Inhaltsverzeichnis:

 Seite 1: Prolog – Mendig Eifel – Charlons en Champagne – Vitry le- François

  • Seite 2: Beaugency – Meung-sur-Loire – Schloss Chambord/ Les eauix bleues – Orleans
  • Seite 3: Joue-les-Tours/ Ballan Mire – Tours – Schloss Villandry – Wetterkapriolen
  • Seite 4: Concourson- sur- Layon – Höhlendorf und Rosengarten – Saumur,
  • Seite 5:Talmont -les- Hilaire – Les Sables d’Olonne – Salzgärten von L’Île d’Olonne
  • Seite 6: Île d’Olèron – La Cotinière – Inselfeeling…Île d’Olèron per Vespa
  • Seite 7: Meschers-sur-Gironde – Piratenhöhlen Matata in Meschers – Talmont und die Strände von Meschers
  • Seite 8: Ares am Bassin d‘ Arcachon – Cap Ferret, Villages ostrèicole – Moliets- et- Maa – Anniversaire au bord de la mer
  • Seite 9: Dünentour, Einkehr und Marée haute – Fahrt nach Domme/ Dordogne – Per Rad entlang der Dordogne
  • Seite 10: La Roque Gageac/Gärten von Marqueyssac – Bourges – Bourges/Tour Plan d’eau und Canal Berry
  • Seite 11: Vieville sur Marne -Koblenz – Rückfahrt -Fazit

 

Prolog:

  

 

 Noch eine gute Woche, dann geht es wieder los. Nachdem wir den Mai wunderbar in Kroatien verlebt und in den Sommermonaten Juni, Juli, August kleinere Fahrten in Deutschland mit Freunden, Clara, unserer Enkelin und dem Wohnmobilstammtisch unternommen, Hochzeit gefeiert haben und unser neues Enkelkind Paul-Jonte begrüßen und kennenlernen konnten, wollen wir Ende August, nach dem Ferienende der meisten Länder, wieder zu einer längeren Wohnmobil-Tour starten.

Lange haben wir überlegt, wohin es gehen soll. Corona und auch Michaels Thrombose und Lungenembolie, Erkrankungen, die die letzte Urlaubswoche in Kroatien bereits überschattet haben, sind Faktoren, die wir im Auge behalten müssen. Die Fahrt über den Balkan, die wir eigentlich schon für den letzten Herbst geplant haben, verschieben wir aus diesen Gründen noch ein weiteres Jahr. Unsere Wahl fiel wieder einmal auf Frankreich. Hier haben wir noch so einige Regionen auf unserer Reise-Bucket-Liste. Unter anderem die Schlösser der Loire. Mehr als 400 Schlösser gibt es im französischen Loiretal, dem „Garten Frankreichs“, zu besichtigen. Seit 2000 ist das Tal der Loire die größte im Unesco-Weltkulturerbe verzeichnete Stätte.
Schloss Chaumont mit dem Landschaftsgarten und der Kunstausstellung haben wir bereits vor 3 Jahren auf der Rückfahrt aus der Bretagne besichtigt. Jetzt wollen wir uns mehr Zeit für das Loiretal mit seinen Schlössern, Gärten und historischen Städten nehmen, bevor es dann am Atlantik Richtung spanische Grenze weitergeht.
Die Corona-Zahlen sind zwar in Frankreich in den letzten Wochen in die Höhe geschnellt, aber es wurde auch wesentlich mehr getestet. Aktuell steigen die Zahlen allerdings kaum noch. Momentan bewegen sich die Corona-Zahlen im Loire-Tal sogar auf einem sehr niedrigen Niveau.  
In Frankreich ist alles wieder geöffnet und vor allem Geimpfte, wie wir, haben überall freien Zugang. Das Loiretal war bereits im letzten Jahr die Region, die am meisten von der Corona-Krise profitiert hat. Keine Touristen aus Übersee, keine Menschenmassen… So wenig los war bei den großen Schlössern noch nie! Gerade jetzt in und nach den Sommerferien werden recht wenige Besucher erwartet, eine wahrscheinlich einmalige Gelegenheit, so große Loire-Schlösser wie Chambord und Chenonceau einmal komplett fernab der Massen zu besichtigen.
So ist unser Plan. Mal sehen, ob er funktioniert. Natürlich können und wollen wir nicht alle Schlösser besichtigen. Da heißt es eine Auswahl zu treffen. Aber das werden wir vor Ort entscheiden. Auch die Städte wie Orleans, Tours, Angers, Nantes sind sicherlich einen Besuch wert.
Stell-und Campingplätze entlang der Strecke hat Michael herausgesucht, aber auch da gilt, schauen wir mal, wo es uns gefällt und wo wir mit dem Hänger Platz finden, denn den nehmen wir dieses Mal wieder mit, und haben dadurch die „Rote Paula“, unsere Vespa neben den E-Bikes zur Verfügung. So erweitert sich unser Radius, um auch kleinste Orte und für ein Wohnmobil nicht unbedingt zugängliche Landstriche kennenzulernen.

