Rovinj und der Angriff der Möwen

 28. Mai in Kroatien ⋅ ☀️ 19 °C Tag 28

Vorab: Ich habe gerade den fast fertigen Bericht über Rovinj ungespeichert geschlossen. Nu ist er weg und ich weiß nicht, ob ich nochmal die Energie aufbringe, alles neu zu schreiben. Aber ich fange einfach noch mal an.
Sonne, Sonne, Sonne, ein wolkenloser Himmel und ein erfrischendes Lüftchen vom Meer. Was will man mehr von einem Urlaubstag?
Nach den Frühstück geht es mit dem Rad noch einmal nach Rovinj. Michael ist immer noch nicht fit. Er bleibt im Wohnmobil und ruht sich aus. So fahre ich mit Krügers noch einmal die schöne Strecke am Meer entlang durch den Punta Corrente. Der Parkwald Zlatni rt (Punta corrente) gehört zu den interessantesten Naturattraktionen Rovinjs. Gegen Ende des 19.Jahrhunderts kaufte Georg Hütterott an der Küste von Rovinj vier Inseln (St. Andreas, Maškin, Šturag und St. Ivan). Im Gebiet des Goldenen Kaps begann er, verschiedene Pflanzen anzusiedeln, mit dem Ziel, einen Klimakurort einzurichten. Das ehrgeizige Projekt wurde nicht beendet, doch löste es den Beginn des Tourismus in der Gegend aus. Der Waldpark wurde im Jahre 1961 zum Naturschutzgebiet erklärt.
Das Goldene Kap, wie der Park genannt wird, ist ein idealer Ort zum Joggen und Fahrradfahren und auch für gemütliche Spaziergänge. In dieser Gegend herrscht Fahrverbot für Autos . Im Park findet man viele versteckte Strände. Hier gibt es, wie auch im restlichen Küstengebiet, Felsstrände mit einem etwas schwierigeren Eingang ins Meer, aber auch einige Buchten mit Kieselstein. Und es gibt einige sehr schöne Beach Bars auf dem Weg nach Rovinj.
Wir erreichen Rovinj und bewundern erneut den Blick vom Hafen auf die Altstadt. Dann stellen wir die Räder wieder an der bewährten Stelle ab und laufen in eine Straße mit ganz vielen Läden und Boutiquen. Die Verkäufer und Verkäuferinnen stehen vor der Tür und animieren uns mit flotten Sprüchen, in ihre Läden zu kommen, um etwas zu kaufen. In einer Apotheke, die so versteckt zwischen den Häusern liegt, dass man sie nicht findet, wenn man nicht weiß, wo sie ist, kaufe ich nochmal Medikamente für Michael. Langsam setzt ein wenig Hunger ein. Der Geruch nach frischem Brot treibt uns in eine Bäckerei. Ich entscheide mich für Borek und Foccacia. Mit einer Tüte kommen wir alle drei aus dem Geschäft. Ich nehme mir meinen Borek aus der Tüte und beiße ab. Im gleichen Moment bekomme ich einen Schlag auf den Kopf und mein Kuchenstück fliegt auf die Straße. Drei Möwen, die sich dann um mein Essen streiten, haben diesen gemeinen Angriff von oben geplant. Fassungslos sehe ich meinem Borek nach, der von den Möwen in Sekundenschnelle zerteilt und gefressen wird. Wir bummeln weiter durch die Gasse. Ich habe ja noch mein Foccacia. Die esse ich jetzt aber lieber, genau wie Heidi und Hans Werner, aus der Tüte und breche mir Stückchen ab, die ich in den Mund stecke. Plötzlich kneift mich etwas sehr schmerzhaft in den Zeigefinger, mit dem ich die Tüte halte, so dass ich sie fallen lasse. Eine Möwe hat einen direkten Angriff auf mich geflogen, mich mit dem Schnabel attackiert und sich auf diese Weise meine Tüte mit dem Gebäck verschafft. Ich reibe mir nur noch den schmerzenden Finger. Von Möwen habe ich für heute genug. Aber sie sind überall, vor allem am Wasser, an das wir danach wieder kommen, um die Ausflugsboote anzuschauen und Rovinj von der anderen Seite anzuschauen. Bevor es weiter durch die engen und verwinkelten Altstadtstraßen geht, schauen wir am Markt vorbei. Der Fischmarkt hat bereits geschlossen und so wird es nichts mit dem Kauf von eingelegten Sardellen, die Heidi haben wollte. Aber den dekorativen Peperoni-Zopf können wir kaufen und handeln auch einen guten Preis dafür aus, da wir mehrere haben wollen. Dabei kommen wir mir der Bauersfrau ins Gespräch, die uns erzählt, wie schwierig es ist, genügend Geld zu verdienen, um davon leben zu können. Weiter geht es durch die verwinkelten Gassen der Altstadt. Hoch über uns baumelt Wäsche zum Trocknen. Jede Nische, Ecke und jeden Vorsprung hat man ausgenutzt für Tische und Stühle, um an ihnen Touristen bewirten zu können. Alles ist so einladend und ausgefallen, dass ich nicht weiß, wohin ich zuerst schauen soll. Kleinste Kellerräume sind zu Läden oder Ateliers ausgebaut und man findet dort istrische Handwerkskunst. Vieles davon ist “ made in China“. Heidi und Hans Werner suchen die Straße, an der die Bars und Restaurants direkt auf Terrassen oder sogar auf Felsen über dem Meer gebaut sind. Wir finden sie und die Auswahl zum Einkehren ist groß. Dann sitzen wir mit einem Sprizz, einem Miš Maš und mit wunderschönem Blick aufs Meer auf einer Terrasse. Hinter uns blau, über uns blau und wenn man bei der Sonne nicht aufpasst, ist man selbst auch schnell „blau“. Hans Werner interessiert immer noch, wie man einen perfekten Miš Maš hergestellt bekommt. Deshalb fragt er die Kellnerin, die bereitwillig Auskunft gibt. Der Trick dabei ist viel Eis, in der Fanta und ein Löffel, über den der Rotwein langsam auf das Eis läuft.
Gestärkt und um eine Information reicher, geht es dann langsam wieder zurück zu den Rädern und durch den Park zum Wohnmobil. Um alle Gassen und Straßen von Rovinj zu durchstreifen, braucht man sicher mehrere Anläufe. In einer kleinen Werft, an der wir auf dem Rückweg vorbei kommen, wird ein Holzboot restauriert. Diese Batana Boote sind traditionelle Rovinjer Fischerboot aus Holz und zwischen 4 bis 8,5 Meter lang. Typisch für das Batana ist sein flacher Boden. Deshalb sind mit diesem Boot auch Fahrten und Fischereiaktivitäten in flachen Küstengebieten möglich. Um die Tradition zu erhalten und zu wahren, gibt es ein eigenes Batana Museum, bei dem man Fahrten in den Sonnenaufgang mit einem Batana Boot buchen kann. Aber das machen wir nicht mehr in diesem Urlaub. Was wir aber an diesem Nachmittag noch machen, ist die Technik fürs Miš Maš herstellen, auszuprobieren. Und siehe da, es klappt.

