Sommer 2019 Wohnmobiltour durch das Baltikum

Tag 4: Auf der Fähre nach Klaipeda

 16. Juli 2019 in Litauen ⋅ 🌧 15 °C

Wir haben kaum die Schiffskabine bezogen, als ein Gong uns auf das Dinner aufmerksam macht. Beim Buchung der Fähre haben wir Abendessen und Frühstück mitgeordert.
Im Speiseraum sind wir unsicher, ob dieses Voucher für das Selfservice-Restaurant oder für das A-la-Card Restaurant gilt. Bei den Überlegungen kommen wir ins Gespräch mit einer Frau, die den gleichen Gutschein hat. Schnell stellt sich heraus, dass wir uns selbst bedienen müssen. Dem Gong sind viele Passagiere gefolgt, und so heißt es wieder einmal warten, bis wir an der Reihe sind. Der Speisesaal füllt sich zusehens und wir befürchten, gleich zwar Essen zu bekommen, aber keinen Sitzplatz zu haben. Deshalb folgen wir gern der Einladung uns an den Tisch der Frau zu setzen, deren Mann bereits einen Tisch gefunden hat. Beim gemeinsamen Essen stellt sich heraus, dass es sich um ein Ehepaar aus Stade handelt und zwar mit dem Wohnmobil, das auf dem Parkplatz neben uns gestandem hat. Auch sie wollen vier Wochen ins Baltikum, haben aber erst sehr kurzfristig die Fähre gebucht und keine Kabine sondern nur einen Pullmansitz für die Nacht bekommen.
Nach dem Abendessen durchstreifen wir noch ein wenig die Fähre, gehen aufs Sonnendeck und trinken etwas an der Bar. Um Mitternacht suchen wir total müde die Kabine auf. Sehr schnell sind wir eingeschlafen. Doch der Schlaf hält nicht lange an. Durch die Vibration und das leichte Schaukeln bin ich bald schon wieder wach. Und in der Dunkelheit der Kabine male ich mir alle möglichen Schreckenszenarien aus, die passieren können, wenn man auf einer Fähre über die Ostsee fährt, was dem Einschlafen auch nicht gerade dienlich ist. Am liebsten wäre ich aufgestanden und noch einmal nach draußen gegangen oder hätte wenigstens das Licht angemacht, aber dann hätte ich Michael geweckt und ich bin mir nicht sicher, ob er das so gut gefunden hätte.
Plötzlich geht das Licht an. Michael ist wach und kann auch nicht schlafen. Als ich ihm vorschlage, nach draußen zu gehen und zu schauen, ob die Sonne vielleicht schon aufgegangen ist, erklärt er mich für verrückt und macht das Licht wieder aus. Mein Hörbuch ist es dann, das mich wieder in den Schlaf wiegt, aus dem ich abrupt durch einen Gong und dem dreisprachigen ( litauisch, deutsch, englisch) „Guten Morgen. Das Frühstück steht bereit!“, gerissen werde. Es ist 9.00 Uhr litauischer Zeit. Nach einem Sprung unter die Dusche gehts zum Frühstück. Nicht ohne vorher auf dem Sonnendeck nach dem Wetter geschaut zu haben. Sie ist da, die Sonne. Zwar in Begleitung von Wolken, aber der Himmel ist blau. Welche Wohltat nach dem Grau der letzten Tage. Oh, je! Der Gong scheint das ganze Schiff aufgescheucht zu haben. Während ich mich in die Schlange zum Frühstücksbüffet einreihe, sucht Michael uns einen Platz. Dann wechseln wir. Irgendwann sitzen wir beide mit Frühstück am Tisch. Nur die Tassen für den Kaffee sind zunächst aus. Aber in diesem Fall tun es auch Pappbecher. Hauptsache, Kaffee!
