Ganz schön be“Lemmer“t

 1. März 2022 in den Niederlanden ⋅ ☁️ 6 °C

Tag 5

Standort: Camperplatz Binnenhafen Lemmer

Ganz schön belämmert, haben wir heute morgen ausgeschaut, als wir das sanfte, aber stetige Klopfen des Regens auf dem Womodach gehört haben. „Das kann doch nicht sein“, denke ich, als ich die Rollos hochziehe. Wo sind der blaue Himmel und die frühlingshafte Landschaft von gestern geblieben? Alles im Regengrau versunken.

Beim Studium der Wetterkarte stellen wir schnell fest, dass ein breites Regenband auf dem nordwestlichen Teil der Niederlande liegt, sich über den Tag ausbreitet und das Wetter auch morgen noch beeinflussen wird.
Noch während des Frühstück steht fest: Wir handeln nach unserer bewährten Womodevise: „Regentage sind Fahrtage.“

Da wir diese Tour sowieso unter dem Zeichen von Wetter Online gestartet haben, fragen wir hier gleich mal um Rat. Der Vorschlag lautet 100 km weiter östlich ans Ijsselmeer zu fahren, da hört der Regen im der Mittagszeit auf und morgen zeigt sich auch wieder die Sonne.

Am Lemmer Beach

Wunderbar! Nach Lemmer wollten wir schon immer mal, allerdings war es uns meist zu voll. In den Sommermonaten ist Lemmer ein sehr belebter Badeort. Er liegt nämlich direkt am IJsselmeer und zieht dadurch viele Touristen aus den gesamten Niederlanden an. Lemmer ist auch einer von Frieslands bedeutendsten Wassersportorten und einer der wichtigsten Fischereiorte der Niederlande. Da schauen wir doch mal, wie es heuer aussieht.

Schnell sind wir abfahrbereit. Schade! Ich wäre gern noch einen Tag geblieben und mit der Fähre rüber nach Texel gefahren. Ein Grund um wiederzukommen.

Auf der regenreichen Fahrt haben wir gleich zwei erlebnisreiche Begegnung mit Männern. Der eine bringt alles durcheinander, der andere das Durcheinander wieder in Ordnung.

Ersterer überholt uns laut hupend vor einem Kreisel und fasst sich an den Kopf. Was will der denn? Wir haben uns richtig eingeordnet und fahren weder zu schnell, noch zu langsam. Sollte etwas an unserem Womo nicht in Ordnung sein? „Vielleicht ist eine Klappe nicht zu?“, überlege ich laut und bringe damit meinen Mann ziemlich durcheinander. Aber Anhalten und Nachschauen geht nicht so einfach. Die Haltebuchten an der stark befahrenen Straße haben den Nachteil, dass man zwar zum Stehen, aber als Womo schwer wieder wegkommt. Diese Erfahrung haben wir bereits vor einigen Tagen gemacht. Endlich kommt ein Parkplatz, auf dem wir feststellen können, dass alles in bester Ordnung ist.

Der zweite Mann ist ein Engel in Straßenarbeiter -Montur. Als wir mitten in einer Baustelle auf den Afsluitdijk fahren wollen, geraten wir in dem Gewusel auf die falsche Spur und damit mitten hinein in eine Deich- Baustelle. Der nette Mann ist sofort zur Stelle, denn Zurückzusetzen, um dann auf die andere Spur zufahren, wäre bei dem Verkehr viel zu gefährlich. So geht er voran und lotst uns zwischen Baubaracken und Baumaschinen auf einen tieferliegenden Radweg, dem wir folgen sollen.
Ha! Der Weg kommt mir bekannt vor. Auf dem bin ich doch vor zwei Tagen schon gewalkt.
Über diesen Radweg gelangen wir dann wieder zur Auffahrt zum Deich. Und dieses Mal nehmen wir die richtige Spur.

hilfreicher Engel

Als wir in Lemmer ankommen, hat der Regen etwas aufgehört. Auf dem Stellplatz im Binnenhafen steht nur ein Mobil. Wieder haben wir die freie Auswahl. Das Hafenbüro ist nicht besetzt. Aber kurze Zeit später fährt der Hafenmeister vor und wir können uns anmelden. Billig ist der Platz nicht gerade. 18,50€. Duschen extra. Dafür gibt es gutes WLAN.

Inzwischen hat es wieder angefangen zu regnen. Erst am frühen Nachmittag ist der Regen durch und ich kann in den Ort laufen, der keinen Kilometer entfernt ist. Direkt hinter unserem Stellplatz liegt „Lemmer Beach“, der im Sommer sicher voll ist. Heute ist er leer und ausgestorben. Ein kleines Stückchen weiter am Ende des Strandes ist das Hallenbad dagegen wesentlich mehr frequentiert.

Was macht man bei schäbigen Wetter? Ein wenig Shoppen, denn da wird man nicht nass. Das Einkaufen hätte ich mal am Ende meines Bummels machen sollen. Nun muss ich meine Einkäufe die ganze Zeit mitschleppen. Und die großen Packungen holländische Lakritze wiegen ganz schön.
Der Ort Lemmer hat noch gemütliche Altbauten, aber nicht so viele, weil Lemmer mit ca. 10.000 Einwohnern nur ein kleiner Ort ist. Die wunderschönen Häuser ziehen sich entlang des Kanals, auf dem alte Boote liegen. Aber leider fehlt die Sonne und so wirkt alles etwas düster und traurig. Einige schöne Sehenswürdigkeiten sind ‚De Wildeman‘, die ‚Hervormde Kerk‘, die ‚Sint-Willibrorduskerk‘ und die gemütlichen Gebäude am Kanal ‚t Dok.


Mein Gepäck wiegt schwer, und so beenden ich meinen Bummel für heute und laufe zurück zum Wohnmobil. Hier stehen inzwischen 5 Mobile, die, wie wir, auf die Sonne morgen warten.