 

 

Irgendwann steht man vor der Entscheidung, sich des Komfort wegen zu vergrößern oder wegen einer besseren Mobilität auf ein kleineres Wohnmobil oder einen Kasten umzusteigen. Wir haben uns für die Bequemlichkeit entschieden, denn wir wollen jetzt im Ruhestand mindestens 4 Monate des Jahres unterwegs sein. Die Zeiten, wo wir zum Schlafen erst alles umbauen mussten, sind definitiv schon lange vorbei. Wir müssen auch nicht mehr einsam auf unwegsamen Klippen stehen oder in menschenleere Buchten fahren, außer mit dem Rad oder Roller und Angst haben, dass es mitten in der Nacht klopft und wir gebeten werden, den nächsten Campingplatz aufzusuchen. Haben wir alles auch schon vor Jahren erlebt. Die Situation ist seitdem nicht besser geworden. Es ist eher das Gegenteil der Fall. Die Stellplätze an prädestinierten Stellen sind oft brechend voll. Sind wir früher fast ausschließlich auf Stellplätze gefahren, bevorzugen wir heute, je nach Vorhaben, einen Mix aus Stellplätzen und kleinen Campingplätzen und sind auch gern in der Vorsaison mit der ACSI- Card unterwegs. Wir müssen auch nicht auf der gerade angesagten Minimalismus-Welle mit schwimmen, sondern freuen uns gerade an Regentagen oder in der kühleren Jahreszeit über ein gemütliches, warmes rollendes Zuhause. Deshalb haben wir im letzten Jahr unseren teilintegrierten Sunlight gegen einen vollintegrierten Carthago getauscht und nehmen auf längeren Reisen die Vespa zum Erkunden des Umfeldes mit. Der Carthago mit dem Hänger hintendran ist dann doch ein ganz schön langes Gespann, mit dem man sich möglichst nicht verfahren oder in enge Straßen eines kleinen Bergdorfes geraten sollte. Denn gerade mal drehen ist schon mit einem Wohnmobil nicht ganz einfach. Verfahren und Drehen müssen mit einem Hänger hintendran….ja da kommt Freude auf, der Adrenalinspiegel steigt und die Stimmung fällt auf den Nullpunkt. Damit es gar nicht erst so weit kommt, dafür sorgt Mathilde, unser Wohnmobilnavi, das mit den Ausmaßen unseres Wohnmobil gefüttert ist. Unterstützt wird Mathilde, von Google Maps auf unseren Handys und von dem im Wohnmobil integrierten Navigationsgerät, das aber nicht mehr so ganz „up to date“ ist. Es ist schon vorgekommen, dass die Navis alle unterschiedlicher Meinungen über den weiteren Verlauf der Fahrt waren und wir auf der Karte nachschauen mussten, welches Navi denn nun auf dem richtigen Weg ist.
Weil wir nicht mehr als 300 bis 400 km bis ins Zielgebiet fahren wollen, haben wir die ersten drei Etappen grob festgelegt. Aber auch da sind wir ganz flexibel. Nun heißt es die leeren Schränke im Wohnmobil zu füllen, mit Sachen, die wir wahrscheinlich in den nächsten fünf bis sechs Wochen zum größten Teil gar nicht brauchen, und die „Rote Paula“ und die Räder zu verladen. Die Schilder zum „Toten Winkel“, die für Fahrzeuge über 3,5t in Frankreich vorgeschrieben sind, sind auch schon angebracht. Noch einmal einen kurzen Rundumschlag im Garten, der unsere Abwesenheit sicher wieder nutzt, um sich das von mir mühsam bearbeitete und beschnittene Terrain wieder zurück zu erobern.
Den Impfnachweis nicht vergessen. Michael hat beide Zertifikate schon zum Vorzeigen in die Französische CovidApp eingefügt. Ein kleines Entgegenkommen an unser Gastland. Das Haus für eine längere Abwesenheit vorbereiten … und dann kann es endlich los gehen….😀

  

 

 

Tag 1 Mendig/Eifel

 

 

  28. August in Deutschland ⋅ 🌧 13 °C

 

Unser Standort: Wohnmobilstellplatz am Lava-Dome in Mendig

  

 

 

 

 

Strecke

 

 

 

 

 

 