An unserem Tisch sitzt ein nettes älteres Ehepaar, mit dem wir ins Gespräch kommen. Sie sind mit dem PKw unterwegs und wollen auf die Kurische Nehrung. Dort wohnen sie in Nidda in einer Pension. Bereits zum dritten Mal verbringen sie ihren Urlaub dort und sind nach wie vor begeistert von der Gegend.
Die Zeit nach dem Frühstück vergeht wie im Flug. Nach einem kleinen Nachschläfchen gehts aufs Sonnendeck. Puh. Das ist richtig heiß. Aber der Blick auf die Ostsee, auf der die Sonnenstrahlen tanzen, fühlt sich endlich nach Urlaub an. Die wenigen Plärze auf Deck sind stark begehrt. So wechseln wir uns ab, um Getränke zu holen etc. Am Nachmittag verlassen wir unseren Sonnenplatz, um einen Kaffee zu trinken. Außerdem ist es uns zu heiß dort geworden. Später suche ich das Seitendeck nach einem Sitzplatz ab. Hier an der dem Wind abgewandten Seite der Fähre ist es nicht zu heiß und nicht zu windig. Mangels Sitzplatz mache ich es mir auf der Erde bequem, um ein wenig zu schreiben. Aber nach kurzer Zeit fühlt sich meine Hose und auch die Weste, auf der ich sitze, komisch an. Als ich aufstehe, sehe ich das Malheur. Die Weste ist klitschnass und mein Hosenboden nebst den sich darunter befindlichen Kleidungsstücken ebenfalls. Zurück zur Kabine. Ich versuche die Sachen trocken zu fönen. Aber das ist ein aussichtsloses Unterfangen. Gott sei Dank habe ich mir gestern noch eine Jogginghose eingepackt. So bleibt es mir wenigstens erspart, die letzten 3 Stunden mit nasser Hose zu reisen.
Noch ein wenig Sonnendeck, und dann taucht bereits die Kurische Nehrung mit den langen Sandstränden am Horizont auf. Wir räumen die Kabine und beobachten das Einlaufen der Fähre in den Hafen von Klaipeda. Ein Kreuzfahrtschiff liegt vor Anker und wartet auf das Passieren der Fähre. Und dann wird es spannend. Die Tür zu den Autodecks wird geöffnet und wir steigen in unserer Wohnmobil. Kaum drinnen, gibt es schon Anweisungen von den Einweisern. Wir müssen rückwärts fahren und das mit dem Hänger. Eingekeilt in Spiegelbreite zwischen Wand und Autotransporter. Gut, dass ich nicht fahren muss. Das letzte Drittel geht es dann aber mit der Schnauze voran vom Schiff, denn es ist inzwischen Platz genug zum Drehen.
Jetzt müssen wir erst einmal aus dem Hafen heraus. Aber das wollen alle anderen auch. Eine Autoschlange, die noch den Verkehr bis weit in die Stadt hinein beeinflusst. Vor allem die riesigen mehrspurigen Kreisel stellen eine Herausforderung im Feierabendverkehr dar. Sie fahren forsch und schnell, die Litauer. Dann geht es in Richtung Silute ab. Der Verkehr nimmt ab und die Schlaglöcher und Spurrillen zu. Wir queren den König- Wilhelm-Kanal. Ein historisches Baudenkmal. Endlich erreichen wir den kleinen Ort Dreverna. Im Hafen ist eine Freizeitanlage entstanden, die auch Stellplätze für Wohnmobile enthält. Alles sehr schön gemacht. Wir suchen uns einen Platz am Wasser und können genau gegenüber die Kurische Nehrung mit dem Naturschutzgebiet um Juodkrante sehen. Vom Hafen fährt mehrmals täglich eine Fähre, die auch Räder mitnimmt, dorthin. Aber das werden wir alles morgen erkunden. Ein kleiner Spaziergang durch den Hafen bildet den Abschluss des Tages. Heute Nacht werden wir wohl etwas besser schlafen.

