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Reisebericht über unsere Wohnmobiltour nach Istrien/Kroatien Mai 2021

Ab auf die Insel….Vorbereitung

 29. April in Deutschland ⋅ ☁️ 11 °C

Wenn man es genau nimmt, ist Istrien eigentlich nur eine Halbinsel, und die ist für uns gerade auf Grund des niedrigen Inzidenzwertes von aktuell 29,8 , ihrer sonnigen Lage an der Adria und der aktuell leeren Plätze zum Sehnsuchtsort geworden. Heraus aus der immer wiederkehrenden Kälte, den ständig wechselnden Maßnahmen und des zentralen und allgegenwärtigen Themas Corona. Wir sind inzwischen geimpft, wenn auch erst nur einmal. Das Risiko zu erkranken oder gar einen schweren Verlauf zu bekommen, ist also gering.
Mein Reisebegleiter, Fahrer und Ehegesponst hat sich zwar zunächst etwas geziert. Er gehört zu der sehr vorsichtigen und überlegenden Sorte Mensch und bildet damit einen ausgleichenden Gegensatz zu meinen, ich gebe es zu, oftmals unüberlegten spontanen Aktionen. Aber letztendlich überzeugten ihn dann doch die niedrigen Werte in Istrien. Aber vor dem Vergnügen steht, wie so häufig, erst einmal die Arbeit. Wir müssen innerhalb von ein paar Tagen alle notwendigen Unterlagen zusammen bekommen. Und das sind einige. Für die Einreise benötigen wir einen -inzwischen werden Schnelltest auch akzeptiert- negativen Test, nicht älter als 48 Stunden. Also haben wir gleich online einen Testtermin am Abreisetag morgens um 6.00 Uhr beim Testzentrum gemacht. Dann brauchen wir noch die Reservierungsbestätigung eines Campingplatzes. Die riesigen Campingplätze mit allem Schickimicki, die in Istrien entlang der Küste zu finden sind, und die sich höchstens mal im Preis unterscheiden, sind eigentlich nicht ganz so unser Ding. Aber erstens sind die zurzeit nur zu 20 Prozent belegt und….besondere Zeiten bedürfen halt auch mal besondere Entscheidungen. Wir wählen das Camp Olivia, und das hat seinen Grund. Heidi und Hans- Werner vom Stammtisch sind genau eine Woche vor uns gefahren und konnten uns einen traumhaften Platz direkt am Wasser reservieren.
Über die Campingplatz-Preise in Istrien bin ich dann bei meiner Recherche doch etwas erschrocken. In der Hauptsaison sind Tagespreise von bis zu 70 Euro keine Seltenheit. Da freuen wir uns doch wieder einmal jetzt außerhalb der Ferien reisen zu können und mit der ACSI Karte nur maximal 20 Euro bezahlen zu müssen. Aber zurück zu den Einreisepapieren. Was noch nötig ist, ist das Formular für die Reiseankündigung zur Einreise in die Republik Kroatien, die wir uns von der ADAC-Seite im Internet herunterladen, ausfüllen und dann zur Kroatischen Regierung zurückschicken müssen. Damit bekommen wir eine Einreisebestätigung und eine Einreisenummer, die bei der Einreise sichtbar an der Windschutzscheibe festigt werden muss. Aber damit nicht genug. Wer in Erdkunde etwas bewandert ist, weiß, dass zwischen Kroatien und Deutschland noch zwei andere Länder liegen, die man durchfahren muss. Und zu Coronazeiten muss man das im Transit erledigen, also Pause machen zum Nächtigen ist nicht. Nur eben dieser Transit ist nicht umsonst. Für Österreich benötigen wir, weil über 3,5 t, eine GOBOX. Die haben wir sogar, aber wir haben im November das Womo gewechselt und fahren jetzt den Carthago. Dessen Fahrzeugdaten sind in unserer Gobox natürlich noch nicht hinterlegt. Einige Telefonate bei der österreichischen Mautberechnungsstelle Asfinag und der „go-maut.de“ mit gegensätzlichen Aussagen später, kann Michael endlich seine Fahrzeugdaten hinterlegen, so dass wir die Box „nur noch“ an einer der Raststationen in Deutschland oder Österreich umtragen lassen und abholen müssen.
Auch Slowenien möchte für das Bereitstellen seiner Autobahn ein ordentliches Stück vom Mautkuchen haben. Die Mautbox “ Darsgo“ haben wir online beantragt, und staunen Bauklötze. In Slowenien wird die Maut nicht nach Länge oder Höhe des Fahrzeuges, sondern nach dessen Achsen berechnet. Wie toll, dass wir gleich drei zu bieten haben und mit unserem Hänger hintendran, kommen wir sogar auf vier. Juchhu ! Jetzt sind wir kein Wohnmobil oder Sonder-KFZ mehr, sondern nun fahren wir als LKW durch Slowenien Das müssen wir uns auch etwas kosten lassen. Der lange Rede kurzer Sinn, der Hänger vervielfacht die Maut durch Slowenien pro Fahrt auf über 100 Euro. Der Hänger bleibt zu Hause, bis wir bei einem nächsten Besuch mehr Zeit haben, um die Autobahn zu umfahren. Basta! So wird es nichts mit Rollertouren in Kroatien und wir müssen auf die E-Bikes zurückgreifen. Ein bißchen Schwund ist immer……!
Zurück zu den Reisevorbereitungen. Als der „Papierkram“ erledigt ist, wird mein Michael sichtbar ruhiger und beginnt sich offensichtlich auch, auf die vier vor uns liegenden Wochen zu freuen.
Der obligatorische Wäschekorb steht seit ein paar Tagen im Flur und dort wirft jeder von uns das hinein, was es nicht zu vergessen gilt. Hin und wieder wird er im Wohnmobile entleert. So nach all den Jahren und Fahrten sollten wir eigentlich genügend Routine besitzen, ein Wohnmobil startklar und reisefertig zu machen. Sollte man meinen. Aber ich schaffe es bis heute nicht, meine Sachen auf das Notwendige zu beschränken, wenn es doch so viele leere Schränke gibt. 2/3 der z.b. mitgenommen Kleidung räume ich bei der Rückkehr unbenutzt wieder aus. Doppelte Arbeit für das beruhigende Gefühl, für jedes Wetter und jede Gelegenheit gewappnet zu sein. Im Süden Dank der mitgenommen Jacken und Westen nicht frieren zu müssen und im Norden für evtl. Hitzeeinbrüche Strandkleid und Bikini parat zu haben. Was bei mir die T-Shirts und Pullover sind, die noch kurz vor der Abfahrt in jede neu entdeckte Lücke gestopft werden, sind bei Michael alle Dinge, die man unter dem Begriff Werkzeug zusammen fassen könnte. Es gab und gibt bis heute keine Situation auf unseren Fahrten, bei der er nicht den richtigen Schraubenzieher, die notwendige Säge oder sogar nötige Dichtmasse und Silikon dabei gehabt hätte. Seine Urlaubslektüre sind die Betriebsanleitungen von Heizung, Elektroanlage, Hubstützen, Motoren, Navis usw.
Aber wieder zurück zu unseren Reisevorbereitungen. Die sind endlich so langsam abgeschlossen. Seit dem Nachmittag verhindert ein Absperrband das Parken hinter dem Wohnmobil. Ein dort abgestellter PKW und die Suche nach dem noch schlafenden Besitzer, würde unsere ganze Abreise durcheinander bringen. Jetzt noch einmal schlafen, und dann zu der noch nachtschlafenden Zeit eines Feiertages um 6.00 Uhr morgens, sich ein Wattestäbchen in die Nase bohren lassen, auf das Ergebnis warten und es ausdrucken. Dann können wir in Richtung Kroatien starten.