Walking und Platzbesetzung

 29. Mai in Kroatien ⋅ ⛅ 18 °C Tag 29

Ja, was soll ich sagen, es scheint schon wieder die Sonne, als ich aus dem Fenster schaue. Es ist noch ziemlich früh und ich genieße die kurze Zeit in der Morgensonne zu sitzen, die schon schön warm ist, während die Luft noch frisch, um nicht zu sagen kühl ist, von der Nacht. Aber die Ruhe währt nicht sehr lange. Der Campingplatz hat sich heftig gefüllt und so langsam setzen überall um mich herum morgendliche Aktivitäten ein. Hans Werner ist auch schon länger wach und ärgert sich über den gelben Blütenstaub, der in dicken Staubwolken von den Bäumen fällt, wenn es windig ist. Er beschließt sein Auto nach dem Frühstück davon zu befreien, und weil er grad so in Fahrt ist, wird auch unser Womo den lästigen Staub los. Michael geht es auch heute noch nicht besser. Er liegt die meiste Zeit und ist sehr müde und schlapp. Da ist es nett, dass Hans Werner sich auch um unser Womo kümmert.
Nach dem Frühstück will ich mal wieder eine Rund walken und nehme mir die Strecke durch den Punta Corrente entlang des Meeres vor. Da ich, zu Fuß unterwegs, nicht auf den Weg angewiesen bin und über die verschiedenen Felsen und Steine klettern kann, komme ich in Abschnitte, die wir sonst mit dem Rad nicht erreichen. Immer wieder gibt es schöne Motive von Wald, Felsen und Meer. Sonnenhungrige liegen auf den Felsen und lassen sich braten. Aber was ist denn das? Der Mann hat definitiv keine Badehose an und auch beim nächsten, der auf dem Felsen herumklettert, vermisse ich das alles bedeckende Kleidungsstück. Immer mehr Nackte je weiter ich an diesem Strandabschnitt komme. Oh je. Ich glaube, ich bin an den FKK-Strand geraten. Jetzt weiß ich auch, warum wir mit dem Rad diesen Abschnitt umfahren haben. Schnell schlage ich die Richtung weg vom Strand ein. Und ich bin hier fleißig am fotografieren gewesen. Allerdings mehr das Meer ….
Nach einer 3/4 Stunde erreiche ich die Strandbar Cuve und lasse mich dort auf eine Pause mit einem kleinen Bier nieder. Herrlich. Irgendwann muss ich dann doch den Rückweg antreten.
Der Nachmittag vergeht mit Sonnen und Faulenzen.
Von Anja und Eberhard erfahre ich über WhatsApp, dass sie bereits hinter Salzburg sind und noch am Abend gegen 21.00 Uhr bei uns auf dem Camping eintreffen würden. Heute sind einige schöne Plätze am Wasser und mit Meerblick frei geworden. Michael macht mich auf den Platz direkt neben uns aufmerksam, der auch nicht mehr belegt ist. Aber genau so, wie die Plätze frei werden, werden sie auch über Tag wieder belegt. Paare oder ganze Familien rennen mit Plänen über das Gelände, schauen sich die freigewordenen Parzellen an und suchen sich den für sie Schönsten aus. Als ich Anja schreibe, dass der Platz neben uns gerade frei geworden ist, schreibt sie zurück, ob ich den nicht reservieren könnte. „Versuchen kann ich es ja,“ denke ich, denn es ist schon schön, wenn man ankommt und braucht nicht mehr herumlaufen, um zu suchen. Besonders, wenn es bereits dunkel wird. Ich nehme mir mein Rad und will noch mal nach der Platznummer schauen, da steht da doch bereits ein Paar und überlegt, wie sie am besten ihr Mobil darauf stellen könnten. „Sorry“, das geht aber wirklich nicht. Der Platz soll doch für Anja und Eckerhard sein. „Löhner Eck“ sozusagen. Drei Löhner Wohnmobile nebeneinander. Also fahre ich wie ein geölter Blitz zur Rezeption. Da bin ich echt im Vorteil gegenüber dem Paar, das zu Fuß am Suchen ist. Innerhalb kürzester Zeit ist die 1017 dann für Anja und Eckerhard reserviert. Auftrag erfüllt. Weiter sonnen. Aber das wird mir schnell zu langweilig. So nehme ich mir das Rad noch einmal, mache eine schöne kleine Radtour und hole dabei Wein und Olivenöl vom Bauern zum Mitnehmen.
Gegen 21.00 Uhr sehe ich auf der Ebene über uns ein Wohnmobil kreisen und wenig später eine winkende Anja, die nun auf ihren Platz mit Meerblick fahren kann. Heidi und Hans Werner kommen auch zur Begrüßung herbei geeilt und gemeinsam stehen wir noch eine kurze Zeit vor dem Wohnmobil; erzählen und trinken ein Begrüßungsgetränk. Dann ist es Zeit ins eigene Mobil zu gehen, denn Anja und Eckehard sind sicher auch müde, schließlich sind sie in einem Rutsch durchgefahren. Als ich zurück in unserem Wohnmobil bin, will ich den fast fertigen Tagesbericht beenden Dabei schließe ich versehentlich die App. Alles, was ich über den vergangenen Tag geschrieben habe, ist weg. Es gehörte eine gehörige Portion Selbst-Motivation dazu, alles noch einmal neu zu machen.

