitterten Fenstern. Zunächst denke ich, dass es ein Gefängnis ist. Aber das Wort Kaserne steht darüber. Das passt auch zu der der schön bewachsenen Festung, in deren Innern die Altstadt liegt. Die Altstadt ist völlig von Kanälen umflossen, und die Gassen mit den vielen kleinen Läden sind zu mindest heute nicht nur vom Tourismus dominiert. In einem Spezialitäten-Laden kaufen wir ein paar landestypische Mitbringsel, die wir wenig später im Roller unterbringen.
Dann geht es weiter. Immer direkt am See entlang. Die Straße ist frei, und der Fahrtwind und die im Sonnenschein vorbeigleitende Landschaft vereinigen sich zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Wir erreichen Sirmione, das auf einer Landzunge, die weit in den See ragt, liegt. Aber was ist das? Ein Menschengedrängel und volle Parkplätze. Wir haben gerade den Roller auf einem speziellen Zweiradparkplatz abgestellt, als ein Mann uns netterweise auf ein kleines Schild unterhalb des Parkzeichens aufmerksam macht. „Diese Parkplätze sind den Anwohnern vorbehalten,“ erklärt er uns, „wer ohne Berechtigungsschein hier parkt, muss 70 Euro Strafe bezahlen.“ ergänzt er. Das habe er gerade gestern selbst erlebt. Wir bedanken uns für den Hinweis und parken noch einmal um.


Viele Busse mit Touristen, aber auch Schulklassen sind heute hier angekommen. Auf der Brücke, die den Zugang zur Altstadt herstellt, tummeln sich die Menschen und versuchen Fotos von der Scalierburg, dem Hafenbecken und der die Altstadt umschließenden Ringmauer zu machen. Wir schlagen gleich eine der weniger frequentierten Gassen ein, die hinunter zum See und zu einem winzigen Kiesstrand führt. Und hier… steht eine ostasiatische Reisegruppe und fotografiert sich gegenseitig mit dem Tablet. Nichts wie weg hier. Auf dem Panoramaweg, der um die Altstadt und um die Spitze der Halbinsel führt, wird es ruhiger und wir können in schöne Gärten, auf Überreste einer römischen Villa und natürlich auf den See schauen. Dann schlagen wir den Weg zurück in die Gassen der Altstadt ein, wo sich der Touristenansturm inzwischen auf die Sitzplätze der Restaurants verteilt hat. Die Gassen sind deshalb relativ leer. Bei den vielen Andenkenläden fragt man sich wirklich, wer denn diesen teuren Kitsch kauft. Michael kann es nicht lassen, fotografiert einen solchen Stand und schickt das Foto den Kindern. Sie sollen sich was aussuchen, was wir ihnen mitbringen können, schreibt er dazu. Die Antwort kommt postwendend: „Danke, für mich nicht. Hab‘ ne Kitschallergie!“
Dann suchen auch wir uns einen Platz in einer der kleinen Bars. Ich bestelle mir einen „Spritz“ und bin sehr enttäuscht. Nicht nur, dass er um einiges teurer ist als in Iseo und sogar Lazise ist, es gibt auch nichts dazu. Keine Oliven, keine Nüsse, kein Salamibrot. So bestellen wir eine Bruschetta, die wir uns zu unserem Getränk teilen. Die schaut fast wie eine Pizza aus. Aber satt macht sie trotzdem und schmecken tut sie auch.
Wir verlassen Sirmione, nachdem wir uns auf der Promenade durch auf Handy schauende Schüler verschiedenster Nationen bewegt haben. Der Seeweg zurück nach Lazise ist aber dann weitgehend Touristen frei.


Am Spätnachmittag, nach einem ausgiebigen Sonnenbad in der milden Herbstsonne, mache ich die Strecke nach Bardolino noch einmal zu Fuß. Michael will lieber Roller und Räder verstauen und alles für die Abfahrt morgen vorbereiten. Ich genieße ein letztes Mal den See in der Sonne. Pünktlich zum Sonnenuntergang bin ich wieder an der Promenade in Lazise und schaue wie viele andere auch, bei einem Sun-Downer zu, der dieses Mal mit Leckerlies serviert wird, wie die Sonne im See versinkt.

