Die Saison hat begonnen und für die erste Fahrt im März haben wir uns Münster ausgeguckt. Nicht, dass wir noch nie in Münster gewesen wären. Aber die Aufenthalte waren immer beruflich bedingt und viel Zeit für die Stadt blieb dabei nicht übrig. Jetzt wollen wir in Münster einen Gutschein für das dortige GOP einlösen und gleichzeitig der Hauptstadt des Münsterlandes einen Besuch abstatten. Nur mit Wohnmobilstellplätzen ist die zwanziggrößte Stadt Deutschlands nicht unbedingt gut bestückt. Vor allem wenn man zentrumsnah stehen möchte, um in die Altstadt zu gehen. Wir haben deshalb den Stellplatz im Industriehafen, am Hafengrenzweg ausgewählt, in unmittelbarer Nähe zum Hafen Münster und direkt am Dortmund-Ems-Kanal. Die Fahrt nach Münster dauerte nicht lange, und als wir über die Kanalbrücke fahren, können wir schon 2 Wohnmobile am Rand des Kanals stehen sehen. Wir stellen uns dazu. Bei dem herrlichen Frühlingswetter sieht sogar die etwas heruntergekommene Gegend mit den Industriegebäuden und der unebene Schotterplatz mit dem Müll freundlich aus. Schnell stehen die Stühle auf dem kleinen Wiesenstück am Rande des Kanals und wir staunen nicht schlecht, was in den nächsten Stunden alles so an uns vorbei schipperte. Vom Containerfrachter über den Vierer mit Steuermann bis hin zu den Stand-up-Paddlern ist alles vertreten. Das ist doch etwas nach unserem Geschmack. Die beiden Wohnmobil scheinen nicht übernachten zu wollen, denn sie fahren am Spätnachmittag fort. Der Gedanke so ganz allein die Nacht in dieser menschenleeren Gegend zu verbringen, ist nicht ganz angenehm, verfliegt aber mit der Ankunft dreier weiterer Mobile. Die Wahl an diesem herrlichen Tag zwischen im Liegestuhl am Kanal Schiffe zu gucken und der Münsteraner Altstadt fällt schwer und so teilen wir uns auf: Michael guckt weiter Schiffe und ich gehe alte Steine anschauen. Wobei….so alt sind die gar nicht. Die Häuser am Prinzipalmarkt wurden nach dem zweiten Weltkrieg nach alten Vorlagen wieder aufgebaut. Auch dem Dom hat der Krieg übel mitgespielt und er musste an vielen Stellen erneuert werden.

Näher dran wäre drin. Stellplatz am Dortmund -Ems-Kanal

Schon nach wenigen hundert Metern auf der Straße „Am Mittelhafen“ erreiche ich den Hafen Münster. Entlang des Hafenbeckens hat die Gastronomie mit Freiluftplätzen aufgefahren, die an diesem Freitagnachmittag von vielen Sonnenhungrigen dankbar angenommen werden. In einem der alten Lagerhäuser befindet sich das Wolfgang- Borchert-Theater

Hafen in Münster

Weiter gehts auf der Bernhard-Ernst-Straße bis zum Hansaring/Hafenstraße. Der Parkplatz am Hansaring hat 5 ausgewiesene Stellplätze, die aber nicht nur zurzeit mit PKWs besetzt sind, sondern auch mit 1 Euro pro Stunde Übernachtungskosten von 24 Euro beinhalten. Den Straßenlärm gibt es allerdings gratis dazu. Von der Hafenstraße biege ich rechts in die Bahnhofstraße. Das Bahnhofsviertel zeigt sich sehr zugemüllt. Viel Müll in den Straßenecken und unzählige Räder. Viele davon sind wohl schon länger nicht bewegt worden, denn es fehlen so entscheidende Teile wie Sattel, Lenker oder Reifen. Am Hauptbahnhof erschlägt mich die Anzahl der dort geparkten und abgestellten Fahrräder. Dass Münster eine Fahrradstadt ist, ist mir ja bekannt. Die Menge aber einmal so vor Augen geführt zu bekommen, ist schon beeindruckend.

Gegenüber des Hauptbahnhofes befindet sich das GOP. Jetzt weiß ich, wohin wir am Abend gehen müssen und schlage den Weg in die Altstadt ein

Viel los auf der Bahnhofstraße

Kaum habe ich das Bahnhofsviertel verlassen, hat es sich ausgemüllt. Münster präsentiert sich vorteilhaft frühlingshaft.