Hubertustropfen und Sardellen

 30. Mai in Kroatien ⋅ ☀️ 21 °C Tag 30

Ich habe schlecht geschlafen, denn Michaels Zustand beunruhigt mich doch sehr. Deshalb stehe ich früh auf, anstatt mich im Bett hin- und -herzuwälzen, koche mir Kaffee und einen Tee für Michael, baue die Campingmöbel auf und setze mich in die Sonne. Hans Werner sitzt bereits vor seinem Mobil. Aber der geht ja auch bereits um 5.00 Uhr joggen und für ihn ist 7.00 Uhr später Vormittag. Er fragt, wie es Michael geht.
Die Neuankömmlinge schlafen noch und erholen sich von der Fahrt. Da Michaels Zustand keine großen Fortschritte zum Besseren macht,
sollten wir sehen, dass wir nach Deutschland kommen, damit er dort zum Arzt kann und umfassend untersucht wird, um eine vernünftige Diagnose zu bekommen. Noch im Bett haben wir darüber gesprochen und beschlossen, morgen zu fahren.
Etwas später, noch während wir beim Frühstück sind, kommen Anja und Eckerhard herüber und erkundigen sich ebenfalls nach Michael. Kurze Zeit später erscheinen auch Krügers, die schon mit Frühstücken fertig sind. Wir quatschen eine ganze Weile, bis jeder wieder seinem Vorhaben nachgeht.
Ich fahre in den kleinen Supermarkt auf dem Campingplatz, um noch Getränke und ein paar Sachen für die Fahrt am nächsten Tag zu besorgen. Wieder stelle ich fest, dass man hier in Istrien keine Angst hat, von den Touristen überteuerte Preise zu verlangen. Ich wollte Schwarzen Tee für die Fahrt mitnehmen. Die Packung Teebeutel ist mit 46 Kuna ausgezeichnet. Schnell mal rechnen: 1 Euro sind 7 Kuna! 6 Euro für eine Packung Teebeutel ist schon bald dreist. Aber die Leute scheinen es zu bezahlen. Kroatien und besonders Istrien, ist schon lange kein Land mehr,in dem man billig Urlaub machen kann. Es ist vieles teurer als in Deutschland.
Als ich vom Einkaufen komme, hält Heidi für alle gekühlte Hubertustropfen in Fläschen bereit. Ich fotografiere die leeren Flaschen und Anja meint, dass wir damit Conny vom Stammtisch gratulieren könnten, nach dem Motto:“ Haben wir auf dein Wohl getrunken!“ Aber dieser Post kommt nicht bei allen gut an. Michael, der keinen Alkohol trinkt, schimpft mit mir, dass ich so was veröffentlicht habe. Alle sind darauf ein wenig betreten.
Wir verabreden uns zu einer Radtour ins Naturschutzgebiet mit Einkehr bei Roberto und seinem leckeren Sardellenteller. Heidi und Michael bleiben beim Wohnmobil. Wir anderen radeln die Schotterwege durch das Vogelschutzgebiet und machen auch wieder einen Stopp in dem kleinen Camp „Mon Paradies“. Dieses Mal schauen wir uns das Camp und den dazugehörigen Strand ewas näher an. „Mon Paradies“ ist ein Mini Camp und hat 50 Stellplätze. Am schönsten sind die Plätze 1 bis 11, die direkt am Meer liegen und Strandzugang haben.
Wir fahren weiter und kommen zum Agroturizam. Anja ist genauso begeistert wie ich beim ersten Mal und fotografiert die vielen liebenswerten Details. Es ist ganz schön frisch geworden und wir nehmen einen freigewordenen Tisch in der Laube. Der Sardellenteller ist genau wie das Miš Maš ein Muss und ist wieder köstlich. Als wir fahren, fängt es leicht an zu regen. In der „Bucht der Hühnergötter“ stellen wir uns unter einen Baum, warten den Regen ab und suchen später wieder Hühnergötter. Dann geht es zurück zum Wohnmobil. Ein wunderschöner Sonnenuntergang beendet unseren letzten Tag in Istrien.

