Tag 11: Ventspils mit Rad und Bahn

 23. Juli 2019 in Lettland ⋅ 🌙 15 °C

Kühe in Ventspils

In der Nacht werden wir von Möwen aus dem Schlaf gerissen, die sich heftig auf unserem Dach streiten. Es ist ein Getrappel und Gekreische, dass man meint, sie kämen gleich zur Dachluke herein. Am Morgen sehen wir dann die Bescherung: unser Mülleimer ist geplündert und der Inhalt über den ganzen Platz verteilt worden. Die beiden Möwen sitzen ganz unschuldig auf dem Dach des Sanitärhauses und halten Ausschau nach neuem Futter.
Am Vormittag fahren wir bei schönstem Sommerwetter mir dem Rad in die Stadt. Radwege gibt es hier vom Feinsten. Egal in welche Richtung. Mit etwas mehr Zeit kann man auch eine Radtour zum See „Busniku Ezers „machen, den man umradeln können soll. Auch Ausflugsfahrten von 1 oder 2 Stunden mit dem Schiff auf der Venta und der Ostsee werden zu einem erstaunlich günstigen Preis angeboten. Wir fahren zunächst zum Aussichtsturm an der Außenmole, von dem man einen fantastischen Blick auf Hafen, Strand und Ostsee hat, bevor es zum Markt in die Altstadt geht. In der kleinen Markthalle können wir für wenig Geld zwei Steaks erstehen. Zusammen mit den Pfifferlingen, die uns wenig später anlachen, ist das Abendessen gesichert .
Am Nachmittag kann ich mich nicht entscheiden, ob ich bei dem Wetter nicht lieber den herrlichen Ostseestrand genießenl oder durch den genauso herrlichen Sea-Side-Park walken soll. Ich entscheide mich für beides und mache mich mit Rucksack und Badesachen auf den Weg. Aber es kommt ganz anders. Durch den Park führt eine historische Schmalspurbahn, die zwischen dem genauso historischen Bahnhof im Heimatmuseum, das gleich neben dem Campingplatz liegt, dem Strand und den Randgebieten ihre Runden dreht. Zufällig komme ich grad in dem Augenblick, als der Zug an einer Haltestelle im Park hält und mehrere Reisende einsteigen, dort vorbei. Ohne groß zu überlegen, steige ich ein, löse ein Billet für 3 Euro und kann die nächste halbe Stunde den Park vom Zug aus betrachten.
Nach der Zugfahrt wandere ich in Richtung Mole, um von dort aus am Strand zum Campingplatz zurück zu gehen. Gestern Abend habe ich mir die Nummer des Strandüberganges gemerkt. Es ist die Nr. 7 und wir stehen auf Platz 7. Ich will mich nicht noch einmal verirren. Am Strand ist einiges los. Aber nicht zu vergleichen mit der Fülle der deutschen und polnischen Ostseestrände bei diesem Wetter. Es gibt für den unendlichen Strand eine einzige Strandbar und die befindet sich genau am Übergang Nr 7. Ein wenig setze ich mich noch in den warmen Sand, schaue auf die glitzernde Ostsee und den wolkenlosen blauen Himmel. Schön ist es hier.
Dann laufe ich zurück zu Pfifferlingen und Steaks in der Abendsonne und zu meinem Reisetagebuch, dem ich wieder viel zu erzählen habe.

Tag 12: Kap Kolka

 24. Juli 2019 in Lettland ⋅ ☀️ 19 °C

Unser Stellplatz :Camping Kolka in Usi Lettland, , 3275 Kolka
Dundagas novads 57°44’48“ N   22°33’56“ E

