Tag 29 Fahrt nach Siersburg an der Nied

 20. September in Deutschland ⋅ ☁️ 25 °C

Camping Sierbsburg

Eine Abfahrt im Regen, eine nervige Umleitung, freie Platzwahl, ein verdeckter Satellit, Bummel durch einen verschlafenen Ort, ein toller Platz am Fluss.


Es hat in der Nacht weiter geregnet. Auch am Morgen nieselt es und es sieht alles grau in grau aus. Die Natur braucht den Regen dringend. Trotz des Regen ist es ziemlich warm. Wir sind um 9.45 Uhr abreisebereit, denn heute sind 330 km zu fahren, bis wir zur französisch-deutsche Grenze kommen. Aber zuerst müssen wir den tief liegenden Stellplatz verlassen und nach oben auf die Durchgangsstraße fahren. Steile Straße, Regen…..da war doch was! Das Trauma, der durchdrehenden Reifen am Berg sitzt bei uns beiden noch tief. Aber dieses Mal zieht das Womo ohne Probleme den Berg hoch. Wir fahren auf der D 660 durch Villemaur, das noch im Sonntagsschlaf liegt. Nur vor der Tür des Bäcker steht eine Schlange. Auch auf der Straße sind wir ziemlich allein. Ab La Grange tauchen Hinweisschilder für Champagner Verkauf und Herstellung auf. Die dazugehörigen Weinfelder lassen nicht lange auf sich warten. Vor Troyes sind wir etwas irritiert, dass wir nicht auf die Autobahn geführt werden, sondern auf die N60. Nicht alle Autobahnen führen unbedingt in unsere Richtung, stellen wir wenig später fest. Eine große Umleitung über kleine D-Straßen frustriert Michael. Er wäre doch so gern auf die Autobahn gefahren. Aber da wir weder nach Paris, Gott bewahre, noch nach Lyon wollen, müssen wir nach Mathildes Anweisungen auf der D 15 fahren, bis wir endlich, weit hinter Troyers, auf die A26 Richtung Reims und weiter auf der A 4 in Richtung Metz fahren können. Die A4 verlassen wir erst hinter Metz, um dann auf der D 19, D 65 durch kleine und kleinste französische Orte Richtung Bouzonville und ín Niedaltdorf über die Grenze zu fahren
Unser Ziel ist das kurz hinter der Grenze liegende Siersburg, bzw. der Camping Siersburg . Hier können wir zum ACSI Tarif von 18 Euro inklusive Strom und Duschen stehen.


Es ist 1 4.00 Uhr, als wie dort ankommen. Telefonisch hat man uns versichert, dass der Campingplatz jederzeit anzufahren ist. Und wirklich kaum stehen wir, kommt jemand, der uns die Schranke öffnet. Wir stellen das Wohnmobil ab und gehen auf Stellplatzsuche. Viele Plätze sind frei und Michael, der endlich ankommen möchte, findet schon die ersten Plätze ganz passabel. Mir aber haben es die Plätze direkt an der Nied angetan, der Fluss, der, wie ich wenig später feststelle, fast rund um den Campingplatz fließt. Die vorderen Fluss-Plätze sind natürlich alle besetzt. Aber ich gehe weiter, immer an der Nied entlang und wirklich, ich finde noch zwei Plätze, ganz romantisch unter Bäumen am Fluss. Michael dauert das alles schon viel zu lange. Er ist sichtlich genervt, schaut sich aber trotzdem den Platz an. Bäume und Satellitenanlage? Auf das Fernsehen möchte er eigentlich nicht verzichten. Missmutig holt er das Wohnmobil auf den Platz und fährt die Satellitenanlage aus. Und siehe da, die Schüssel rastet ein und hat Empfang. Aber nur bis Michael auf die Keile gefahren ist, um das Wohnmobil auszurichten. Die paar Zentimeter reichen, um den Signalempfang zu verhindern. Insgesamt drei mal fährt Michael auf die Keile und wieder herunter, bis die Satellitenschüssel bzw. das LNB wieder Empfang hat. Ich habe zwischenzeitlich schon, die Campingmöbel aufgebaut und freue mich über diesen schönen Platz am Fluss, an dem wir jetzt Kaffee trinken können. Mit dem Kaffee kommt auch Michaels gute Laune wieder zurück und letztendlich muss auch er zugeben, dass es ein wunderschöner Stellplatz für die nächsten 48 Stunden ist. Am späten Nachmittag mache ich noch einem kurzen Erkundungsgang durch den Ort. Es ist alles da, was man so braucht, Vom Bäcker, über Schlachter, zum Supermarkt bis Gastronomie oder Bahnhof. Sogar eine Burg und etwas entfernter auch eine Tropfsteinhöhle gibt es zu besichtigen. Dazu viele schöne Rad- und Wanderwege an der Nied und an der Saar, denn nicht weit entfernt mündet die Nied in die Saar. Die werden wir morgen bei einer Radtour in das ca. 10 lm entfernte Saarlouis erkunden. Ich schaue mir noch die über dem Campingplatz auf einem Hügel gelegene Willibrord Kapelle an. Die Gärten, der verschiedenen Zeiten an der Kapelle haben leider durch die Trockenheit das Zeitliche gesegnet. Übrig geblieben ist nur noch der erklärende Text. Dann gehe ich noch ein Stück an der Nied entlang, die im Licht des späten Nachmittags lauschige Plätze zeigt, auf der gepaddelt und gerudert wird und auf der sogar SUP -Paddler ihr Glück versuchen.
Für heute habe ich genug gesehen. Ich gehe zurück und genieße noch wenig unseren Platz am Fluss.