Zwischenstopp in Bernau

 1. Mai in Deutschland ⋅ 🌧 13 °C Tag 1

Unser Stellplatz : Parkplatz am Outlet von Bernau nähe Autohof

Der Wecker klingelt um Viertel nach fünf. Eine für uns in den letzten Monaten eher ungewöhnliche Zeit. Einmal noch umdrehen. Aber um halb sechs hilft alles nichts: aufstehen, waschen, etwas überziehen, einen Kaffee- to-go im Auto auf dem Weg zum Testzentrum. Der frühe Morgen hat seinen besonderen Reiz. Ein leicht rosa gefärbter Horizont kündigt den baldigen Sonnenaufgang an. Gefühlt sind wir die Einzigen, die an diesem Feiertagsmorgen unterwegs sind. Nein, doch nicht, denn am Testzentrum auf dem Mehrzweckplatz steht bereits ein Fahrzeug. Sogar die Einweiser stehen schon auf ihren Positionen und warten in der kalten Morgenluft auf die Testwilligen des Tages. Wir sind angemeldet, können die Spur zwei nehmen, wie uns der freundliche Einweiser sagt und werden bei der Registrierung sogar mit Namen begrüßt. Der frühe Vogel….
Nach der Registrierung geht es gleich weiter zum unangenehmen Teil. Auch hier nette Begrüßung, und bevor wir uns verguckt haben, sind wir getestet und fahren schon wieder vom Platz. Es ist 6 Uhr und 5 Minuten. Ob wohl so früh an einem Feiertag bereits ein Bäcker geöffnet hat? Frische Brötchen für unterwegs wären nicht schlecht. Immerhin sind heute über 700 km zu fahren. Eine Entfernung, die wir sonst nie an einem Stück fahren. Unsere Etappen betragen 300 bis maximal 500 km. Das sind entspannt zu fahrende Distanzen, auf denen wir immer wieder neue Orte und Landstriche kennenlernen. „Der Weg ist das Ziel“, hatte ich sicher schon mehrfach erwähnt. Aber auch dieses Lebensmotto hat Corona geschafft, durcheinander zu bringen, denn wir haben nur 48 Stunden Zeit, mit dem Test in Kroatien einzureisen. Aber noch sind wir ja nicht unterwegs, sondern stellen erfreut fest, dass Bäcker Karlchen geöffnet hat und somit für unseren Reiseproviant sorgt. Wie sollte es auch anders sein, sind wir die einzigen Kunden. Eine riesige rote Kugel ist an östlichen Himmel zu sehen. Die Sonne ist aufgegangen. Ein toller Anblick. Insgesamt bin ich viel zu wenig früh morgens unterwegs, denke ich Langschläfer.
Zuhause angekommen, wird erst einmal gefrühstückt und nebenbei immer auf das Handy geschaut, ob das Testergebnis da ist. Nebenbei machen wir uns und das Haus reisefertig, schmieren Brötchen, räumen den Inhalt des Kühlschrank ins Wohnmobil um und erledigen noch den einen oder anderen Handschlag. Um 7. 15 Uhr ist das Ergebnis endlich da, kann ausgedruckt werden und erweitert die staatliche Sammlung der mitzuführenden Dokumente. Um 7.45 Uhr sind wir dann mal weg.
Wir fahren auf die A2. Es ist wenig los. Rechts und links vom Fahrbahnrand grünt und blüht es. Die Natur ist bereit für den Frühling, das Wetter noch nicht. Dicke Wolken verdecken den Himmel und dann fängt es an zu regnen. Der Regen begleitet uns auch auf der A33 bis Paderborn und wird dann von dichtem Nebel abgelöst, der sich erst kurz vor Kassel und auf der A7 auflöst. Auf der A7 begegnet uns auch mal das eine oder andere Wohnmobil. Trotz des Feiertages sind einige LKWs unterwegs, aber es hält sich in Grenzen. Die meisten stehen auf den Park- und Rastplätzen. Hatte ich geschrieben, es begegnen uns das eine oder andere Wohnmobil? Kurze Korrektur, es sind sehr, sehr viele Wohnmobile, Kasten, Vans und Campingbusse Richtung Norden unterwegs. Richtung Süden kann ich nicht beurteilen, da sind wir wahrscheinlich mitten drin. Kurz vor dem Kreuz Schweinfurt machen wir eine kleine Pause. Auch der Fahrer muss mal. Die Beifahrerin kann das, verbotener Weise, während der Fahrt erledigen. Aber seit ich vor vielen Jahren einmal auf meinem Thrönchen sitzend von einer Vollbremsung erwischt wurde, und die gerade beginnenden Pfingstferien mit einem Schleudertrauma, das ich mit Rheumacreme zu lindern versuchte, überstehen musste, vermeide ich es möglichst.
Leider ist der Rastplatz vor dem Kreuz Nürnberg voll und auch auf den folgenden Parkplätze stehen die LKWs bis auf die Autobahn. Nach dem Kreuz Nürnberg, das eine riesige Baustelle ist, können wir eine kurze Pause machen. Wir fahren von der A3 auf die A9. Rechts und links tauchen wenig später die großen Gerüste der Hopfenfelder auf. Wir fahren durch die Holledau. Es wird Zeit für eine Pause. Die Brötchen warten bereits geschmiert im Kühlschrank. Es geht weiter auf der A9 Richtung München. Nun meldet das Womo Appetit auf frischen Diesel. Nach dem Tanken führt die Autobahn durch das schöne Altmühltal. Trotz Autobahn, die hier oberhalb des Tales am Berg entlang läuft, hat man einen wunderschönen Blick auf die von blühenden Bäumen und