Manfredonia /Apulien

Tag 23

 10. April in Italien ⋅ 🌬 12 °C

Camping Lido dei Sapi

In der Nacht muss es ganz furchtbar geregnet haben, sagt jedenfalls Michael. Ich habe von allem nichts mitbekommen. Wie immer.
Der Morgen ist entsprechend grau und regnerisch. Kurz haben wir überlegt noch einen weiteren Tag zu bleiben, denn der Kontakt mit Bettina und Mark ist sehr nett.

Aber Michael möchte gern auf die andere Küstenseite wechseln.
Unser Ziel war ja eigentlich auch immer Apulien. Aber so ist das mit uns. Wenn wir eins nicht haben auf unseren Fahrten, dann ist es einen Plan.
Gestern schon haben wir beschlossen bei Neapel einen Schnitt zu machen und uns den weiteren Küstenverlauf für eine nächste Fahrt aufzuheben.

“ Ich weiß ja nicht, ob ihr überhaupt wegkommt,“ meint
Bettina, kurz bevor wir starten wollen, „die haben auf der Straße unter uns einen Markt aufgebaut .“

Beunruhigt macht sich Michael auf den Weg, um die Lage zu sichten.
Nach einer halben Stunde ist er zurück. Die Straße ist frei, der Markt ist weiter oben.

Wir verabschieden uns und bedanken uns noch einmal für die spontane Hilfe. Dann geht es ganz vorsichtig die steile Einfahrt hinunter. Bloß nicht aufsetzen.

Wenn wir gemeint haben, dass es an einem Sonntagvormittag etwas ruhiger auf den Straßen der Stadt zugeht, dann haben wir uns getäuscht. Während die eine Hälfte der Bevölkerung wahrscheinlich in der Kirche sitzt, um den Palmsonntag würdig zu begehen, baut mindestens die andere Hälfte gerade Verkaufsstände auf. Verkauft wird unter den bunten Sonnenschirmen außer Obst und Gemüse alles, was sich auch nur annähernd transportieren lässt.
Überall qualmen die Grills. Aber darauf liegen keine Wurst oder Fleischstücke, was der gemeine Ostwestfale vermutet hätte, Fehlanzeige. Auf dem Grill bekommen Artischocken eine schwarzbraune Farbe.

Sonntagvormittag durch die Vororte von Neapel



Alles wird gestenreich und mit viel Palaver der Anwesenden begleitet. Wir können durch die vollen Straßen nur recht langsam fahren. Während Michael versucht an stehenden Autos vorbei zu kommen und entgegenkommenden auszuweichen, habe ich Zeit mir das Treiben anzuschauen.

Letztendlich sind wir dann aber froh, das Stadtgebiet hinter uns zu lassen. Auf der Autobahn Richtung Bari/Pescara fällt die Anspannung ab. Das ist vertrautes Terrain.

Das Wohnmobil rollt auf eine Bergwelt zu, deren Gipfel noch die Spuren des Winters tragen. Das Wetter ist leider nicht so gut, trotzdem übt die Landschaft auch so eine große Faszination aus. Die weite Ebene mit den einzelnen Bergkuppen, auf denen Städte sitzen wie Sahnehäubchen auf einem Kuchen, verschmilzt mit dem Horizont.

Apulien begrüßt uns mit blauem Himmel, grünen Wiesen und dem Maigrün der Bäume.
Wir verlassen die Autobahn und fahren auf Foggia zu und von dort aus der SS 89 in Richtung Manfredonia.

Der Wind fegt über das Land, biegt die kleinen Grashalme genau wie die Äste der großen Bäume und treibt die Schäfchenwolken vor sich her.

Michael hat ordentlich zu tun beim Lenken. Eine einsame Tankstelle fordert uns geradezu auf, wieder voll zu tanken. Was man hat, braucht man später nicht aufwendig suchen.

Es ist überhaupt wenig Verkehr auf den Straßen seit wir den Einzugsbereich Neapels verlassen haben.

Grills am Straßenrand



Schon vor Manfredonia können wie erste Blicke auf das blau schimmernde Meer erhaschen.
Wir haben uns den kleinen Camping „Lido dei Sapi“ ausgesucht, der direkt am Meer liegt.
Nach dem Trubel in Pompej kommt uns der kleine Platz am Meer wie eine Oase der Ruhe vor.