Sonnig über die Alpen nach Deutschland

 26. Oktober 2018 in Deutschland ⋅ ⛅ 13 °C

Unser Übernachtungsplatz: Stellplatz Günzburg

Es geht kein Weg daran vorbei: Heute müssen wir zurückfahren. Der graue Himmel, der uns beim Aufwachen erwartet, macht es uns ein klein wenig leichter. Nach einem kurzen Frühstück sind wir Abreise bereit. Da bis auf wenige Plätze alles leer ist, ist auch das Rangieren und Abkoppeln mit dem Hänger kein Problem. Wir sind nicht allein, die wegfahren wollen. Auch an den verbliebenen anderen Wohnmobilen wird angehängt und aufgeladen. Noch schnell die Quittung an der Rezeption abgeben, da wir schon gestern bezahlt haben, und die Schranke geht hoch für uns. Wir fahren Richtung Autostrada Brennero, denn zurück soll es über den Brenner und dann über den Fernpass gehen. Das obligatorische Verfahren erledigen wir dann gleich am Anfang, indem wir zu früh die Autobahnauffahrt nehmen und genau wie das Wohnmobil vor uns, in die falsche Richtung fahren. Unisono fahren wir dann bei der nächsten Abfahrt ab und in der richtigen Richtung wieder auf. „Wenn das für heute alles war, dann geht’s ja noch“, denke ich und erinnere mich an das Vorbeifahren am Campingplatz in Meran und seine Folgen.


Aber dann läuft es. Und wieder fahren wir durch ein Trentino, das grau in noch mehr grau erscheint. Michael ist etwas irritiert wegen der Hinweisschilder, dass der Brenner ab Sterzing für LKW über 7,5 t gesperrt ist. Aber ich kann ihn beruhigen. Ein Blick auf die Wetterkarte zeigt, dass es auf dem Brenner sonnig bei 4 Grad ist. Also kein Schnee wie in den Nachrichten angekündigt. Die Autobahn ist zweispurig und es herrscht Überholverbot für LKW und Fahrzeuge mit Anhänger. Also auch für uns. So zuckeln wir hinter einer Kolonne Schwerlastern her. Irgendwann reicht es Michael mit z.T. 50 km und weniger zu fahren. So kommen wir nicht weiter, und so überholt er, wie bereits die Gespanne es auch tun.
Ab Bozen reißt der Himmel auf und wir bekommen das feinste Herbstwetter mit strahlend blauem Himmel und einer Sicht, die die Berge glasklar an den Horizont malt. Was folgt ist eine Alpenüberquerung vom Feinsten. So habe ich die Berge selten gesehen.Trotz schmutziger Frontscheibe mache ich ein Foto nach dem Nächsten. Ab dem Brenner piepst unsere Gobox. Mal schauen, wenn wir wieder zu Hause sind, was sich da so zusammen gepiepst hat. Die italienischen Autobahngebühren sind relativ human. Da sind wir von Frankreich etwas anderes gewohnt. Als wir unterhalb der Zugspitze fahren, kann ich nicht nur die Seilbahn erkennen, sondern sogar das Zugspitzhaus. Die Straße über den Fernpass und den Reuttepass ist nicht sehr befahren. Wir kommen gut voran, allerdings hat Michael genug vom Berg fahren und von Kurven als wir dann über die deutsche Grenze fahren. Die A7 ist zwar voll, aber es staut nicht. Das Navi meldet 16.18 Uhr Ankunft in Günzburg.

Hier wollen wir einen Zwischenstopp machen und morgen die restlichen 500 km fahren. Wir sind genau 7 Stunden gefahren, als wir in Günzburg auf den fast leeren Stellplatz am Freibad fahren.Wir können sogar noch kurze Zeit in der Sonne sitzen und etwas essen. Michael ist kaputt vom Fahren und will sich etwas hinlegen. Ich laufe ca. 10 Minuten, um in die Altstadt zu gelangen. Das Waldbad ist in unmittelbarer Nähe der Donau. Gut ausgebaute Radwege führen in die Umgebung und bis Ulm. Und im kleinen Städtchen gibt es alles, was das Herz begehrt. Dieser Stellplatz ist nicht nur für eine Zwischenübernachtung interessant sondern bietet auch für mehrere Tage reichlich Programm. In der Altstadt wird gerade für einen „Sternenabend“ aufgebaut, einem Midnight-Shopping. Es gibt wieder viel zu schauen. Mit etwas Leckerem für das Abendessen gehe ich später zurück.