Zugang vom Stellplatz zum Strand

Langsam haben wir, das heißt eigentlich mehr Michael, Routine mit dem Rangieren und Ankoppeln des Hänger. So sind wir in relativ kurzer Zeit nach dem Frühstück abreisebereit. Heute soll es zum ca. 100 km entfernten Kap Kolka, dem ausgeprägtesten Kap Lettlands gehen, wo Ostsee und die Bucht von Riga sich treffen, und die Wellen, ähnlich, wie in Skagen/Dänemark, aufeinander zu rollen. Wir haben uns ein kleines Camp ausgesucht, das zwar keinen großen Luxus bietet, (den brauchen wir auch nicht), dafür aber viel Natur und eine tolle Lage direkt am Strand. Beim Verlassen des Campingplatzes in Ventspils öffnet sich das Tor nicht. Wir haben nicht ausgecheckt. Da wir bereits bei der Ankunft bezahlt hatten, dachten wir, wir könnten so herausfahren. Es ist aber nicht so. Also erst auschecken.
Wir durchfahren Ventspils und bekommen auch noch die Neustadt zu sehen. Wieder fallen uns der unglaubliche Blumenschmuck und die vielen schön angelegten Ruhe- und Spielplätze auf.
Weiter soll es auf der A 10 gehen, aber Mathilde, unser Navi, schickt uns uno sono mit Else, dem alten, eingebauten Navi, in die Pampa. Dann sollen wir auch noch drehen. Machen, wollen, tun wir aber nicht und irgendwann hat uns Mathilde wieder, und führt uns quasi als Wiedergutmachung über eine tolle Strecke am See Buzniku Ezers entlang, bevor wir die P 124 erreichen, die zum Kap führt. Man kann wirklich auf einem super Radweg den See umrunden.
Die P 124 ist eine Holperstrecke der besonderen Art und führt schnurgerade durch den Wald. Als der Straßenbelag sich ändert und eindeutig neueren Datums ist, bin ich mir nicht sicher, ob noch alle Tassen und Teller heil sind. Dann taucht mitten im Wald ein moderner Kreisel auf, von dem es zum Kap, zum Aussichtsturm und zum Ort Kolka abgeht. Wenig später fahren wir auf das „Camp Usi.“ Wir sind gut in der Zeit. Die Abreise hat bereits stattgefunden und die Anreise noch nicht begonnen und so können wir uns einen schönen Platz auf der Wiese aussuchen. Was man dabei nicht alles bedenken muss: vom Lauf der Sonne bis zur Windrichtung, von Bäumen, die die Sat- Antenne beeinträchtigen können, bis zum Platz für Hänger und Zweiräder. Was man allerdings nicht beachten kann, ist ein duseliger Camper, der meint, trotz Platz ohne Ende auf den ganzen Gelände, sich fast unter unsere Markise stellen zu müssen. Was dann am späten Nachmittag passiert.
Aber zunächst einmal sind wir begeistert vom Platz und dem fast leeren Strand. Klar, das ich den Strand gleich zum Sonnenbaden und Planschen nutze. Später folgt ein kleiner Erkundungsspaziergang. An der Straße nach Riga steht ein kleines Holzhaus. Hier wird von einem Fischer geräucherter Fisch, eine Spezialität der Gegend, verkauft.
Kolka hat drei Kirchen von drei Glaubensrichtungen. Alle drei sollen wir im Laufe des Nachmittags zu sehen bekommen. Die erste, gleich gegenüber des Camps, ist die evangelisch- lutherische, die in ihrem Innern durch ihr ungewöhnliches Altarbild auffällt.
Später fahren wir mit dem Roller zum Kap Kolka und gehen genau an die Spitze, wo sich die Wellen treffen. Die Ostseeseite ist windig mit ordentlicher Brandung, in der windstillen Bucht plätschern die Wellen eher. Unser nächstes Ziel ist der Kolka Tower, ein Aussichtsturm, von dem man weit auf die Ostsee schauen kann und selbst in der Ferne , den Leuchtturm Kolka sehen kann. Der Leuchtturm befindet sich in 5-6 km Entfernung auf einer Sandbank. Jeder Seemann, so heißt es, muss einmal zum Leuchtturm von Kolka gefahren sein. Schwierig, denn es gibt nur an 40 Tagen geeignetes Wetter für die Schiffsfahrt.
Vom Aussichtsturm fahren wir in den Ort Kolka. Es ist ein kleines Dorf und erst beim zweiten Anlauf sehen wir den Laden, in dem wir etwas fürs Abendessen besorgen wollen, Gleich daneben ist ein kleines Hotel mit Biergarten und Restaurant. Hier wollen wir etwas trinken. Als wir dann sehen, was die Gäste so serviert bekommen, bleiben wir gleich auch für das Abendessen.
Wir sind hier an der Liven Küste und es gibt hier eine Reihe alter Fischerdörfer wie Melnsins und Kolka. Die Liven sind ein finno-ugrisches Volk, die eine eigene Mundart, Tradition und Kultur hat. Die kleinen Fischerdörfer mit ihren Stegen wollen wir uns morgen einmal ansehen.