Es ist 9.30 Uhr, als Michael den Hänger ans Wohnmobil hängt. Damit er überhaupt von unserem Stellplatz im Vorgarten auf die kleine Anwohnerstraße fahren kann, hat er gestern Abend das Stück Straße hinter unserem Grundstück abgesperrt. Ein parkendes Auto an dieser Stelle verhindert das Ausparken ebenso wie das Einparken. Das haben wir bei der Rückkehr nach unserer letzten Fahrt bemerkt. Wir mussten erst den Fahrer des parkenden Autos ausfindig machen, bevor wir auf den Hof fahren konnten. In diesem Fall wussten wir aber, wo wir suchen mussten.
Klaus, unser Nachbar, der mit seinem Hund Gassi gehen will, schaut interessiert beim Ankoppeln zu. Er zieht selbst einen Wohnwagen und kennt sich aus. Beinahe hätten wir die Stange des Movers auf der Deichsel liegen gelassen. Ein Gespräch lenkt doch etwas ab. Kurz wird noch kontrolliert, ob die Leuchten alle funktionieren. Alles ok. Im Haus ist alles für eine mehrwöchige Abwesenheit vorbereitet. “ Eh, lass das Licht an,“ rufe ich entrüstet, als ich kurz vor der Abfahrt noch schnell die häusliche Toilette aufsuche. Michael hat bereits bestimmte Sicherungen ausgeschaltet, u.a. von Geräten, bei denen es zu einem Kurzschluss kommen könnte. „Die Sicherung der Tiefkühltruhe doch wohl nicht“ , erkundige ich mich wenig später, als wir schon auf der neuen Knickstraße Richtung Autobahnauffahrt Exter sind. Statt einer Antwort erhalte ich zunächst nur einen vernichtenden Seitenblick, mit der Message: “ Frauen und Technik“, dem dann eine ausführliche Erklärung über das Wo, Wie und Warum der stromlos gemachten Bereiche unseres Hauses folgt ( Männer und Technik) .
Von der Knickstraße blicken wir auf eine wolkenverhangene und regnerisch Landschaft herab. Es ist frisch, so um 11 Grad, und der Tag gibt schon mal einen Vorgeschmack auf den kommenden Herbst. Beim Anblick der Wolken, die wie graue Fetzen in den Spitzen der Bäume hängen, überlege ich ernsthaft, ob ich vielleicht doch Winterpullover hätte eingepackt sollen. „Aber wir fahren nicht hunderte von Kilometer weit in den Süden, um dann Winterpullover anziehen zu müssen. Wir wollen den Sommer verlängern und dazu braucht man keine Wintersachen“ , beruhigte ich mich. Der Verkehr auf der A2 und A1 ist moderat. Es sind trotz Ferienende noch recht viele Wohnmobile unterwegs. Die Babyboomer- Generation macht mobil. Die sind alle nicht mehr auf die Ferien angewiesen und nun auf der Suche nach der großen Freiheit, die sie in der Jugend nicht gefunden haben. Nach den Protesten gegen das Establishment war man Jahrzehnte damit beschäftigt, sich zu etablieren, etwas aufzubauen und materielle Werte zu schaffen, dass jetzt im Alter noch einmal das Gefühl von Freiheit her muss. Egal wie, und koste es, was es wolle. Ich weiß, ich klinge gerade etwas böse und sollte mich vielleicht auch ein wenig an die eigene Nase fassen, aber mich macht diese Ellenbogen Gesellschaft, mit der sich manche einfach alle Freiheiten rücksichtslos nehmen, zunehmend aggressiv, denn diese Mentalität spiegelt sich auch vermehrt auf Stell- und Campingplätzen wieder…. und es sind nicht nur die Babyboomer. Freiheit kann man sich nur soweit nehmen, soweit sie die Freiheit eines anderen nicht einschränkt, und das betrifft nicht nur andere Menschen, sondern auch die Natur. Punkt um.
Inzwischen sind wir unter leichtem Nieselregen kurz vor Wuppertal angekommen und finden gleich auf dem ersten Parkplatz eine Möglichkeit zu halten. Nicht alle LKW Plätze sind besetzt. Als wir wieder starten wollen, spielt Navi Mathilde verrückt und behauptet, wir führen in die falsche Richtung. Daraufhin schaltet das Zenec Navi auf den Radiomodus und spielt in voller Lautstärke Aviciis “ Wake Me up“. Manchmal glaube ich, sie haben doch eine Seele.
Kurz vor dem Wechsel auf die A3 reißt die Wolkendecke etwas auf und ein Streifen blauer Himmel wird sichtbar. Das lässt die Umgebung selbst hier auf der Autobahn aus ihrer Tristesse erwachen. Hin und wieder blinzelte verschlafen die Sonne durch das Wolkengebirge.