Tag 30 Radtour nach Saarlouis

 21. September in Deutschland ⋅ ☀️ 14 °C

An diesem Morgen ist die Sonne beim Frühstück wieder dabei. Strahlend schönes Wetter. Die Temperaturen sind nicht nicht mehr so hoch wie in Frankreich. Angenehm warm. Alles wirkt schon ein bißchen herbstlich. Bei einem kurzen Plausch mit unseren neuen Nachbarn, junge Leute, die das erste Mal mit einem Kastenwagen unterwegs sind, erfahren wir, dass es in Deutschland überall sehr, sehr voll ist auf Stell- und Campingplätzen. Sie waren bereits in der sächsischen Schweiz und auf der Mecklenburgischen Seenplatte und mussten mehrfach auf Parkplätzen übernachten, weil alles voll, und ausgebucht war und das Ende September.
Am Vormittag starten wir zur Radtour nach Saarlouis. Ich hatte mehr so die Strecke bis zur Nied Mündung und dann weiter auf dem Saarradweg im Kopf, aber Michael hat über Google Maps einen anderen Radweg geroutet. Also nehmen wir den. Als ich merke, dass wir wohl an der stark befahrenen Landstraße entlang geführt werden, protestiere ich. Wir routen neu und zwar zum Saarradweg. So geht der Radweg von der Durchgangsstraße fort , wir radeln eine weniger befahrene Strecke und dann über einen holperigen Weg durch ein Waldgebiet. Das Ausflugslokal „Mühle‘ liegt genau am Ende des Waldes. Hier soll man gut essen können, erfahre ich später. Kurz danach erreichen wir den Saarradweg und es geht wunderbar an der Saar entlang. Auf diesem beliebten Radwanderweg ist zu dieser Zeit wenig los. Doch was ist das? Vollsperrung auf dem Radweg. Wir fahren den Umleitungsschildern nach über eine weniger schöne Strecke entlang der Autobahn bis wir zum Saaraltarm kommen. Diese Parklandschaft verdankt ihre Existenz dem Hochwasserschutz. In und an dem stehenden Gewässer des ca. 5 km langen Saararmes haben seltene Pflanzen und Tiere ein ungestörtes Zuhause gefunden. Das Wasser allerdings zeigt leichte Veralgung bedingt durch die große Hitze der vergangenen Tage. Der Radweg endet an den Überesten der alten Befestigungsanlagen von Saarlouis. Saarlouis, die Stadt des Sonnenkönigs Ludwig des XIV, ist seit Jahrhunderten eine Garnisonsstadt, dem entsprechend gibt es auch Befestigungsanlagen, Kasematten usw. zu besichtigen.
Wir orientieren uns am Kirchturm und können auch bald die Räder in der Altstadt abstellen. Schon nach wenigen Metern wundern wir uns über die Unmengen an Gastronomie. Fast jedes Haus beherbergt hier eine Bar, ein Café oder ein Restaurant und dementsprechend sind die Plätze draußen auch bestuhlt. In einer Apotheke besorgen wir ein paar Medikamente für Michael, der seine Erkältung immer noch nicht richtig los ist. Und ich kaufe ein Deo für den Kühlschrank, der beim Öffnen noch immer den Duft des Leverot Käses verströmt, obwohl ich ihn schon mit Essigwasser ausgewaschen habe. Es ist sehr warm und deshalb suchen wir auch schon bald einen Schattenplatz in einen der Cafés. Wir beobachten die Menschen. Im Gegensatz zu Frankreich trägt niemand im Freien eine Maske. Wir bummeln weiter durch die Altstadt mit ihren hübschen, bunten Häusern. Am großen Markt, wo sonst an Markttagen die Händler ihre Stände aufbauen, parken heute Autos. Rund um den Alten Markt befinden sich kleine Imbissbuden. Mit einer Bratwurst ist auch der kleine Hunger zufrieden, als wir zu den Rädern zurückgehen und wunderbar am Saaraltarm und an der Saar zurück radeln.

