Treffen Silbersee- Frielendorf

 27. Juni in Deutschland ⋅ ⛅ 24 °C

Ein stummer Zeitzeuge

Für den heutigen Tag ist Regen und Gewitter angesagt. Keine guten Vorraussetzungen für eine erneute Radtour, die dieses Mal eigentlich nach Schwalmstadt, der größten Stadt des Schwalm-Eder-Kreises gehen sollte. Schwalmstadt entstand erst 1970, als im Rahmen der Gebietsreform in Hessen die beiden Städte Treysa und Ziegenhain mit den umliegenden Dörfern zur Stadt Schwalmstadt zusammengefasst wurden. Aber, aber ……… Schwalmstadt muss auf unseren Besuch leider noch etwas warten.

Als ich in den frühen Morgenstunden den Regen auf das Womodach prasseln höre, überlege ich , ob es wohl heute die leckeren Brötchen gibt. Marion ist bisher jeden Morgen mit dem Rad zum Bäcker in das 2 km entfernte Frielendorf gefahren und hat für alle Brötchen geholt. „Wahrscheinlich nicht“, denke ich und schlafe wieder ein, bis mich das Hupen des „Rollenden Supermarktes“ aus dem Schlaf reißt, der jeden Morgen gegen 9.00 Uhr auf den Platz fährt. „Himmel!“ Dann muss ich heute die Brötchen dort holen und beeile mich etwas anzuziehen. Als ich die Tür aufmache, stolpere ich fast über unsere Brötchen auf der Treppe. Marion sei Dank.

Später am Vormittag, schlage ich einen Spaziergang um den See und durch die Ferienhausanlage nach Frielendorf vor. Aber nur Lisa, Rolf und Brigitte können dem Vorschlag etwas abgewinnen. So geht es, mit Schirm und Regenjacke ausgestattet, zu viert in Richtung See. Es ist Samstagvormittag und, liegt es an Corona oder am Wetter, es ist wenig los. Weder am See noch in der Ferienhausanlage, aus der wir erst einmal den Ausgang zum Ort finden müssen, um unseren Spaziergang fortsetzen zu können. Dann aber gehen wir durch das alte Zechengelände. Das hat allerdingss die Natur längst zurückerobert, nur wenn man genau hinschaut, sieht man noch ein paar Spuren der industrieller Vergangenheit. Die Hassia-Kohle wurde in ganz Deutschland verkauft. Heute erinnert das Hassia-Hotel mit seinem Namen noch daran. Eine alte Kanonenbahn, eine ebenfalls inzwischen stillgelegte Bahnstrecke, sorgte für die Anbindung der Zeche. Unter dem Gleisbett durch, gelangen wir durch das alte Zechentor in den Ort.

Das Zechentor erinnert an den einstigen Braunkohlebergbau in und um Frielendorf. Bis in die 1960er Jahre, waren Braunkohlebergbau und Brikettherstellung die wirtschaftliche Basis des Orts und der umliegenden Dörfer. Frielendorf gehörte zu den bedeutendsten Braunkohlerevieren Hessens, und die Tagebaugruben prägten die Landschaft. Im Dorf selbst befand sich eine Brikettfabrik.  Der heutige Ferienpark war früher übrigens ein Braunkohlentagebau. Im Ort mit seinen Fachwerkhäusern herrscht samstägliche Geschäftigkeit. Aber der Museumsladen , das Heimatmuseum, ist geschlossen. Dort findet man viele Zeugnisse der Heimatsgeschichte und ein maßstabsgerechtes Modell der alten Zeche. Der Ortskern ist geprägt durch Fachwerkhäuser und den Bachlauf der Ohe. Wenn man die Hauptstraße entlang geht, entdeckt man auch historische Gebäude, wie die alte Türmchenschule gegenüber dem Rathaus.  Ein Spaziergang durch Frielendorf ist ein Weg durch die Geschichte. Das Wetter ist inzwischen sonnig und warm geworden und wir suchen eine Möglichkeit einzukehren. Vor der Pizzeria, die uns vor zwei Tagen mit Pizza beliefert hat, können wir einen Cappuccino trinken, bevor es entlang der Straße wieder zurück zum Stellplatz geht.

Der Nachmittag verläuft ganz entspannt und am Abend geht wieder ein Teil der Gruppe zum Essen auf die Terrasse des Wellnesszentrums. Rückblickend war das Wetter an diesem Tag eigentlich doch Radtour tauglich.

Am Sonntagmorgen löst sich der Kreis der Teilnehmer relativ schnell auf. Lisa und Rolf wollen noch an den Main und fahren schon vor dem Frühstück los, um noch einen schönen Stellplatz zu bekommen. Brigitte fährt mit Hans und Marion und Heidi und Hans-Werner noch für ein paar Tage ins Urbachtal. Für uns geht es nach einer Woche Wohnmobilreise und Treffen in Holland und Hessen erst einmal wieder nach Hause. Doch die nächste Fahrt steht schon fest: das wird Ende Juli eine Woche Wohnmobilurlaub mit Clara, unserem Enkelkind.

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