Michael möchte Gummibärchen als Ersatz für die fehlenden Zigaretten, denen er seit seiner Erkrankung nun schon fast ein Vierteljahr abgeschworen hat. Leider kann ich nur mit Salzstangen, Kaugummi oder Lakritz dienen. Das sind die ungesunden Dinge, die ich vor einer Fahrt einbunkere. Aber das ist alles nicht nach seim Geschmack. Beim nächsten Tanken besorgen wir welche, verspreche ich. Komisch, an die Zigaretten hat er früher doch auch selbst gedacht. Vor dem Kreuz Leverkusen steht der Verkehr. Der Stop and Go setzt sich auch auf der A3, auf dem Kölner Ring, fort. Himmel ist das ein Gewusel und dabei fehlen heute noch die LKWs. Als wir gerade meinen, auf der A59 wieder freie Fahrt zu haben, steht der Verkehr wegen einspuriger Verkehrsführung bereits wieder. Und auch auf der A 565 stauen wir uns munter weiter voran.
Geplant haben wir für heute Abend einen Besuch in der Vulkan Brauerei in Mendig. Da gibt es leckeres Essen und gutes Bier. Einen Tisch muss man möglichst vorher reservieren, das weiß ich noch vom letzten Besuch. Als ich das im Stau online machen will, sehe ich, dass bereits alle Tische besetzt sind. Der nächste freie Tisch ist erst morgen um 19. 00 Uhr zu haben. Wie blöd. Ich hätte meinem Impuls folgend, das gestern schon machen sollen. Nun können wir höchstens hoffen, spontan etwas im Biergarten zu bekommen.
Dafür läuft aber der Verkehr endlich wieder. Wir überqueren den Rhein. Kurz darauf sorgt eine Baustelle erneut für einen Stau. Auf der A61 überqueren wir wenig später das Ahrtal. Die Abfahrt nach Neuenahr /Ahrweiler weckt Erinnerungen an das verherende Unwetter von vor einigen Wochen. Wie als Hinweis auf die Katastrophe stürzt eine Regenflut vom Himmel, die kaum noch die Fahrbahn erkennen lässt. Wir verlassen die Autobahn bei der Ausfahrt 34 und fahren auf der B 262 bis Mendig. Durch die engen Straßen des Ortes erreichen wir bei strömenden Regen den Stellplatz und sind überrascht, dass doch schon so viel los ist. Eine größere Lücke zwischen zwei Wohnmobilen auf dem zweigeteilten Platz wird angesteuert, und dann warten wir erst einmal den Regen ab, bevor wir den Hänger abkoppeln und neben das Wohnmobil stellen.
Als der Regen nachlässt, unternehme ich einen Spaziergang. Eine gelb behelmte Menschengruppe vor einem Haus aus schwarzem Basalt macht mich neugierig und ich frage einfach mal nach. Die Führung in den tiefsten Bierkeller der Welt beginnt in wenigen Minuten. Leider kann ich nicht mehr mit, denn die Teilnahme an den Führungen muss reserviert werden. Das in der Nähe liegende Freiluftmuseum kenne ich schon vom letzten Besuch des Stellplatzes und es ist einfach schön, durch die Ausstellung mit den alten Geräten zu laufen. Doch dann öffnet der Himmel wieder seine Schleuse und ich flüchte in eine alte Remise, wo ich kurze Zeit später Gesellschaft von drei fidelen Damen auf „Mädchentour“ bekomme. Wir kommen ins Gespräch und ich bekomme das Angebot den Rückweg unter einem der Schirme anzutreten. Gern hänge ich mich in den angebotenen Arm ein und komme so trocken zum Wohnmobil zurück.
Am Abend gehen wir in das Brauhaus zum Essen. Ich habe telefoniert und doch noch einen Tisch bekommen. Geht nicht, gibt’s nicht. Das Brauhaus ist sehr gut besucht und wir werden nach unserem Impfzertifikat gefragt und müssen mit der Luca App einchecken. Das Essen ist reichlich und gut, das selbstgebraute Bier, sogar die alkoholfreie Version gibt es vom Fass, ist lecker. Neben uns wird eine Busladung Senioren platziert. Die sind von dem Tagesausflug wahrscheinlich total geschafft. Es hat kaum jemand Lust zu reden, so dass um uns herum eine angenehme Lautstärke herrscht. Trotzdem sind wir froh, als wir mit dem Essen fertig sind und das volle Gasthaus verlassen können. Nach einem ordentlichen Spaziergang durch den Ort kehren wir zum Wohnmobil zurück. Der Stellplatz ist mehr als voll und es kommen immer noch mehr, überwiegend Kastenwägen und Bullis, die einen Platz für die Nacht suchen. Wir machen es uns im Wohnmobil gemütlich, was soll man bei dem Schietwetter auch sonst machen und beenden den
ersten Reisetag.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tag 2 Châlons en Champagne