sattgrünen Wiesen begrenzte Altmühl. Leider nimmt das bewölkt und zwischenzeitlich auch regnerische Wetter der frühlingshaften Landschaft etwas von ihrem Charme. Kurz vor München wechseln wir auf die A99, die um München herumführt. Hier gibt es Raststätten, in denen man die Gobox erhält oder aufladen kann. Wir versuchen gleich bei der Ersten unser Glück. Nicht so einfach angesichts der überall parkenden LKWs, zum Stehen zu kommen. Wir finden eine Lücke. “ Geh‘ du mal. Hier sind alle Unterlagen und der Fahrzeugschein“, sagt Michael. „Falls ich im Weg stehe und wegfahren muss“. Oh…Ok! Ich finde in der Raststätte gleich die Kasse, die auch für die Gobox zuständig ist. Alles frei. Kein Anstehen. Dem Kassierer halte ich unsere alte Gobox hin und sage: „Einmal neu machen. Hab keine Ahnung, aber davon ganz viel.“ Der Kassierer lacht und sagt: „Na, dann sind wir ja schon zu zweit. Ich nämlich auch nicht.“. Dann legt er die Box auf ein Gerät. Es piept zwei Mal. “ Das war es schon. Super online vorbereit,“ sagt der Mann, „auf der Box sind jetzt die Daten ihres neuen Fahrzeugs gespeichert. Gute Fahrt!“
Michael wartet vor dem Womo. Er ist sichtlich nervös, als er mich keine fünf Minuten später zurückkommen sieht. „Na, was fehlt?,“ fragt er mit besorgtem Blick auf die Klarsichthülle mit den ganzen Papieren. Gut, dass ich noch die Maske auf habe, so kann er nicht sehen, dass ich grinse und ihn noch einen Moment schmoren lasse. Er kann es dann kaum glauben, dass das jetzt nach den vielen Telefonaten mit verschiedenen Auskünften so schnell und unproblematisch geklappt haben soll und freut sich über das Lob des Kassierers. Mit der Mautbox an der Windschutzscheibe und damit einem Reiseproblem weniger, geht es beschwingt auf die letzten knapp 100 km des Tages. Hinter München wechseln wir auf die A 8 . Unter einer dichten Wolkendecke ziehen die sattgrünen Hügel des Alpenvorlands an uns vorbei. Kurz vor Bernau haben wir einen fantastischen Blick auf den unter uns liegenden Chiemsee, der heute mal das Himmelsgrau übernommen hat. In Bernau fahren wir ab. Da auch die 3 Stellplätze von Bernau unter das Beherbergungsverbot fallen und geschlossen sind, nehmen wir den Tipp von Hans Werner an, am dortigen Autohof über Nacht zu stehen. Die Parkplätze am Autohof sind aber wegen des Feiertages alle mit LKWs belegt, die, das haben wir immer wieder auf der Fahrt bemerkt, nicht fahren dürfen und nicht wissen, wo sie bleiben sollen. Ein kleines Stück weiter ist ein Outlet-Center. Die Parkplätze sind frei und wir finden eine große Parkbucht für unser Wohnmobil vis-a-vis zum Drive-in in des Burger King. Für das Abendessen und für Unterhaltung ist damit bestens gesorgt. Nach so viel Sitzen ist Bewegung dringend notwendig, zumindest für mich. Es ist 17.00 Uhr und ich mache mich bei knapp 8 Grad auf den Weg. Gleich neben unserem Womo sind in einer Ladenstraße viele kleine Shops renommierter Marken, wie „Chiemsee“ ( wenn nicht hier, wo dann 😉 , Lindt, usw. untergebracht. Heute alles zu und verwaist. Vom Parkplatz des Autohofes weht der Geruch von leckerem Grillfleisch zu mir herüber. Die Trucker haben sich zusammengesetzt und verbringen die Freizeit fern von zuhause gemeinsam. Von weitem sehe ich eine Kirchturmspitze. Ein kurzes Stück auf der Landstraße, und schon bin ich mitten im Ort mit seinen bayerischen Häusern, der hübschen gelben Kirche und dem weiß- blauen Schlösschen, das ein Hotel beherbergt. Der Ort wirkt sehr leer, fast ein wenig ausgestorben. Lockdown eben. Aber wenigstens der Maibaum steht. Mich interessiert der öffentliche Stellplatz an den Tennishallen, der laut Netz geöffnet sein soll. Aber der Platz ist abgesperrt. Keine Ahnung, wie das einzige Wohnmobil darauf dorthin gekommen ist. Gehört wahrscheinlich dem Besitzer. Die Verbotsschilder für Wohnmobile, die in den kleinen Straßen rund um den Stellplatz aufgestellt sind, sprechen eine eigene Sprache. Durch eine Wohnsiedlung, in der gefühlt vor jedem dritten Haus ein Van, Campingbus oder zum Campingwagen umgebauten Lieferwagen steht- die fallen mir wahrscheinlich gerade auf, weil ich davon heute unzählige auf der Autobahn gesehen habe- wandere ich durch den kleinen Kurpark, am Schlösschen vorbei zurück zum Wohnmobil. Mit einem kleinen Schlenker vorbei am Bestellautomaten des Burger King, dem ich nach einigen verzweifelten Versuchen die Bestellung unseres Abendessens abringe. Wir sind nicht mehr allein. Ein LKW hat sich hinter uns gestellt. Der polnische Trucker grüßt nett und ist froh, ein paar Worte wechseln zu können. Ein ziemlich ereignisreichen Tag geht zu Ende. Wir sind hundemüde. Morgen geht es weiter.