Tag 5: Kempinga Deverna- Rollertour nach Vente

 17. Juli 2019 in Litauen ⋅ ☀️ 16 °C

Unser Stellplatz: Kempinga Deverna

PAMARIO str. 12, DREVERNA,

Bezirk Klaipėda

55° 41.847 N 21° 07.250

Steg im Hafen von Dreverna gegenüber der Kurischen Nehrung

Der Blick aus dem Wohnmobilfenster auf das Haff und die Nehrung am Morgen ist einfach toll. Nachdem am vergangenen Abend Regen eingesetzt hatte, bietet nun der blaue Himmel mit den Schäfchenwolken ein perfektes Urlaubsbild. Wir kommen immer noch nicht ganz mit der Zeitumstellung klar. Die Stunde vor lässt uns zu Langschläfern mutieren. Gut, dass wir nicht heute geplant haben, mit der Fähre zur Nehrung zu fahren. Die 10.00 Uhr Fähre fährt während wir noch frühstücken an uns vorbei. Wir lassen es langsam angehen und planen beim Frühstück eine Rollertour durch das Memeldelta nach Vente und Mine. Aber vorher muss ich auf den Aussichtsturm klettern, der gleich neben dem Campingplatz steht. Von oben habe ich einem tollen Blick über das Haff und auf die Nehrung mit ihrer Sanddüne .
Am frühen Nachmittag starten wir und halten zunächst erst einmal am kleinen Dorfladen. Irgendwie komme ich mir vor wie ein Analphabet. Wenn die Bildchen nicht auf den Verpackungen wären oder der Inhalt zu erkennen ist, wüsste ich nicht, was sich in den Packungen befindet. Die Sprache lässt sich aber auch von gar nichts ableiten. Da hilft nur sich die Wörter visuell einzuprägen. Der Laden hat alles was man braucht. Sogar das leckere Schwarzbrot, das ich auf der Fähre gegessen habe.
Irgendwie will das Navi nicht so, wie wir nach Vente. Immer wieder verwirft es die Alternativstrecke und will uns über die viel längere Strecke der Hauptstraße schicken. Aber wir überlisten das Navi mit der Eingabe von Teilstrecken und kommen wunderbar auf einer kleinen, kaum befahren Asphaltstraße voran, die durch endlose Wiesen und Felder entlang des Haff nach Svencele führt. Verlassene und verfallene Häuser stehen einsam in der Natur. Aber plötzlich tauchen moderne quadratische Holzhäuser mitten in der Einsamkeit auf. Es sind Ferienhäuser, die zu einem Freizeitprojekt mit Segel-und Surfschule, Gastronomie, Shops sowie einem Campingplatz gehören.
Diese super modernen Gebäude muten surrealistisch in der Landschaft an. Von Svencele fahren wir weiter nach Kintai. Wir hätten auf das Navi hören sollen. Denn plötzlich verschwindet die Asphaltdecke der Straße. Ein Flickenteppich aus Schotter, Steine, Sand und Schlaglöchern bildet jetzt den Belag der Straße, die durch den Wald „Kinti Botaninis draustinis“ führt. Am allerschlimmsten sind die Querrille, die die Zähne aufeinander schlagen lassen. Wir hätten aufs Navi hören sollen. Nun müssen wie 10 km auf diesem Weg weiterfahren bis Kintai. Eine Herausforderung für Mensch und Material. Kurz vor Kintai kommt uns ein Roller mit zwei Personen entgegen. Es gibt scheinbar noch mehr Verrückte, die diesen Weg gewählt haben. Ab Sintai wird die Straße wieder „normal “ und führt uns über Muize und Sturmai nach Vente. Kurz vor Vente entdecken wir rechterhand einen schönen Stellplatz am Meer, den wir uns auf dem Rückweg ansehen wollen. Der kleine Ort Vente wird dominiert von der Vogelwarte mit den großen Fangnetzen und dem Leuchtturm am Kap Vente. Zugvögel werden in den Netzen gefangen und beringt. Wir stellen den Roller auf einem Parkplatz neben einem Gasthaus ab. Die Parkgebühr beträgt 50 Cent. Doch weit und breit entdecken wir niemanden, der das Geld haben will.
