Tag 13 Concourson- sur- Layon

 

 

 

 9. September in Frankreich ⋅ ⛅ 23 °C

 

 

 

Unser Stellplatz: La Vallée des Vignes

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Heute Morgen ist unsere Urlaubswelt wieder in Ordnung. Die Temperatur ist mit 25 Grad angenehm und die Luft wieder frisch.
Nach dem Morgenbad packen wir zusammen, bezahlen und los geht es.
Da wir uns gern das Höhlendorf von Rochemenier ansehen möchten, das in der Nähe von Saumur liegt, hat Michael einen kleinen Camping in Concourson- sur- Layon herausgesucht.
Bei der Abfahrt in Ballan Mire wollen die Navis wieder über die A85 (mautpflichtige Autobahn) fahren. Doch dieses Mal setzen wir uns durch und fahren auf der D 952 an der Loire entlang. Während Mathilde, das Garmin- Wohnmobil -Navi sich relativ schnell geschlagen gibt, meckert das eingebaute Zenec Navi ununterbrochen und versucht uns an jeder möglichen und unmöglichen Ecke, zum Umkehr zu bewegen. Das macht mich ganz nervös und ich drohe ihm, es mit einer Landkarte zu ersetzen. Da blinkt es verzweifelt auf: Die gewählten Strecke passt nicht zu den Ausmaßen und Gewicht Ihres Fahrzeugs von über 3,5 t. Dann sehen wir es auch, das Schild kurz vor Chinon: „Für Fahrzeuge über 3,5 t gesperrt“. Was soll der Quatsch denn? Uns kommen doch die dicken LKWs nur so entgegen. Wir fahren einfach weiter. Nichts. Keine Brücke, keine Fahrbahnverengung kommt, wo es um das Gewicht gehen könnte. Auf der Straße läuft der Verkehr unangetastet weiter. Da beruhigt sich auch das Zenec wieder, routet um und beide Navis sind sich wieder einig. So einig, dass sie uns unisono nach „Les trois Moutièrs“ geschickt hätten. Gott sei Dank habe ich dieses Mal aufgepasst, und die Verbotsschilder für „über 3,5t“ bemerkt. Wir umfahren den Ort und halten uns an die Hinweisschilder für LKWs. Wie sich der Fokus beim Fahren doch ändert. Bei unserem Alkoven- Wohnmobil haben wir stets die Höhenbegrenzungen im Auge gehabt. Die bemerkt man ja sonst beim Autofahren kaum. Jetzt bemerken wir, dass doch einige Ortsdurchfahrten für Fahrzeuge über 3,5 t gesperrt sind.
Je mehr wir uns „Saumur“ nähern, desto mehr tauchen Weinfelder am Straßenrand auf. Wir fahren in das Weinanbaugebiet der ehemaligen Provinz „Anjou“, heute „Maine et Loire“, das im unteren Loiretal liegt. Die bekanntesten Städte sind „Saumur“ und „Angers“. Kurz vor „Saumur“, der Perle des Anjou wie die mittelalterliche Stadt auch genannt wird, fahren wir südwestlich auf der D 347 über Montreuil -Bellay nach nach „Doué -en -Anjou“. Hier wollen wir eigentlich von der D347 abbiegen und in „Doué la Fontaine“ noch kurz beim Lidl einkaufen. Aber ein uns inzwischen gut bekanntes Schild, „Verbot über 3,5t „, verhindert unseren Einkauf. Dann eben nicht.
Der Campingplatz „La Vallée des Vignes“ …..Im Tal der Weinberge…..liegt in dem kleinen Örtchen „Concourson- sur- Layon“ und das ist nicht weit von „Doué en Anjou“ entfernt.
Wir fahren von der D960 ab und kommen zu der idyllischen Einfahrt des Campings. Die Rezeption hat den ganzen Tag geöffnet, so informiert uns ein Schild in der Tür. Aber trotz drei Mal klingeln öffnet niemand. Was nun? Kein Mensch zu sehen. Wir schauen uns den Platz an. Mit viel Liebe und Engagement angelegt und gepflegt. Große von Hecken und Bäumen unterteilte Stellplätze z. T. mit Wasser und Strom am Platz. Blau leuchtet uns die gepflegte Poolanlage mit den Sonnenschirmen und Liegen und einem kleinen Restaurant entgegen. Niemand zu sehen. Alles leer. Wir suchen uns schon mal einen schönen Platz aus. Bis auf einen Platz, auf dem ein niederländischer Wohnwagen steht, sind alle Stellflächen leer. Dann schauen wir uns das Waschhaus an. Und da in einer der Toiletten entdecken wie einen jungen Mann, der gerade die Toiletten putzt. Der Chef putzt selbst. Lässt aber die Klobürste Klobürste sein und geht mit uns zur Rezeption, um die Anmeldung zu machen und um uns alles zu erklären. Sehr nett und freundlich. Der Platz kostet mit der ACSI-Karte komplett 16 Euro. Das kosten in Deutschland heute schon die Stellplätze. Wir sind begeistert von dem kleinen Campingplatz im Grünen, direkt am Flüsschen Layon und von den großen Stellplätzen, bestimmt 120 qm² groß.
Nachdem wir uns eingerichtet haben, gehe ich auf Entdeckungstour. Ich liebe es, kleine Ort zu durchstreifen und in Ecken und Winkel zu schauen. Direkt hinter dem Campingplatz führt ein Waldweg zum Fluss. Ein älteres Paar sitzt am Ufer und angelt. Über eine alte Brücke gelange ich in einen kleinen Park mit Picknickbänken. Direkt am Park liegt ein Parkplatz. Dort gibt es Wasser und Toiletten und einen Bodeneinlass. Ein angeklebter Zettel informiert darüber, dass die Gemeinde hier einen kostenlosen Stellplatz für Wohnmobile zur Verfügung stellt. Vom weiten sehe ich die Kirche hinter den Häusern aufragen, die ich mir gerne ansehen möchte. Doch dazu muss ich die Straßenseite wechseln. Nicht ganz einfach, denn die stark frequentierte D960 führt mitten durch den Ort. Dann entdecke ich einige Hinweisschilder zu Winzern mit Direktverkauf. So einen Cabernet d‘ Anjou rosé käme mir heute gerade recht. Ich gehe auf den Hof und werde von einer Frau nett nach meinen Wünschen gefragt. Sie nimmt mich mit in ihren Weinkeller, den ich wenig später gut bepackt verlasse. Aber die Kirche muss ich mir doch noch anschauen. Jedoch ist dort gerade Gottesdienst. Ich hoffe auf eine Hochzeit, doch der große silberne Wagen mit der großen Transportfläche und die dunkelgekleideten Männern deuten mehr auf eine Beerdigung hin. Als die Glocke kurz darauf das Ende der Trauerfeier ankündigt, spute ich mich wegzukommen. Ich will mit meinen Einkäufen nicht unbedingt in eine Trauergemeinde geraten.
Zurück am Wohnmobil wird erst einmal der Pool ausprobiert . Der hat 28 Grad, ist geheizt und gehört nur uns. Herrlich. Später kommt noch ein niederländischer Campingbus. Aber das war es auch schon für heute .Wieso sind eigentlich die Niederländer hier überall so stark vertreten?
Am Abend gehen wir zum Restaurant. Dort treffen wir auf die anderen anwesenden Campinggäste. Jetzt kocht und serviert der Chef, aber leider mit Convenience. Sagen wir mal so und etwas diplomatisch: „Wir sind satt geworden.“ Aber sonst einfach alles super. Morgen wollen wir nach Rochemenier und uns das Höhlendorf anschauen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tag 14 Höhlendorf und Rosengarten

