Donnerstag, 20.4.2017 L‘ Escala

Heute hat Lena Geburtstag. Das ist mein erster Gedanke als ich aufwache. Und noch vor dem Aufstehen sende ich meiner Tochter Geburtstagsgrüße per Whatsapp. Telefoniert wird später. Wir haben für 10 Stunden einen Zugang zum WLAN des Platzes für 5 Euro erstanden. Allerdings nur mit jeweils einem Gerät. Die Zeit können wir uns einteilen, indem wir uns nach jeder Nutzung abmelden. Das machen alle und dadurch ist die Verbindung recht gut. Uns reicht es, um Kontakt zu halten. Gestern habe ich bei meiner Radtour eine kleine geteerte Straße, die in einen Naturpark führt, entdeckt. Sie führt vorbei an zwei großen Campingplätzen, die noch nicht geöffnet haben. Laut Beschilderung soll die Straße zu einem fotografierenswerten Aussichtspunkt führen.

Natur pur

Ich kann Michael dazu überreden. Die Fahrt durch das Naturschutzgebiet ist toll. Überall blühen unbekannte Blumen unter den Bäumen und zwischen den Sträuchern und es riecht nach Nadelholz. Es begegnen uns weder Fußgänger noch Autos oder andere Radfahrer. Nach 3 km ist immer noch kein Aussichtpunkt in Sicht. Es geht weiter bergauf. Sehr zum Unwillen meines Ehegattens und trotz E-bikes. Dann hört die geteerte Straße auf und wir müssen auf einer unbefestigten, steinigen Piste weiterfahren. Irgendwann muss der Ausguck doch kommen.

Kein Ende in Sicht

Nach 6 km bergauf über Schotter und Felsen geben wir auf. Unsere Räder sind für einen solchen Untergrund nicht geeignet. Kaum sind wir ein Stückchen zurückgefahren, da staunen wir nicht schlecht: Tief unter uns sieht man das Meer, darüber die schneebedeckten Hänge der Pyrenäen. Ein Bild wie auf einer kitschigen Ansichtskarte. Wir haben mal wieder den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen. Oder besser gesagt: wir hätten nicht so verbissen nach vorn schauen und uns dafür lieber einmal umdrehen sollen. Danke liebes Leben für diesen Tipp. Die Abfahrt ist etwas schwierig auf dem Geröll. Als wir unten angekommen sind, schmerzen meine Handgelenke vom Festhalten der Bremse. Nach dieser etwas ungewöhnlichen Radtour ist Michaels Bedarf am Radeln fürs erste gedeckt und so geht es zurück zum Wohnmobil und in die Sonne.

Stellplatz unter Bäumen

Am Nachmittag möchte ich mich noch ein wenig bewegen. Mit meinen Walkingstöcken ausgestattet suche ich mir einen Weg durch die vielen kleinen Straßen zum Hafen. Dort angekommen, befällt mich ein menschliches Bedürfnis und meine Blicke schweifen verzweifelnd suchend umher. Wieder nirgendwo ein Anzeichen für das Vorhandensein einer Toilette. Kein Cafe hat geöffnet, kein Lokal. Ich überlege kurz und beschließe, auf dem kürzesten Weg zurückzukehren. Während des Rückwegs wird der Druck nach Alternativen zu suchen, immer größer. Viel Grün, aber alles in einem bebauten Raum. „Wenn ich ein Hund wäre, wäre das Problem schon an der nächsten Mauer gelöst“, denke ich verzweifelt. Bin ich aber nicht und so schätze ich meine Chancen der zeitnahen, menschlichen Entsorgung an der nächsten Straßenkreuzung ab. Geradeaus, Richtung Wohnmobil sind noch ca 2km auf einer befahrenen Straße zu laufen. Links ab, besteht die Hoffnung, vielleicht relativ schnell auf den Küstenwanderweg und damit in freie Natur zu gelangen. Ich wähle die 2. Variante, die mich wirklich schnell in die Natur führt, und damit mein Problem löst. Allerdings habe ich mit der Wahl des Küstenwanderweges auch eine Verlängerung meiner sportlichen Aktivitäten, um mindestens eine ¾ Stunde gewählt. Und so kann ich die Klippen noch einmal ganz entspannt und ohne körperlichen Druck in der Abendsonne genießen.
Später, nach meiner Ankunft zurück am Wohnmobil, gehen wir in das platzeigene Restaurant, lösen unseren Gutschein ein und essen eine Kleinigkeit. Außer uns sind nur 2 weitere Paare dort. Als Tapas bekommen wir kleine, in Öl eingelegte Fische und frisches Brot serviert. Dazu Sangria oder ein anderes Getränk unserer Wahl. Einfach lecker. Auch das übrige Essen ist gut. Die Küche hat sich auf die überwiegend niederländischen Gäste eingestellt wie die Karte zeigt. Also auch Frikandel sind möglich. Muss aber nicht in unbedingt hier sein. Wir genießen diesen letzten Abend in Spanien. Morgen früh geht es auf die erste Etappe unserer Heimreise.

