Ispar/ Lago Maggiore

Tag 5

 23. März in Italien ⋅ ☀️ 16 °C

Unser Standort: Camping Ispar

Die Berge kommen immer näher

So… genug mit Faulenzen. Heute wollen wir die Alpenüberquerung in Angriff nehmen. Das wird sicherlich nicht so beschwerlich und gefährlich wie bei der Italienreise des alten Goethe werden, aber bestimmt genauso beeindruckend und aufregend.
Die Sonne scheint aus allen Knopflöchern, als wir gegen 10.00 Uhr starten. Ganz souverän fährt Michael das Wohnmobil samt Hänger vom Platz und das, obwohl sich gestern noch ein Fahrzeug direkt hinter uns gestellt hat.
Michael will unbedingt den Tank noch füllen und so geht es erst einmal zur Tankstelle. 2.25 € der Liter.

Dann fahren wir auf die A 96 Richtung Lindau. Es dauert nicht sehr lange und wir sind in Österreich. Die Gobox bestätigt den Grenzübertritt mit mehrfachen Piepen. Der Diesel ist 20 Cent billiger. Vor uns kommen die riesigen schneebedeckten Berge immer näher und bieten ein beeindruckendes Panorama für uns „Plattlandtiroler“. Unser Wiegengebierge mit seinen 286m ist dagegen ein Maulwurfshaufen.

Der erste Tunnel, der“Pfändertunnel“, kündigt sich an. Einer von vielen, die wir im weiteren Verlauf noch durchfahren werden.

Es ist schon genial, was Menschen alles geschaffen haben. Sie können Berge überwinden, über Meere fahren und sogar zum Mond fliegen, aber eins bekommen sie seit Jahrtausenden nicht in den Griff, den Weltfrieden.

Im Pfändertunnel

Wir verlassen Österreich. Über die Landstraße geht es zum Grenzübergang in die Schweiz. Voher überqueren wir den Rhein, der uns noch ein weites Stück begleiten soll . „Was macht denn der Rhein in der Schweiz, die haben doch nur Berge?“, will Michael wissen. Scherzkeks. Hätte in Geografie besser aufpassen sollen, dann wüsste er, dass der Rhein in der Schweiz entspringt und zwar befindet sich im kleinen Tomasee am Fusse des Piz Badus die Quelle des Rheins.

Gut, dass wir erstens die digitale App zur Abgabe der Schwerlastgebühren in der Schweiz haben und zweitens heute morgen daran gedacht haben die erste Fahrt zu aktiviert. Ein analoges Bezahlen ist an dieser Grenzstation nicht möglich. So können wir ganz entspannt und mit dem wohlwollenden Nicken des Zöllners in die Schweiz und auf die A13 Richtung San Bernadino rollen und dabei die Berge bei mäßigem Verkehr näher kommen sehen.
Die beeindruckende Fahrt durch die Berge wird nur von „Mathilde“, dem Garmin Navi getrübt. Sie besteht darauf, dass wir über Zürich fahren sollen, was einen Umweg von 150 km bedeutet hätte. Wir ignorieren ihr „Gemecker“ mit einem etwas mulmigen Gefühl. Aber es liegt keine Verkehrsbehinderung vor, im Gegenteil, es sind sehr wenige Autos unterwegs.

Überall liegt noch Schnee

Auf der A13 geht es durch die Schweizer Berge. Strahlend blauer Himmel, Sonnenschein und eine faszinierende Landschaft, die noch unter einer dicken Schneedecke versteckt ist, machen die Fahrt zu einem beeindruckenden Erlebnis. So haben wir die Alpen noch nie gesehen. Nach dem wir den Bernadino Tunnel verlassen haben geht es permanent bergab. Die Straße sieht gigantisch aus wie sie sich unter uns um den Berg nach unten schlängelt. Überall weisen Schilder daraufhin die Motorbremse zu nutzen, um die Bremsen nicht zu überhitzen. Ein wenig angespannt sind wir dann doch, bis wir endlich unten im Tal sind.

