Da es im Frühling nicht mit der geplanten großen Tour wegen Corona geklappt hat, sind für den Sommer mehrere kleine geplant. Beginnen werden wir mit dem Emsland und einem Hüpfer in die Niederlande

Stipvisite ins Emsland und ins holländische Friesland

Nordhorn am Vechtesee

Marktkirche in Nordhorn

Nun sind zwei Monate vergangen, nachdem wir unsere Spanienreise, auf die wir uns so gefreut haben, gleich zu Beginn abbrechen mussten. Der Corona Virus hat voll zu geschlagen und hielt und hält auch noch immer, die gesamte Welt in Atem. Letztendlich waren wie froh, gesund wieder Zuhause angekommen zu sein. Die staatlich verordneten Maßnahmen ließen sich in Deutschland und vor allem hier bei uns auf dem Land, im kleinen ostwestfälischen Löhne, weitaus besser ertragen. Das Wetter meinte es gut und in unserem schönen Garten konnten wir die Bedrohung durch die kleinen Biester zeitweise vergessen. Die Kontaktsperre war und ist zwar nicht sonderlich schön, trotzdem konnte ich Rad- und Walkingtouren durch die Natur in die Umgebung machen. Dabei entdeckte ich meine unmittelbare Heimat ganz neu, kam in Ecken, Winkel und Gegenden, die ich noch nie gesehen habe. Wann habe ich auch früher schon mal die Zeit für so ausgedehnte Touren gehabt? In den Ferien waren wir unterwegs und Zuhause zu sein, war doch meist mit Beruf, Arbeit und Verpflichtungen verbunden.
Nun sind seit dem 15.Mai 2020 die Beschränkungen ein bißchen gelockert. Camping -und Wohnmobilstellplätze durften mit Auflagen wieder öffnen. Auch das Reisen auf Plätze in den Niederlande ist ohne Quarantäne dies und jenseits der Grenze wieder möglich. So wollten auch wir ein wenig heraus aus unserem Mikrokosmos, wenn auch nicht gleich so weit.
Das Himmelfahrtswochenende haben wir im Garten verbracht, um nicht die Anzahl der Wohnmobilfahrer auch noch zu vergrößern, die am ersten „freien Wochenende“ in Coronazeiten unterwegs waren. Das Chaos an Nord- und Ostsee war voraussehbar. Alle wollen wieder fahren, haben frei und müssen in Deutschland bleiben….. und die Plätze sind reduziert .
Daher recherchierte ich mal nach Alternativen. Unter dem Titel „See statt Meer- wenn es voll ist an der Küste“, habe ich den ersten von mehren geplanten Artikel über Seen mit Camping und Stellplätzen auf meinem Blog bereits veröffentlicht, und zwar über das Emsland. Was lag also näher, als selbst einmal diese Region zu besuchen und von dort aus den Schritt über die Grenze in die Niederlande zu wagen?

Wir starten um 10.30 Uhr in Richtung A30 Osnabrück. Als erstes Ziel haben wir den Stellplatz in Nordhorn am Vechtesee geplant Nordhorn kennen wir noch nicht . Das Wetter ist viel versprechend für diese Woche angekündigt. Da ist die Nähe von Wasser keine schechte Wahl. Wir sind sehr gespannt, was uns erwartet. Bekommen wir überhaupt einen Stellplatz oder ist, wie fast überall zurzeit in Deutschland, alles voll belegt?
Alternativen haben wir zwar einige, aber Wegfahren zu müssen, weil es keinen Platz mehr gibt, ist nicht das Schönste.
Auf der A30 wird Michael plötzlich unruhig. Das Fahrzeug hinter uns macht ständig Lichthupe. Was ist los? Wir fahren auf den Seitenstreifen. Ein kleiner Baustellen-Pritschenwagen überholt uns und kommt vor uns auf dem Seitenstreifen zum Stehen. Ein Mann im Warnorange der Bauarbeiter steigt aus und läuft auf uns zu. Wegen des dicht an uns vorbeirauschenden Verkehrs steige ich auf der Beifahrerseite aus und gehe im entgegen. Er ruft mir zu, dass sich eine der Stützen des Hängers gelockert hat und ständig Kontakt mit der Fahrbahn bekommt Oh je! Das hätte dem Hänger nicht gut getan. Während ich mich noch bedanke, ist Michael schon aus dem Fahrerhaus geklettert und behebt das Malheur. Als wir kurze Zeit später wieder im Auto sitzen überlege ich: „Warnwesten anziehen? Da war doch was? Es sei der Aufregung geschuldet. Beim nächsten Mal. Nein, lieber kein nächstes Mal!“
Im weitern Verlauf gibt es keine Störungen mehr und kurz nach 12.00 Uhr fahren wir auf den Stellplatz in Nordhorn. Obwohl jede zweite Parkbox gesperrt ist, sind noch einige Stellplätze frei. Aber ganz ehrlich: „Am Montagmittag ausserhalb der Ferien hätte ich mit nicht so vielen Mobilen gerechnet!“
Dass die Niederlande nur einen Steinwurf weit entfernt sind, bemerkt wir an den vielen gelben Nummernschilder auf dem Platz