Rückfahrt -Stopp am Chiemsee

 31. Mai in Deutschland ⋅ ☀️ 16 °C Tag 31

Wir sind ziemlich früh. Bereits um 7.00 Uhr sitzen wir draußen am Frühstückstisch und warten auf unseren Brotholer Hans Werner, der auch gleich darauf angeradelt kommt. Michael geht es besser. Er mag schon wieder Leberwurst zum Frühstück. Aber er ist noch sehr geschwächt und ziemlich gereizt, denn er hat seit 2 Tagen nicht mehr geraucht. Die Zigaretten schmecken und bekommen ihm nicht. Um 9.00 Uhr sind wir startklar. Michael macht Druck. Er will los, und so fällt die Verabschiedung relativ kurz aus. Die Sonne scheint wieder und beschert uns bestes Reisewetter. Bezahlen müssen wir auch nicht mehr. Das habe ich gestern Nachmittag schon erledigt. Und so können wir einfach durch die Schranke fahren. Beim Bezahlen gestern war ich schockiert. Wir haben von unterwegs einen Platz für eine Woche reserviert, möglichst in der Nähe von Krügers. Nach einigem Hin und Her bekamen wir die Nachricht, dass man Platz 963 für uns reserviert hätte und es wurde um eine Vorauszahlung von 100 Euro gebeten, die wir auch getätigt haben. Beim Bezahlen gestern wies ich auf die Anzahlung hin und bat sie mit zu verrechnen. Darauf bekam ich die Antwort, dass die 100 Euro für die Reservierung für einen bestimmten Platz bestimmt wären und nicht verrechnet würden. Da wurde ich aber so etwas von gerade und erklärte, dass ja nicht wir uns den Patz ausgesucht hätten, sondern der Camping uns diesen Platz zugeteilt habe. Letztendlich musste ich dann nur 20 Euro Reservierungskosten für eine Reservierung ohne Platzwahl bezahlen. 100 Euro nur fürs Reservieren. Geht’s noch? Ansonsten haben wir natürlich mit der ACSI Karte für 18 Euro pro Tag für alles, außer der Kurtaxe, einen super tollen Platz gehabt.
Gerade bin ich noch mit meinen Gedanken bei den Reservierungsgepflogenheiten, wir sind noch keine 10 km gefahren, da gibt es einen ordentlichen Knall im Wohnmobil. Ein Blick nach hinten zeigt das Malheur: die Front der großen Schublade unter dem Bett ist herausgebrochen. Michael sucht nach einer Parkmöglichkeit, und dann reparieren wir die Schublade, die sich jetzt nicht mehr arretieren lässt, erst einmal für die weitere Fahrt mit Panzerband. Die große Front bekommt derweil einen Platz unter der Bettdecke, damit sie sich nicht nochmal selbständig machen kann. Kurze Zeit später sind sich die Navis nicht einig. Geradeaus oder links? Wir entscheiden uns für links und fahren nochmals die zwar sehr schöne, aber auch sehr enge und kurvenreiche Strecke entlang des Limski Kanals. Zumindest ich kann noch einige schöne Blicke auf ihn erhaschen Dann geht es auf die Autobahn, und wir müssen ein Ticket ziehen. Die Kroatische Autobahn ist schön leer und lässt sich für 67 Kuna angenehm fahren. Zwischendurch noch einmal den Tank auffüllen für 10,40 Kuna pro Liter, das sind 1, 41 € . In Slowenien hätten wir unter Umständen günstiger tanken können.
Um 10.00 Uhr sind wir an der slowenischen Grenze und die Abfertigung geht schnell, obwohl bei der Ausreise jeder Pass kontrolliert wird. Wir fahren in Richtung Koper und mal wieder geht es auf Serpentinen bergab. Von oben haben wir eine tolle Sicht und können weit sehen. Die Gegend hier kann die unmittelbare Nähe zu Italien nicht verleugnen. Ich freue mich, dass wir heute diese tolle Berglandschaft einmal bei Sonnenschein durchfahren können. Auf der Hinfahrt hat es nur geregnet. Plötzlich lässt uns ein weiterer Knall zusammenfahren. Entwarnung! Das war nur die Wasserflasche aus Plastik. Auch in Slowenien ist die Autobahn recht leer. 80 km vor der Grenze zu Österreich machen wir eine kurze Pause. Dann erreichen wir die Mautstelle des Karawankentunnels und nehmen, aus was für einem Grund auch immer, die falsche Spur. „Stopp! Stopp!