Frühling im Tal

Auf der A2 geht es weiter in Richtung Lugano. Der Frühling hat sich rechts und links der Autobahn eingefunden. Die Forsythien blühen und verwandeln den Fahrbahnrand in ein gelbes Blütenmeer soweit das Auge reicht.
Ein toller Anblick bietet sich uns, als wir bei Bissone auf einem Damm mitten durch den Luganer See fahren.

Bei Rancate verlassen wir die Autobahn und auf der Landstraße passieren wir Varese und fahren entlang des Lago Varese durch eine blühende, frühlingshafte Landschaft. Kirschen, Magnolien und Forsythien blühen um die Wette und die Palmen und Zypressen erinnern an das mediterrane Klima der Region. 

 Durch kleine Orte kommen wir zum Camping International, der direkt am See liegt. Er hat erst vor ein paar Tagen aufgemacht. Wir können uns einen Platz direkt am See aussuchen, zum ACSI Preis von 18 Euro „tutti completti.“
Außer uns stehen hier am Ufer des Lago Maggiore nur noch 3 weitere deutsche Mobile.

Stellplatz auf dem Campingplatz direkt am See

 Die Plätze sind groß und schnell steht das Womo mit Blick auf den See und die Stühle am See für eine deftige Vesper, denn, obwohl beste Kaffeezeit, auf Kaffee und Kuchen steht uns eher nicht der Sinn.

Platz am See


Was für ein Panorama und das direkt vor der Tür.

Es wird Abend am See


Den Rest des Tages erfreuen wir uns am See, an den Bergen, an unserem tollen Platz und an den sonnigen 20 Grad. Morgen werden wir den Lago Maggiore mit dem Roller erkunden. Morgen, denn heute ist der Arbeitsspeicher voll mit Bildern und Eindrücken. Die müssen erst mal verarbeitet werden.

Rund um Ispra

Tag 6

 23. März in Italien ⋅ ☀️ 16 °C

Unser Standort: Camping Ispar

Blick am Morgen

Heute Morgen weckt mich ein pfeifendes Geräusch. Ein Blick nach draußen zeigt, dass es sehr windig ist. Die kleinen Äste der Sträucher wiegen sich heftig im Wind und auf dem dunkelblauen Wasser des Sees tanzen Wellen mit weißen Schaumkronen. Da die Wettervorhersage keinen Wind angesagt hat, muss es sich um den lokalen Nordwind, die“Tramontana“ handeln. Bei schönem Wetter und stabiler Wetterlage wehen täglich das ganze Jahr hindurch zwei thermische lokale Winde, die Tramontana, die morgens bis gegen 11:00 Uhr aus dem Norden weht, und die Inverna, die ab Mittag von Süden bläst. Und wirklich, gegen 11.00 Uhr legt sich der Wind vollkommen.

Das Bergpanorama hebt sich heute Morgen scharf und klar vom Horizont ab und wir können sogar noch weitere schneebedeckte Gipfel erkennen.

Nach einem ausgiebigen Plausch mit unseren Nachbarn, die wegen des Wetters aus Spanien geflohen sind und nun den Rest ihres Urlaubs die Sonne in Italien genießen, überlegen wir die nähere Umgebung heute mit dem Rad zu erkunden.

unterwegs zum Aussichtspunkt

Also, wenn diese Region alles ist, aber sie ist nicht gerade fahrradfreundlich. Das beginnt schon gleich, wenn man die Einfahrt des Campingplatzes verlässt. Auf der Straße, die rund um den See führt, ist immer Verkehr. Um diese Zeit zwar noch moderat, aber die Autos fahren doch ziemlich hautnah vorbei, denn es gibt keinen Radweg oder Fußweg. Daher ist der nächste Weg, der fort von der befahrenen Straße führt, der unsere.

ungebändigte Natur

Auf ihm kommen wir in einen verwilderten Park am See. Vom Park aus führt der Weg dann nur in eine Richtung: bergauf. Aber so was von bergauf. Unsere E-Bikes und auch wir haben ordentlich zu kämpfen.Auf einem Hinweisschild steht „Bélvèdere“. Das muss dann wohl ein Aussichtspunkt sein. Den „Belvédère “ finden wir nicht, aber die Aussicht am Ende einer Sackgasse ist auch ziemlich phänomenal.