Eigentlich wäre ich gern noch bis zur Nied Mündung und an der Nied zurück zum Womo gefahren, aber Michael geht es nicht gut und so folgen wir dem direkten Radweg nach Siersburg Beim dortigen Bäcker halten wir, um Kuchen zu besorgen. Als ich ein Stück von der Erdbeerrolle haben möchte, bekomme ich die halbe Rolle für den Preis eines Stückes, weil sie vom Vortag ist. Hätte ich nicht bemerkt. Michael ist entsetzt über die Menge, die wir ja auch kühlen müssen. Aber erst einmal essen wir davon im Schatten der Bäume auf unseren schönen Platz.
Im Laufe des Nachmittags wird es auf dem Fluss interessant, weil Kanufahrer und SUPaddler vorbeigefahren kommen und auch schon mal ins Wasser fallen. Zum Kochen hat keiner Lust bei der Wärme und der Hunger ist auch nicht übermäßig, so gibt es Brötchen und Salat mit dem Rest des Brathähnchens, das noch im Kühlschrank ist.

Tag 31 Ockenheim

 22. September in Deutschland ⋅ ☀️ 21 °C Mezis Panoramablick-Stellplatz

Für den Abschluss unserer Reise habe ich mir noch einen Aufenthalt in einer Weingegend gewünscht. Die Mosel, die sich anbieten würde, kennen wir bereits. Zudem ist sie zurzeit auch total überlaufen. So suche ich nach einem Stellplatz in einem Weinort, der halbwegs auf der geplanten Strecke für den Rückweg nach Löhne liegt. Die Wahl fällt auf Ockenheim in Rheinhessen. Der Stellplatz in Ockenheim kurz vor Mainz hat Platz für 30 Fahrzeuge. Das wäre doch noch schön, wenn wir dort etwas bekommen würden.
Wir frühstücken wieder draußen und brechen recht pünktlich auf. Dabei kommt es noch zu einem unschönen Zwischenfall. Vor uns fährt ein anderes Mobil zur Ausfahrt. Plötzlich bleibt es stehen und will zurücksetzen. Das geht aber nicht, weil wir dahinter stehen. Das Wohnmobil wollte vor dem Verlassen des Platzes noch die Entsorge anfahren und auf der Ausfahrt drehen. Bei dem Fahrer liegen wohl die Nerven blank. Er schreit mich an, ich laufe gerade neben unserem Wohnmobil und passe auf, was uns einfiele, jetzt wo er Entsorgen will, weg zu fahren. Eh….geht es noch? Die Frau macht beschwichtigende Gesten und entschuldigt sich für ihren Mann. Menschen gibt es….!