 

 

 

 29. August in Luxemburg ⋅ ⛅ 15 °C

 

 

 

Unser Standort: Camping Chalons en Champagne

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schnurgerade Landstraße

 

 

 

 

Einfahrt zum Camping Chalons-en-Champagne

 

 

 

 

Unser Stellplatz

 

 

 

 

auch für den Hänger ist genug Platz

Nachdem es die ganze Nacht wie aus Eimern geschüttet hat, ist es heute morgen wenigstens trocken und wir können, ohne nass zu werden, den Hänger ankoppeln. Inzwischen sind wir ein eingespieltes Team, und das Ganze dauert nur wenige Minuten. Gut, dass wir auf geschottertem Basalt stehen. Das Material bietet sich ja hier auch an. Ein Wiesenplatz nach dieser Regenacht hätte eine ordentliche Sauerei ergeben. Um kurz nach halb zehn verlassen wir Mendig in Richtung A 48 Trier und können dabei noch einen Blick auf die Basalt Steinbrüche links und rechts der Straße werfen. Unser heutiges Etappenziel ist die Champagne. Genauer gesagt, Châlons en Champagne, das auch als das Venedig Frankreichs bezeichnet wird. Da bin ich mal gespannt. Aber noch sind wir nicht da und fahren durch einen grauen Sonntagmorgen Richtung Trier. Ein wenig verwundert bin ich über die vielen Baufahrzeuge zu dieser Zeit auf der Straße. Michael weist mich auf die unmittelbare Nähe zu den Katastrophengebieten hin und meint: “ Da wird auch am Sonntag gearbeitet. Viele Freiwillige haben ja nur am Wochenende Zeit“. Von kurzen Schauern und tiefhängenden Wolken begleitet führt die A48 an den Pulvermaaren und am Nürburgring vorbei. Am Dreieck Vulkan Eifel wechseln wir auf die A1 Richtung Luxemburg. Nun geht es bergab ins Moseltal. Die Schilder bekannter Moselorte tauchen auf und wecken Erinnerungen an Aufenthalte an der Mosel. Auch heute sind wieder sehr viele Campingfahrzeuge unterwegs. Kurz vorTrier fahren wir über die Mosel und dann geht es weiter auf der A 602 und B 52 Richtung Luxemburg. Wir fahren über die Grenze nach, und jetzt heißt es erst einmal den Tank voll machen. Aber nicht in Wasserbillig, sondern wir fahren meist die zweite Tankstelle auf dieser Strecke an, weil es an der ersten oft sehr voll ist. Heute ist das keine gute Entscheidung, wie sich später zeigen soll, denn wir sehen im Vorbeifahren, dass an der Tankstelle in Wasserbillig gähnende Leere ist, während knapp 50 km weiter in Bechem das reinste Verkehrschaos herrscht und wir von Einweisern in die Tankspuren gelotst werden müssen. Da bleibt Zeit, dem Treiben um uns herum ein wenig zu zusehen. Der Kastenwagen neben uns z.B. hat wohl vergessen auf welcher Seite sein Tankverschluss sitzt. Er zieht und zerrt am Schlauch, aber es fehlen entscheidende Zentimeter. Nun muss er sehen, dass er sich zwischen die gegenüber tankenden Autos mogeln kann. Aber wir sind ja nett und lassen ihn vor, bevor wir zum Kassenhäuschen weiter rollen, um zu bezahlen. Der Fahrer des Wohnwagen vor uns hat ebenfalls die Ausmaße seines Fahrzeugs nicht verinnerlicht, und der Wohnwagen macht einen ordentlichen Hüpfer, als sein Reifen die Aufkantung des Kassenhäuschen überfährt.

Die Autobahn füllt sich immer mehr, als wir später auf der A31 über die Grenze nach Frankreich in Richtung Metz fahren. Es regnet nicht mehr und der Diesel ist billiger als in Deutschland ( 1,21 €). Was wollen wir im Moment mehr.

 

 

Kurz vor Metz verlassen wir die A3 und fahren weiter auf der A4 in Richtung Reims/ Verdun. Gut 120 km geht es nun westwärts auf der Autoroute de l’Est. Wir fahren durch das Département Meuse, das nach dem gleichnamigen Fluss, der Maas, die hier Meuse heißt, benannt ist. Über der Landschaft aus abgeernteten Getreidefeldern, Wiesen, verblühten Sonnenblumen und Wäldern hängt eine graue Wolkendecke. So grau und dunkel, wie die französisch- deutsche Geschichte, die hier vor über hundert Jahren geschrieben wurde. Hinweisschilder zur Schlacht in Verdun im Ersten Weltkrieg tauchen auf. 300 Tage und 300 Nächte kämpfte man hier ohne Waffenruhe. Von Februar bis Dezember 1916.
300.000 Tote und Vermisste, 400.000 Verletzte auf deutscher und französischer Seite. Das verbindet man mit dem Wort Verdun. Verdun ist aber auch Symbol der möglichen und beispielhaften Versöhnung zwischen ehemals verfeindeten Völkern. Adenauer und De Gaulle sowie Kohl und Mitterand besiegelten hier die Versöhnung beider Länder und sorgten mit dafür, dass wir heute ohne Ressentiments nach Frankreich reisen können. Kurz bevor wir die Autobahn bei St. Etienne au Temple verlassen, wechseln wir in das Departement de Marne.
Für das Stück Autobahn müssen wir bei der Abfahrt 16 Euro bezahlen. Dafür hatten wir weder Kreisel noch Baustellen. Weiter geht es auf der D 977 Richtung Châlons en Champagne. Viel Gegend, eine schnurgerade Straße und kaum ein Auto. Die Navis sind sich wieder mal nicht einig, wie der Campingplatz anzufahren ist. Wir vertrauen Mathilde, die ist Wohnmobil erfahren, und sie lotst uns dann auch souverän durch die Vororte zum Ziel.
Es ist viertel nach zwei und der Camping hat gerade wieder geöffnet. Wir staunen nicht schlecht, da stehen schon 4 Wohnmobile und 2 Wohnwagen und warten auf die Anmeldung bzw. sind bereits auf Platzsuche. Die Anmeldung geht fix von statten, und die junge Frau spricht perfekt deutsch und niederländisch. Mir reicht deutsch. Aber ein wenig enttäuscht bin ich schon, dass ich meine gerade aufgefrischten Französischkenntnisse noch nicht abwenden kann. Ich bestelle ein Baguette für morgen früh, bezahle den Platz ( 17 Euro für alles) und dann geht es erst einmal auf Platzsuche Die Plätze sind alle schön und groß, nur…..einige liegen unter alten Bäumen. Bäume und Satellitenempfang sind nicht unbedingt kompatibel. So fahren wir ein Mal um den ganzen Platz herum, was bei 130 Plätzen nicht wirklich lange dauert, dann haben wir eine schöne Parzelle gefunden. Doch bevor wir es uns dort gemütlich machen können, muss Michael noch seine Rangierkünste unter Beweis stellen, denn im Gegensatz zu den Plätzen ist die Zuwegung ganz schön schmal und eng. Aber das macht er prima. Rückwärts zunächst den Hänger und dann das Mobil einparken. Und steht. Heute kommen sogar einmal die Campingstühle vor die Tür, denn, oh Wunder, es regnet nicht mehr und die Temperatur ist annehmbar, wenn gleich auch die Optik noch zu wünschen übrig lässt. Kurzer Smalltalk mit unseren Berliner Nachbarn, die schon seit 4 Tagen hier sind.
Nach einem kurzen Bummel über den Platz verstehe ich auch, warum die Dame an der Rezeption niederländisch spricht: Der Platz ist fest in deutscher und noch mehr in niederländischer Hand. Bis zum Abend wird der Campingplatz voll sein, denn im Laufe des Nachmittags rollt ein Fahrzeug nach dem anderen an. Wahnsinn. Mit einigen komme ich ins Gespräch und stelle fest, dass sie ebenfalls auf der selben Route wie wir fahren. Und das nennt sich Nachsaison.
Das Zentrum von Châlons en Champagne ist mit 3,5 km doch weiter entfernt, als ich angenommen habe. Morgen nehmen wir dafür die Räder.