Auf nach Kroatien/Rabac

 2. Mai in Österreich ⋅ 🌧 7 °C Tag 2

Unser Stellplatz: Autocamp Olivia, Rabac

Michael schreckt aus dem Schlaf hoch. “ Haben wir verschlafen? Wir hätten doch besser einen Wecker stellen sollen.“ Ein Blick auf die Uhr und er ist beruhigt. Es ist 6.30 Uhr. Draussen prasselt der Regen aufs Womodach. Wir sind noch gut in der Zeit. Nach einem kurzen Frühstück, Kaffee und Tee kochen und ein paar Brötchen schmieren für die Fahrt, sind wir gegen 8.00 Uhr auf der A8 Richtung Salzburg. So regengrau wie der Chiemsee uns gestern empfangen hat, so grau in grau, verlassen wir ihn und den Chiemgau. Von der Autobahn können wir noch einen letzten Blick auf den Chiemsee und seine Inseln werfen. Ich bin ein wenig traurig, weil diese schöne Landschaft mit ihren sattgrünen, samtig schimmernden Hügeln und den noch schneebedeckten Bergen in der Ferne im Regengrau versinkt. Wie nähern uns der österreichischen Grenze in der Nähe von Salzburg. Unsere Ausweise zeigen wir durch das geöffnete Fenster. Aber der österreichische Grenzbeamte, dem das Regenwasser von seiner Unfiform tropft, winkt uns nur freundlich durch und meint: “ Auf dem Weg in den Urlaub in Kroatien? Dann gute Fahrt und schönen Urlaub“. “ Das der erste freundliche Österreicher, der mir begegnet ist,“ meint Michael beim Weiterfahren. Ich muss ein wenig lachen, denn so ganz vielen Österreichern ist er in seinem Leben noch nicht begegnet. Dieses Land, wie auch Oberbayern, haben bzw. sind noch weiße Flecke auf unserer Reiselandkarte. Hinter der Grenze fahren wir weiter auf der A 10, der sogenannten Tauernautobahn, die durch die Hohen Tauern führt, das ist eine Hochgebirgsregion der Zentralalpen in Österreich. Sie führt in ihrem Verlauf bis auf stattliche 1300m hinauf. Meine Ohren knacken und wie im Flugzeug muss ich schlucken, damit der Druck ausgeglichen wird. „Wird man in dieser Höhe wohl schon höhenkrank?, “ frage ich meinen konzentriert aus der Windschutzscheibe in den Regen starrenden Fahrer. Der meint nur: „Deiner Frage nach zu urteilen, müsstest du die bereits haben.“ Dabei liege ich gar nicht ganz so verkehrt, wie ich später recherchiere. Es fehlen nur noch gut 700 m. Wo die Autobahn nicht um die Berge herumführt, da führt sie mitten durch. Ein Tunnel reiht sich an den nächsten und auch der 6,546 km lange Tauerntunnel lässt nicht lange auf sich warten. Als wir vor Jahren einmal in den Sommerferien durch diesen Tunnel gefahren sind, reihte sich Stoßstange an Stoßstange. Heute, am Sonntagmorgen, gehört er uns fast allein. Aber trotzdem bleibt das unangenehme Gefühl des eingeschlossen Seins, das mich in langen Tunneln befällt und ich zähle jeden der gefahren Kilometer ab. An der Tunnelwand stehen, wie ein Countdown für ängstliche Gemüter, in großen Zahlen die Kilometer bis zum Ende des Tunnels angeschrieben. Hatte ich geschrieben, dass es regnet? Es regnet die ganze Fahrt durch Österreich hindurch, die Wolken hängen so tief zwischen den Bäumen, als hätte eine Riesenspinne dort ihre Netze aufgehängt. Da diese Regenoptik nicht all zu viel hergibt, beschäftige ich mich mit dem Handy und schreibe an meinem Reisetagebuch weiter, was aber dem Fahrer missfällt. Er möchte gern unterhalten werden. Doch als ich ihn unverfänglich frage, wie man denn ganz da oben auf die Almhütten Wasser hin bekäme, weil Wasser ja nicht bergauf fließt, meint er nur, ich solle doch lieber weiter auf meinem Handy tippen. Aber das verhindert dann der Karawankentunnel. Der Karawankentunnel ist ein Grenztunnel zwischen den Republiken Österreich und Slowenien an der A 11 der Karawanken Autobahn – hat eine Gesamtlänge von 7,9 Kilometern. Davon entfallen 4.402 Meter auf das österreichische Staatsgebiet, und 3.546 Meter liegen auf slowenischem Seite. Noch so ein langer Tunnel zum Kilometer abzählen. Auch im diesem Tunnel ist kaum Verkehr. Hinter ihm liegt die slowenischen Grenzstation. Kein Mensch, geschweige denn ein Zöllner, lässt sich bei unserer Ausreise sehen. Die sind alle mit den Gesundheitskontrollen der Einreisenden beschäftigt. Etwas verunsichert tasten wir uns schrittweise durch die Grenzanlage, immer damit rechnend, dass gleich jemand hinter uns her pfeift (schießen werden die wohl nicht gleich?). Aber nein, niemand möchte