“ ruft die Frau, heftig gestikulierend, im Kassenhäuschen und fällt dabei fast aus ihrem Fenster. Wir haben sie noch rechtzeitig gehört und brauchen deshalb nur ein kurzes Stück zurückzusetzen. Dann müssen wir allerdings bei laufendem Verkehr über 3 Spuren hinweg, ganz an den äußeren Rand zur Darsgo und LKW Spur wechseln. Ein hilfsbereiter Angestellter stoppt den Verkehr auf den anderen Spuren für uns, damit wir fahren können. Puh…..! Das war dann doch etwas stressig! Die Grenze zu Österreich können wie langsam fahrend überqueren. Da ist kein Herr und kein Hirte, der kontrolliert. Kurz vor St. Michael bringt uns ein anhaltender lauter, schriller Warnton zur Verzweiflung. Woher kommt der? Was ist nicht in Ordnung? Und natürlich ist in so einer Situation kein Parkplatz in der Nähe, um halten zu können. Fast 20 km müssen wir fahren und haben bald einen Tinnitus bis endlich eine Raststätte kommt. Motor aus, Ton weg. Motor an und der Warnton ist wieder da. Wir gehen um dasWohnmobil herum und schauen drunter, doch nichts Auffälliges ist zu bemerken. Michael grenzt den Warnton ein. Nur die elektrische Treppe und die Hubstüzen geben so einen Ton ab, wenn sie nicht richtig eingefahren sind. Aber Stützen und Treppe sind drin. Michael fährt beides aus und wieder ein. Als er danach den Motor startet, ist der Warnton weg. Glück gehabt. Was es nun genau war, wissen wir allerdings immer noch nicht. Aber die ersten Male, als die Gobox an zu piepsen fängt, sind wir doch kurz angespannt und erwarten wieder den Warnton.
20 km weiter gibt es einen plötzlichen Stau. Der Tunnel ist gesperrt. Eine Viertelstunde müssen wir warten, bis es weitergeht. Und dann sind wir in Deutschland. Sang und klanglos und ohne Kontrolle, aber mit großer Polizeipräsenz vor Ort, hat uns Deutschland wieder. Im Stillen habe ich ein wenig Angst, dass wir in Übersee beim Bauer Steiner keinen Platz bekommen und herumsuchen müssen, denn die Bayern haben ja, wie bereits erwähnt, Ferien. Michael ist doch ziemlich fertig von den 500 km. Doch er lehnt mein Angebot zu fahren immer wieder ab. Er meint, es wäre für ihn viel anstrengender, daneben zu sitzen, als selbst zu fahren. Es gibt ja noch einen zweiten Platz in Übersee beim Bauern Schmidt, beruhige ich mich. Irgendwo werden wir bestimmt etwas finden. Als wir zum Stellplatz kommen, weist ein großes Schild an der Einfahrt darauf hin, dass der Stellplatz ausgebucht ist. Wir fahren trotzdem drauf. Auch das ist etwas, was uns die Erfahrung gelehrt hat. Die Situation eines als ausgebucht ausgewiesenen Platzes haben wir schon ein paar Mal gehabt und trotzdem war oft noch etwas frei. Ich steige aus und schaue die Reihen durch, und da ist wirklich noch ein Platz frei. Ich winke und Michael fährt erst einmal auf die freie Stellfläche. Dann ich gehe zur Anmeldung. Die gute Frau Steiner kann es nicht verstehen. Eigentlich hätten wir uns erst anmelden müssen, bevor wir auf einen Platz fahren, denn es gibt auch reservierte Plätze
„Alle Plätze sind vergeben oder reserviert“, sagt sie mir. „Und auf der 35, die ich angegeben habe, da steht noch jemand, der am nächsten Tag abreisen will“. Sie schaut nochmal in ihre Buchführung. „Es könnte höchstens die 34 sein“, überlegt sie. „Da ist eben jemand auf einen anderen Platz gefahren.“ „Von mir aus auch gern die 34. Hauptsache, wir können stehenbleiben!“, sage ich. „Der Stellplatz beim Bauern Schmidt ist wegen Krankheit geschlossen“, erzählt mir Frau Steiner. Jetzt fehlen diese 28 Stellplätze und alles drängt sich auf den Steiner Platz. Nach einigem Hin- und -Her habe ich die Zusage für eine Nacht auf der 34 stehenbleiben zu können. Doch nur mit einem Nachweis über einen negativen Test von uns beiden. Oh Gott. Wir sind wieder in Deutschland. Hier läuft nichts ohne Test. Die Tests kann ich Gott sei Dank für 3 Euro bei der Frau Steiner kaufen und muss meinen auch gleich vor Ort machen. Dann muss ich Michael noch zum Testen holen, der alles andere als begeistert ist und eigentlich seine Ruhe haben will. Als wir zurückkommen sind inzwischen mehrere Wohnmobilisten gekommen, die reserviert haben und wir müssen deren Anmeldeformalitäten abwarten, bis Michael endlich seinen Test machen kann. Aber dann ist der Stellplatz für die Nacht sicher.
Zu Fuss und mit Rucksack laufe ich wenig später in den Ort zum Einkaufen. Es gibt so viele, leckere bayerische Schmankerln, die zum Kaufen animieren, so dass mein Rucksack hinterher kaum zugeht und bleischwer ist. Für mein Abendessen ist gesorgt. Michael mag eh nichts essen außer Weißbrot und Jogurt. Während meiner Abwesenheit hat er die Schublade repariert und die Front mit längere Schrauben wieder befestigt. Was der alles immer dabei hat?!
Als ich später mit allem fertig bin und mich in die Sonne setzen will, ist die Sonne weg und hinter dem Berg verschwunden. Es wird ziemlich schnell ziemlich kalt. So schaue ich mir die Berge dann im Warmen durchs Womofenster an.

