Tag 10 Von Bayeux nach Barfleur

 1. September in Frankreich ⋅ ⛅ 16 °C

Camping „La blanche Nef“ Barfleur 12Chemin de la Masse, 50760 Gatteville-le-Phare

Weiterfahrt nach Barfleur, eine geschlossene Schranke, ein unerwartetes Picknick und ein Stadtbummel

Bei viel versprechendem Wetter starten wir gegen 10.00 Uhr. Unser nächstes Ziel ist Barfleur, ein kleines Städtchen an der Nordostspitze des Cotentin, genau gegenüber vom englischen Portsmouth.
Aber schon nach ein paar hundert Metern gibt es eine Umleitung. Wir können nicht auf der ausgewählten Route weiterfahren. Mathilde und Google Maps sind sich einig: Umkehren. Wir aber halten uns an die gelben Schilder: „Deviation“ , und haben das Schlimmste bereits geschafft, als beide endlich begreifen, dass es kein Zurück gibt.
Wenig später halten wir, um zu tanken. Wieder finden wir die Aufforderung:
“ Erst cash, dann full“. Hab ich denn eine Ahnung wieviel Liter noch in den Tank gehen. „Für 50 Euro“, sage ich, dafür ist bestimmt noch Platz.
Dann geht es weiter auf der N 13 entlang, durch die sonnige und vor allem noch saftig grüne Landschaft, bis wir sie in Montbourg verlassen, um auf der D 14 durch winzige Orte bis Barfleur zu fahren. Mir fällt auf, dass fast jeder 2. Ort ein Museum zur Ladung der Alliierten hat oder Kriegsgeräte wie Panzer oder Flaks ausstellt. OK! Jede Gemeinde hat im Krieg ihre eigene Geschichte mit Besatzern und Befreiern erlebt. Es ist sicherlich auch wichtig, dass die jüngste Geschichte in Erinnerung bleibt. Aber hier scheint der Kommerz vor dem Mahnen und Erinnern zu stehen. Sicherlich sind diese Orte auch Ausflugsziele für Militaristen. Das Gefühl muss ich einfach mal los werden.


Es ist ein toller Anblick, als aus der Häuserschlucht, durch die wir fahren, plötzlich das Blau vom Wasser des Hafens von Barfleur auftaucht mit den vielen großen und kleinen Booten darauf. Es ist Markt. Entlang des Hafens haben die Händler ihre Buden aufgebaut. Menschen wimmeln dazwischen herum. Und da sollen wir durchfahren und auch noch in die winzige Straße nach links abbiegen? Ja! Sagt Mathilde und auch Google stimmt zu. Michael muss schon ein wenig kurbeln, aber dann sind wir aus dem Ort heraus und sehen das Meer, den Stellplatz und den Campingplatz „La blanche Nef“. An der Mauer, die das Meer von der Straße trennt, können wir parken, um uns anzumelden. Doch was ist das? Die Rezeption ist geschlossen. Ein Blick auf die Uhr: 12.09 Uhr. Die Rezeption macht von 12.00 bis 14.30 Uhr Mittagspause. Damit haben wir überhaupt nicht gerechnet. Sollen wir auf den Stellplatz fahren? Da war noch einiges an Platz frei. Aber schön ist das nicht so eng nebeneinander und statt Meerblick gibt es einen Blick auf die Mauer gegenüber Da wir niemanden behindern, bleiben wir, wo wir sind und fassen uns in Geduld. Das heißt, Michael fasst sich in Geduld. Ich nehme meinen Rucksack und schon bin ich weg und laufe entlang des Meeres in den Ort und zum Hafen. Ich fotografiere die schmucken Steinhäuschen und die bunten Schiffe im Hafen, wohl wissend, dass kein Foto diese bunte Leichtigkeit des Augenblickes wiedergeben kann. Fasziniert und mit knurrendem Magen beobachte ich die Menschen, die in den kleinen Restaurants bei Moules et Frites und anderen Köstlichkeiten sitzen. Der Geruch von Sauerkraut und Bratwurst dringt in meine Nase, während um mich herum die Marktbeschicker abbauen. Mir kommt eine Idee: Dem erfreuten Wurstbräter kaufe ich zwei seiner dicken und krossen Bratwürste ab, die zwischen Baguette Hälften gesteckt, eine deftige Mahlzeit abgeben. Mit dem Mittagessen laufe ich zurück zum Wohnmobil und zwar oben auf der Mauer, die ein Teil des Küstenwanderweges ist. In Höhe unseres Wohnmobils lade ich meinen überraschten Mann zu einem Picknick auf der Mauer am Meer ein. Wir müssen zwar hin und wieder für Spaziergänger etwas Platz machen und eine Hundebesitzerin hat Probleme, mit ihrem Hund an uns vorbeizubekommen, die Bratwurst mit den Kräutern scheint nicht nur für uns ein Leckerbissen zu sein. Aber wir genießen Essen und Meer und verkürzen damit unsere Wartezeit.