Die Begrüßung durch den Platzwart ist ausgesprochen nett und hilfsbereit.
Auf dem Platz vorn am Meer stehen vielleicht 20 Wohnmobile. Überwiegend mit deutschen Nummernschildern. Für den Hänger gibt es einen extra Platz. Er gesellt sich in Sichtnähe zu einem anderen.

Auch das Wohnmobil findet einen schönen, großen Platz keine 20 m vom Strand entfernt. Dieses Mal kann ich das Meer aus dem Küchenfenster sehen.
Ein Gang zum Meer und an den Strand muss natürlich gleich sein. Der menschenleere Strand, das Meer in den verschiedensten Blautönen, dessen Wellen stetig an den Strand schlagen und im Hintergrund der Gargano, das nördliches Vorgebirge Apuliens an der Ostküste Italiens, das auch als der Sporn des italienischen Stiefels bezeichnet wird, bieten eine Postkartenidylle.

Wir holen die Campingmöbel heraus, und dann gibt es erst einmal etwas zu essen. Der nette Platzwart hat uns noch Brot verkauft, obwohl der Shop geschlossen war. Das Brot ist so lecker. Dazu Tomaten, dem Käse aus dem kleinen Laden bei Sperlonga und Schinken …..göttlich!
So gesättigt, wird der kleine Platz inspiziert. Es ist alles da. Ein kleiner Market, indem es morgens Brot gibt, ein einfaches, aber sauberes Sanitär- Gebäude, Waschmaschinen und ein Restaurant.
Hier steht der Patrone noch selber am Piazzaofen, verät uns der Platzwart radebrechend.
Diese Pizza wollen wir am Abend probieren und suchen das kleine Restaurant auf.
Zwei, drei Paare sind bereits anwesend. Die Pizzakarte ist
sehr umfangreich. Der Kellner erklärt uns etwas, das wir aber nicht ganz verstehen.
Wir bestellen unsere Pizzen und bekommen zunächst leckere Oliven zu den Getränken serviert, bevor es die Pizza gibt. Das ist ganz nach meinem Geschmack.

Später erfahren wir, dass der Kellner uns erklärt hat, dass es lediglich eine Karte für die Pizzen gib. Die Tagesgerichte aufzuzählen, dafür wäre er zuständig.
Gespannt hören wir wenig später zu, was es denn noch so gibt. Das nächste Mal keine Pizza sondern das Tages-Menü.
Gut gesättigt von der super Pizza, rollen wir wenig später regelrecht ins Wohnmobil zurück und dann direkt ins Bett. Das war wieder ein Tag voller Erlebnisse und Eindrücke.
Morgen wird sich der starke und kühle Wind legen. Ein Sonnentag ist angesagt, und den werden wir relaxt genießen.

Lido dei Sapi

Unser Standort: Camping Lido dei Sapi

 11. April in Italien ⋅ ☀️ 15 °C

Waschtag

Jetzt haben wir nach mehr als 3 Wochen unser Ziel erreicht. Wir sind in Apulien angekommen und zwar im Gargano. Hier im sogenannten Sporn des italienischen Stiefel ragt eine beachtliche Berglandschaft von über 1000 m in die Höhe. Schon als wir gestern die grüne und fruchtbare Ebene bei Foggia durchquert haben, Tavoliere genannt, konnten wir ihn im Dunst liegen sehen.

Nun müssen wir entscheiden, was wir uns ansehen wollen, denn viel Zeit bleibt uns nicht, wollen wir auch wieder ganz entspannt nach Hause fahren, um Ende des Monats bzw. Anfang Mai zurück zu sein.

Italien hat soviel zu bieten, dass wir manchmal ein wenig überfordert sind, was wir uns alles anschauen wollen bzw. sollen.
Deshalb halten wir es unterwegs meist wie mit dem Essen einer Torte. Ein oder zwei Stücke munden köstlich, eine ganze Torte bekommt nicht gut.
Lieber noch etwas für den nächsten Tag, die nächste Reise aufheben.
Heute ist „tortenfreier Tag“. Heute wird gewaschen, geputzt, das Wohnmobil aufgeräumt und zwischendurch die herrliche Sonne genossen, ein Schwätzchen gehalten, und ein kleiner Strandspaziergang gemacht. Ansonsten wird einfach relaxt.
Am Morgen wird es richtig leer auf dem Platz. Aber bereits am frühen Nachmittag kommen wieder neue Womos.