Tag 13: Rollertour und ein Treffen

25. Juli 2019 in Lettland ⋅ ☀️ 20 °C

Strandspaziergang mit tollen Fundstücken

Für heute haben wir einen Strandspaziergang geplant. Kilometer weit laufen wir an dem fast menschenleeren Strand entlang. Dabei fallen uns vom Wasser ganz blank geschliffene und zum Teil glitzernde schwarze Steine auf. Für Steine sind sie viel zu leicht. Später erfahren wir, dass es das schwarze Bernstein dieser Küste ist. Schwarzer Bernstein oder Gagat, auch Jett oder Pechkohle genannt, ist ein fossiles, durch Bitumen oder Humusgel imprägniertes Holz, das sich in einem Übergangsstadium von Holzkohle zu Steinkohle befindet. Aus diesem Material besitze ich sogar eine Brosche von meiner Oma. Von dem Gagat müssen wir unbedingt einige mitnehmen.
Dann entdeckt Michael seine Sammelleidenschaft für schönes Treibholz, das hier am Strand überall angeschwemnt worden ist. Mit vollen Armen und Hosentaschen kommen wie gegen Mittag zurück. Hier erwartet uns eine Überraschung: Chris und Gaby aus der Facebook – Baltikumgruppe sind mit ihrem Wohnmobil angekommen und wir lernen uns kennen. Auch Thomas und seine Frau Natascha kündigen ihr Kommen gegen Abend an. Der Platz ist noch ziemlich leer, aber erfahrungsgemäß füllt er sich am Nachmittag mit Zeltern, die mit Auto, Rad oder zu Fuß durch die schöne Landschaft unterwegs sind. Wir reservieren deshalb den Platz neben uns, bevor wir mit dem Roller nach Menspils, einem kleinen Fischerort, aufbrechen. Wir fahren wieder durch Kolka. Weiter geht es auf der wenig befahrenen und gut asphaltierten P 131 durch Usi. Die wenigen Häuser des Ortes scheint die Zeit an ihre Umgebung angepasst zu haben. Sie verschmelzen regelrecht mit der Natur. Überall führen Wege in den Wald des Slitere Nationalparks. Es duftet nach Kiefer. Eine schöne Fahrt durch den hellblauen sonnigen Sommertag. In Melnspils fahren wir zum „Krog“ , der sich auf dem Gelände des Campingplatzes befindet. Wir stellen den Roller ab und erkunden den Platz. Hier ist weitaus mehr los als auf unserem Platz. Alles ist wunderschön angelegt und auf die Bedürfnisse der Touristen ausgelegt. Es gibt Räder und Kanus zu mieten und das Angebot der Gastronomie braucht sich auch nicht zu verstecken. Der Strand ist direkt am Platz. Eine nette Idee sind auch die zu mietenden Holzfässer zum Übernachten, die einen Blick auf das Meer bieten. Der Campingplatz ist nicht groß und jetzt am frühen Nachmittag auch ziemlich voll. Wir kehren im Krog ein und bestellen ein Eis. Für 2,70 Euro gibt es eine Menge kaltes Vergnügen. Zum Trinken gibt es mangels Cola ein Glas Kwatch, einen kühlen und sprudelten Brottrunk, von der Kellnerin empfohlen, der wirklich lecker schmeckt.
Noch ein paar Getränke im kleinen Laden des Ortes einkaufen und dann geht es zurück zum Wohnmobil und zum Campingplatz, der sich inzwischen wieder gut gefüllt hat Dort fährt am späten Nachmittag ein Reisebus auf den Platz, aus dem Kindern steigen, die bei der Ferienbetreuung eine Nacht zelten wollen. Jetzt wird es aber richtig voll. Ich gehe noch ein wenig an den Strand, der am Nachmittag im Schatten liegt. Er ist ganz leer und herrlich kühl und erfrischend. Gegen 18.00 Uhr kommt noch ein Wohnmobil auf den Platz und in unsere Richtung gefahren .“Bist du Thomas?“, frage ich“, dann darfst du dich neben uns stellen .“
Schnell sitzen wir in der Runde, zu der sich außer Natascha, Thomas Frau, auch Chris und Gaby gesellen. Später wird gegrillt und nach dem Essen sitzen wir noch lange draußen, erzählen uns von unseren Wohnmobilabenteuern, und sind ein gefundenes Fressen für die Mücken, die sich weder von Autan noch von Anti-Brumm einschüchtern lassen. Es ist nach Mitternacht, als wir die Runde auflösen und uns um 5.00 Uhr am Morgen zum Beobachten des Sonnenaufgangs am Strand verabreden .

