Tag 7 Von Veules les Roses nach Bayeux

 29. August in Frankreich ⋅ 🌧 14 °C

Unser Stelllatz :Camping Edges of Aure,  Boulevard d’Eindhoven, 14400 Bayeux, Frankreich

Regenfahrt über die Pont du Normandie, ein entzückender Campingplatz in einem Park in der Stadt, Einkauf und ein erster Eindruck von Bayeux.

Pont de Normandie


Wie vorausgesagt, trommelt der Regen am Morgen auf das Dach des Wohnmobils und der Wind unterstützt pfeifend die Regenmusik. Und bei dem Sauwetter müssen…. wollen wir „ablegen“ ? Michael hat gestern Abend vergessen, den Roller zu verladen. Jetzt muss er das bei Regen machen. Durch die Feuchtigkeit auf der Rampe drehen die Räder durch und erschweren so das Hochfahren. Beim Rausfahren und Ankoppeln haben wir dann aber Glück, es ist Regenpause und niemand möchte gerade in diesen Minuten den Weg benutzen, den wir versperren. Bezahlt habe ich bereits. Für den tollen Platz für drei Nächte 54 Euro. Da kann man nicht meckern. Der Stellplatz in Maastricht hat ohne alles bereits 17 Euro pro Tag gekostet. Und hier ist sogar noch die Nutzung eines Hallenbades im Preis enthalten, was wir allerdings wegen Corona und der vielen Kinder, die sich dort tummelten, nicht gemacht haben.
Dann rollen wir wieder auf der Straße neuen Abenteuern entgegen. Über Land fahren wir zur A29 und dann geht es weiter in Richtung Le Havre. Mathilde, unser Navi meckert nach einiger Zeit und erzählt uns etwas von Stau und anderer Route. Aber wir hören nicht auf sie. Unser Pech! Denn kurz darauf stehen wir im Stau weit vor der Mautstation der Pont de Normandie. Von wegen 19 Minuten, liebe Mathilde, wir stehen fast eine 3/4 Stunde vor der Brücke, bis wir endlich hinüberfahren können. Der Grund ist eine einspurige Verkehrsführung wegen einer Baustelle auf der Brücke. Michael ist froh, als er endlich wieder festen Boden unter den Rädern hat. Das durch die Luft fahren ist nicht unbedingt sein Ding

Es regnet noch immer, als wir bei Caen, der Hauptstadt der Normandie, abfahren, allerdings viel zu früh und falsch. Da rettet uns Mathilde und führt uns souverän um Caen herum, bis wir gegen 14.00 Uhr vor die Schranke des Camping Municipal les Bordes de l‘ Audre vorfahren. Gut, dass wir im Stau gestanden haben, denn die Rezeption hat gerade wieder aufgemacht. Sonst hätten wir vor der Schranke warten müssen. Der Empfang ist freundlich, und wir können uns auf dem fast leeren, aber wunderschönen, parkähnlichen Camping einen Platz aussuchen. Einer der langen Plätze ist unserer, denn dort können wir sogar den Hänger angekoppelt lassen. Wir sind ganz begeistert von dem schönen Platz mit dem sattgrünen Rasen, den alten Bäumen und der ansprechenden Bepflanzung. In den 18 Euro (ACSI Preis) sind außer VE und Sanitär, auch Strom, Wifi und der Eintritt in die Badelandschaft Aureo Aquatic Center enthalten. Ganz in der Nähe ist ein „Centre Commerciale“ mit Discountern, einem Bäcker und einem Laden, der Wein, Cidre, Calvados und andere Produkte der Region verkauft. Nach der Regenfahrt und dem feuchtkalten Wetter steht uns der Sinn heute nicht nach Kaffee und Kuchen, die eigentlich um diese Zeit dran wären. Eine Suppe ist bei dem Wetter das Richtige, sind wir ungeteilter Meinung. Später besorge ich Brot, Käse und den ersten Cidre.

Dann unternehme ich einen ersten kurzen Bummel in die Stadt und zur Kathedrale. In der Innenstadt, die heute am Samstagnachmittag sehr belebt ist, herrscht Maskenpflicht. Security überprüft das Tragen der Masken. In der Kathedrale ist Gottesdienst und sie kann nicht besichtigt werden. Aber das haben wir ja auch erst morgen vor. So schlendere ich langsam wieder zurück zum Campingplatz und lasse mich dabei vom Charme der alten Häuser gefangen nehmen. Am Wohnmobil genieße ich den gekühlten Cidre und wir machen uns mit großem Appetit über den Käse und das Baguette mit der gekauften Salzbutter her. Einfach lecker. Rundherum zufrieden sind wir mit unseren Abstecher ins Landesinnere und freuen uns auf morgen, wenn wir die Stadt mit ihren Sehenswürdigkeiten so richtig kennen lernen und entdecken werden.