Ein Fahrrzeug erregt die Aufmerksamkeit des ganzen Platzes. Es ist ein roter Reisebus mit ausgebauten Schlafkabinen für 30 Personen. Ein Rotel.



Schnell wird eine Persenning über ein angebautes Gestänge gezogen und die Fahrgäste können zu ihren Kabinen. In den Seitenklappen befindet sich die Bordküche, die aufgeklappt wenig später für die abendliche Versorgung der Gäste in Betrieb genommen wird.

Mit dem Fahrer, der auch der Koch und Frühstücksmacher ist, komme ich ins Gespräch. Er ist Rentner und macht das alles noch „Just for Fun.“
In seiner Freizeit fährt er Wohnmobil. Einen Carthago. Das sind doch gleich Berührungspunkte.

Er erzählt mir, dass sie bei ihren Fahrten mit dem Rotel meist Campingplätze anfahren. Während er das Sauerkraut kocht und die Würstchen erhitzt, sitzen die Fahrgäste in der Spätnachmittagssonne auf der Terrasse des Campingplatzes.
„Du musst morgen früh um sieben mal vorbei schauen,“ sagt er zu mir, „dann gibt es hier ein Frühstück, das findest du in keinem Hotel!“ Stolz zeigt er mir auf seinem Handy ein Foto vom Frühstücksbüffet. Dafür steht er um sechs Uhr morgens auf. Um 7 Uhr gibt es Frühstück und um 8 Uhr ist Abfahrt. Dann bekomme ich noch einen Katalog über alle Reisen. Faszinierend, dieses rollende Hotel ( www. rotel.de).

Und dann treffe ich noch auf Marion. Marion hat auf dem Campingplatz eine kleine Ausstellung ihrer Bilder⁷ gemacht, die während ihrer Überwinterungszeit hier auf dem Platz entstanden sind.
Wir unterhalten uns und ich erfahre einiges aus ihrem Leben . „Das Überwintern hier in Apulien war ziemlich kalt“, erzählt sie mir,“ aber im Wohnwagen ist es ja schön warm.“ Marion verkauft ihre Bilder auch auf dem Campingplatz “ Lidi dei Sapi“.



Gegen Abend ist unsere Wäsche trocken. Wir grillen und können sogar noch draußen essen.
Morgen soll es noch wärmer werden, und morgen werden wir unsere Relaxzone mal wieder verlassen und auf den Markt nach Manfredonia fahren.

Rollertour nach Manfredonia

Tag 25

 12. April in Italien ⋅ ☀️ 14 °C

Unser Standort: Camping Lido dei Sapi

Am Bahnhof von Manfredonia

Herrliches Frühlingswetter erwartet uns heute Morgen. Der Kaffee schmeckt in der Sonne vor dem Wohnmobil. Und das nicht nur uns. Überall auf dem Platz genießt man schon zeitig die wärmende Sonne.
Kurz nach dem Frühstück bekommen wir Besuch von Heike. Sie hat meine Reiseberichte gelesen und festgestellt, dass wir auf dem gleichen Campingplatz sind.
Auch Heike ist, im Gegensatz zu uns, schon eine richtige Süditalien- Kennerin und kommt jedes Jahr mit ihrem Wohnmobil für ein paar Tage nach Manfredonia, bevor es an die Riviera geht. Sie erzählt uns von schönen Städten und Campingplätzen direkt am Meer.
Nach meinen letzten Bericht aud Facebook, habe ich viele Tipps für diese Gegend bekommen.
Es gibt auf den Weg in die Stadt eine Büffel-Mozzerela-Farm mit ganz leckerem Mozzerela. Dort werden wir auf alle Fälle Käse kaufen.
Auch der 30 km entfernte Ort „Monte S‘ Angelo wird uns ans Herz gelegt.
Und für eine Rollertour bekommen wir diesen Tipp:

„Wenn ihr mit eurem Roller mal ne tolle Tour machen wollt: Pescheci, Vieste (auf der Küstenstrasse), dann nach Monte S‘ Angelo und anschließend durch das Landesinnere (Forresta Umbra) zurück. Wir haben das schon ein paar Mal mit dem MTB gemacht – sensationell“.Tipp aus der Italiengruppe auf Facebook

Wir wollen heute erst einmal mit dem Roller ins 10km entfernte Manfredonia fahren und auf dem Markt einkaufen, denn in unserem Kühlschrank winkt schon seit Tagen die Maus mit der weißen Fahne. Es ist dringend erforderlich, dass wir ihn wieder füllen. Und wir wollen uns Hafen und Festung ansehen.