Ein Rundweg führt zur Vogelstation und zum Leuchturm am Kap Vente. Klar, dass ich dem Blick vom Leuchtturm herunter nicht widerstehen kann und die schmale Treppe hochsteige, während Michal sich mit dem Blick auf die Mole zufrieden gibt. Später bummeln wir noch ein wenig auf dem Rundweg und am Ufer des Haffs, bevor wir zurück gehen, um mit dem Roller zum Dorf Minge auzubrechen. Minge wird auch das litauische Venedig genannt und erstreckt sich zu beiden Seiten des Flusses im Memel-Delta. Allerdings erwartet uns nach wenigen Kilometern wieder ein Schotterweg mit Querrillen. Davon haben wir für heute genug; und Minge muss leider von der Sightseeingliste gestrichen werden. Trotzdem müssen wie noch einige Kilometer Holperstrecke fahren, bis wir die asphaltierte Hauptstraße erreichen. Für den Rückweg nach Dreverna nehmen wir nun aber die Hauptstraße, und das sind doch etliche Kilometer mehr, Eine Fahrt durch eine Gegend mit vielen Wiesen und Ackerflächen, kaum Häusern und noch weniger Menschen. Nur selten begegnet uns ein Auto. Dafür ist Gevatter Storch gut vertreten. Ob hoch im Nest auf einem Strommasten oder Futter suchend in der Wiese. So viele Störche haben wir selten gesehen. Dann führt uns das Navi über einen Weg, an dessen Ende eine baufällige Holzbrücke über den Fluß führt. Auch ohne das dünne Seil, das die Brücke absperrt, wären wir niemals über dieses klapprige, zerfallene Bauwerk gefahren. Wir drehen und fahren wieder Hauptstraße. Nach kurzer Zeit taucht der König- Wilhelm-Kanal auf und wir machen Halt an einem Rastplatz, an dem man auch für eine Nacht mit dem Wohnmobil stehen könnte.
Der König-Wihelm-Kanal, fertiggestellt 1873, verbindet die Memel mit Klaipeda und diente früher dazu, dem Transport über das gefährliche Haff zu umgehen. Heute wird er nicht mehr benutzt und ist inzwischen ein Baudenkmal. Uns zeigt er sich romantisch geschmückt mit vielen Seerosen und von Bäumen und Grün umgeben.
Ein Stück führt die Straße weiter am Kanal entlang, dann trennen sich unsere Wege und wir erreichen Dreverna.
Der Wind hat heftig aufgefrischt und an Grillen, wie wir es eigentlich geplant haben, ist nicht zu denken. Deshalb probieren wir das Restaurant auf dem Platz aus, das sehr ansprechend aussieht. Hier treffen wir unsere Platznachbarn, die heute die Tour mit Fähre und Fahrrad gemacht haben, die wir für morgen geplant haben. Ein wenig Kontakt haben wir schon durch die Baltikumgruppe bei Fscebook aufgenommen. Beim gemeinsamen Essen, das wirklich empfehlenswert und ausgesprochen günstig ist, werden nicht nur Informationen das Baltikum betreffend ausgetauscht, sondern auch über Länder, gemachte Touren und besuchte Plätze gefachsimpelt. Die Bekannten haben ihren Urlaub schon hinter sich und sind auf dem Weg zur Fähre in Klaipeda. Für uns aber hat der Urlaub gerade erst begonnen.