uns kontrollieren. So fahren wir nun auf der slowenischen Autobahn, was sich abrupt an der Beschaffenheit des Straßenbelages bemerkbar macht, weiter. Nach gut zwei Kilometer kommt eine Raststätte. Hier müssen wir unsere „Darsgo-Box“ zur Erfassung der slowenischen Maut abholen. Und da ich meinen Können zur Beschaffung von Mautboxen ja schon bei der Gobox unter Beweis gestellt habe, begebe ich mich ein zweites Mal mit Papieren ausgestattet in eine Raststätte. Hatte ich schon erzählt, dass es regnet? Vom Parkplatz des Wohnmobils bis zur Raststätte bin ich pudelnass trotz Regenjacke. Aber auch hier klappt der, dieses Mal Neuerwerb der Box bespielt mit unseren Fahrzeugdaten, problemlos. Ich muss nur das Schreiben mit der Bearbeitungsnummer und die Fahrzeugpapiere vorlegen. Auf der Box sind bereits 100 Euro, die Michael von Zuhause aus angewiesen hat. Vom Guthaben wird die Fahrt durch den Karawankentunnel und noch eines Tunnels abgebucht, und 10 Euro für das Gerät muss ich bezahlen. Nachdenklich nehme ich die Quittungen und die Box mit zum Womo. Wird der Karawankentunnel nicht von Österreich nach Slowenien von der österreichischen Gobox eingezogen, wofür die Slowenier die Tunnelgebühren bei der Fahrt von Slowenien nach Österreich kassieren? Egal. Ich bin froh, auch das zweite Problem unserer Reise ad acta legen zu können. Wir montieren die Box, und weiter geht es durch den Regen mit Gepiepse. Dieses Mal piept es für die slowenischen Kassen. Allerdings scheint das Geld nicht beim Autobahnbau anzukommen, denn die Fahrdecke ist voller Spurrillen und Schlaglöchern. Wir machen eine Pause. Es regnet nicht mehr, die Temperaturen sind ordentlich gestiegen und Slowenien präsentiert sich uns im satten Maigrün. Wir passieren Kranj und Ljubijana und müssen in Postonja von der Autobahn abfahren. Große Plakate weisen schon auf der Autobahn auf die berühmten Höhlen von Pistonja hin. Coronamäßig sind die allerdings zurzeit geschlossen. Der Fahrer wundert sich wenig später bei einer Pause über die Angaben seiner Navis. Für die 113 km von Postonja bis zum Ziel in Rabac haben sie fast 3 Stunden veranschlagt. Da kann doch was nicht stimmen. Aber die Navis scheinen die Strecke zu kennen. Wir fahren zwar auf einer Europastraße, aber diese Landstraße ist, bis zur Kroatischen Grenze nicht nur kurvenreich und schma, sondern streckenweise auch in keinem guten Zustand….aber sie führt durch eine wildromantische Landschaft. An der Grenze zu Kroatien werden wir intensiv kontrolliert und müssen alle Dokumente vorlegen. Es ist alles ok, und so können wir unsere Reise auf der kroatischen Seite fortsetzen. Auf einer gut ausgebauten Autobahn bis Opatja, natürlich ist die mautpflichtig. Aber die insgesamt 10 Euro für die gute Autobahn und den Tunnel, bezahlen wir nach 2 Stunden Sightseeing auf einer, der romantischen Landschaft angepassten Straße doch gern. Auf dem Stück Autobahn von Opatja nach Labin haben wir immer wieder einen tollen Blick auf das Meer, das uns kurz vor Opatja plötzlich blau entgegen leuchtet. Wir haben es geschafft. Wir sind an der Adria. Die Temperaturen sind T-Shirt tauglich geworden, doch den Fahrer interessieren nicht so sehr die Temperaturen noch die Schönheit der Landschaft, sondern viel mehr das Ende der Kurverei. Hauptsache keine Kurven mehr und nicht mehr steil hinunter. In Labin sind wir nur noch 6 km von Rabac entfernt, allerdings noch über 300 m hoch. Da spätestens weiß auch Michael, dass er wohl zum Schluss noch einmal ein paar Kilometer Serpentinen fahren muss. Am Ende der Serpentinen, gleich rechts liegt das Autocamp Olivia. Es wirkt fast ausgestorben. Als wir vor die Rezeption fahren, kommt die Angestellte schon heraus und begrüßt uns. Sie spricht deutsch und die Formalitäten sind schnell erledigt. Inzwischen sind auch Heidi und Hans- Werner aufgetaucht und fahren mir ihren Rädern vor uns her, zu unserem Platz direkt am Meer. Wir sind begeistert. Sonne, blaues Meer und weißer Kiesstrand. Diese Aussicht haben wir die nächste Woche rund um die Uhr. Der Campingplatz ist fast leer. Vielleicht 10 deutsche Wohnmobile stehen hier zurzeit. Wir sind angekommen und schon sitzen wir bei einem Begrüßungsgetränk zusammen am Mittelmeer. Davon haben wir doch schon so lange geträumt.