Die Festungsstadt Manfredonia an der Garganoküste wurde im 13. Jahrhundert von Manfred von Hohenstaufen gegründet und trägt bis heute seinen Namen.
Wir stellen den Roller am Bahnhof ab.
Aber wo ist nun der Markt? Keinerlei Hinweisschilder sind zu finden.
Dann frag ich doch einfach mal. Aber mein Ansprechpartner versteht kein Englisch, kann allerdings mit „Mercato“ etwas anfangen Er zeigt auf mein Handy. In kürzester Zeit hat er für uns die Route zum Markt in Google Maps eingegeben. Der Markt allerdings ist noch 2 km entfernt.
Da wir den Roller jetzt schon geparkt haben, machen wir uns erst einmal zu Fuss auf den Weg, um die Stadt zu entdecken.

Es dauert ein wenig, bis wir die Fussgängerzone mit Läden und Geschäfte erreichen. Hier gibt es einige recht schöne Stadthäuser.
Ob wohl dieser Bereich der Stadt als Fußgängerzone ausgeschildert ist, müssen wir doch auf Autos achten. Das Fahrverbot scheint nicht für alle zu gelten.

Der süditalienischen Lebensweise müssen wir uns erst einmal nähern. Irgendwie polarisieren die Städte, die Landschaft, das Land zwischen absolutem Entzückt sein und „NIcht verstehen können“, bis hin zur Irritation.
Aber das ist, glaube ich, normal, wenn man sein gewohntes Umfeld, seine Komfortzone verläßt und so überhäuft wird mit Eindrücken.

Manfredonia, wie man es heute kennt, wurde zu großen Teilen erst im 19. Jahrhundert wieder aufgebaut. Lediglich die Festung und die Stadtmauern stammen noch aus dem17. Jahrhundert und sind bis heute erhalten.
Eine weitere Sehenswürdigkeit der Stadt ist die Kirche S. Domenico, die wir bei unserem Bummel erreichen.
In der Fussgängerzone treffen wir auf ein Paar vom Campingplatz, die, nach den Tüten zu urteilen, offensichtlich auf dem Markt eingekauft haben.
Wir fragen und machen uns auf den beschriebenen Weg.

Um es abzukürzen, wir haben den Markt nicht gefunden. Nach mehrmaligem Nachfragen, landen wir schließlich vor dem Spar Supermarkt. Ist auch ein mercato.

Auf dem Weg durch die Stadt gehen wir zum Teil auf Bürgersteigen aus Mamorplatten, während die Straße voller Löcher ist.
Interessant sind auch die Wäscheständer mitten auf dem Bürgersteig, um die wir herum gehen müssen. Es riecht intensiv nach Waschpulver. Das kommt von der frisch gewaschenen Wäsche, die über unseren Köpfen baumelt.
Zwischendurch gibt es immer mal einen kleinen Stand mit Obst und Gemüse oder Töpfersachen
.Dann rutscht Michael auf den abgetreten Steinen des Bürgersteiges aus und fällt auf die Schulter. Sofort kommt ein Mann angelaufen und will ihm hoch helfen.
Und eine Frau, die von ihrem Platz auf der Parkbank das Geschehen mitbekommen hat, drückt auf italienisch und mit Gesten ihr Mitgefühl aus.

Nach dem Zwischenfall geben wir die Suche nach dem Markt auf und besichtigen das Castell und den Hafen, bevor wir mit dem Roller zu einem „Supermercato“ zum Einkaufen fahren.
Als wir am späten Nachmittag zurück auf den Campingplatz kommen, hat sich dieser ordentlich gefüllt. Die Osterfeiertage bzw. Ferien machen sich bemerkbar. Wir werden wahrscheinlich erst nach Ostern weiterfahren, denn die Italienischen Womofahrer werden in den nächsten Tagen auch zahlreich auf Stell und Campingplätzen unterwegs sein.

 13. April in Italien ⋅ ☁️ 17 °C

Fahrradtour zur Caseficio dei Pini….