 

 

 

 

 

Höhlendorf Rocmanier

 

 

 

 10. September in Frankreich ⋅ ⛅ 22 °C

 

 

 

 

 

 

Wie schade, dass man über das Internet keinen Duft teilen kann, denn dann würde dieser Bericht ganz bestimmt nach Rosen duften. Denn Rosenduft hüllt uns nach dem Besuch der „Distillerie Roseraie“ noch lange ein. ( Kann aber auch an der Rosenhandcreme liegen, die man uns zur Probe auf die Hände gegeben hat 🙂

 

Es ist schon später Vormittag, als wir mit dem Roller losfahren. Wir haben länger geschlafen. Das Baquette hat die Chefin uns ans Wohnmobil gebracht. Wahrscheinlich wollte sie nicht mehr auf uns warten. 😉
Frühstücken können wir noch wunderbar draußen bei Sonnenschein, doch dann braut sich etwas zusammen, und der Himmel öffnet seine Schleusen.

 

Ich nutze die Wartezeit auf besseres Wetter, um mal wieder alles dorthin zu räumen, wo es eigentlich hingehört. Nicht nur das Wohnmobil scheint bei uns in Bewegung zu sein.
Noch ein wenig „Klarschiff machen“ und dann kommt so langsam wieder die Sonne zum Vorschein.
Für heute haben wir uns Einiges vorgenommen. Mal sehen, ob wir das alles schaffen.