Stopp in Wipfeld

 1. Juni in Deutschland ⋅ ☀️ 23 °C Tag 32

Ich bin so früh wach, kann und will aber nicht vor 6.00 Uhr morgens bereits im Wohnmobil „herumturnen“. Also , Knopf ins Ohr und Hörbuch an. Das stört meinen kränkelnden Reisegefährten nicht, lenkt alle meine Gedanken auf die Story und entspannt ungemein. So ungemein, dass ich wieder einschlafe. Es ist kurz vor 9.00 Uhr, als ich wach werde. Eigentlich zu spät für einen Fahrtag, an dem Kilometer gemacht werden müssen. Darum ist es bereits nach 10.00 Uhr, als wir vom Platz rollen. Wieder ist Traumwetter und so viel Zeit muss sein, die Stühle hinauszustellen, um in der Sonne zu frühstücken. Wobei das Frühstücken nur auf mich zutrifft. Michael ist immer noch bei Tee und ein paar Butterkeksen. …und ohne Zigarette!! Das Traumwetter beschert uns eine tolle Fernsicht. Da tauchen Berge auf, wo sonst keine zu sehen sind. Am Ortsausgang liegt eine gut zugängliche Tankstelle, direkt neben dem Netto Supermarkt, in dem ich gestern einkaufen war. Allerdings bin ich nicht die stark befahrene Landstraße gelaufen, die nicht einmal einen Gehweg hat, sondern einen kleinen Wirtschaftsweg, der in einem großen Bogen durch die Felder führte und bei der Tankstelle wieder auf die Landstraße stößt. Diese Tankstelle steuern wir an, bevor es wieder auf die Autobahn geht. Der Stellplatz beim Bauern Steiner ist wirklich schön, und die Familie macht sich viel Mühe, um es ihren Gästen so angenehm wie möglich zu machen. Inzwischen gibt es auch kostenfreies WLAN und man kann reservieren. Davon sollte man in der Hauptsaison wirklich Gebrauch machen, wenn man den Zwischenstopp gesichert haben will. Der Stellplatz kostet 7,00 Euro plus 3,50 € pro Person und 0,50 € Umweltabgabe. Und, was auf Stellplätzen nicht selbstverständlich ist, es dürfen auch Wohnwägen den Stellplatz anfahren.
Die Autobahn ist voll. Unmengen von LKWs, die unterwegs sind. Da frage ich mich wirklich, ob man nicht einen großen Teil von diesem Warentransport auf die Schiene verlegen kann. Das meiste ist ja sowieso Container Transport. Bei Irschenberg erleben wir ein regelrechtes „Elefantenrennen“. Mit 35 km fahren wir auf der mittleren Spur den Berg hinauf. Ganz schlimm ist es auf der A 99 um München. Der Verkehr schiebt sich nur so von einer Baustelle zur nächsten. Wieso sind die Autobahnen im Ausland alle weitgehend baustellenfrei, während die deutsche Autobahn den Eindruck einer Riesenbaustelle vermittelt ? Brummifahrer in diesem tagtäglich Chaos zu sein, mit Termindruck und Einhalten der Lenkzeiten bei vollen Parkplätzen, ist wirklich kein Traumjob.
Auf der A3 wird es dann etwas besser und wir können eine Pause machen und uns ein wenig die Füße vertreten. Gegen 15.00 Uhr verlassen wir die Autobahn und fahren auf der Landstraße über Volkach nach Wipfeld. Die Strecke von Volkach nach Wipfeld sind wir vor 2 Jahren schon einmal mit dem Roller gefahren. Ich weiß daher, dass sie uns traumhafte Ausblicke auf die Mainschleife bescheren wird. Mit dem Wohnmobil ist diese Landstraße durch die Weinfelder aber noch einmal eine etwas andere Nummer. So müssen wir beim sehr scharfen rechts Abbiegen weit ausholen, um um die Spitzkehre herum zu kommen. In diesem Moment kommt uns ein Radfahrer entgegengefahren und beschimpft uns auf übelste Weise, weil wir seiner Meinung nach zu weit auf der Gegenfahrbahn sind, auf der er gerade radeln möchte. Manchen Menschen hat der liebe Gott weder Verstand noch angemessene Umgangsformen mitgegeben, dafür spitze Ellenbogen, mit denen sie sich immer und überall ihren Vorteil verschaffen wollen. Ziemlich empört setzen wir unsere Fahrt fort. In Obermeisenheim sehen wir, dass der dortige Stellplatz mehr als voll ist. Oh je! Wir sind zwar jetzt in Franken, aber das ist immer noch Bayern und somit betreffen uns die Pfingstferien der Bayern wieder einmal bei der Stellplatzsuche. Michael meint zwar, ich hätte mittlerweile eine Art von Bayernwahn, aber wo ich recht habe, habe ich recht. Ok! Zugegeben, es werden nicht nur die bayerischen Pfingstferien sein, die für diese Vollheit sorgen, sondern auch das große Aufkommen an Campingfahrzeugen in den letzten Monaten, so ein richtiger Camping Hype, und auch das „endlich wieder Fahren dürfen“ nach der Corona Zwangspause, werden ihren Teil zu den überfüllten Plätzen beigetragen haben. So ist es nicht verwunderlich, dass auch der Stellplatz in Wipfeld so gut wie voll ist und das mitten in der Woche. Wir finden aber in der 2. Reihe noch einen Platz, der gar nicht mal schlecht ist. Beschert er uns doch einen hübschen Sitzplatz im Halbschatten unter einer Birke. Anmelden, das wissen wir noch vom letzten Mal, müssen wir uns auf der ca. 50 m weit entfernt pendelnden Mainfähre. Der Nachbar kommt zu uns und macht uns auf das große Schild aufmerksam, das informiert, dass man hier nur mit negativem Test Quartier nehmen darf. Und darüber ließe der Mann auf der Fähre auch nicht mit sich verhandeln. Keinen Test, keinen Stellplatz. Michael, der gerade gedacht hat, endlich angekommen zu sein und sich schon seinem Platz unter dem Baum gesucht hat, ist fast verzweifelt. So ein echter Mist. Natürlich haben wir einen negativen Test, der noch gültig ist, aber keinen Nachweis darüber. Den hat uns die Steiner Bäuerin nicht ausgehändigt. Aber wir haben noch zwei Notfall-Spucktests an Bord, die ich einpacke, als ich zur Fähre gehe, um uns anzumelden. Wollen wir doch mal sehen! Wo ein Wille ist, ist auch ein Platz zu haben. Am Anleger muss ich erst warten, bis die Fähre zurückkommt und angelegt hat. Es ist unheimlich viel los. Viele Radfahrer und Ausflügler tummeln sich an der Fähre. Endlich kann ich dem Fährmann mein Anliegen vorbringen, dass ich gern den Stellplatz bezahlen möchte, und das wir gestern am Chiemsee einen Test gemacht hätten, aber keinen Nachweis darüber bekommen haben. „Ohne Nachweis keinen Stellplatz,“ bekomme ich zur Antwort. Dann zeige ich meine Test. „Das können Sie machen. Sie müssen mir sowieso eine Selbsterklärung unterschreiben, dass sie negativ getestet sind.“ Sprach’s drückt mir ein Formular und einen Kugelschreiber in die Hand und legt wieder ab. Bis die Fähre wieder kommt, habe ich die Selbsterklärung ausgefüllt und unterschrieben. Dann kann ich die 7 Euro für den Stellplatz bezahlen, bekomme einen Zettel fürs Wohnmobil und kann Michael die gute Nachricht verkünden, dass wir bleiben können. Den Test machen wir nicht, denn ich habe ja erklärt, dass wir einen gültigen Test gemacht haben und das trifft zu. Punkt um. Falls jemand zum Kontrollieren kommen sollte, können wir immer noch ins Testgerät spucken.
Man könnte ein Buch schreiben mit dem Titel: „Reisen zu Zeiten der Corona“.
Nachdem dann alles geklärt ist, machen wir es unter dem Baum gemütlich. Michael ruht sich aus und ich mache einen Spaziergang durch den Ort. Am späten Nachmittag wird plötzlich einer der Logenplätze frei und wir ziehen um in die erste Reihe. Jetzt können wir vom Liegestuhl aus dem Treiben auf dem Fluss zusehen, bis die Sonne verschwindet und es ziemlich kühl wird.