 

 

 

Am Nachmittag mache ich mich daher auf den Weg zum Ufer der Marne, das ich durch eine Plattenbausiedlung erreiche. Ich bin enttäuscht. Von einem Grüngürtel abgeschirmt und von einer befahrenen Straße flankiert, kann ich nicht viel von ihr sehen. Wenig später entdecke ich …..einen Bach. Das soll die Marne sein? Ich laufe durch den Grüngürtel am Bach entlang Richtung Zentrum, da blinkt es türkis durch das Blattwerk. Das ist die Marne. Doch ein imposanter Fluss. (Sehr viel später bemerke ich, dass es nicht die Marne, sondern der Kanal Literal sur Marne ist. Die Marne liegt noch einige hundert Meter dahinter). Das finden auch unzählige Mücken, für die ich eine willkommene Mahlzeit bin. Ich drehe vom Wasserab und laufe durch Vorortstraßen mit wunderschönen Steinhäusern, die z T. wie kleine Schlösser aussehen, zurück zum Campingplatz. Unterwegs begegnet mir noch ein Stück französisch -deutscher Geschichte. Das Denkmal zur Befreiung Châlons en Champagne durch die Alliierten am 29. August 1944 ist frisch mit Blumen geschmückt. Jahrestag.
Mit fast 8 km habe ich mir heute einen guten Ausgleich zu der Autofahrt verschafft. Der Campingplatz ist voll. Wer hätte das gedacht.

 

 

 

 

 

 

 

 

Am Kanal

hübsche Steinhäuser

 

 

 

 

 

 

 

 

Denkmal

 

 

 

 

 

 

Châlons en Champagne – die Stadt

 

 

 

 30. August in Frankreich ⋅ ⛅ 17 °C

 

 

 

 

 

 

 

Porte de Sainte Croix

 

 

 

 

 

 

Ich bin ganz schön traurig 🙁
Heute Vormittag waren wir im Office de Tourisme und wollten für heute Abend die „MétamorphEAUses“ buchen, jene super schöne Bootsfahrt auf den Kanälen im Dunkeln, bei der alle Baudenkmäler angestrahlt werden und die Brücken mit einer Lichtshow Geschichten erzählen. Leider war diese Tour bis Donnerstag ausgebucht und so lange wollen wir dann doch nicht bleiben. Nun haben wir uns einen Platz in den kleinen Booten für die „L’eaudyssée“ am Nachmittag reservieren lassen. Da werden dann Geschichten und Anekdoten zu den Baudenkmälern erzählt.
Die Nacht war ausgesprochen ruhig auf dem Platz und ab neun ist große Abreise. Die meisten bleiben wirklich nur eine Nacht, dabei gibt es hier in der Stadt soviel zu entdecken. Und der Camping kann Ausgangspunkt für Touren in die Weindörfer der Champagne sein.
Wir auf alle Fälle fahren am Vormittag mit dem Rad ins Zentrum. Es ist immer wieder ein Erlebnis, das Radfahren in Städten, egal in welchem Land.
Der separate Radweg führt entlang der relativ ruhigen D60 ins Zentrum. Als es dann richtig unübersichtlich und verkehrsreich wird, endet er im Nirwana und wir müssen schnell vom entspannten Radfahrermodus in den zweiräderigen Autofahrermodus mit Rundumblick umschalten, um uns mit anderen, motorisierten Fahrzeugen durch den Kreisverkehr um den örtlichen Triumphbogen, dem Porte de Sainte Croix, zu bewegen.