Tag 26

Unser Standort: Camping Lido dei Sapi

wilder Fenchel

Heute soll einmal mein Fahrrad zum Einsatz kommen, um ein wenig die Umgebung zu erforschen. Nachdem sich Michael gestern beim Sturz etwas die Schulter lädiert hat, ist der Roller im Moment eher das Fahrzeug der zweiten Wahl.
Wenn es nicht weh täte, wäre es zum Lachen: Wir ergänzen uns geradezu perfekt. Ich kann mich nicht bücken und Michael den Arm nicht heben. Gemeinsam meistern wir das aber schon.
Daher plane ich für mich heute eine kleine Fahrradtour. Dabei kann ich auch gleich einem Tipp nachgehen, den wir bekommen haben. Ich werde mal die Büffel -Farm besuchen und in der Käserei Büffel-Mozarella kaufen.
An dieser Stelle möchte ich mich für die vielen Tipps, die wir bekommen haben, bedanken. Wenn wir denen auch nicht jetzt nachgehen, dann bestimmt beim nächsten Mal.
Interessant fand ich diesen Vorschlag:
„Absolut sehenswert ist auch Pilgerstätte Padre Pio im Gargano – San Giovanni Rotondo nur 22 km von Manfredonia entfernt. Dieser Prunk und die Pracht im unteren Bereich der Kirche ist sehenswert, wunderschön. Übrigens falls ihr da hinfahrt, junge Männer beginnen schon unten bei der Auffahrt des Hügels Euch zum Parken zu verleiten, man kann wirklich bis direkt zur Kirche fahren und dort parken.“
Ein anderer Vorschlag war: eine Rollertour über Vieste und Pecheci über die Küstenstraße zu machen, und über das Landesinnere zurück zu fahren. Dazu müsste Michael seinen Arm aber wieder richtig gebrauchen können.

Das Wetter ist super. Die Sonne strahlt vom wolkenlosen Himmel und animiert erst einmal zu einem entspannten Sonnenbad mit „Nixtun“. Das heißt, ein kleines Schwätzchen mit den Nachbarn ist immer willkommen. Und man erfährt so allerhand.

Die Nachbarn aus OD (Oldeslohe) kommen gerade aus Sizilien. Sie haben vor kurzem ihre Markise eingebüßt. Die Straße war ohne Vorwarnung gesperrt und sie mussten in einen Ort hinein fahren. Das Navi versagte und die Straße wurde dann immer enger. Während das Womo unten noch durchgepasst hat, war oben ein Balkon im Weg, an dem die Markise dann hängen geblieben ist.

Ein bißchen Schwund ist häufig auf den Touren zu verzeichnen. Aber gleich die Markise, das ist schon heftig. Obwohl, ist uns vor vielen Jahren in Polen auch passiert. Da war es der dicke Ast eines Baumes an einer Hauptverkehrsstraße.

Auf die Straßenführung hier in Italien kann man sich nicht so einfach verlassen, die Erfahrung habe ich wenig später mit dem Rad auch machen müssen.

Von Marion, die hier auf dem Platz überwintert hat, habe ich erfahren, dass es außer dem wöchentlichen, großen Markt in Manfredonia auch noch eine Art Markthalle gibt, in der täglich Obst, Gemüse und Kleidung verkauft wird. Am späten Nachmittag kommt sie mit ihrem Mann vorbei, um uns die Wegbeschreibung zu geben. Da erfahren wir auch, dass im Nachbarort Zapponetta immer mittwochs Markt ist.

Das Fahren mit dem Rad entlang der SP5 ist nicht wirklich schön. Es gibt keinen Radweg und die Autos fahren dicht vorbei. Besonders, wenn sie überholender Weise auf der eigenen Fahrbahn entgegen kommen, ist das sehr beängstigend.


Ein oder zwei Mal versuche ich, rechts über kleinere Straßen die befahrene Straße zu umgehen. Sie führen durch Geisterorte. Reine Ferienhaussiedlungen. Alles verriegelt und verrammelt. Keine Menschenseele zu sehen. Letztendlich muss ich doch wieder zurück an die Durchgangsstraße.

Gott sei Dank kommt aber nach 3 -4 km eine kleine, einsame Straße, die nach meiner Recherche immer am Meer entlang, durch kleinere Ansiedlungen nach Manfredonia hineinführen soll.

Nach kurzer Zeit taucht die Büffelfarm auf. Die großen, braunen Tiere mit den gewaltigen Hörnern sind kaum von der aufgewühlten Erde mit den Wasserlöchern, in denen sie sich genüsslich suhlen, zu unterscheiden.
Ich stelle mein Rad ab und betrete den kleinen Laden. Es gibt außer den kleinen, in verschiedene Geschmacksrichtungen eingelegten Mozzarela- Kugeln auch noch andere Käsespezialitäten.