Back@home and review

 2. Juni in Deutschland ⋅ ⛅ 22 °C Tag 33

Auch heute Morgen können wir wieder draußen frühstücken. Nach den diversen Frühstücken am Meer, dem Frühstück mit Blick auf die Berge, frühstücken wir heute einmal direkt am Fluss. Das Frühstück ist allerdings eher relativ zu betrachten. Michael, immer noch sehr angeschlagen, mag nichts, nur ein bisschen Tee und Butterkekse, und für mich allein ein großes Frühstück zu machen, macht auch keinen Sinn und Spaß. So toaste ich mir nur den Rest des kroatischen Weißbrotes und esse es mit etwas Butter und Honig. Das reicht bis nach Hause. Aber den Sonnenschein dazu genießen wir beide. Und dann geht es auf das definitiv letzte Stück dieser Reise. 350 km Autobahn sind noch zu fahren. Genau wie gestern ist die Autobahn wieder sehr voll mit LKWs und es gibt etliche Baustellen. Das macht das Fahren nicht gerade angenehm. Irgendwie ist es auch viel hektischer auf der deutschen Autobahn. Auf der einen Seite knallen Autos mit hoher Geschwindigkeit an uns vorbei, auf der anderen Seite überholen sich LKWs, weil sie 10 km schneller sind. Und wir mitten drin. Auf Grund des Gewichtes dürfen wir im Überholverbot für LKWs nicht überholen, aber wenn man das wirklich immer berücksichtigt, geht es überhaupt nicht voran. Das war in Österreich und Slowenien wirklich besser geregelt. Da galten die Überholverbote meist nur für LKWs über 7,5 t. Das betraf uns mit 5,5 t dann nicht mehr. Es sind auch viele, viele Campingfahrzeuge unterwegs, denn das lange Wochenende um den Fronleichnam Feiertag lässt so manchen bereits am Mittwoch starten. Vor den Baustellen gibt es größere und kleinere Staus, weil die Verkehrsführung einspurig wird. Ungefähr 30 km vor dem Autobahnkreuz Wünnenberg fällt mir auf, dass auf der Gegenfahrbahn überhaupt kein Auto fährt. Den Grund sehen wir kurz darauf. Vollsperrung in Richtung Kassel. Der dadurch entstandene Stau ist mindestens 30 km lang und beeinträchtigt auch den Verkehr auf der A33. Das wird Stunden dauern, bis sich das aufgelöst hat, denke ich und bin froh, dass wir in der anderen Richtung unterwegs sind. Einige Kilometer vor Paderborn, wir stehen auch im Stau, ertönt plötzlich der schrille Warnton. Total genervt sucht Michael eine Möglichkeit mit dem Womo anzuhalten. In einer einspurigen Baustelle nicht so einfach. Vor einer Ausfahrt kann er rechts ranfahren, den Motor ausstellen und mit der Fernbedienung die Hubstützen ein kleines Stückchen heraus- und wieder einfahren. Worauf der Warnton beim Starten ausbleibt. Da die Hubstützen neu sind, muss die Werkstatt wohl noch einmal einen Blick darauf werfen. Aber dann ereilt es uns doch noch einmal kurz vor unserer Ausfahrt in Exter. Ein Rückstau der Abfahrt auf die Autobahn. Wirklich Angst auslösend, wenn man auf dem Standstreifen steht und die LKWs bis wenige Zentimeter dicht vorbei fahren. Endlich haben wir auch diesen Stau geschafft und wir können die letzten Kilometer über Land bis nach Hause fahren. Was hat die Natur in den gut vier Wochen unserer Abwesenheit geschafft? Alles grünt und blüht. Auf der Knickstraße von Exter nach Löhne blüht der Lärmschutzwall weiß von Margariten. Es ist fast 15.00 Uhr, als wir auf unseren eigenen Stellplatz im Vorgarten fahren. Auch im Garten hat das Grünzeug unsere Abwesenheit ausgenutzt, um ungehindert zu wachsen und sich auszubreiten. Aber die Zähmung des Grüns muss noch ein paar Tage warten. Kein Stress gleich nach der Ankunft. Zunächst kommt der ungeliebte Teil einer Wohnmobilreise: das Fahrzeug wieder auszuräumen. Aber auch das muss noch etwas warten. Michael ist total geschafft von der Fahrt und legt sich erst einmal hin. Er hat durch die Infektion über 6 kg abgenommen und ist nur noch schlapp und müde. Nachdem die Post durchgesehen ist, mache ich erst einmal die Terrasse wieder schön und trinke meinen Kaffee, zur Abwechslung mal mit Blick in unseren Garten. Danach fange ich an auszuräumen. Ganz entspannt. Morgen ist auch noch ein Tag. Sogar ein Feiertag.
Beim Ausräumen lasse ich die vergangenen Wochen noch einmal Revue passieren. Die Wochen in Istrien waren wunderschön. Es hat uns fast Corona vergessen lassen. Die Campingplätze waren bis auf die letzte Woche angenehm leer, und wir konnten uns immer einen schönen Platz zum günstigen ACSI Tarif aussuchen. Die letzte Woche fiel in die 14-tägigen Pfingstferien der Bayern und da wurde es ziemlich voll. Für die Bayern ist die Entfernung zur Adria die gleiche wie an die Nord- oder Ostsee.
Was mich persönlich etwas gestört hat, gerade in Istrien, sind die meist ausländischen Investorengruppen, die die Campingplätze beherrschen und ihre Preise diktieren können. Da bin ich ziemlich hin- und hergerissen. Einerseits sorgen diese Unternehmen für Arbeitsplätze und investieren in die Infrastruktur des Landes, anderseits bleiben die Gewinne, die mit dem Tourismus in dieser wunderschönen Landschaft gemacht werden, nicht im Land und bei seinen Bewohnern. Die vielen kleinen, familiär geführten Autokamps, die ich von früher kannte, sind hier an der Küste von Istrien fast vollständig verschwunden und allenfalls noch im Inland zu finden.