Später, es ist immer noch nicht 14.30 Uhr , schauen wir uns die leeren Plätze auf dem Camping an und suchen uns unsere Favoriten heraus. Inzwischen warten wir nicht mehr allein. Es haben sich noch 4 weitere Mobile eingefunden. Schon einige Zeit vor den Öffnen der Anmeldung stehen wir vor der Tür. Dann müssen wir erfahren, dass zwar viele Plätze frei, aber nicht alle zu haben sind. Natürlich auch die nicht, die wir uns ausgesucht haben. Letztendlich finden wir einen schönen großen Platz, von dem wir aufs Meer schauen können und an dem wir den ganzen Tag Sonne haben. Mehr als zufrieden, richten wir uns ein und trinken Kaffee in der Sonne mit Blick aufs tiefblaue Meer.

Sightseeing in Barfleur am Nachmittag – Blick am Abend über die Bucht von Barfleur


Am Spätnachmittag machen wir einen gemeinsamen Spaziergang in die Stadt. Es ist Ebbe. Dort, wo vorher die Wellen gegen die Steine schlugen, ist ein breiter Sandstrand aufgetaucht. Im Hafen liegen die Schiffe auf dem Trockenen. Wir würden gern einkehren, um etwas zu trinken. Aber man sagt uns, dass gleich geschlossen wird. Das ist aber eigenartig, dass die Lokale so früh schließen. Wir haben immer gedacht, dass die Franzosen eher spät mit dem Essen am Abend sind. In einer Bar bekommen wir dann doch noch etwas zu trinken. Und später am Wohnmobil gibt es noch Baguette und den Rest des Eintopfes. Der Campingplatz ist im Laufe des Nachmittags recht voll geworden und auch auf dem Stellplatz gibt es keine Lücke mehr.
Es wird dunkel und ein dicker, gelber Vollmond leuchtet über dem Meer. Seine Strahlen bilden eine silberne Brücke im Wasser und fallen auf die Dächer der Stadt, während in der Bucht gegenüber der Phare de Gatteville seine Leuchtfeuer sendet.

Tag 11 Barfleur – Phare de Gatteville

 2. September in Frankreich ⋅ ☀️ 17 °C

Ein Leuchtturm ohne Aufstiegsmöglichkeit, zwei Kirchen in einem Ort, Essenszeiten mit einem Verständigungsproblem.



Augen auf, Rollo hoch, und ja, es ist noch da, das tiefblaue Meer. Fasziniert schaue ich vom Bett aus dem Fenster auf das Meer und beobachte die kleinen Boote, kaum so groß wie dunkle Punkte. Das sind immer mit die schönsten Momente unterwegs.
Es folgt die tägliche Routine, die auch unterwegs nicht ausbleibt. Heute ist mal Waschtag……per Hand. Und so wehen bald unsere Lieblings-T-Shirts auf der Leine im Wind. Nach dem Frühstück und Womo-Haushalt fahren wir mit den Rädern zum Phare – de- Gatteville, dem Leuchtturm, der uns linkerhand nachts stets so strahlend grüßt. Es führt wohl ein Weg direkt am Meer dorthin. Doch schon nach wenigen hundert Metern merken wir, dass dieser Weg nichts für Räder ist, denn das ist der „Sentier de Littoral“, der offizielle Küstenwanderweg, markiert durch die rot-weißen Streifen an den Felsen. Der nächste Versuch über einen Feldweg wird eher zur Schlammpartie und wir sind froh, als endlich die asphaltierte Straße zum Leuchtturm auftaucht. Auf dem Rückweg stellen wir fest, dass wir das auch einfacher hätten haben können, wenn wir nur ein Stückchen in die andere Richtung des Campingplatzes gefahren wären. Aber einfach kann jeder. Bald darauf taucht ein kleiner Camping auf mit Namen „Camping la ferme au Bord de la Mer“. Auch hier kann man wunderschön direkt am Meer stehen. Er liegt zwar weiter vom Ort entfernt, hat dafür aber einen kleinen Sandstrand zum Baden. Wir folgen dem Weg zum Leuchtturm. Überall stehen Halteverbotsschilder, was den einen oder anderen Wohnmobilfahrer aber nicht davon abhält, sein Wohnmobil dort zu parken, um die Ruhe und die Alleinlage zu genießen. Spätestens am Abend müssen sie aber von dort verschwunden sein, sonst kann es teuer werden. Darüber informieren auf den Halteverbotsschildern geklebte Zettel. Wir schieben unser Rad über die Brücke zum Leuchtturm. Ganz oben kann ich Leute sehen, die den Ausblick genießen. Das ist doch etwas für mich. Aber leider ist der nächste mögliche Termin zur Besteigung erst wieder in zwei Stunden. Mittagszeit! Nachdem die letzten Besucher den Turm verlassen haben, schließt der Herr des Leuchtturmes seine Tür zu. Pech gehabt. Wir fahren ein Stück zurück. Dort haben wir vorher einen kleinen Hafen gesehen. Hier gibt es zwei Picknick Plätze. Eine der Bänke dient uns zum Ausruhen. Dabei schauen wir den Möwen und den Schiffen zu und…. dem Paar auf dem Nachbarplatz, das zum Mittagessen leckere Sachen aus dem Rucksack holt und vor sich aufbaut.