irritierende Wegweiser

Und nicht nur die Augen haben was zu gucken, auch die Nase kommt nicht zu kurz. In den Gärten blühen riesige Büsche mit roten und rosafarbenen Kamelien, die einen betörenden Duft verströmen, der abgemildert wird vom harzigen Geruch der an der Straße wachsenden Pinien.
Wir fahren abwärts und suchen in kleinen und kleinsten Straßen, entlang von blühenden Gärten, prunkvollen Villen und Häusern mit unterschiedlichsten Renovierungsbedarf den Ortsmittelpunkt.


Den finden wir nicht, dafür aber einen Supermarkt. Auch nicht schlecht. Ein deutsches Wohnmobil, das später auf dem Campingplatz auftauchen wird, sowie unsere Nachbarn treffen wir dort auch. Wir kaufen Brot und sichten erst einmal das italienische Warenangebot. Ganz schön lecker. Aber wir haben ja noch alles. Doch ein paar Oliven, leckerer Parmaschinken, ein hiesiger Wein und ein paar Grissinis für die italienischen Momente am See müssen dann aber doch mit.

In der Mittagszeit wird die Sonne genossen, die Neuankömmlinge beäugt, (das gesichtete Wohnmobil ist angekommen) und auf den See mit den Bergen geblickt. Die Stille dazu, das hat schon etwas Meditatives.
Hoffentlich bleibt es hier weiterhin so einmalig entspannt. Der Campingplatz hat zwar eröffnet, aber fertig mit den Renovierungsarbeiten sind sie hier noch lange nicht. Das ist halt die Mentalität im Süden. “ Aro domani“, „machen wir morgen“.
Die beiden Studentinnen im Wohnmobil gegenüber wissen wie man sich den Tag zum Freund macht. Mit Yoga und einem ausgiebigen Frühstück an Morgen, Tapas am Mittag und „Spritz „auf dem Steg am Abend, aber Baden im eiskalten See, auch wenn wir heute 22 Grad haben….. brrr.

Im Nachmittag fahre ich allein noch einmal mit dem Rad. In der goldenen Sonne des späten Nachmittag möchte ich mir die eine oder andere Ecke, an der wir heute Mittag vorbeigeradelt sind noch etwas näher angucken und die Kirche suchen, denn dort finde ich sicher auch den Ortsmittelpunkt. Michael will beim Rad fahren ankommen. Er braucht ein Ziel. Ich hingegen fahre gern auch mal einfach drauf los, in kleine Gassen, in Hinterhöfe, lass mich treiben. Das kann ich am Besten allein. angucken und die Kirche suchen, denn dort finde ich sicher auch den Ortsmittelpunkt. Michael will beim Rad fahren ankommen. Er braucht ein Ziel. Ich hingegen fahre gern auch mal einfach drauf los, in kleine Gassen, in Hinterhöfe, lass mich treiben. Das kann ich am Besten allein.

Vom See finde ich dem Weg zum Belvédère. Eigentlich will ich den Berg nicht noch einmal hoch fahren. Aber dann packt mich der Ehrgeiz. Und ganz oben, ganz allein mit einer traumhaften Sicht nach allen Seiten, das hat schon was.


Und ich finde auch wenig später den Ortsmittelpunkt. Er liegt doch ein ganzes Stück vom Campingplatz entfernt. Das Besondere an der Kirche San Martino ist, dass dieser Komplex aus zwei Gotteshäusern zusammengeschlossen wurde, die in entgegen gesetzte Richtungen ausgerichtet sind. Eine Kirche wurde zum Lago Maggiore, die andere zum Dorfplatz erbaut. Die große Parkanlage gegenüber der Kirche, die bis zum See führt, ist leider geschlossen.


Obwohl extra für den Tourismus schon vor Jahrhunderten Gärten und Villen angelegt wurden, macht Ispra auf mich heute dem Eindruck eines ganz authentischen kleinen Städtchen. Nach einem kurzen Bummel geht es wieder zurück zum See, zum Campingplatz und zu den italienischen Momenten des Tages.

einfach lecker

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