Tag 6: Mit Fähre und Rad auf die Nehrung

 18. Juli 2019 in Litauen ⋅ ☀️ 18 °C

Fähre zur Nehrung

Der Wind hat sich heute morgen gelegt. Das ist gut für unsere Radtour. Relativ zeitig stehen wir auf, um die 10 Uhr Fähre zur Nehrung zu nehmen. Die Tickets habe ich schon am Abend vorher gekauft. Dabei musste ich schon angeben, um welche Uhrzeit wir die Fähre nehmen wollen. Für dieRückfahrt habe ich mir die Option gelassen, die Fähre eher zu nehmen. Man kann ja nie wissen. Schmunzelnd muss ich an mein Erlebnis nach dem Kauf der Fährtickets denken, die 5 Euro pro Person und Fahrt und 1 Euro für jedes Rad betragen hat. Senioren die Hälfte, was Michael freut. Als ich das Wechselgeld einstecken will, pustet eine starke Windböe mir einige Scheine aus dem Portemonnaie und auf die Erde. Ich muss ein komisches Bild abgegeben haben, als ich den einzelnen Scheinen hinterher gehechtet bin und versucht habe, sie mit dem Fuß aufzuhalten. Erst am Ende des Platzes konnte ich den letzten Zehner, völlig außer Atem, wieder in die Geldbörse stecken.
Wir sind recht pünktlich an der Fähre, und dass obwohl es Michael kurz vorher noch einfiel, den Roller zu verladen. Es wollen viele Passagiere, Räder, Kinderwagen, Fahrradanhänger mit. Die Fähre ist bereits mehr als voll, als noch eine Gruppe Radfahrer mit gültigen Tickets ankommt. Nun muss impovisiert werden. Die Räder kommen auf ein Ausflugsboot, das auch in Juodkrante hält, und die Menschen finden noch irgendwo Platz auf dem Vordeck. Dann röhren die Motoren, das Schiff geht vorn hoch, die Schrauben verwandeln das Wasser in große Fontänen, und mit ohrenbetäubenden Krach schießt das Boot über das Wasser Richtung Juodkrante.
Keine 10 Minuten später sind wir dort im Hafen und müssen erst einmal nach dem Verlassen der Fähre die Räder eine Treppe hochtragen.
Dann starten wir Richtung Nidda. Der Radweg führt zunächst an der Promenade lang, bevor er im Wald und später entlang der Dünen verläuft. Alles Landschaftsschutzgebiet, und überall weisen Schilder darauf hin, dass der Weg nicht verlassen werden darf. Die Strecke bis Nidda beträgt 35 km, da kommen hin und zurück 70 km zusammen. Ich glaube, das wird Michael erst richtig beim Stop an der Düne bewußt, da haben wir ca 15 km durch die Natur hinter uns. Und er sieht nicht unbedingt glücklich aus. An der Düne gibt es einen super Kaffee, der die Lebensgeister wieder weckt. Auf eine Wanderung im ausgewiesenen Dünengebiet verzichten wir. Der Eintritt kostet 3 Euro und beinhaltet nur einen Spaziergang auf ausgewiesenen Pfaden durch den Sand.
Wenn man mit dem Auto auf die Nehrung fährt wird je nach Größe Maut erhoben. Für ein Wohnmobil ca. 20 Euro.
Für Radfahrer ist der Weg kostenlos. Wir strampeln weiter in Richtung Nidda, von kurzen Pausen unterbrochen. Endlich tauchen das Haff und die ersten bunten Häuser von Nidda auf. Der Verkehr auf dem Radweg nimmt zu. Im Wald haben wir gar nicht gemerkt, dass so viele Radfahrer unterwegs sind. Auf Radtouristen haben sich einige geschäftstüchtige Firmen speziallisiert . Überall, bereits schon im Hafen von Juodkrante, kann man Räder mieten. Wir finden heraus , dass auch die Busse sogar Räder transportieren. Und….wie wir erfahren , bieten sogarTaxen einen super Kurs für den Fahrradtransport an. Michael meint zwar, dass er auch zurückfahren würde, aber die Idee mit dem Taxi findet er super gut.. Und so ist unsere erste Tat in Nidda ein Taxi für die Rückfahrt zu ordern. Als wir den Taxifahrer auf englisch ansprechen, sagt er zu uns: Sprecht deutsch mit mir. Ich bin ein Memeldeutscher, ein Ostpreuße. „
Dann gehen wir auf Entdeckungstour durch Nidda, bestaunen die bunten Häuser, besichtigenen den Hafen mit den Ausflugsbooten und den langgestreckten Sandstrand, bevor wir in einem der vielen Lokale landen. Um 15.30 Uhr haben wir uns mit dem Taxifahrer Jani verabredet, der geschickt unsere Räder verlädt und uns auf der Rückfahrt einiges über Litauen erzählt. Dabei gestikuliert er wild mit den Händen und sein Taxi bekommt dabei einen gefährlichen Linksdrall. Als Kind musste er am Wochenende mit seinen Eltern Bäume auf die Dünen pflanzen, denn das Abholzen des
Waldes ließ den Sand wandern und mehre Ortschaften wurden darunter begraben.
„Die Kinder sind alle in Deutschland, in Kiel und der Rest der Verwandtschaft verteilt sich über Schleswig-Holstein“, erzählt er uns. Nur die Cousinen leben noch in Nidda und betreiben eine Pension und vermieten Ferienwohnungen. Er gibt uns Visitenkarten. Vielleicht hätten wir ja Freunde oder Bekannte, die einmal auf der Nehrung Urlaub machen wollen. Er schimpft auf die Straße, die von den vielen Besucherfahrzeugen ausgefahren ist. Hat er vergessen, dass jedes Auto um die 20 Euro Maut bezahlen muss, um die Straße über die Nehrung zu nehmen? Da sollte doch Geld zum Reparieren übrig sein. Im Hafen von Juodkrante haben wir noch ein wenig Zeit, bis die Fähre um 16.30 Uhr zurückgeht. Und die ist dann nicht so voll, denn die meisten werden erst um 18.30 Uhr zurück wollen.
Am Wohnmobil angekommen, genießen wir noch ein wenig die Sonne und halten Smalltalk mit den neuen Nachbarn.
Der Platz hat sich in unserer Abwesenheit gefüllt und viele Tagesgäste kommen selbst noch gegen Abend in den Hafen und zum Aussichtsturm. Als die Sonne untergegangen ist, wird es ziemlich feucht und frisch. Wir sind halt nicht im Süden. Zeit ins Wohnmobil zu gehen und den ereignisreichenTag zu beschließen.