Espana en Primavera

Nach Benicassim auf dem Via Verde 12.03.2020

„Die Schönheit der Natur zeigt sich nur dem, der Augen dafür hat“ (Schinkel).

Für heute ist eine Radtour nach Benicassim angesagt. Benicassim ist eine Stadt an der Costa Azahar mit arabischer Vergangenheit. Die von den Arabern erbaute Burg von Montornès ist eine der spektakulärsten Sehenswürdigkeiten von Benicàssim, die nicht nur etwas von der Geschichte der Stadt, sondern auch einige schöne Ausblicke auf die Gegend bietet. Die Burg Montornés befindet sich auf dem Gipfel der Bergkette „Desierto de las Palmas“. Unser Ziel ist allerdings heute nicht die auf 500 m Höhe gelegene Burg, sondern der Wochenmarkt von Benicassím. 

Wir fahren von Oropesa auf dem Via Verde, einer ehemaligen Bahntrasse, die ohne nennenswerte Steigungen oberhalb der Küste durch die Natur unterhalb des Monte Bolvar mit seiner einheimischen Vegetation und den mediterranen Kiefern führt. Immer wieder können wir auf Buchten und Strände schauen. Der asphaltierte Weg führt auch durch ehemalige Eisenbahntunnel und zwängt sich durch Felsen hindurch, um erneut einen wundervollen Blick auf das Meer freizugeben. Während der Tour bieten Rastplätze mit Bänken und Fahrrad-Abstellplätzen die Möglichkeit sich ausruhen. Wir stellen unsere Räder in der Nähe des Marktes von Benicassim ab. Dann bummeln wir über den Markt, und neben Oliven und Weintrauben finden noch andere Köstlichkeiten den Weg in den Einkaufsbeutel. Nach dem Marktbesuch werden noch ein paar Kleinigkeiten beim in der Nähe gelegenen Lidl erstanden. Dann machen wir Rast auf der Terrasse einer Bar am Radweg mit tollem Blick auf Benicassim und den Strand. Da dürfen Sangria und Oliven natürlich nicht fehlen. Beschwingt geht es wenig später zurück zum Wohnmobil und in die nachmittägliche Sonne.

Am Abend gehen wir Essen im Restaurant auf dem Campingplatz nebenan. Die Preise hier in Spanien sind wirklich moderat, stelle ich mal wieder fest.
Später bekommen wir im Fernsehen immer mehr Informationen über die Auswirkungen des Corona Virus, die uns verunsichern. Schulen werden geschlossen und in Italien erliegt das komplette öffentliche Leben. Welche Auswirkungen haben die Maßnahmen auf Reisende, wie uns.? Werden gar Grenzen geschlossen, und wir können nicht mehr zurück? Wie ist es dann mit der medizinischen Versorgung hier in Spanien? Unsere Tochter Lena ruft an und fragt, wie sich die Corona-Krise in Spanien bemerkbar macht? Sie hat Sorge und möchte am Liebsten, dass wir nach Hause kommen.

Hier bleiben, weiterfahren, nach Hause fahren? Viele Fragen, viel Unsicherheit, die diesen schönen Tag überschatten.

 12. März in Spanien ⋅ ☁️ 17 °C

Gestrandet in Oropesa 13.03.2020

Es kommt nie so wie man denkt. Es kommt so wie man nie gedacht hat.

Heute ist Michaels Geburtstag. Den wollen wir mit Kaffee und Kuchen und Grillen am Abend feiern. Auf dem Markt in Benicassim gestern haben wir alles dafür eingekauft. Da haben wir Glück gehabt, denn ab heute hat die spanische Regierung alle Märkte verboten. Die Corona-Krise hat uns nun auch eingeholt und wir haben gestern Abend noch lange überlegt, wie wir damit umgehen. Die Besichtigung von Metropolen wie Valencia sind gestrichen. Auch die Weiterfahrt in den Süden haben wir gekänzelt, da wie heute bekannt wurde, immer mehr Campingplätze, keine Neuankömmlinge mehr aufnehmen. Um um uns herum ist Aufbruchsstimmung. Immer mehr freie Flächen. Am späten Nachmittag wird auch unser Campingplatz gesperrt. Keine Neuaufnahmen mehr. Wir haben uns entschieden, erst einmal hier vor Ort zu bleiben, denn wir sind hier nicht allein und leben quasi schon in einer Art kleinen Qarantäne. Wir sind hier am Meer und auf diesem kleine Campingplatz im Moment relativ sicher und schauen mal wie lange die Beschränkungen andauern und wann wir uns am Besten auf den Heimweg machen. Bekannte vom Stammtisch, die eigentlich Anfang der Woche hier nach Oropesa kommen wollten, sind in Frankreich umgekehrt. Ein anderes Ehepaar, das zurzeit noch in Alicante ist und noch ein paar Tag in Oropesa verbringen wollte, darf nicht mehr auf den Platz.
Die ganzen Informationen über die Corona-Krise und die eingeleiteten Maßnahmen trübten natürlich den Tag. Aber trotzdem genießen wir die spanische Sonne und sitzen zusammen, um Michaels Geburtstag zu feiern. Ein Highlight hat der Tag noch: Michaels Regler ist von Amazon geliefert worden.

Die Entscheidung 14.04 2020 Torre de Sal Maria

„Die schlimmste Entscheidung ist die Unentschlossenheit“

(Benjamin Franklin).

Heute am frühen Morgen werden wir von dem Geräusch über Kieselsteine rollender Reifen geweckt. Es ist nicht einmal 6.00 Uhr, als das erste Campingfahrzeug den Platz verlässt und ihm sollen im Laufe des Morgens und Vormittags noch einige folgen. Gestern haben wir uns noch fürs Bleiben entschieden, heute Morgen lassen wir uns von der Panik anstecken und packen schon mal zusammen. Wir wollen morgen auch nach Hause fahren. Die Angst, dass die spanisch-französische Grenze für den Transit nach Deutschland dicht gemacht wird, ist zu groß. Michael wechselt noch das defekte Hinterrad. Damit sind alle Problemstellen behoben. Der Regler fürs Solar ist wirklich gestern von Amazon angeliefert worden und bereits eingebaut. Bei der Sonne zurzeit, liefern jetzt auch die Solarpaneele des Hängers Strom. Der Mover funktioniert wieder, nur mit der spanischen Gasflasche hapert es noch.
Im Laufe des Tages und den erhaltenen Informationen kommen wir immer mehr zu dem Entschluss zu bleiben, denn eine weiße Karawane aus Wohnmobilen und Wohnwagen wälzt sich gerade auf die französische Grenze zu. Wir erfahren, dass ab Montag der Ausnahmezustand in Spanien ausgesprochen wird, d h. Läden, Cafes etc. bis auf Lebensmittel- und Apotheken sind geschlossen, aber das sind sie jetzt auch schon. Jeder soll in seinem Umfeld bleiben, machen wir bereits. Also warum nicht noch ein wenig spanische Sonne mitnehmen und die französische Grenze im Blick behalten? Am Nachmittag setzt sich die Tendenz zum Bleiben durch. Gegen Abend kommt das Ehepaar aus Löhne, das in der Nähe von Alicante mit dem Wohnmobil war, nach einigem hin- und her doch noch auf unseren Platz.
Wir sitzen bis zum Sonnenuntergang vorm Mobil, etwas entspannter nach der Entscheidung noch zu bleiben, und genießen Oliven, Käse und Schinken vom Markt in Benicassim. Mal sehen, was der morgige Tag so bringt und welche Entscheidungen dann zu fällen sind.