Ich sehe Provolone im Anschnitt sowie kleine birnenförmige Käse. Der birnenförmige Scamorza ist ein würziger Verwandter vom Mozzarella. Er ist cremig, schnittfest und wird oft geräuchert.
In einer Schale liegen längliche „Bastoncini“, Mozzarella in Stäbchenform, wenn ich das richtig deute. Bevor ich die Auslage noch weiter inspizieren kann, werde ich nach meinen Wünschen gefragt. Am besten alles, in kleinen Portionen zum Probieren, denke ich, und wähle drei verschiedene Mozzarelasorten aus.
Mit meinem Käse in den Packtaschen geht es weiter auf der Straße, bis ich zu einer Straßensperre wegen Bauarbeiten komme.


Gesperrt für Fahrzeuge aller Art, aber ein Richtungspfeil zeigt an, wie man um die Sperre herumfahren soll. Interessante Logik, denke ich und mache erst einmal ein Foto.
Nach weiteren 2 km kommt wieder eine Sperre, dieses Mal ohne Pfeil, denn die Brücke, die repariert wird, ist nicht einmal zu Fuß zu überqueren. Und nun?
Laut Maps könnte ich den Bereich auf ganz kleinen Wegen umfahren.
Wenig später, ich überlege gerade, ob ich wirklich über den ausgefahren, sandigen, mit Wurzeln durchzogenen Waldweg fahren will, kommt mir auf eben diesem ein Auto entgegen. Ich scheine die Umleitung gefunden zu haben. Na dann……

Bald habe ich auch wieder „richtige Straße“ unter den Rädern. Die kleine Ansiedelungen sind wie ausgestorben. Dafür blüht und leuchtet es am Wegesrand um so mehr. Der Klatschmohn steht in voller Blüte und hat sich mit kleinen, weißen Blümchen im grünen Gras verabredet.
Ein Mimosenbaum leuchtet mir schon von weitem gelb entgegen. Ein Traum.
Und was sind das eigentlich für imposante gelbe, mannshohe Pflanzen, die überall am Straßenrand wachsen? Sie erinnern ein wenig an unsere Herkulesstauden, die niemand gern im Garten hat. Aber keine Sorge, das sind Riesenfenchel, auch gemeines Steckenkraut genannt. Sie sehen toll aus.

Die Straße wird breiter und besser und führt direkt an den noch geschlossenen Bagni, Restaurants und Diskotheken am Meer entlang. Es beginnt, man glaubt es kaum, ein Radweg, der unter Palmen an der Promenade des Lido di Siponto entlang führt. In den Verkaufsbuden dort wird ordentlich geputzt und vorbereitet. Aber weder Eis noch ein Kaffee sind zu haben.



Die Promenade führt bis zum Porto Touristico, der Marina de Gargano. An der „Molo di Ponente“, der Mole, die weit ins Meer hinausführt, kehre ich um. Das waren jetzt 15 km. Ich hatte versprochen zum Kaffee trinken zurück zu sein.
Für den Rückweg brauche ich wesentlich weniger Zeit, denn ich halte nicht mehr so oft an. Doch, ein Foto muss ich unbedingt noch machen: Ein Hahn sitzt auf den Überresten einer Hollywood Schaukel und schaut seinen Hennen zu, die im Erdreich kratzen.
Am Womo zurück, „bastele“ ich zum Kaffee ein schnelles Erdbeer-Tiramisu. Das hatte ich heute Morgen versprochen. Dann schauen wir den Neuankömmlingen zu, die suchend herumlaufen und ihren ultimativen Platz suchen.

Am Abend trauen wir uns im Restaurant einmal an die Speisen heran, die nicht auf der Karte stehen. Meine Dorade ist köstlich, aber Michael, der unbedingt Fleisch essen möchte, ist mit der „grigrilata mista“, der Grillplatte, nicht unbedingt glücklich.
Ein schöner und entspannter Tag wartet darauf, im Reisetagebuch festgehalten zu werden.