Tag 8 Bayeux

 30. August in Frankreich ⋅ ☁️ 16 °C

Ein Bummel durch Bayeux und ein Spaziergang entlang der l‘ Audre.

Für heute ist der letzte Tag des schlechten Wetters angesagt. Regen bis 11 Uhr und danach bewölkt. So drehen wir uns nach einem Blick aus dem Fenster noch einmal im Bett um. Schließlich ist ja Sonntag. Gegen 12.00 Uhr sind wir dann soweit, um mit unserem Stadtbummel zu starten . Vorsichtshalber wird der Schirm eingepackt. Die Stadt ist nicht annähernd so voll wie gestern. Die meisten Restaurants haben geöffnet. Dieses Mal ist auch die Kathedrale geöffnet, und wir können das imposante Bauwerk aus dem 11. Jahrhundert mit seinen filigranen Türmen und der Krypta auch von innen besichtigen. Es ist schon sehr beeindruckend, wie in früheren Zeiten solche Bauwerke entstehen konnten ohne die Hilfe von Baumaschinen und Kränen. Dafür mag aber so mancher Arbeiter beim Bau sein Leben gelassen haben.


Von den Bleiglasfenstern sind sogar noch einige aus dem Mittelalter erhalten. Das liegt vielleicht auch daran, dass Bayeux im 2.Weltkrieg schon früh von den Allierten befreit und Bayeux vom Bombardement verschont blieb. Wir steigen eine Treppe hinunter und kommen in eine Art Gewölbe, dessen Wände reichlich mit Zeichnungen verziert sind. Diese unterirdische  Krypta soll der letzte Rest einer vorromanischen Kathedrale sein, der Ursprung des heutigen Doms. Die Kathedrale hat in den letzten Jahrhunderten viel erlebt und mitgemacht, von einem Wiederaufbau nach einem Großbrand bis hin zu umfangreichen Sanierungen nach Rissen in Pfeilern und Fundament. Es wurde stets an ihr gearbeitet und repariert. Auch zurzeit ist die Südseite wieder eingerüstet, was nach Renovierungsmaßnahmen aussieht.
Wir laufen über die Grabplatten verstorbener Herzöge und anderer lokaler Größen vergangener Zeiten, denen das sicherlich nicht so ganz recht gewesen wäre. Zum Schluss lassen wir uns von den Eindrücken überwältigt, auf einen der Stühle für den Gottesdienst fallen, um dann in Ruhe dieses gesamte Kunstwerk auf uns einwirken zu lassen. Nach soviel klerikaler Geschichte, lassen wir uns durch die Gassen der Stadt treiben, interessiert, wie heute Geschichte geschrieben wird. Dazu schauen wir auch mal in Gänge, hinter Tore und in Hinterhöfe.
Danach machen wir uns auf die Suche nach dem Museum, das den berühmten Teppich von Bayeux ausstellt. Der Teppich von Bayeux, auch Bildteppich der Königin Mathilda genannt, ist eine im 11. Jahrhundert entstandene Stickarbeit auf einem rund 52 Zentimeter hohen und 70m langen Stoffstreifen. Genau wie die Kathedrale ein Muss für Bayeux- Besucher. Das Museum finden wir noch nicht, dafür aber die romantische Flußanlage der L‘ Audre mit der Mühle und so folgen wir dem Fußweg entlang des Flusses und gelangen so in die Stadtmitte. Dort finden wir das Bureau de Tourisme, das zwar geschlossen ist, aber trotzdem Stadtpläne und Stadtführer ausliegen hat. Beim Betrachten des Stadtplans werden wir von einer älteren Dame angesprochen, die uns ihre Hilfe anbietet , wenn wir etwas Bestimmtes suchen sollten. Das ist wirklich sehr nett, vor allem in Corona- Zeiten, auf Fremde zu zugehen. Endlich finden wir das Teppichmuseum. Aber ich weiß, wir sind Kulturbanausen, wir haben mehr Lust an der L‘ Audre spazieren zu gehen und die regenfreie Zeit draußen zu nutzen. Der Weg an der L’Audre führt uns in den Garten des Salome. Er trägt den Namen von Salomé Girard, einem jungen Bayeusaine. Opfer des Angriffs in Marrakesch am 28. April 2012. Hier sind wir ganz allein und genießen den Augenblick der Stille in der schönen Umgebung. Weiter geht es auf dem schönen Uferweg durch die alte Stadt. Plötzlich läuft mir, genau vor meinem Füßen, eine Ratte über den Weg und verschwindet im Wasser, wo noch mehrere ein Sonntagsbad zu nehmen scheinen. Iiiih! Schnell weiter und weg von dieser Rattenburg .