Unterwegs …….nach Hause

 27. Oktober 2018 in Deutschland ⋅ ⛅ 7 °C

Gegen fünf weckt mich das Trommeln des Regens auf dem Dach. Willkommen im deutschen Herbst, denke ich und dreh mich noch einmal um.
Um acht Uhr, als wir aufstehen, regnet es immer noch. Warum haben wir gestern überhaupt abgekoppelt? Außer uns stehen doch nur 3 Mobile auf dem Platz. Da hätte der Hänger gut dranbleiben können. Nun muss er im Regen wieder angehängt werden. Unglücklicherweise haben wir ihn gestern Abend in eine kleine Kuhle geschoben, aus der wir ihn nur mit vereinten Kräften wieder herausschieben können.
Wir sind schnell abfahrbereit. Im Laufe der Jahre sind wir ein eingespieltes Team. So sind wir kurz nach neun schon wieder auf der Straße. Noch schnell tanken. Donnerwetter! Die Dieselpreise sind aber nach oben gegangen. Will man so der Nutzung von Dieselmotoren Einhalt gebieten?
Umweltschutz ist ja ok, aber warum soll das immer „der kleine Mann“ ausbaden?
Das Reisen mit dem Wohnmobil war noch nie ein ganz preiswertes Hobby. Aber mir scheint, im Moment will jeder von dem Hype auf das Wohnmobil etwas abhaben. Der Diesel, aber auch die Plätze werden immer teurer. Und volle Stellplätze zum Wochenende und in den Ferien sind vorprogrammiert. Man muss sich seine Nische suchen, damit der Traum von der großen Freiheit nicht zum Alptraum wird.
Da schwärmen doch wirklich im sozialen Netzwerk Wohnmobilfahrer in den höchsten Tönen von dem Campingplatz gleich nebenan, in Lazise. Ein Blick auf die Preisliste hat mich echt schockiert. Da kostet ein VIP Platz vorne am See,aber hinter einem Maschendrahtzaun in der absoluten Nachsaison noch 50 Euro pro Tag, Hund, Hänger und Motorrad extra….. in der Hochsaison nur der Platz über 100 Euro pro Tag. Ohne Personengebühr usw. Das kommt noch oben drauf.
Hallo! Geht’s noch?
Am Iseosee haben wir direkt am See gestanden für den ACSI Preis der Nachsaison und haben uns die ganze Zeit als VIP gefühlt, so nett und so zuvorkommend wie sie dort waren.


Während ich das schreibe, sind wir auf der Autobahn Richtung Heimat. Noch einmal 500 km, sprich sieben Stunden Fahrt liegen vor uns. Während Michael souverän wie immer das Wohnmobil über die Autobahn steuert, verschafft mir die Fahrt Zeit, um mein Reisetagebuch zu vervollständigen und ein abschließendes Fazit zu schreiben. Zwischendurch machen wir Pause und vertreten uns die Beine. An die Kälte werden wir uns erst gewöhnen müssen. Es regnet nicht mehr, und das ist beim Fahren von Vorteil. Wir kommen gut voran und sollten, wenn es keine Vorkommnisse gibt, gegen 16.00 Uhr zu Hause sein.
Die 14 Tage waren unheimlich abwechslungsreich. Was haben wir alles gesehen und unternommen…..von den hohen Bergen in Südtirol bis zu den italienischen Seen. Wir haben uns treiben lassen. Haben die Landschaft mit ihren Besonderheiten quasi selbst entdeckt. Sind nicht irgendwelchen Reiseführern oder Reiserouten gefolgt, die uns letztendlich nur gestresst hätten. Sicher haben wir etwas verpasst, manches nicht gesehen. Aber wir haben uns bei all den Aktivitäten gut erholt. Allerdings würde ich diese Reise niemals im Sommer machen wollen. Die Reise mit Hänger war nicht stressig. Er rollt hinterher. Michael hat die veränderte Länge beim Ein- und Ausscheren im Griff. Nur Verfahren sollten wir uns nicht unbedingt.
NIcht jeder Platz ist mit dem Hänger einfach zu befahren, vor allem nicht, wenn sie voll sind. Doch die schönen Touren, die wir mit dem Roller gemacht haben, wiegen etwaige Unannehmlichkeiten auf.
Alles in allem war es ein von Erlebnissen und Eindrücken bunter Herbsturlaub …..eben ein „Indian Summer“.