Rabac/ Autocamp Olivia

 3. Mai in Kroatien ⋅ ⛅ 14 °C Tag 3

Ich werde wach von einem Geräusch, das ich hier und heute nicht hören will: Der Regen trommelt seine Melodie auf das Wohnmobildach. Das darf doch nicht wahr sein. Gestern haben wir, nach dem die Begrüßungswolken abgezogen waren, das Meer und die Landschaft erlebt, wie man sie sonst nur von den Hochglanzbildern der Reisemagazine kennt. Fast kitschig schön. Am Abend gaben die Lichter von Rabac der Bucht ein romantisches Aussehen. Wunderschön und geheimnisvoll. Und nun das. Das blaue Meer des gestrigen Tages ist heute grau, der Himmel auch, als ich das Rollo hochziehe. Doch kurze Zeit später hört der Regen auf. So lasse ich es mir nicht nehmen, noch im Nachthemd und mit meinem Morgenkaffee in der Hand, wenigstens das Wasser des Meeres zu testen. Erfrischend kalt und glasklar. Wir stehen mit dem Wohnmobil direkt am Maslinica Strand, auf dessen weißen Kieselsteine die Wellen anlanden. Und wir sind in Rabac, einem beliebten Urlaubsort in Kroatien auf der Halbinsel Istrien in der Kvarner-Bucht. Rabac wirbt mit einer vielfältigen Palette an Gastronomie, Bootsausflügen und Sportaktivitäten. Im Ort gibt es überall Stein- und Kiesstrände.
Vor Rabac liegt die Insel Cres , auf die wir vom Wohnmobil aus einen tollen Blick haben.
Mein Tag am Meer kann beginnen, denke ich voller Optimismus auf besseres Wetter, als mir der böige Wind das Haar zerzaust. Und gerade dieser Wind schafft es innerhalb kürzester Zeit Strand, Meer und Himmel wieder in eine strahlende Ferienlandschaft zu verwandeln. Wunderbar! Da darf er mir ruhig das Haar zerzausen. Nach dem Frühstück erfahren wir von Heidi und Hans Werner Wissenswertes vom Platz und der Umgebung. Das Hallenbad des Hotels Hedera dürfen wir kostenlos benutzen. Der Außenpool ist zwar gefüllt, aber z.z noch nicht geöffnet. Auch Massagen und Sauna sowie das Hotelrestaurant stehen den Campinggästen zur Verfügung. Die Sanitäranlagen sind riesig und ziemlich neu. Vor Corona braucht man keine Angst zu haben. Ich bin jedes Mal vollkommen allein dort, denn es sind nur acht Womos auf dem ganzen Platz.
Bei einem Spaziergang auf der insgesamt wohl 6 km langen Promenade wollen Heidi und Hans Werner uns den Ort zeigen. Eigentlich wollten wir mit dem Rad fahren, aber der Wind ist zu stürmisch. Der Weg führt direkt am Meer entlang. Immer wieder machen wir Fotos, um diese tolle Landschaft mit den weißen Felsen im azurblauen Wasser, in dem vereinzelt weiße Boote im Sonnenlicht schaukeln, fest zu halten. Nur wenige Menschen begegnen uns. Eigentlich wäre jetzt Vorsaison und der kleine Hafenort würde so langsam aus dem Winterschlaf erwachen. Aber die fehlenden Touristen, die wegen Corona ausbleiben, lassen die großen Hotels, die Ferienwohnungen und Pensionen verwaisen. Bis auf das Hotel Hedera sind alle noch geschlossen. Nur die kleinen Cafés und Bars im Hafen haben bereits geöffnet und man sieht Gäste dort beim Kaffee, Eis oder Cocktail sitzen. Die Souvenirshops entlang des Hafens sind ebenfalls fast alle noch geschlossen. Doch es rührt sich was. Hin und wieder sehen wir einen bereits geöffneten Laden und Verkäufer hoffen auf erste Kunden. Wir schauen uns das Angebot des hiesigen Supermarktes an. Alles was man benötigt und noch viel mehr, gibt es hier. Auch am Bäcker sind wir bereits vorbeigekommen, der nicht weit vom Campingplatz zu finden ist. Hans Werner, der jeden Morgen um 7.00 Uhr die Promenade entlang joggt, hat uns heute morgen ein leckeres Weißbrot von ihm mitgebracht. Discounter sucht man in Rabac vergeblich, die findet man im 5 km entfernten Labin. Das aber 5 km und etliche Höhenmeter entfernt und selbst mit dem E-Bike nicht so einfach zu erreichen ist. Im Supermarkt herrscht Maskenpflicht Auf den Straßen und Terrassen nicht. Es tut gut, wieder etwas Normalität zu sehen. Das allgegenwärtige Thema Corona gerät etwas in den Hintergrund bei einem Inzidenz von aktuell 23 in Istrien. Überall sehen wir Aktivitäten, die auf einen baldigen Saisonstart deuten. Die langen Wochenenden und die Pfingstferien lässt die Bayern gern hier nach Istrien kommen. Für sie ist es schnell zu erreichen. In ungefähr 6 Stunden ist man mit dem PKW von München aus hier. Aber kommen sie auch in diesem Jahr? Heidi und Hans Werner, die schon das 3. oder 4. mal im Mai hier sind, haben den Ort noch nie so leer gesehen. Hoffnungsvoll werden Liegen, Sonnenschirme und Loungemöbel auf Terrassen und Hotelstränden aufgebaut. Vereinzelt haben auch schon Restaurants geöffnet und ihre Speisekarte vor dem Eingang aufgestellt. Wir wandern aus dem Hafen heraus, in dem die Ausflugsschiffe wartend in den Wellen schaukeln und lassen die toll angelegten Strände und Terrassen der Hotels hinter uns. Irgendwann bemerkt Michael, dass wir schon fast 4 km unterwegs sind und ja auch noch zurück müssen. So gehen wir zurück und belohnen uns zunächst mit einem wirklich leckeren Eis von Pino, dem besten Eis hier in Rabac, laut Krügers und dann im Hafen noch mit einem Cocktail auf einer Terrasse direkt am Meer. Ist das wohl herrlich? Das war doch schon mal ein schöner Start in den Urlaubsalltag. Und den Rest des Tages bekommen wir mit Sonne und Me(h)er herum .