Der Weg führt an dem kostenlosen Wohnmobilstellplatz vorbei und endet genau an unserem Campingplatz.
Pünktlich zum Kaffee sind wir wieder am Wohnmobil. Heute haben wir Hunger auf Eintopf. So geht es dem noch von Daheim mitgenommenen Kartoffeln, Gemüse, dem Speck und der Krakauer an den Kragen. Alles landet kleingeschnippelt im Kochtopf und ergibt zusammen mit dem Baquette ein leckeres Abendessen, bei dem der Rest des Cidre natürlich nicht fehlen darf.
Am Abend unternehme ich noch eine kleine Walkingrunde am Fluss entlang. Wobei ich ängstlich nach Ratten Ausschau halte. Aber die schwimmen dieses Mal im Wasser.

Rezept: Unser Pot au Feu de Bayeux

500g
200g
Krakauer
Speck
1-2Zwiebel(n)
250 gKarotte(n)
150 gLauch
150 gSellerie
550 gKartoffel(n)
1,2 LiterGemüsebrühe
n.B.Salz und Pfeffer
Zubereitung: Das Gemüse putzen und kleinschneiden. Speck auslassen und Zwiebeln darin dünsten, kleingeschnittenes Gemüsedazugeben und mit der Brühe aufgießen. Eine gute Stunde köcheln lassen. 30 Minuten vor dem Servieren die Kartoffeln beigeben und weichkochen. Zum Schluss die kleingeschnittene Krakauer dazugeben, abschmecken und mit Baguettes und Salzbutter genießen. Dazu passt ein gekühlter Cidre aus der Region. Lecker!!!

Tag 9 Auf den Spuren des D- Days

 31. August in Frankreich ⋅ ⛅ 17 °C

Eine Rollertour entlang der Landungsstrände und auf den Spuren der Vergangenheit.


Nach den vergangenen Tagen mit eher mehr Grauanteilen, beginnt der Morgen viel versprechend mit etwas Sonne. Gut gelaunt laufe ich zum Bäcker, um ein knuspriges Baquette fürs Frühstück zu besorgen. Aber schon nach dem Frühstück nehmen die Wolken wieder überhand. Wir rüsten uns für eine Halbtagestour mit den Roller entlang der Küste und den Orten und Sehenswürdigkeiten im Zusammenhang mit dem D- Day, der Landung der Allierten 1944 an der normannischen Küste. Auf dem Weg nach Arromanches-les-bains, der über eine wenig befahrene Landstraße führt, fängt es wirklich an zu „stippeln“. Ne, nicht das! Regen ist für heute doch nicht angesagt und den können wir so gar nicht brauchen. Der Regen hört auf, die Wolken bleiben, als wir in Arromanches ans Meer fahren. Hier können wir gut noch die Überreste der Schwimmkörper im Wasser sehen, die den von den Allierten angelegten künstlichen Hafen“ Port Mulberry“. bildeten. Ein bedrückender Anblick, der sich wenige Augenblicke später im Ort beim Anblick der ehemaligen Kriegsmaschinerie fortsetzt. In einem Museum kann man sich über die Einzelheiten des D-Days informieren. Aber so wissbegierig sind wir über dieses Kapitel der jüngsten Geschichte nicht. Irgendwie macht mir das immer ein schlechtes Gewissen, obwohl diese Geschichte lange vor unserer Generation geschrieben wurde.


