Heute ist Sonntag, und wir sind jetzt schon eine ganze Woche unterwegs. Im Urlaub geht das Gefühl für die Zeit verloren, und ich weiß irgendwann weder Wochentag noch Datum. Aber so soll es ja auch sein. Alle Termine und Aufgaben treten zurück, und der Horizont wird herrlich klein und überschaubar. Wohin fahren wir als nächstes? Was unternehmen wir gleich? Was essen wir heute Schönes?
Das Sonntagsfrühstück heute mit Blick auf den Atlantik ist schon etwas Besonderes. Das Das muss man einfach genießen.Über dem Platz liegt eine wunderbare Ruhe und Gelassenheit. Wäre da nicht diese französische Familie auf dem Platz unter uns, die gerade aufgewacht ist. Die lautstarken Reden, Dialoge und Beschimpfungen beschallen den ganzen Platz. Vater, Mutter, drei Kinder und 2 Hunde teilen sich einen uralten, drei Meter großen Wohnwagen mit Partyzelt davor. Der Vater, ein kleiner dickbäuchiger Mann läuft den ganzen Tag nur in einer winzigen schwarzen Badehose herum, die vorne unter seinem Bauch verschwindet und hinten einen Platz zwischen seinen drallen Pobacken gefunden hat. Er trägt sie bereits, wenn er morgens aus seinem Wohnwagen tritt. Entweder hat er ein Exemplar für den Tag und eins für die Nacht oder das Baden im Meer sorgt für die nötige Reinigung. Die Mutter hingegen ist das genaue Gegenteil. Klapperdürr. Mit ungepflegtem, grauem Haar und immer in eine graue Strickjacke gewickelt sitzt sie den ganzen Tag auf einem Campingstuhl vor dem Wohnwagen und raucht Kette. Wenn Sie nicht gerade raucht, gibt sie allen Familienmitgliedern einschließlich der Hunde Anweisungen. Nach den wütenden Antworten zu urteilen stoßen diese nicht gerade auf große Zustimmung. Das Wort „Merde“ taucht in jedem zweiten Satz auf und wird von mindestens einem Hund lautstark bestätigt. So herrscht immer großes Spektakel, wenn die ganze Familie da ist.
Heute Vormittag sind alle ungewöhnlich emsig. Mit viel Tamtam wird abgebaut. Die Familie will abreisen. Und das ist sehenswert. Alles was nicht Mensch oder Hund ist, wird wahllos in den Wohnwagen geschmissen. Dann das Auto vorgekoppelt und eigentlich könnte es losgehen. Aber… was ist das? Alle steigen wieder aus. Aha! Ein Hund scheint zu fehlen. So laufen Vater, Mutter und die Kinder über den Platz und rufen den Namen des Hundes. Endlich ist er eingefangen und ins Auto verfrachtet. Man steigt wieder ein, der Motor läuft bereits. Wird aber wieder abgestellt. Was nun? Haben sie es sich anders überlegt und bleiben noch? Nein, sie haben nur vergessen sich bei den Nachbarn zu verabschieden. Das geschieht lautstark und mit vielen Umarmungen. Der Motor wird wieder gestartet und langsam hoppelt das Gespann vom Platz. Keine Fernsehdoku hätte unterhaltsamer sein können. Als sie dann endlich fort sind, fehlt irgendwie was. Es ist so vollkommen ruhig.