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Tag 14: Sonnenaufgang und Weiterfahrt nach Tuja

 26. Juli 2019 in Lettland ⋅ ⛅ 23 °C

Unser Stellplatz: Camp Jurasdzeni in Tuja

Stellplatz am Strand

Heute morgen sind wir zwei Mal aufgestanden: einmal um 4 .45Uhr und das nächste Mal um 8.30 Uhr.
Um kurz vor 5.00Uhr haben wir uns mit Thomas, Natascha, Gabi und Chris am Strand getroffen, um den Sonnenaufgang über dem Meer zu beobachten. Das hatten wir gestern Abend so verabredet. Es sind wirklich alle aufgestanden und gekommen. Leise schleichen wir über den sich im tiefsten Schlummer befindlichen Platz, bemüht nicht über Heringe und Seile zu stolpern Es liegt eine ganz eigenartige Stimmung in dieser Morgendämmerung, deren Stille nur durch vereinzelte Schnarchgeräusche aus den Zelten und dem leise Rauschen des Meeres unterbrochen wird.
Ein orangeroter Streifen ist am Horizont sichtbar. Michael, der eigentlich lieber im Bett geblieben wäre, meint, dass zu viele Dunstwolken am Himnel wären. Gerade als er sagt:“ Das wird heute nichts mit dem Sonnenaufgang“, schiebt sich eine glühend rote Sichel aus dem Meer. Faszinierend beobachten wir, wie aus der Sichel langsam eine feuerrote Kugel wird, die auf dem Meer zu schwimmen scheint. Ein tolles Erlebnis, da sind sich alle Teilnehmer dieses früh morgentlichen Sonnenaufgangstreffen einig, die gebannt das Schauspiel fotografieren.
Eigentlich bin ich jetzt hellwach. Aber sehr zu meinem Erstaunen schlafe ich dann doch schnell wieder ein. Für das gemeinsame Frühstück, das geplant war, haben wir nicht mehr die Ruhe. Es ist so schon fast halb elf, als wir uns versbschiefen und starten. Es sind gut 250 km zu fahren bis Tuja, inserem nächsten Ziel. Wir rechnen mit überwiegend holpriger Landstraß. Zudem müssen wie einmal quer durch Riga und das am Wochenende bei dem Superwetter. Und eigentlich sollten wir das Camp Jurasdzeni zwischen 13.00 Uhr und 14.00 Uhr erreichen, um noch einen der schönen Strandplätze zu bekommen. Es ist Wochenende und auch die Letten zieht es bei dem Wetter aus den Orten ans Meer. Mathilde, unser Navi, macht uns auch verrückt, in dem sie uns mal wieder von Sperrungen und Fahrtverzögerungen erzählt, und Entfernung sowie Ankunftszeit ordentlich nach oben korrigiert.
Wir fahren die P 131 entlang der Küste und kommen durch bereits touristisch erschlossene Orte wie Roja, Kaltene und Valgalciems. Auch um diese Orte herum, gibt es mehrere Campingplätze wie uns Hinweisschilder an den Waldwegen verraten. Weiter geht es in Richtung Jurmala, den mondänen Badeort, den wir uns eigentlich anschauen wollten, aber lieber weiterfahren, um irgendwann anzukommen Gleich hinter Jurmala wird der Verkehr ziemlich dicht und mit vielen „Stopp and Gos“ überqueren wir die Düna mit einem tollen Blick auf die Altstadt von Riga. Riga muss noch etwas warten. Da es in der Ferienzeit sehr voll in Riga ist, müssen wir nicht unbedingt der schönen Stadt auch noch am Wochenende unsere
Aufwartung machen.
Da es für lettische Verhältnisse mit fast 30 Grad ungewohnt heiß werden soll, planen wir ein, zwei Strandtage mit Zeit, die Waschmaschine einmal zu benutzen.
Nach Riga werden zwar die Straßen besser, aber der Verkehr staut sich auf der A2 durch die schöne Gegend um die Seenlandschaft von Kisezers. Erst danach geht es zügig auf der gut ausgebauten Straße voran. Bis wir inTuja abfahren, haben wir die Mittagszeit längst überschritten und die Uhr zeigt nach 15.00 Uhr an. Im Camp sind die meisten Plätze am Meer schon besetzt und die, die noch frei sind, sind zu schmal und zu kurz für uns, da wir den Hänger ja auch noch unterbringen müssen. Schließlich finden wir am Ende des Camps noch einen schönen Platz, direkt an am Strand. Damit sind wir für heute mehr als zu frieden. Wir richten uns ein und ruhen uns von der doch recht anstrengenden Fahrt etwas aus. Am Abend gehen wir in das kleine Restaurant des Platzes und erleben, nach einem leckeren und wieder sehr preiswerten Essen, auch noch einen tollen Sonnenuntergang an diesem Abend.