Ich überquere den Grüngürtel, der Münster umgibt und durch den eine Fahrradstraße führt. Folgt man dem Grüngürtel nach Westen, erreicht man nach kurzer Zeit den Aasee. Mich aber zieht es über die Ludgeristraße in die Altstadt. Vorbei an den Läden der Einkaufsstraße komme ich am Stadthausturm vorbei, bevor ich den Prinzipalmarkt mit seinen nach dem Krieg wieder im gotischen Stil aufgebauten Häuserfassaden erreiche. Über die Domgasse komme ich auf den Domplatz und zum St.Paulus-Dom. Ein schneller Blick hinein muss für heute reichen. Morgen, am Samstag, wird hier Wochenmarkt sein, und den werden wir uns nicht entgehen lassen. Unter den Arkaden stellen Künstler ihre Bilder aus und Obdachlose betteln um einen Euro. Bei all dem Staunen, Gucken und Eindrücke sammeln, habe ich ganz die Uhrzeit aus dem Blick verloren. Es ist bereits kurz nach 17.00 Uhr und bereits um 18.00 Uhr haben wir einen reservierten Tisch im GOP. Jetzt aber schnell zurück zum Wohnmobil.

Eine knappe dreiviertel Stunde später sind wir zu zweit zurück in der Stadt und einem schönen Abend im Gop kann nichts mehr im Wege stehen.

Es ist schon fast Mitternacht als wir zurück zum Wohnmobil kommen. Gut, dass die Straße und auch der Platz beleuchtet sind. Von weitem können wir unser Wohnmobil sehen. Doch was sind das für Graffiti an der Seite? Das Herz rutscht uns in die Hose. Sollte jemand unsere Abwesenheit dazu benutzt haben, unser Wohnmobil zu „verschönern?“ Beim Näherkommen sehen wir dann aber, das nicht das Wohnmobil zum Malen benutzt wurde, sondern das Schild, das genau davor steht, wurde zum „Kunstobjekt“ .

Es wird trotzdem eine etwas unruhige Nacht. Eine Gruppe Jugendlicher hatte sich nicht weit von uns am Kanal niedergelassen, um zu feiern. Die lauten Bässe der Musik dringen noch lange Zeit zu uns zum Wohnmobil herüber.

Am nächsten Morgen ist das sonnige Frühlingswetter verschwunden. Wir laufen trotzdem in die Stadt und zum Markt. Der Markt ist riesig und das Angebot vielfältig. Michael fragt ein um das andere Mal :“ Wer soll das denn alles kaufen? Morgen können die Marktbeschicker die Blumen und das Obst und Gemüse wegtun.“ Aber der Markt ist auch sehr gut besucht. Die Käufer schieben sich durch die engen Marktgassen oder umlagern die vielen „Fressbuden“ in der Gourmetmeile. Der erste deutsche Spargel wird angeboten. 500 g für 8 Euro.

Nach dem ausführlichen Stadt- und Marktbesuch mit Verkostung kehren wir zurück zum Wohnmobil. Michael will in der nächsten Nacht schlafen können und macht daher den Vorschlag nach Bad Rothenfelde auf den dortigen Stellplatz zu fahren. Am frühen Nachmittag kommen wir dort an und…….erwischen grad noch den letzten Stellplatz. Gibt es das? Anfang März und an einem normalen Wochenende ist alles besetzt. Die Kennzeichen der Mobile lassen uns wissen, das hier das Ruhrgebiet und die Niederlande Erholung suchen. Trotz des frischen Windes und der grauen Regenoptik mache ich es mir vor dem Wohnmobil bequem. Für was gibt es Decken. Aber die Aussicht ist lange nicht nicht so spektakulär wie in Münster. Keine Schiffe sondern egal wohin ich schaue, nur weiße Wohnmobilwände. Dafür gibt es Strom, Duschen und ruhige Nächte. Für einen etwas abwechslungsreicheren Ausblick mache ich mich auf den Weg in den Ort. Nach knapp 2 km bin ich im Kurpark und an der Saline. Ganz schön was los, trotz leichtem Nieselregen.

Saline in Bad Rothenfelde

Der kleine Ort ist schnell durchstreift, alle Schaufenster begutachtet und Speisekarten gelesen. Es ist Zeit sich auf den Heimweg zu machen.

Auf dem Rückweg schaue ich mir den Stellplatz etwas näher an. Der Stellplatz ist einem Campingplatz angeschlossen. Laut Werbung gibt es ein Restaurant im Gewölbekeller. Das hat aber noch geschlossen. Im Festsaal kann ich drei, vier Paare sehen, die zur Musik eines DJ ihre Runden drehten. Der Biergarten ist auch noch geschlossen. Auch in der Sportbar, die zurzeit das Restaurant ersetzt, ist nur wenig Betrieb. Eben Vorsaison……..nur auf dem Stellplatz herrscht schon Hochsaison.

Nach einer ruhigen Nacht und Nutzung der im Stellplatzpreis von 12. Euro enthaltenen Duschen, machen wir noch einmal einem Spaziergang durch den Kurpark bevor wir nach Hause fahren.