Jetzt wird es aber Zeit den Heimweg anzutreten. Nach bewährter Manier klingelt der Wecker um 6 Uhr und um 7.00 verlassen wir den schlummernden Platz. Wir haben uns gestern noch eine Chipkarte geholt, mit der wir eigenständig die Schränke öffnen können. Nur wohin damit, wenn wir durchgefahren sind? Ich schiebe sie mangels anderer Möglichkeiten einfach unter der Tür der Rezeption hindurch. Es wird sie schon jemand finden.

Sonnenaufgang

Es ist ein friedliches Fahren in den Morgenstunden, aber nicht sehr lange. Die erste Aufregung des Tages lässt nicht lange auf sich warten. Nämlich als der Automat beim Ziehen des Tickets für die Autobahn kein Ticket ausspuckt. Hinter uns ist noch nicht viel los. Ein PKW hat zunächst antreibend gehupt, dann aber, als nichts passiert, die Spur gewechselt. Das gibt Michael die Gelegenheit seinerseits aus dem schmalen Gang rückwärts herauszufahren und es ebenfalls, dann mit Erfolg, auf der Nachbarspur zu versuchen. Nach dem Manöver sind wir wirklich hell wach. Noch ein weiteres Mal gibt es Probleme mit dem AutobahnTicket. Dieses Mal sind wir in die T- spur gefahren. Leider haben wir kein Dauerabonnement für die französische Autobahn. Im Zurücksetzen hat Michael ja inzwischen Übung. Beim 3. Mal sind wir nicht unmittelbar beteiligt. Das Fahrzeug vor uns hat das Probleme. Aber das Zurücksetzen ist auch hier die unausweichliche Folge. Aber sonst verläuft die Fahrt problemlos. Morgens um 8.00 Uhr passieren wir Lyon und haben von der Autobahn einen tollen Blick auf die Rhone und die Stadt.

Lyon

Um 13.00 Uhr haben wir bereits Tournon erreicht und haben direkt noch die Wahl von 4 der 11 Plätze. Der Rest wird im Laufe des nachmittags gleich mehrfach belegt. Nach geübter Gewohnheit der letzten Tage kommen die Stühle in die Sonne, und wir holen draußen Frühstück und Mittagessen in einem nach. Der Stellplatz ist ein abgetrennter Bereich eines Parkplatzes in unmittelbarer Nähe zur Rhone und erweist sich aber im Folgenden als sehr ruhig.

Mittagspause

Die Stellplatzgebühr von 5 Euro wird während unser Anwesenheit nicht einkassiert. Ver- und Entsorgung sind vorhanden, nur Strom fehlt wie so oft auf französischen Plätzen. Brauchen wir auch nicht, denn wir haben genug Eigenen gespeichert. Ein erster Spaziergang führt mich an der Rhone entlang in den Ort.