 

Zunächst fahren wir nach Rochemenier in das „Village troglodytique“, das Höhlendorf. Es liegt nicht allzu weit von „Doué la Fontaine“ entfernt.
Wie schön! Es ist wieder so gut wie nichts los. Wir bezahlen den Eintritt und bekommen einen deutschsprachigen Flyer zur Führung durch die Anlage dazu.
Es ist unbeschreiblich. Hier haben noch Anfang des 20. Jahrhunderts Menschen gelebt und gearbeitet. Statt Häuser an der Oberfläche zu bauen, gruben die Einheimischen seit dem Mittelalter ihre Wohnungen in das Muschelsandgestein ‚
„falun“, um einen Innenhof herum. Die Höhlenanlage wurde zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert gegraben und erst im 20. Jahrhundert aufgegeben. Es gibt sogar eine unterirdische Kapelle aus dem 13. Jahrhundert, deren Kirchturmdach aus der Erde ragt und neben der oberirdischen Kirche zu sehen ist. Die ganze Anlage ist sehr gepflegte, und die Höhlenwohnungen beherbergen viele Werkzeuge, Einrichtungs- und Gebrauchsgegenstände und sogar noch schwarzweiß Fotos der letzten Bewohner.
Es dauert gut 1 1/2 Stunden, bis wir alles erkundet haben.

 

Inzwischen hat sich der Himmel wieder bezogen und Regen droht. Wie fahren einer dicken, schwarzen Wolke davon, nach
„Doué la Fontaine“ , einer Kleinstadt mit einem Mix aus ganz alten Gebäuden, einigen Bausünden und dem morbiden Charme älterer, renovierungsbedürftiger französischer Häuser. Es ist Mittagszeit und die meisten Läden haben geschlossen. Nur in den Bars sitzen ein paar Besucher. Es fängt leicht an zu regen. Die Besichtung Kirche St. Pierre ist daher eine willkommene Möglichkeit trocken zu bleiben.

 

Doch es sind nur ein paar Tropfen. Wir kehren zum Roller zurück, um zu tanken. Darauf hat die dicke, fiese Wolke nur gewartet. Kaum sind wir ein paar Meter gefahren, schüttet die sich aus und wir müssen in ein Buswartehäuschen flüchten und den Schauer abwarten.

 

Nach dem Tanken geht es in die „Distillerie Roseraie“. Im Eintritt ist so allerlei enthalten: der Besuch des üppigen Rosengartens mit unzähligen Rosensorten, das Rosenmuseum, eine Führung durch die Destillieranlage, Höhlenwohnungen mit vielen Alltagsgegenständen, ein kleiner Tierpark, ein Bauernhof -Museum, ein Rosen-Café und ein Shop. Wir sind so ziemlich die einzigen Besucher und bekommen auf lustige Weise in einem Durcheinander von Englisch, Deutsch und Französisch die Anlage erklärt.
Noch ein kleiner Abstecher zum Lidl, der Weg dorthin wurde uns gestern mit dem Womo verwehrt, weil das zulässige Gesamtgewicht für die Fahrzeuge auf dieser Straße 3,5 t nicht übersteigen darf. Wie bekommt aber Lidl dann die Waren? Das ist doch eine ganz normale Zufahrtsstraße? Eigenartig!

 

Es ist später Nachmittag, als wir ziemlich platt zum Campingplatz zurückkommen. Zwei Wohnmobile und ein Campingbus sind dazugekommen. Jetzt sind wir schon zu fünft auf dem Platz. Wir bleiben noch einem Tag hier. Morgen steht „Saumur“ auf dem Programm. Oder auch nicht. Schauen wir mal.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tag 15 Saumur/Loire

 

 

 

 11. September in Frankreich ⋅ ⛅ 20 °C

 

 

 

 

 

Schloss Saumur

 

 

 

 

 

 

Am Morgen muss ich doch ernsthaft überlegen, welcher Wochentag heute ist. Als mir der Samstag einfällt, wird mir bewusst, dass wir schon 14 Tage unterwegs sind. Die Tage ziehen vorbei, angefüllt mit Eindrücken, Erlebnissen, Begegnungen, Beobachtungen und verschmelzen zu einer kunterbunten Sequenz unseres Lebens.

 

Auf der Fahrt nach Saumur, die über ganz kleine Straßen entlang von fast verblühten Rosen- und Sonnenblumenfeldern, noch nicht abgeerntetem Mais, von Hirse und bereits gerodeten Getreidefeldern geht, wird der Herbst trotz der sommerlichen Temperaturen und des blauen Himmels sicht- und fühlbar.

 

Außer uns scheint heute niemand auf dieser Strecke unterwegs zu sein. Mein Herz wird ganz weit vor Freude, jetzt und hier sein zu dürfen und das alles erleben zu können. Das ist schon etwas besonders Schönes, was das Leben für uns da noch bereit hält und für das ich ungemein dankbar bin.