 

 

Dann radeln wir am Sitz des „Département de la Marne“ vorbei, einem riesigen im klassizistischen Stil erbauten Gebäude und können wenig später die Räder gegenüber der Kirche „Notre Dame en Vaux“ parken. Weiter geht es dann zu Fuß. Doch zunächst erst einmal in eben diese Kirche von den Ausmaßen eines Domes bzw. einer Kathedrale. Wobei Kathedrale oder Dom ist das selbe. Aber Kathedrale darf sich eine Kirche nur nennen, wenn ein Bischof in ihr seinen Sitz gehabt hat oder hat, und das scheint bei der „Eglise Notre Dames au Vaux “ nicht der Fall gewesen zu sein. Der Bischof hat sich lieber die Kathedrale „St. Etienne“ ausgesucht, über deren noch größeren und höheren Ausmaße wir dann wenig später staunen und die uns wieder einmal die Frage stellt: „Wie haben das Menschen ohne die Hilfsmittel und Geräte unserer Zeit nur geschafft, solch imposante Bauwerke zu erschaffen? Wir lassen uns auf einer Bank nieder und bestaunen in Ruhe die vielen prunkvollen Details.
Zwischen der „Kirche Notre Dame au Vaux“ und der Cathedrale St Etienne liegt allerdings noch das sehenswerte „Hotel de Ville“ , wie das Rathaus in Frankreich heißt, dessen Eingang passend zur Jahreszeit mit Palmen bepflanzt ist. Um die Innenräume zu besichtigen, müssen wir unseren „Pass Sanitäre“, unseren Impfausweis, vorzeigen.
Die Häuser am Rathausplatz mit seinen Bars und Cafés bestehen aus einer bunten Mischung aus Sandstein, klassizistisch, und Fachwerk, renovierungsbedürftig.

 

 

 

 

 

 

 

 

Hotel de Ville

 

 

 

 

Kathedrale „St. Etienne

 

 

 

 

Eglise Notre Dames au Vaux

 

 

 

Wir kommen zum Office du Tourisme und reservieren „leider“ nur noch zwei Plätze für die Bootsfahrt am späten Nachmittag. Danach schauen wir uns die diversen und vor allem alten, aber sehr sehenswerten Gebäude der Stadt an, die uns unser Stadtführer , den wir in der Rezeption bekommen haben, vorschlägt. Ganz viel Mittelalter, ganz viel Geschichte. Das kann man unmöglich alles hier beschreiben. Vielleicht noch erwähnenswert die Kirche St. Alpin, deren Seitenschiffwand hinter der Attrappe eines Fachwerkhauses steht.
Wir sind auf alle Fälle nach fast 3 Stunden “ Alter Steine“ reif für eine Kaffeepause. In einer Bar auf dem „Place de la Republique“ bestellen wir uns einen Kaffee. Aber da war doch was? Ja, klar. Kaffee ist in Frankreich nicht unbedingt der Kaffee, den man von zuhause kennt. Ich habe da mit meinem „Café au lait“ nicht so das Problem, aber Michael, der sich auf eine schöne Tasse Kaffee gefreut hat, bekommt einen Espresso. Er hätte sich besser einen Café filtre oder einen Café Crema bestellt, die wären seiner Kaffeevorstellung eher gerecht geworden.

 

 

 

 

 

 

 

Office du Tourisme

 

 

 

 

Fachwerkhäuser im Stadtkern

 

 

 

 

Kirche St. Alpin

 

 

Zurück auf dem Campingplatz staunen wir nicht schlecht, der Platz ist leer. Alle weg. Doch kurze Zeit, ab 14 Uhr, später rollt wieder ein Wohnmobil nach dem nächsten an. Dieses Mal haben sie überwiegend ein belgisches Nummernschild und aus unserer gestrigen deutschen Enklave ist plötzlich eine belgische geworden

Am Nachmittag fahren wir mit dem Rad wieder in die Stadt. Dieses Mal verkehrsberuhigt am Kanal entlang. Ein richtig schöner Weg, denn er führt in den „Jard (Park) Anglaise“ und anschließend in den „Petit Jard“, wo sich auch die Blumenuhr befindet, die ich unbedingt sehen wollte. Wir sind mehr als pünktlich am Touristbüro und können dort einchecken für die Bootsfahrt. Den QR Code habe ich nach dem Bezahlen am Vormittag auf das Handy geschickt bekommen. Auch hier wird der Pass Sanitäre verlangt und eingescannt. Die Abfahrt ist am Touristbüro.
Unser Bootsführer, der wenig später kommt, ist ein lustiger älterer Herr, der viele Geschichten zu den verschiedenen Kanälen und den Bauwerken rechts und links daran zu erzählen weiß. Doch den Erzählungen immer zu folgen, dafür reicht mein Schulfranzösisch definitiv nicht aus. Wie gut, dass er uns zu den verschiedenen Stationen noch eine ausgedruckte deutsche Erklärung gegeben hat. Eine dreiviertel Stunde geht es durch wildromantische Kanäle, unter Brücken durch, aber der Höhepunkt ist die Tunnelfahrt unter der Stadt hindurch, bei der der Tunnel mit allerlei verschiedenen Lichtgestalten und Formen illuminiert wird und geheimnisvolle Geräusche ertönen. Nun habe ich doch noch eine kleine Kostprobe der „MetamorphEAUse“ bekommen. Wunderschön. Am Ende des „Petit Jard“ endet die Fahrt und wir haben noch einen schönen Spaziergang durch den Garten bis zu unseren Rädern.