Tournon Übersicht
Entlang der Rhone

Auf beiden Seiten steigen Weinberge auf. Cotes du Rhone, diese Weinmarke fällt mir spontan ein. Ich komme auch an dem keinen Campingplatz, der direkt an der Rhone liegt, vorbei. Das wäre Plan B gewesen, wenn der Stellplatz voll gewesen wäre. Die Plätze sind klein und die Sanitäreinrichtung mehr als in die Jahre gekommen. Aber der Blick auf die Rhone und die Weinberge sehr schön. 17 Euro plus 4.50 Strom hätte dieser Ort zum Übernachten gekostet.

Weinberge
Rathaus

Immer noch muss ich innerlich schmunzeln, wenn ich zu einem Hotel de Ville komme. Vor mehr als 40 Jahren haben wir auf unserer ersten Fahrt durch Frankreich verzweifelt ein Zimmer gesucht und dabei auch das Hotel de Ville bei der Suche nicht ausgenommen. Am Hotel de Ville beginnt auch die Grand Rue, die Hauptgeschäftsstraße, die sich quer durch den Ort zieht. Samstags ist Markt in Tourone, aber dann sind wir schon wieder unterwegs. Er soll sehr schön sein, wie uns Wohnmobilnachbarn aus Heppenheim später erzählen, die extra des Marktes
69 Costa Brava 2017

wegen hier Station machen. Eigentlich sind es zwei Städte, die links und rechts der Rhonebrücke liegen: Tournon und Tain del’Hermitage

Altstadt

Samstag, 22.4.2017

Tournon- Pont-a-Mousson

von Tournon bis Pont a Moussonsson

Am frühen Morgen setzen wir unsere Reise fort. Noch einmal bestaunen wir den Sonnenaufgang. Wer weiß, wann wir den in nächster Zeit zu sehen bekommen. Unser nächstes Etappenziel ist Pont-a -Mousson an der Mosel. Aber zunächst aber genießen wir den Frieden des Morgens. Plötzlich schnuppere ich Rauch. Nein, vom Fahrzeug kommt der nicht. Gott sei Dank. Es kommt von draußen. Kurz darauf sehe ich überall kleine Rauchwolken aufsteigen. Waldbrand? Nein. Wir sind doch immer noch inmitten von Weinfeldern. Dann sehe ich die kleinen Feuer. An jedem Weinstock brennt ein Feuer in einer Art Dose. Das habe ich noch nie gesehen. Werden die empfindlichen Weinstöcke so über Nacht gewärmt und vor dem Erfrieren geschützt? Oder wird das mal Glühwein? Keine Ahnung. Muss ich doch glatt einmal Google fragen. Google sagt dazu, dass mit Paraffin betriebene „Frostkerzen“ die Luft im Weinberg erwärmen und so die empfindlichen Rebstöcke vor dem Erfrieren schützen sollen. Man lernt nie aus. Aber so etwas habe ich auch noch nie gesehen: „Ein illuminierter Weinberg.“ Mit jedem Kilometer weiter nördlich, ziehen mehr Wolken auf und die Optik verliert ihre strahlende Heiterkeit. Auf der Autobahn schnurrt unser Womo Kilometer um Kilometer Richtung Heimat. Am frühen Nachmittag haben wir den Stellplatz in Pont-a-Mousson an der Mosel erreicht.

Er ist schon sehr gut gefüllt. Wir finden aber noch einen Platz gleich am Eingang. Als wir Aussteigen bemerken wir gleich an den Temperaturen, dass wir viel nördlicher sind. Und als wir unsere Stühle auf die Rasenfläche vor unserem Mobil gestellt haben, fängt es an zu regnen. Na, so was! Alle Stühle wieder hinein ins Auto.