Wir haben richtig Glück und erwischen einen Reihen-Endplatz, auf dem wir weder abkoppeln noch auf die weiße Wand eines Nachbarfahrzeug blicken müssen. Wunderbar! Und dann kommt auch noch Sonne……was wollen wir für den Moment mehr. Während Michael noch die Begebenheiten des Platzes inspiziert, habe ich schon den ersten Plausch auf Distanz mit Wohnmobilisten aus Cuxhaven. Ob sie vor dem riesen Feiertagsansturm in iher Heimatstadt geflüchtet sind, will ich von Ihnen wissen. Ja, es wäre sehr, sehr voll gewesen, erzählen sie.
Komisch, nicht einer hat einen Stuhl vor dem Wohnmobil. Ob das im Zuge vom Corona verboten wurde?, wundere ich mich gleich darauf. Michael, der nach Bezahlmöglichkeiten geschaut und erfreut festgestellt hat, dass er seine neue Parkplatzapp hier einsetzen kann, beruhigt mich. Keinerlei Verbote sind ausgehängt. Jetzt wird es Zeit den See und die Stadt unter die Schuhsohlen zu nehmen. Solo… ohne Michael. Der braucht immer etwas mehr Zeit, um anzukommen. Stadt sowie See sind ja etwas später auch noch da, meint er. Auch gut, bis dahin kenne ich mich wenigsten schon etwas aus und weiß wohin wir gehen müssen.


Auf der Uferpromenade, so würden die Bayern den Rad-und Fußweg um den See nennen, ist wenig los und ich kann den blau schimmernden Sees zumindest solange bestaunen, bis mich eine Radklingel aus meiner Versunkenheit schreckt und das dazugehörige, vorbeirauschende Rad mich nur um Haaresbreite verfehlt. „Diese Radfahrer.“, schimpfe ich ….. heute, um wahrscheinlich morgen auf dem Sattel meines E-Bikes über die trotteligen Fußgänger herzuziehen.. Es ist immer eine Frage der Sichtweise.
Vom See suche ich mir einen Weg entlang der Vechte in die Innenstadt. Die Seeumrundung verschiebe ich auf später. Schließlich muss Michael auch noch was zu entdecken haben.