Bevor der kleine Hunger herauskommen kann, um begehrlich auf den anderen Tisch zu blicken, fahren wir weiter. Immer am Meer entlang zum „Étang der Gettemare“. Der See liegt in einem Naturschutzgebiet und ist nur über Wanderwege zu erreichen. Am See drehen wir ab und fahren nach Gatteville-le-Phare in der Hoffnung, den kleinen Hunger mit einem „Café au Lait “ zu besänftigen. Der schmucke, kleine Ort mit seinen grauen Steinhäusern, der Maire mit den blauen Fenstern und seinen zwei Kirchen ist menschenleer. Vor der Boulangerie stehen zwei Tische, die zum Einkehren einladen. Leider hat der Laden geschlossen. Mittagszeit! Wir rasten auf einer Bank vor der Kirche gegenüber der Maire. Auf einem Hinweisschild erfahren wir, dass es zwei Kirchen gibt, und dass man einfach mal nach links schauen sollte. Das machen wir, und erst da entdecken wir die winzige Steinkirche der Seeleute, die „Chapelle Notre Dame de Bon Secours“, deren geöffnete Tür uns zu einem Besuch einlädt. Wenn schon, dann beide, sage ich mir und statte auch der „Englise Saint Pierre de Gatteville“ einen Besuch ab.


Nach soviel besinnlicher Anschauung geht es dann wieder Richtung Barfleur. Hier wollen wir im Hafen etwas trinken. Aber um diese Zeit gibt es nur etwas zu essen in den Restaurants. „Plate de Jour“! Das ist dem kleinen Hunger um diese Zeit, es ist inzwischen 14.00 Uhr durch, zu viel. Er gibt sich mit einem Stück Kuchen, das wir beim Bäcker holen und später am Wohnmobil mit Kaffee verspeisen, zufrieden.
Gegen halb sechs unternehmen wir einen Spaziergang zum Hafen. Heute soll es endlich einmal „Moules et Frites“ geben. Da wir gestern um 18.30 Uhr nicht einmal mehr etwas zu trinken bekommen haben, sind wir heute super pünktlich im „La Maree“ im Hafen. Aber zu essen bekommen wir nichts, sondern nur etwas zu trinken. Anderen hungrigen Gästen geht es ähnlich. Dann klärt sich das Durcheinander. Von 15.00 Uhr bis 18.00 Uhr gibt es nur Getränke. Dann schließt das Restaurant für eine Stunde. Ab 19.00 Uhr sind dann wieder Essensgäste willkommen. Wir bestellen etwas zu trinken. Eine halbe Stunde haben wir Zeit die Gläser zu leeren. Sitzen bleiben dürfen wir nicht, so machen wir noch einen ordentlichen Stadtbummel, bis wir um 19.00 Uhr wieder im“ La Maree“ vorstellig werden. Jetzt endlich können wir Essen und Getränke bestellen. Michael bekommt einen großen Topf marinierte Muscheln, Brot und Frites. Für mich gibt es gebratenen Fisch. Lecker! Alles in einer sehr gemütlichen und familiären Atmosphäre. So wie man sich das eben von einen kleinen französischen Restaurant an der normannischen Küste vorstellt.

Moules et ftites im Restaurant „Maree“


Der Rückweg entlang des Meeres, das so langsam wieder kommt, das Geschrei der Möwen, der Geruch von Tang und Fisch und ein Regenbogen in der Dämmerung rundet diesen schönen Tag am Meer ab.

Tag 12 BARFLEUR, Sentier de Littoral

 3. September in Frankreich ⋅ ⛅ 19 °C

Ein Regenvormittag. Nicht vertragene Muscheln. Eine Tarte des Pommes im Omnia Backofen. Eine Walkingtour auf dem Sentier de Littoral. Ein gemeinsamer und doch geteilter Einkauf.