 

 

 

 

 

 

Auf dem Rückweg fahren wir durch den „Grand Jard“ zum Canal Latéral, wo kleine und größere Yachten in der Nachmittagssonne dümpeln. Hier ist auch ein Strand zu finden.
Ja, seit heute Mittag ist sie auch mit von der Partie, die Sonne. Sie geniert sich zwar noch etwas und geht zwischendurch mal hinter Wolken in Deckung, aber sie ist da.
Im „Grand Jard“ herrscht an diesem Spätnachmittag viel Betrieb Die Menschen genießen die Sonne bei Freizeitaktivitäten. Wir radeln durch den „Jard Anglaise“ zurück und am sonnenbeschienen Kanal mit seinem fast Smaragd schillernden Wasser zurück zum Campingplatz, der….wie sollte es auch anders sein, wieder voll ist.
In der Abendsonne gibt es Käse, Wurst und Baguette. Das war doch heute ein richtig schöner Tag. Wir bleiben noch und morgen geht es mit dem Roller durch die Weindörfer und nach Épernai.

 

 

 

 

https://youtu.be/Wq00g93O3GM?t=32

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tag 4 Vitry le- François

 

 

 

 31. August in Frankreich ⋅ ⛅ 18 °C

 

 

 

 

 

 

 

Notre-Dame-de-l’Assomption

 

 

 

 

Festhalle

 

 

 

 

 

 

Eine Entscheidung ist nur dann falsch, wenn man sich hinter darüber ärgert.
Nein, wir ärgern uns nicht, denn die Rollerfahrt entlang der Marne nach Vitry le- François war durchaus sehr schön, nur etwas anders als wir gestern eigentlich geplant hatten. Eigentlich wollten wir nach Epernai und dann irgendwo und irgendwie durch die Weindörfer fahren. Eigentlich ….Aber da wir Epernai bereits kennen und auch die Führung bei Moet schon einmal mitgemacht haben, entscheiden wir uns heute morgen kurzer Hand um und fahren in die entgegengesetzte Richtung, in dem Glauben, auch hier Weinfelder zu finden. Vorweg gesagt, gefunden haben wir nicht einen einzigen Rebstock bis Vitry le François. Auch die Marne versteckt sich gekonnt hinter einem Grüngürtel, und nur beim Überqueren können wir einen Blick auf sie werfen. Dafür haben wir die Straße fast für uns allein, die zunächst entlang eines riesigen Gemüsefeldes führt. Es geht auf der D2 durch kleine und kleinste Dörfer, wie „Sogny au Moulins“, „Mairy sur Marne“ oder „St. Martin aux Champs“, um nur einige zu nennen. Alle sind farbenfroh mit Blumen geschmückt und begrüßen uns mit dem Schild „Ville de Fleurie“. Egal, wie klein die Dörfer auch sind, in ihrer Mitte thronte immer gewaltig in einem mehr oder weniger gutem Zustand die Kirche. In St. Martin machen wir neben der Blumen geschmückten Festhalle eine Pause. Diese Hallen findet man hier häufig in der Region und sie werden für kulturelle und traditionelle Veranstaltungen sowie zum Teil auch als Markthallen genutzt. Zwischen den Dörfern fahren wir an endlosen Felder mit abgeerntetem Getreide, Mais aber auch ganz vielen verblühten Sonnenblumenfeldern vorbei. Noch vor ein, zwei Wochen muss das hier traumhaft ausgesehen haben. Jetzt hängen die vertrockneten Blütenköpfe braun herunter. Hatten wir die Straße bislang für uns, so wird der Verkehr kurz vor Vitry le François mehr. In der Stadt finden wir einen Parkplatz direkt vor der alles überragenden Stiftskirche Notre-Dame-de-l’Assomption und dem Place d’Arms. Rund um den Platz gibt es viele Bars und Cafés, die im Schatten von Bäumen zum Einkehren einladen. Die Einladung zu einem Getränk nehmen wir an und staunen kurze Zeit später nicht schlecht, als sich in die schmale Straße, in die man sich nicht wirklich mit einem Wohnmobil verirren möchte, ein 40t LKW souverän seinen Weg zum zu beliefernden Geschäft sucht. Er passt bis auf wenige Zentimeter an den parkenden Autos vorbei. Alle Achtung. Wir bummeln noch ein wenig durch das lebhafte Städtchen. Als wir zurück am Roller sind, hält eine Nobelkarosse neben uns. Das Fenster wird heruntergefahren und der junge Mann am Steuer fragt uns, was wir für die Vespa haben wollen. Er will sie uns abkaufen. Wir lachen und sagen ihm, dass unsere „Rote Paula“ nicht zu haben ist. Dann fahren wir an der anderen Marne Seite zurück. Und da plötzlich sehen wir sie, die Weinfelder, und in “ La Chausée sur Marne“ findet sich auch ein Champagner Hersteller. In „Armand sur Fion“ mit seiner schönen „Mairie“ und einer blumengeschmückten Festhalle suchen wir uns ein Plätzchen für ein Picknick. Gut gestärkt geht es dann zurück zum Wohnmobil. Inzwischen ist es später Nachmittag und wir genießen für den Rest des Tages noch das schöne Sommerwetter und beobachten die neu ankommenden Wohnmobile 🙂
Morgen geht es weiter.

 

 

 

 

 

 

 

Fachwerkhäuser in Vitry le- François

 

 

 

 

Häuser um den Place d’Arms.

 

 

 

 

Picknick