Es sind noch 160 km, die wir bis Ockenheim zu fahren haben. Wenn wir bis zur Mittagszeit dort sind, haben wir die Chance beim Wechsel einen Stellplatz zu bekommen. Wir fahren über die A 8 und A 6 Richtung Kaiserslautern und dann über die A 63 Richtung Mainz. Auf der A60 müssen wir nur noch ein kurzes Stück bis zur Ausfahrt nach Ockersheim fahren. Es ist 12.15 Uhr, als wir den Stellplatz erreichen, und wirklich es sind noch mehrere Plätze frei. Wir fahren in eine der längeren Parkflächen zwischen zwei Wohnmobile, die auch einen Anhänger dabei haben. Nach vorne haben wir eine schöne Sicht auf ein Weinfeld. Den Anhänger koppeln wir ab und stellen ihn, wie es auch unser linker Nachbar gemacht hat, neben uns auf unseren Platz. Das gefällt aber dem rechten Nachbarn nicht, weil er jetzt auf unseren Anhänger schauen müsste, wir könnten ihn doch hinter das Wohnmobil stellen. Nett, wie wir sind, fahren wir den Hänger noch einmal um und stellen ihn quer hinter unser Mobil, damit er noch auf den Platz passt.


Aber dann ist erst einmal Ruhe. Wir räumen die Campingstühle aus, genießen den Blick auf die Weinberge und unterhalten uns mit den Nachbarn. Nachdem ich unsere Anmeldung fertig gemacht habe, werfe ich sie mit der Brötchenbestellung in den dafür bereitgestellten Briekasten. Nun ist es an der Zeit, den Ort kennen zu lernen. Beim Spaziergang durch die engen Straßen stelle ich fest, dass hier noch alles sehr dörflich ist. Der große Tourismus hat hier noch nicht stattgefunden. Die Weinbauern gehen ihrer Arbeit nach. Trecker bringen Trauben zu den Weingütern. Und Erntemaschinen fahren über die Felder. Wenn man Wein kaufen möchte, muss man an der Tür klingeln. Es gibt 2-3 Straußwirtschaften, aber nur eine hat zurzeit geöffnet. Das Dorf habe ich in kurzer Zeit besichtigt. Dann sehe ich den Fahrradwegweiser nach Bingen. Dass es nur 7 km bis dorthin sind, war mir gar nicht bewusst. Eine Radtour durch die Weinberge nach Bingen bei dem schönen Wetter, das wäre doch etwas. Michael, dem es immer noch nicht besonders geht, will nur seine Ruhe und möglichst keine Aktionen. Aber das Fahrrad holt er mir dann doch vom Anhänger. Schnell noch einen Kaffee trinken, und dann geht es los. Ich fahre nach den Ausschilderungen. Nach kurzer Zeit führt der Weg mitten durch die Weinfelder und steigt stetig an. Gut, dass ich ein E-Bike habe. Rechter Hand kann ich bald die St. Rochus-Kapelle auf dem Rochusberg sehen. Dann versperren Erntefahrzeuge für kurze Zeit den Weg. Hier werden die Trauben nicht mehr von Hand gepflückt. Eine Maschine fährt durch die Felder und rüttelt an den Reben. Die geernteten Trauben werden später auf einen Transportwagen gekippt, den ein Traktor zieht. Eine maschinelle Traubenlese habe ich bisher auch noch nie gesehen. Weiter geht er berghoch. Als ich an einem Rastplatz eine Pause machen, kann ich tief unten den Rhein sehen. Aber das sollte noch nicht die schönste Aussicht sein. Die bekomme ich wenig später, als es über Serpentinen steil bergab geht. Da bekomme ich einen atemberaubenden Blick in das Rheintal auf die andere Rheinseite mit dem Sessellift und auf den Rhein, der blau in der Sonne schimmert. Einfach toll. Als ich endlich unten im Tal angekommen bin, weiß ich, dass ich auf diesem Weg bestimmt nicht zurückfahren werde. Denn von dieser Seite ist die Steigung noch heftiger. Ich schiebe mein Rad durch die Altstadt, da wuselt es nur so von Menschen. Ich fahre hinunter zum Rheinufer. Aber vor dem Rhein verläuft die Eisenbahn. Die Schranken gehen gerade in dem Moment herunter, als ich die Schienen passieren will. Dann muss ich warten, und warten, und warten……insgesamt fahren drei Züge vorbei, bis die Schranken wieder hoch gehen. Unten am Rhein sehe ich die Rheinfähre, die voll von Menschen ist. Corona lässt grüßen. Ich habe genug gesehen. Ich radele lieber auf dem schönen Radweg am Rhein entlang in Richtung Gaulsheim und von dort zurück zum Stellplatz in Ockersheim. Am Abend machen wir einen Spaziergang zum Weingut Schäffer-Zimmermann. Die Straußwirtschaft dort ist geöffnet. Und wie schön, ich bekomme wirklich noch Federweißer mit Zwiebelkuchen. Einen kleinen Kanister von dem Federweißer nehme ich für Zuhause mit. Nur der Transport zurück zum Wohnmobil erweist sich als anstrengend. Der Abend ist so mild, dass wir noch lange vor dem Wohnmobil sitzen und diesen letzten Abend unserer Fahrt genießen. Morgen fahren wir nach Hause.