Wir bummeln noch ein wenig durch den Ort. Es ist wenig Betrieb. Die Hauptsaison scheint vorbei. Das Essensangebot allerdings ist verlockend. Nur viel zu früh. Wir fahren weiter nach Longues-sur-mer. Hier vor der Steilküste sind viele Bunker vergraben, die besichtigt werden können. Wir folgen dem Rundweg und klettern auch mal in und auf diese Steinkolosse einer längst vergangenen Epoche, die immer noch viele Besucher anlocken. Der Blick aufs Meer ist fantastisch. Das haben sich auch einige Wohnmobilisten gedacht, die hier an den Klippen kostenlos auf einem kleinen Parkplatz stehen. Den Platz solle man sich merken. Wir fahren weiter auf der D 514 durch den kleinen Ort Commes nach Port- en- Bessin- Huppain und finden dort das Hinweisschild zum Omaha-Beach und zur Gedenkstätte der gefallenen amerikanischen Soldaten. Auf dem Weg nach Saint -Laurent-sur-Mer besorgen wir uns für den Abend Cidre und Apfelsaft bei einem Bauern. In Saint-Laurent -sur Mer finden wir die Gedenkstätte. Dieses ausgesprochen gepflegte Areal ist das Ziel vieler Besucher. Das zeigen schon die Mengen an Parkmöglichkeiten. Wir spazieren durch den Park in Richtung Soldatenfriedhof. Unter uns können wir den Omaha-Beach liegen sehen, wo am 6. Juni 1944 die amerikanische Marinelandung namens Bloody Omaha stattfand.
Mitten in diese andächtige Stille meldet sich plötzlich lautstark Radio Herford mit flotter Musik über Michaels Handy. Na so was! Wieso und warum weiß keiner von uns. Etwas irritiert drückt Michael schnell den „Ausknopf“. Die Gedenkstätte teilt sich auf in das Memorial Museum, den Soldatenfriedhof und das Les Braves Omaha Beach Memorial, das sich im Zentrum des Omaha Beach befindet. Es setzt sich aus drei Elementen zusammen: „The Wings of Hope“ (Flügel der Hoffnung), „Rise, Freedom!“ (Erhebe dich, Freiheit!) und „The Wings of Fraternity“ (Flügel der Brüderlichkeit). Das Denkmal sollte man dem Herrn Trump zur Erinnerung mal vors Haus stellen. Beim Anblick der vielen hundert Kreuze, die in Reih und Glied stehen und jedes für ein verlorenes Leben steht, wird mir ganz beklommen zumute. Die gleiche Anzahl an Gedenksteinen findet man auf dem britischen Soldatenfriedhof in Bayeux und für die gefallenen deutschen Soldaten in La Cambe. Egal für welche Nationalität die Kreuze stehen, jedes Kreuz ist ein Kreuz, ein verlorenes Leben zu viel. Heute sollen sie die Erinnerung bewahren an die jungen Soldaten, die 1944 starben, damit die jüngere Generation in Freiheit und Demokratie aufwachsen und leben kann. Sehr beeindruckt verlassen wir die Gedenkstätte und fahren nach Vierville- sur -Mer. Auf dem Weg fallen uns die vielen Fahnen auf. Auch vor Privathäusern flattern die französische, die britische und die amerikanische Flagge noch immer nebeneinander. Welch Patriotismus…. noch heute. Ich hingegen vermisse die europäische Flagge. Haben wir uns nicht auf dem Weg zu einem vereinten Europa aufgemacht? Hier scheint das noch nicht angekommen zu sein.
Inzwischen haben sich die Wolken verzogen und ein strahlend blauer Himmel leuchtet mit dem Blau des Meeres um die Wette. Nach soviel trauriger Geschichte tun Strand, Meer und Sonne gut. Nach einem kleinen Spaziergang kehren wir bei einem kleinen Imbiss am Strand ein und verteidigen unser Essen und Trinken vor den gierigen Wespen, die trotz ordentlicher Meeresbrise hier herumfliegen. Danach fahren wir auf einer wunderschönen Route, auf der uns außer einem Trecker kein Fahrzeug begegnet, zurück. Es geht durch winzige verschlafene Orte, zwischen sattgrünen Wiesen und abgeernteten Feldern hindurch und manchmal wissen wir nicht, ob das noch Straße ist, auf der wir fahren, oder die Einfahrt zu einem Anwesen. Einfach wunderschön bei dem endlich mal sonnigem Wetter.


Am späten Nachmittag kommen wir auf dem Campingplatz an. Nach dem Kaffee überlege ich, ob ich mir nicht doch noch den Teppich der Mathilde anschauen sollte. Aber das Museum schließt um 18.00 Uhr. Mit einer Stunde Zeit inklusiv Weg dorthin, ist das nicht mehr machbar. Dafür setze ich mich in die Sonne, um Reisetagebuch zu schreiben, bis ein Wohnmobil direkt neben uns und verkehrt herum auf den Stellplatz fährt, so dass der Ausstieg sich auf unserer Grünfläche befindet, während die ihre auf der Rückseite brach liegt. So hantieren sie mit Tisch und Rädern genau vor uns herum. Ärgerlich. Aber sie sind samt Hund bald mit den Rädern verschwunden und kommen erst beim Dunkelwerden zurück. Mit solchen rücksichtslosen oder manchmal auch einfach unerfahrenen Wohnmobilfahrern, was die Camping Nettikette betrifft, hat man es in letzter Zeit immer häufiger zu tun. Wir lassen uns den schönen Tag nicht verderben und planen am Abend das Ziel für den nächsten Tag.

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