Michael geht es heute morgen nicht so gut. Ob er wohl die Muscheln gestern Abend nicht vertragen hat? Gleich nach dem Frühstück legt er sich wieder hin.
Draußen ist es grau und es gibt zwischendurch kurze Schauer. Das Ganze bei 21 Grad. Auch der Wind ist heute eher warm. Eigenartiges Wetter. Wenn ich mir die sattgrünen Wiesen und die mediterranen Pflanzen wie Bourgonvillen, Palmen oder Feigen anschaue, muss hier im Cotentin ein eigenes Klima herrschen. Mehr als 700 exotische Spezies, wie Eukalyptus, Bambus und Aloe Vera, gedeihen auf der Halbinsel im warmen Klima des Golfstroms, habe ich nachgelesen. Übrigens im malerischen Barfleur, das die Auszeichnung als eines der schönsten Dörfer Frankreichs auf dem Ortsschild präsentiert, werden nicht Austern, sondern säckeweise Miesmuscheln vom Kutter geladen und in den kleinen Lokalen verarbeitet und angeboten. Vom Meer direkt auf den Tisch. Das hilft Michael aber gerade auch nicht weiter bei seinen Muschel-Nachwehen.
Da es erst ab Mittag etwas besser mit den Schauern werden soll, überlege ich, was ich am Vormittag Sinnvolles unternehmen könnte. Mein Blick fällt auf den vollen Obstkorb, dessen Inhalt nach zeitnaher Verwendung oder Verzehr ruft. Also schnippele ich einen Obstsalat. Für die Äpfel überlege ich mir eine Tarte de Pommes. Schnell den Teig hergestellt, wobei schnell relativ im Wohnmobil zu bewerten ist. Um an Mehl und Zucker zu kommen, muss ich den halben Vorratsschrank ausräumen, da wir diese Zutaten sonst eher weniger brauchen. Dann kommt die Omnia, der Gasbackofen, zum Einsatz und bald riecht es im ganzen Wohnmobil nach frischem Apfelkuchen.

Wohnmobil-Apfeltarte im Omniabackofen
Rezept: 200 g Mehl, 100 g Butter, 1 EL Zucker, 1 Prise Salz, 5 Äpfel,2 EL Zucker, 2 P.Vanille,Zucker, 2 Joghurt, Zimt,
Mehl, Zucker, Butter, Salz in einen Gefrierbeutel geben und miteinander verkneten. Die Silikonform mit dem Teig auslegen und darauf die in Spalten geschnittenen Apfel fächerförmig auflegen. 2 Joghurt + 2 Pck. Vanillezucker + 1 Ei verquirlen und über die Apfelspalten geben. Mit Zucker und Zimt bestreuen und mit Butterflöckchen belegen . Ca 30-40 Min backen. 5-7 Min auf großer Flamme, dann auf kleine Flamme drehen.

Und jetzt? Michael geht es immer noch nicht besser. Es regnet gerade nicht, also nehme ich die Walkingstöcke und mache mich auf den Sentier Littoral, der genau am Campingplatz vorbeiführt . Dieser Küstenwanderweg gehört zum Randonee Gr 223 und ist bekannt als Sentier des Douaniers. Er ist insgesamt 446 km lang und führt auch rund im die Halbinsel Cotentin
Die Strecke folgt den alten Saumpfaden der Zöllner, die auf ihnen die Küste entlang patrouillierten, immer auf der Suche nach Schmugglern und anderen dunklen Gestalten. Dieser Teil beginnt in Saint-Vaast-la-Hougue und führt zum Gatteville Leuchtturm und ist 16 km lang. Bis zum Leuchtturm könnte ich es schaffen. Das ist ungefähr ein Drittel. Kaum bin ich unterwegs, kommt der nächste Schauer, aber dann bleibt es trocken. Bis zum Leuchtturm komme ich allerdings nicht, zu faszinierend sind die Steine und Felsen, auf denen ich herumklettere und mir immer neue Ausblicke auf das Meer verschaffe. Schade, dass die Sonne nicht scheint.

Auf dem Sentier de Littoral

Auf dem Küstenweg scheine ich wohl allein unterwegs zu sein. Dachte ich! Als die Uhr mich zum Rückweg mahnt, kommt mir eine ganze Wandergruppe entgegen. Die Franzosen sind begeisterte Wanderer. Vor allem in Gruppen. Zurück am Wohnmobil stelle ich fest, dass es Michael wieder besser geht. Wir lassen uns die Apfeltarte schmecken. Später fahren wir mit dem Fahrrad zum Supermarkt, um unsere Vorräte aufzufüllen. Dafür ist das Wetter gerade richtig. Nur leider hat Michael den Fahrradschlüssel im Wohnmobil gelassen. So können wir nicht gemeinsam einkaufen, weil einer bei den Rädern bleiben muss. Unser geplantes Einkaufsevent kann nicht stattfinden. Trotzdem kehren wir mit vollen Radtaschen zurück. Und so steht einem leckeren Abendessen nichts im Weg. Noch ein wenig Meeresluft vor dem Wohnmobil schnuppern, und dann geht auch dieser Tag zu Ende

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