Tag 32 Rückfahrt und Fazit

 23. September in Deutschland ⋅ ☀️ 20 °C

Die Nacht war sehr ruhig und am Morgen lockt die Sonne zu einem Frühstück vor dem Mobil. Aber das wird von den Wespen, die sofort angeflogen kommen und sich gierig auf unser Essen stürzen, verhindert. Einen Wespenstich zu bekommen, darauf haben weder Michael noch ich Lust, und so frühstücken wir drinnen, sehr zum Leidwesen der Wespen, die gegen die Fliegentür Attacke fliegen, um vielleicht doch noch etwas abzubekommen. Nach dem Frühstück kommt der Hänger wieder ans Wohnmobil und schon geht es los zur letzten Etappe dieser Fahrt, die uns nach Hause, nach Löhne führt. Aber vorher müssen wir noch einmal tanken. Michael hat sich bereits eine Tankstelle kurz vor der Autobahn ausgesucht. Nur leider fahren wir zu früh von der L419 ab, die direkt neben der Autobahn herführt und landen in Gau -Algesheim. Nach einer Ehrenrunde durch das Dorf fahren wir wieder Richtung Autobahn und finden eine Tankstelle, „Wow!“, so billig haben wir ja seit Wochen nicht getankt. Der Dieselpreis liegt bei knapp über einem Euro. In Frankreich haben wir noch 1, 39 € bezahlt. Eine nette Überraschung am Morgen. Danach geht es dann auch gleich auf die A 60 in Richtung Mainz. Beim Überquerendes Rheins können wir noch einmal einen Blick auf den Fluss werfen. Das Wetter ist wieder herrlich. Was überhaupt nicht herrlich ist, ist der Verkehr, vor allem der LKW-Verkehr auf der deutschen Autobahn. Was war das doch in Frankreich für ein entspanntes Fahren. Ok, dafür wurden wir auch zur Kasse gebeten, und das nicht gerade wenig.
Ich schreibe während der Fahrt die letzten Tage in mein Reisetagebuch. Als ich zwischendurch auf die Straße schaue, entschlüpft mir die Bemerkung: „Meine Güte, was ist hier denn los? Was für ein Verkehr schon am frühen Vormittag.“ „Das hat der Frankfurter Ring so an sich“, meint Michael nur trocken. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass wir schon in Frankfurt sind. Die A66 bringt uns von Frankfurt zur A7 und danach geht es in die von Michael ungeliebten „Kassler Berge“. Kurz vor Kassel meldet Google Maps einen Stau mit einer Verzögerung von 25 Minuten und schlägt uns vor, statt der A44 die A 49 zu nehmen. Wir überlegen. Machen oder nicht? „Auf deine Verantwortung“, sagt mein Mann und ist damit aus dem Schneider, falls das mit der Umleitung nicht klappt. Aber es klappt prima, und wir umfahren den Stau im Kassler Südkreuz. Die restliche Strecke über die A 44, A 33 und A 2 verläuft dann ohne Probleme. Es ist kurz vor 15.00 Uhr als wir Zuhause ankommen.
Bevor es ans große Ausräumen geht, trinken wir Kaffee, dieses Mal wieder auf unserer Terrasse. Die Blumen haben unsere Abwesenheit gut überlebt und es gibt sogar noch Tomaten und Himbeeren zu ernten. Wenig später stelle ich fest, dass die Waschmaschine kaputt ist. Na prima, das kann ich jetzt gerade gebrauchen. Und so holt der Alltag uns schneller ein, als es uns lieb ist.