Die Innenstadt mit ihren roten Backsteinhäuser und den beiden Kirchtürmen zeigt sich doch sehr beschaulich. „Ob das hier immer so ist oder nur die Auswirkung von Corona?“ , frage ich mich insgeheim. Aber irgendwie genieße ich es trotzdem mal wieder durch die Einkaufsstraßen zu schlendern und Schaufenster anzusehen. Nur hineingehen mag ich nicht. Das Anlegen des Mundschutzes ist nicht nur eine Barriere für Coronaviren sondern auch für das Stöbbern-in -Läden-Gen.
Die Gastronomie direkt an der Vechte mit ihren schönen Terrassen erregt meine Aufmerksamkeit. Speisekartenlesen ist eine meiner Lieblingsbeschäftigung und macht auf allle Fälle nicht dick, dafür aber hungrig Die Mittagskarte von La Gondola und Porto Fino kann sich sehen lassen, was Preis-Leistung betrifft. Die Speisekarte wird schnell fotografiert und per Whatsapp zum Wohnmobil geschickt. „Nein, lieber später!“, kommt als Antwort zurück. Dafür soll ich schönen Kuchen mitbringen. Ok. Ich glaube zwar nicht, dass die Mittagskarte bis zum Abend haltbar ist, was die Preise betrifft, aber beim Kuchen werde ich kurz darauf bei der Bäckerei Sundag fündig. Ich will schon in den Laden stürmen, da fällt mir aber noch rechtzeitig ein: Halt, erst die Maske auf, dann der Einbahnstraße durch den Laden folgen. Abstand vom Verkaufstresen halten. Bestellung aufgeben. Kuchen entgegennehmen und einpacken. Das Wechselgeld gibts dann von Hand zu Hand Ach ja …… und nicht vergessen, den richtigen Ausgang zu nehmen. Geschafft. Und nun zurück zum Kaffetrinken am Wohnmobil….ohne Mundschutz und Einbahnstraßen und Datenabfrage


Am späten Nachmittag starten wir gemeinsam zur Seeumrundung des Vechtesees. Stolze 2 km gilt es dafür zurückzulegen. Der starke Wind treibt die kleinen Jollen einer Segelschule über den See. Ein schönes Bild, dass sich uns bietet. Die tolle Gastronomie vom Pier 99 mit Terrassenplätzen direkt am Wasser liegt verwaist in der Sonne. Coronafeeling. Wir werden von einigen Joggern überholt. Aber wir überholen wenigstens das Paar mit dem Rollator vor uns. Zurück zur Vechteinsel, auf der das Zentrum liegt, geht es entlang des Nordhorn-Almena-Kanals. Das weiche Licht der Nachmittagssonne gibt dem Kanal mit seinen Seerosen und privaten Anlege- Stegen einen Hauch von Romantik. Der Kirchturm der Marktkirche ragt hoch in den inzwischen strahlend blauen Himmel.

Wir erreichen die Fussgängerzone und wenig später das „La Gondola“ . Unser erstes Essengehen unter Coronabedingungen. Vorsichtshalber Maske auf beim Betreten des Lokals. Wir bekommen einen freien Tisch im Wintergarten. Im Gegensatz zur Bedienung können wir die Maske abnehmen. Sonst wäre das mit dem Essen und Trinken auch schwierig. Als wir die Bestellung aufgegeben haben, würde ich mir gern die Hände waschen. Muss ich mit oder kann ich ohne Maske zur Toilette gehen? Vorsichtshalber vermumme ich mein Gesicht wieder. Die Brille beschlägt augenblicklich und die Örtlichkeiten sind nur über eine wenig beleuchtete Wendeltreppe im Obergeschoss zu erreichen. Himmel …was für ein Stress. Urinale befinden sich definitiv nicht in der Damentoilette. Brille putzen . Die auf der Nase ist gemeint. Das war das Herrenklo, zeigt mir das Männchen an der Tür. Warum schäumt die Seife eigentlich nicht? Ach….das war das Desinfektionsmittel. Na ja. Also noch mal von vorn. Erst die Seife, dann das Desonfektionsmittel. Maske auf und Brille noch mal putzen vor der Treppe. Zurück an den Tisch und einmal tief durchgeatmet. Das Essen wartet schon und das ist wirklich lecker. Aber sonst läuft alles unproblematisch. Wenn man davon absieht, dass der ältere Herr auf der Bank in 1,50m Abstand zu mir, sich dann fast auf meinen Schoß setzt, weil er seinem auf seinem Sitzplatz verkleckerten Essen ausweichen will. Mit Erstaunen stelle ich fest, dass die Tische nach dem Gastwechsel nicht desinfiziert, ja noch nicht mal abgewischt werden. Aber die Maske sitzt . Welche Beruhigung.
Voll gefuttert machen wir uns auf den Weg zurück zum Womo. Den ersten Tag unsere Wohnmobiltourunter Coronabedingungen haben wir geschafft. War gar nicht so viel anders als sonst, oder?