Stellplatz an der Mosel

Wir schauen uns den sehr schön gelegenen Stellplatz vor der Moselbrücke etwas näher an. Es gibt noch einen neueren Teil, der weiter hinten liegt, dort wo die Sportbootfahrer auch anlegen können. Die ganze Anlage ist sehr gepflegt.

Stellplatz

Da unser Frühstück heute Morgen etwas zu kurz gekommen ist, mache ich mich auf den Weg einen Bäcker zu suchen. Ich finde ihn ca 500m weiter, links von der Brücke. Mit einem Baquette trete ich den Rückweg an und stelle fest, dass es einen Bäcker direkt hinter unserem Wohnmobil an der Straße gibt. Egal! Meine Bewegung habe ich gehabt. Um 15.00 Uhr macht die Rezeption auf und ich gehe, um uns anzumelden. Da muss ich mich in die lange Reihe derer einreihen, die dasselbe vorhaben. Die junge Frau am Schreibtisch ist sehr freundlich und erklärt, oft dreisprachig, die Nutzung des Platzes und gibt Infos zur Stadt. Und das bei Jedem……..! Nach einer ¾ Stunde bin ich endlich an der Reihe. Michael hat sich inzwischen schon Gedanken über meinen Verbleib gemacht. Später mache ich mich auf, um noch etwas von dem Städtchen zu sehen. Es herrscht samstägliches Treiben auf der Straße, in den Läden und Lokalen.

in der Stadt

Fasziniert schaue ich in die Fenster der Patisserien. Kleine Törtchen, Teilchen und andere süße Kunstwerke liegen in den Fenstern. Aber „Oh la la“, der Preis ist happig. Für ein kleines Erdbeertörtchen kann man schon mal 6 oder 7 Euro ausgeben und für kleinere Torten geht es bis 50 Euro aufwärts. Frankreich ist nicht gerade billig, das stelle ich auch beim Blick auf die ausgelegten Speisekarten fest. Nun ja, unser Kühlschrank ist noch gut gefüllt

Sur le Ponte

Es ist schön, sich durch die kleinen französischen Gassen treiben zu lassen, um etwas von der französischen Art zu leben zu spüren. Morgen werden wir auch Frankreich verlassen. Dann hat Deutschland uns wieder und damit auch unser Arbeitsleben, dass gleich am Montag wieder anfängt.

Sonntag, 23.4.2017

Pont-a-Mousson -Löhne

Das letzte Mal stehen wir früh auf. Pont-a- Mousson zeigt sich zum Abschied noch einmal von seiner besten Seite im strahlenden Licht der Sonne. Fort ist der Grauschleier, der gestern noch auf der Landschaft lag.

Stellplatz Pont-a-mousson

Wir starten durch das morgendliche Südlothringen zur letzten Etappe. Einzig bei der Leverkusener Rheinbrücke müssen wir wieder aufpassen, dass die Navis uns nicht darüber schicken, ansonsten verläuft die Fahrt ohne Probleme.

Fazit:

Jetzt sind wir schon einige Zeit zurück von unserer Tour in den spanischen Frühling und wir sind nach wie vor begeistert von der Landschaft und vom Klima in dieser Jahreszeit. Unsere Bedenken, doch relativ viele Kilometer in so kurzer Zeit machen zu müssen und damit eigentlich nur wenige Tage in der Zielregion verbringen zu können, haben sich zerstreuen lassen. Durch das frühe Starten am Morgen konnten wir jedem Fahrtag noch viel Urlaub abgewinnen, so dass sich der Ausspruch: “Der Weg ist das Ziel“ wieder einmal bewahrheitet hat. Für uns steht auf alle Fälle fest: Im nächsten Frühling heißt es für uns wieder „Eviva Espana“

Die ganze Tour

https://www1.wdr.de/fernsehen/wunderschoen/spanienreisen-barcelona-costa-brava-100.html

Ende