Jetzt sind wir schon über zwei Wochen wieder Zuhause. Rückblickend haben wir fast fünf tolle Wochen in Frankreich und zum Schluss noch in Deutschland erlebt. Das Wetter war super in der meisten Zeit. In Frankreich war es überhaupt nicht voll. Das lag zum Teil an der Nachsaison, zum Teil aber auch an Corona. Wir haben relativ wenig Deutsche getroffen. Viele haben sich nicht ins Ausland getraut. Die Franzosen haben wir als sehr gewissenhaft im Umgang mit den Corona-Maßnahmen erlebt. In vielen Städten wurden Masken auch im Freien getragen. Trotzdem nahm die Zahl der Neuinfizierten in der Zeit unseres Aufenthaltes drastisch zu. Eigentlich wollten wir noch viel weiter südlich bis hinter La Rochelle und Bordeaux fahren, das haben wir wegen der Corona Warnung in diesen Gebieten aber gecancelt. Sogar das Pas de Calais, durch das wir an Anfang der Tour gefahren sind, wurde später zum Risikogebiet.
Wir haben wirklich Glück gehabt, denn noch am Abend unserer Rückkehr wurden auch die gesamte Bretagne und Normandie als Risikogebiet eingestuft. Wir waren nie in einem Risikogebiet und brauchen so weder Test noch Quarantäne machen.
Alles in allem war die Fahrt trotz des über uns schwebenden Damoklesschwertes Corona sehr schön und entspannt. Bis auf die Bergfahrt mit den durchdrehenden Reifen und dem fast umgekippten Hänger sowie dem sich gelösten und auf dem Wohnmobildach hin und her rutschenden Solarpaneel, hielten sich die Aufregungen in Grenzen.
Wir haben unendlich viel gesehen und manchmal, wenn ich morgens aufgewacht bin, wusste ich im ersten Moment nicht, wo wir gerade waren. Die Franzosen haben wir als ausnahmslos freundliche und hilfsbereite Menschen erlebt. Wenn man ihnen mit ihrer Sprache ein klein wenig entgegen kommt, sind sie auch durchaus bereit in Englisch oder sogar in Deutsch zu kommunizieren. Aber es macht natürlich auch Spaß, sich der Landessprache, und sei es noch so rudimentär, zu bedienen.
Michael ist, wie immer souverän gefahren und hatte auch schwierige und dieses Mal sogar schwierigste Situationen im Griff. Er mag keine langen Etappen mehr fahren. Aber das muss er auch nicht mehr. Wir haben ja jetzt die Zeit, in 300 oder 400 km Etappen ins Zielgebiet zu kommen.
Schade, dass er sich eine Erkältung bei der Überfahrt zur Ile de Brehat geholt hat. Das hat ihn doch im Zusammenhang mit Corona sehr unsicher gemacht, und das war auch der Zeitpunkt, von dem an er lieber wieder Richtung Deutschland wollte. Auch wenn es , wie es sich gezeigt hat, wirklich nur ein Schnupfen war. So sind wir eine gute Woche eher, als eigentlich geplant, wieder Zuhause gewesen.
Das Reisen mit Corona wird uns wohl auch noch länger begleiten. Planbar ist im Moment gar nichts. Wir sind auch nicht die Einzigen, deren Pläne, Wünsche und Träume von der Pandemie über den Haufen geworden werden. Sich zu beklagen, wäre an dieser Stelle sicher ein Klagen auf hohem Niveau. Wir konnten noch zu einer günstigen Zeit fahren, da wir nicht mehr auf Urlaub und Ferien angewiesen sind. Wir müssen uns auch keine Gedanken um unsere Existenz oder um unser monatliches Einkommen machen. Und wenn wir nicht wegfahren können, dann haben wir Haus und Garten, in denen wir uns aufhalten können. So haben wir die schöne Zeit am Meer wirklich genießen können. Was kommt? Pläne kann man immer machen. Aber das aller Wichtigste ist……gesund bleiben!!!

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