 

Bevor wir losgefahren sind, ist es mir noch in den Kopf gekommen, der Waschmaschine, die seit unser Ankunft untätig herumsteht, ein wenig Arbeit zu verschaffen. Und so flattert bald unsere Wäsche auf den vorhandenen Wäscheleinen in der französischen Vormittagssonne, während wir unterwegs sind, um der Perle des Anjou, wie Saumur auch genannt wird, einen Besuch abzustatten.
Wir verlassen die einsamen Straßen und stoßen bei Saint Hilaire – Saint Florent wieder auf die D 751. Im weiteren Verlauf passieren wir alle namhaften Kellereien dieser Gegend, die mit „Cave“, mit „Degustion“ und „Vente“ auf sich aufmerksam machen. Die bekannteste ist wohl „Ackermann“. In 7 km langen, in den Tuffstein geschlagenen Kellereigewölben wird der „Saumur Brut“ und „Crémant de Loire“ gelagert. Das Gewölbe ist übrigens auch in einer interessanten Führung zu besichtigen.

 

Das Schöne an einer Fahrt mit dem Roller ist, dass wir mitten hinein ins Zentrum fahren können, ohne große Parkplatzsorgen haben zu müssen. Wir finden daher auch gleich am Anfang der Rue Orléans, der Hauptgeschäftsstraße, die direkt zur Loire führt, einen Parkplatz. Und….die Freude ist groß, es ist Markttag. In der Rue Orléans sind jede Menge Klamottenstände aufgebaut, bei deren Aussehen und dem feinen Mottenpulvergeruch, ich bei den meisten Sachen mal auf „Made in China“ tippe.
An der Brücke „Pont Cessart“ haben wir einen tollen Blick auf die Loire, die blau schimmernd mit weißen Sandbänken im Sonnenlicht liegt. Am „Quai Mayaud“ ist viel Betrieb. Autos suchen auf den bereits vollen Parkplätzen nach einem Platz. Touristen und Einheimische genießen den Samstagvormittag in einer der hier gelegenen Bars oder Cafés. Wir lassen uns treiben und wundern uns wenig später über das in die Stadtmauer gebaute und mit vielen Türmchen versehene Haus, dessen Innenhof zum Erkunden einlädt. Die Trikolore, die vom Dach weht, verrät uns schnell, dass wir das bekannte „Hotel de Ville“ gefunden haben.
Wir geraten in das Altstadtviertel um die Kirche St. Pierre. Auch in den Gassen hier, haben Marktbeschicker ihre Stände aufgebaut bzw. sind bereits dabei sie wieder abzubauen. Hier gibt’s von A wie Austern bis Z wie Ziegenkäse alles zu kaufen, Produkte, die überwiegend aus der Region stammen.

 

Viele kleine Gassen mit alten Häusern laden zum Bummeln ein.
Wir kehren zurück zum „Quai Mayaud“. Hier haben wir mit „La Tonnelle“ eine kleine Bar entdeckt, die zu Wein oder Bier „Planches Chacuterie“ oder „Planches Fromage“ anbieten. Wir haben diese Brettchen mit regionaler Wurst und/ oder Käse inzwischen liebengelernt. Mein „planche fromage petite“, mein Käsebrettchen enthält 9 verschiedene Käsesorten, dazu gibt es Baquette so viel man möchte und für mich dazu heute einen „Rosé de Loire.“ Michaels Wurstplatte ist nicht weniger vielfältig. Vor allem die „Rillettes, einem leckeren Aufstrich aus Schweine-, Geflügel-, Wild-, oder Fischfleisch.
Einfach….Aber alles so lecker.
Danach machen wir uns auf den Weg zum Chateau. Steil bergauf geht es zu dem hoch über der Loire liegenden Schloss. „Ich hätte den Rosé doch lieber nach dem Aufstieg trinken sollen,“ denke ich dabei.
Belohnt werden wir mit einem wunderschönen Blick auf die Loire und auf das Schloss.

 

Für uns geht es nach dem Spaziergang zum Schloss langsam zurück zum Roller. Fast 30 km lang ist die Strecke zurück in unser „Oase“ im Tal der Weinberge.
Manchmal kommt es mir vor, als würden wir mit dem Wohnmobil mitten in einem Park stehen.

 

Mit dem Rad fahre ich später noch in den Weinkeller von Madame Gaignard.
„Soll es wieder der Rosé sein?,“ fragt sie mich lachend. „Ja, auch,“ antworte ich. Aber von dem „Crémant de Loire“, würde ich gern auch ein paar Flaschen mitnehmen. Als Mitbringsel für liebe Menschen.“
Morgen verlassen wir die Weingegend des Anjou. Es zieht uns ans Meer. Wir wollen den Atlantik sehen.