Radtour entlang der Küste

 4. Mai in Kroatien ⋅ ☀️ 13 °C Tag 4

Wir sind für unsere Verhältnisse recht früh, als wir gegen 7.30 Uhr nachschauen, ob das Meer noch da ist. Das ist es, und es begrüßt uns heute Morgen durch das Womofenster von seiner allerschönsten Bilderbuchseite. Fast unwirklich. Nein, ich träume nicht. Wir sind an der Adria. Der blaue Himmel, das Meer und in der Ferne die Insel Cres. Diesen Anblick muss man regelrecht inhalieren und abspeichern für schlechte Zeiten und dankbar sein, dass wir das alles erleben dürfen.
Hans Werner, seines Zeichens Frühaufsteher, hat bei seiner 10 km Joggingrunde bereits Brot besorgt, und wir verabreden uns zum gemeinsamen Frühstück zwischen den Mobilen. Während ich ein wenig „Klarschiff “ mache, genießt Michael bereits die Sonne vor dem Mobil, dabei kommt er in Kontakt mit einem Paar, das mit Walkingstöcken unterwegs ist. Auch Hans Werner kommt dazu. Schließlich beteiligen wir uns alle am Gespräch und erfahren, dass das Ehepaar hier in Rabac ihren Altersruhesitz hat. Sie, Steffi, ist eine gebürtige Kroatin, er, Heinz, ist Deutscher. Das Haus bei Fulda ist verkauft und seit einem Jahr wohnen sie hier, mit Blick aufs Meer und sind begeistert davon, dort zu leben, wo andere Urlaub machen. Ein Wort ergibt das andere und schon haben wir vier, neben ein paar Tipps, auch eine Einladung zum Kaffee für den nächsten Tag. Das ist doch wirklich nett. Ich glaube, dass besonders Heinz sich nach der Winterzeit unter Einheimischen freut, ein wenig deutsch zu sprechen und zu hören.
Das Frühstück verspätet sich dadurch etwas. Ist das Klasse, so direkt am Meer mit Meeresrauschen und Möwengeschrei zu frühstücken. Das ist auch nicht alltäglich. Das muss man sich immer wieder bewusst machen.
Am Mittag unternehmen wir, mit Ausnahme von Michael, der Kopfschmerzen hat, eine Radtour entlang der Küste. Nach 6 bis 7 km endet die gepflegte und gepflasterte Promenade. Hier beginnt der FKK-Strand. Geschützt zwischen den Felsen liegen doch wirklich schon ein paar Sonnenhungrige und präsentieren ihren Körper hüllenlos der Sonne. Einem jungen Mann scheint die Sonne nicht zu reichen. Er posiert vor einem Felsen und zeigt den Vorbeifahrenden, das sind in diesem Fall wir, seine Ausstattung. Unbeeindruckt radeln wir weiter und probiern wenig später die aufgestellten Trimmgeräte aus. Die gepflasterte Promenade wird inzwischen von einem geschotterten Waldweg ersetzt. Durch die Baumreihen können wir immer wieder auf das Meer und auf kleine Buchten schauen. Zu einer Bucht, die sich „Paradies“ nennt, führt eine steile abwärts. Wir stellen die Räder ab, um hinunter zu gehen. Ein Mann mit einem Handy am Ohr lehnt an einem geparkten Auto und erklärt Hans Werner, dass dort in der Bucht gerade ein Film gedreht wird. Er bietet sich an, für ein paar Minuten auf die Räder zu achten, damit wir alle uns die Aktion am Strand näher anschauen können. So ganz schlau werden daraus nicht, was am Strand passiert. Aber die Bucht trägt mit Recht den Namen „Paradies „. Wunderschön, einsam und nur vom Wasser oder über die schmale Treppe zu erreichen. Gott sei Dank, Mann und Räder sind noch da, als wir vom Strand zurückkommen. Er hat wirklich aufgepasst. Man sollte nicht immer sofort Schlechtes unterstellen. Wir fahren zurück und halten auf ein Eis bei Pingo. Das Eis ist wirklich super lecker. Als wir am Wohnmobil zurück sind, hat der Wind ordentlich zugelegt und die Wellen spritzen am Strand hoch. Wir flüchten hinter das Mobil, das uns als Windschutz dient, zum Sonnen, Schlafen oder Schreibenden. Am späten Nachmittag nehme ich die Stöcke und unternehme noch eine ausgedehnte Walkingrunde. Dieses Mal erkunde ich die Straßen des in Terrassen angelegten Ortes. Es gibt mindestens 5 oder 6 Ebenen. Autos nehmen die in Schleifen angelegten Straßen, Fussgänger wie ich, können über Treppen von einer Ebene zur nächsten gelangen. Auf den steilen, engen Treppen hat man immer wieder tolle Ausblicke auf den Hafen und das Meer und Einblicke in die Gärten, Terrassen und Höfe der Häuser. Auf der Promenade trete ich den Rückweg an. Dass ich fast 1 1/2 Stunden unterwegs war, ist mir gar nicht aufgefallen. Bei einem Sundowner sitzen wir später noch gemeinsam mit Heidi und Hans Werner vor dem vMobil, bis die Sonne hinter dem Berg verschwunden ist, und nur noch kleine rosa gefärbte Wölkchen am Himmel zu sehen sind. Mit der Sonne geht auch die Wärme und es wird kühl, so dass wir das Abendessen lieber ins Wohnmobil verlegen.