Der Frühling bzw. der Mai zum Besuch von Istrien hat uns sehr gut gefallen. Nicht nur wegen der günstigen Vorsaison, sondern auch wegen des Klimas mit den noch kühlen Nächten und warmen, aber nicht heißen Tagen. Die richtigen Temperaturen um aktiv zu sein. Sei es mit dem Rad oder auch zu Fuß. Gut, das Meer ist noch ziemlich kalt und baden darin nichts für Warmduscher, doch dafür ist die Natur noch saftig grün und überall blüht es. Die Felsenküste mit den vielen Stränden und Badebuchten, die häufig mit Kies in flaches Wasser führt, bieten immer wieder neue wunderschöne Ausblicke. Sie ist umsäumt von Pinienwäldern und imposanten Hängen. Die z.T. schneeweißen Felsen vor tiefblauem Meer muten fast karibisch an. Gerade im Frühling duftet es nach Salbei, wildem Thymian und Rosmarin und machen Spaziergänge, Wanderungen und Radtouren zu einem Erlebnis mit allen Sinnen. Neben der wunderschönen Natur sind auch die hübschen historischen Städte, wie Rabac, Pula, Medulin, Porec und Rovinj, die wir besucht haben, echte Urlaubshighlights gewesen.
Durch Corona bedingt, sind wir nur in Istrien geblieben und im Gegensatz zu unseren sonstigen Gewohnheiten auch viel länger auf einem Platz. Dadurch ist die Zeit etwas entspannter verlaufen, als wenn wir jeden 2. oder 3. Tag weitergefahren wären. Auch die Woche am Anfang und am Ende mit Krügers war sehr angenehm. Vor allem in der letzten Woche, als es Michael nicht gut ging, war ich froh, Bekannte in der Nähe zu haben. Nicht zuletzt auch, um einmal Begleiter auf Radtouren oder Spaziergängen zu haben.
Bis auf die Erkrankung von Michael in den letzten Tagen waren die Wochen in Istrien wunderschön, und wir haben oft gesagt, wie schön es ist und wie dankbar wir sind, dass alles erleben zu dürfen.
Epilog: Jetzt sind wir seit ein paar Tagen zuhause. Michael geht es besser, aber noch nicht wirklich gut. Wir hoffen jetzt am Montag, am Freitag nach dem langen Wochenende waren die Praxen geschlossen, einen Arzttermin zu bekommen und alles abklären lassen zu können.
Epilog II Der Arztbesuch hat keine neuen Erkenntnisse gebracht, außer das es im Ausland vorkommen kann, durch Keime so schwere Infektionen zu bekommen, die in diesem Fall das gesamte Verdauungssystem zu Fall gebracht haben. Bei schweren Infektionen sind Durchfälle bis zu 14 Tagen in der Norm. Der eine Mensch wird besser als der andere mit den fremden Keimen fertig. Eine Darmspiegelung sollte in den in den nächsten Wochen vorsichtshalber noch erfolgen. Mit den Medikamenten haben wir alles richtig gemacht. Nun gilt es einfach wieder zu Kräften zu kommen. Auch der Nikotinentzug ist laut Arzt für Schwäche und Benommenheit mit verantwortlich. Diese Aussage beruhigt doch etwas, denn in etwa das Gleiche hat die Ärztin in Rovinj im Krankenhaus auch gesagt.