Eine Einladung mit Ausblick

 5. Mai in Kroatien ⋅ ⛅ 17 °C Tag 5

Heute Morgen habe ich meinen inneren Schweinehund endlich überwunden und bin um 7.00 Uhr aufgestanden, um eine Runde am Meer zu Walken. Aber noch vor Beginn, beim Aussteigen aus dem Womo wollte der Schweinehund das verhindern und lässt mich auf der Stufe des Ausstiegs ausrutschen, sodass mein unbeschuhter Fuß mehr als unsanft auf den Zehen aufkommen und umknickt. Aua, das tut weh!“ Nicht angucken, nicht drüber nachdenken, in die Schuhe und los laufen. Als der Schmerz etwas nachlässt, genieße ich die morgendliche Stille, die nur vom Rauschen des Meeres unterbrochen wird. Am Hafen ist allerdings schon Betrieb. In den Café Bars sitzen Männer beim Espresso und unterhalten sich. Wieso sitzen hier eigentlich nur Männer? Ich kann nicht eine einzige Frau entdecken. Ist doch echt ungerecht. Einen kurzen Moment überlege ich, ob ich mich als Quotenfrau dazusetzen soll. Aber mich reizt doch mehr das Laufen. Also setze ich meine Walkingrunde auf der Promenade fort und beobachte dabei die Aktivitäten an den Hotels. Es wird gefegt, geputzt und aufgebaut. Es gibt Hotels nur für Familien und Hotels nur für Erwachsene. Jeden Urlaubswunsch versucht man zu berücksichtigen. Alles ist neu und sehr gepflegt. Sogar auf den Felsen, die schroff aus dem Meer herausragen, hat man Betonplattformen errichtet, auf denen nun Liegen und Schirme aufgebaut werden. Überhaupt kann man überall über Treppen hinunter auf die Felsen zu Sonnen- und Badeplattformen gelangen. Toll finde ich auch den barrierefreien Zugang ins Meer über Rampen. Gibt es auch nicht überall. Ich versuche mir vorzustellen, wie es hier in einem normalen Sommer aussieht. Lieber nicht. Das „jetzt und hier“, gefällt mir ungleich besser, auch wenn nur eine Handvoll Lokale geöffnet haben. Auf den Rückweg steht mitten im Hafen ein Lieferwagen, um den sich eine Handvoll Männer mit Plastiktüte schaaren. Das interessiert mich und ich trete näher. Im Auto liegt frisch gefangener Fisch in Styroporkisten, der aus den Kisten direkt in die Tüten wandert.
Mein Fuß puckert inzwischen ganz heftig. Und ich muss mir am Wohnmobil wohl oder übel die Bescherung ansehen. Ein Zeh ist total blau. Ich denke, das mit dem Laufen werde ich in den nächsten Tagen wohl etwas einschränken müssen. Aber erst einmal frühstücken. Hatte ich schon geschrieben, dass das Weißbrot total lecker ist? Nicht unbedingt figurfreundlich, aber wie das so ist, alles was schmeckt, geht auf die Hüfte. Es sei denn, man konzentriert sich darauf, größer zu werden. Nach dem Frühstück oder war das schon mehr ein Brunch?, fahren wir mit dem Rad einkaufen. Wir brauchen eigentlich nichts, aber das Inspizierenund Ausprobieren unbekannter Nahrungsmittel gehört mit zu unseren Lieblingsbeschäftigungen im Urlaub. Und Bewegung ist ja auch nicht verkehrt. Um eine Gurke und zwei Tomaten reicher, kehren wie zurück. Das Meer wartet. Jedoch mit 14 Grad belassen wir das lieber bei einem Fußbad, von dem auch der blaue Zeh profitiert.
Um 14.30 Uhr sind wir zum Kaffee bei Heinz und Steffi eingeladen. Angesichts des starken Windes und der zu erwartenden Steigungen -der wunderbare Ausblick auf die ganze Bucht wird nicht bereits auf der ersten Terrassenebene zu sehen sein-gehen wir zu Fuß. Google Maps errechnet dafür 37 Minuten, die wir nicht unterbieten, denn die Straßen steigen ordentlich an und bereits auf der zweiten Ebene sind die Jacken, die wir gegen den kalten Wind angezogen haben, schon lästiges Gepäck. Aber die Aussicht wird mit jedem Höhenmeter imposanter. Statt der Straße hätten wir auch Treppen gehen können, die die Ebenen verbinden und zum Teil durch private Gärten führen, aber das wäre noch anstrengender geworden. Die Treppen nehmen wir dann auf dem Rückweg. Am Ende der Straße der obersten Ebene winkt Heinz schon. Als begeisterter Biker präsentiert er Hans-Werner und Michael sein Motorrad und kurze Teit später dröhnt der Sound der Maschine über den Platz. Dann führt er uns in das gemeinsame Domizil. Ein kleines Appartement, aber bereits beim Hereinkommen können wir den fantastischen Blick über die Bucht durch die Terrassentür sehen. Sie haben nicht zu viel versprochen. Stolz zeigen uns die Beiden ihre Terrasse und den angelegten Garten, der eingerahmt ist von wilden Kakteen, die gerade blühen, Rosmariensträucher und Agaven. Dazu der Blick nach unten, ein Traum. Neugierig kommen die drei Katzen heraus, um uns zu begutachten. Es sind wilde Katzen, die Steffi und Heinz bei sich aufgenommen haben. Bei Kaffee und Kuchen, den Steffi für uns gebacken hat, gibt es allerhand zu erzählen, wir bekommen viele Informationen und der Nachmittag vergeht wie im Flug. Es ist bereits nach fünf, als uns Steffi den Zugang zur den Treppen zeigt und uns noch bis zur nächsten Ebene ein Stück hinunter begleitet. Im Hafen unten angekommen, beschließen wir Essen zu gehen. Das Restaurant „Lino“, das man uns empfohlen hat, hat geschlossen. Aber die Terrasse des „Vale Vista“ hat geöffnet. Wir sind die einzigen Gäste, die hier windgeschützt hinter einer Klarsichtfolie essen möchten. Der Inhaber spricht deutsch und erzählt uns von der schlechten Lage in der Gastronomie und wie man auf die Touristen warten. Er meint:“ Für euch ist das gut, für uns nicht.“ Er gibt sich viel Mühe und erzählt, dass sie in einem kleinen Dorf in der Nähe auch noch ein Restaurant haben. Nicht so touristisch wie hier, und dann gibt er uns die Adresse.
Wir haben gut gegessen und mit den Resten im Gepäck geht es zurück zum Wohnmobil und ins Warme. Wir haben noch keinen Sommer, und wenn die Sonne untergegangen ist, wird es ganz schön frisch.