Ippocampo und ein Strandspaziergang

Tag 27

 14. April in Italien ⋅ ⛅ 13 °C

Unser Standort: Camping Lido dei Sapi

Auf der Straße nach Ippocampo

Wetter vom Feinsten! Da gibt es wirklich nichts zu meckern, und es soll über Ostern so bleiben.
Wir haben uns entschlossen, die Feiertage hier auf dem „Camping Lido dei Salpi“ zu verbringen, um uns, inzwischen sind wir beide etwas angeschlagen, zu regenerieren.
Im Moment können wir nicht viel unternehmen. Ein bißchen Radfahren, ein bißchen Spazierengehen. Weder lange Rollertouren oder Radtouren sind gerade möglich. Dabei gibt es so viel Interessantes in der Umgebung.
Michael möchte heute mit dem Rad nach Ippocamo fahren. Ich denke, dass das wieder so eine Geisterstadt ist, die nur von Mai bis September bevölkert wird. Und so ist es auch. Ein riesiger Komplex, eine ganze Stadt gebaut in den 70er Jahren. Im August tummeln sich hier bis zu 15 000 Menschen. Ippocampo war bis 1973 ein riesiges Sumpfland, bis die Familie Picardi, die hier einen Bauernhof hatte, beschloss, mit der Urbarmachung und dem Aufbau der Stadt zu beginnen. Seitdem ist ein Riese von 90.000 Quadratmetern entstanden. Insolvenz, Überschwemmungen durch das Meer, weil im Überschwemmungsgebiet gebaut wurde, eine nicht fertiggestellte Infrastruktur und der Wassermangel im Sommer, sind nur einige der Faktoren, die der Riesenanlage und damit den Investoren zugesetzt haben.
Heute radeln wir durch eine Geisterstadt, in der es alles gibt, sogar eine Kirche und das alles für ein paar Wochen im Jahr. Was für eine Verschwendung!


Nachdenklich werden lassen auch die verfallenen Häuser und Anwesen, an denen wir vorbeifahren. Warum kümmert sich niemand darum? Das waren oder sind doch auch Werte.?
Entlang der Straße blüht es überwiegend gelb, Raps, Mimosen. Besonders der Riesenfenchel mit seinen gelben Bällen fällt ins Auge. Die kleine Radtour hat gut getan, auch wenn wir nicht das gefunden haben, was wir gesucht haben.
Das Kaffeetrinken machen wir am Wohnmobil.
Später unternehme ich einen langen Strandspaziergang und wundere mich einmal mehr über die braunen Kugeln, die unzählig am Strand liegen. Ich recherchiere, dass es See – oder Meerbälle sind. Seebälle oder Meerbälle sind meist runde, faserig-filzige Gebilde, die weltweit an Stränden zu finden sind, wo sie besonders nach Frühjahrs- und Herbststürmen massenhaft auftreten können. Sie bilden sich aus dem durch die Wasserbewegung herausgerissenen  Rhizomgeflecht von  Seegras, dessen Fasern auf dem Sandboden durch Wellen und Strömungen hin und her bewegt werden und so kugelig miteinander verfilzen.

Solche Bälle habe ich vorher noch nie gesehen.
Auch wunderschöne Schneckenhäuser von Mond- und Tulpenschnecken liegen am Strand.
Nach über einer Stunde bin ich mit meinen Fundstücke wieder zurück am Wohnmobil.

Michael wartet schon. Wir bereiten das Abendessen vor. Die Sonne verschwindet hinter den Bäumen und es wird schlagartig kühler. Wir haben noch keinen Sommer, auch wenn der Tag den Eindruck erweckt hat.

Monte de Sant‘ Angelo

Tag 28

 15. April in Italien ⋅ ☁️ 16 °C

Unser Standort: Camping Lido dei Sapi

Monte Sant Angelo

Mit dem Roller geht es heute zum Bahnhof von Manfredonia. Von dort aus wollen wir mit dem Linienbus nach Monte Sant‘ Angelo fahren. Das Wetter scheint uns einen wunderschönen Ausflugstag zu bescheren.

Monte Sant’Angelo liegt rund 15 km nördlich von Manfredonia an den südlichen Hängen des Gargano. Der Sage nach erschien am Ort des heutigen Monte Sant’Angelo im Jahr 492 der  Erzengel Michael den Hirten.

Die Bustickets kaufe ich in einer Bar gegenüber der Haltestelle am Bahnhof. Himmel, ist da drinnen eine Geräuschkulisse. Zwei Kinder spielen fangen, ein Hund bellt und zwei ältere Frauen unterhalten sich lautstark über zwei Tische hinweg, während eine Handvoll Männer versucht, sich über den Lärmpegel hinweg zu verständigen.
Kaum bin ich mit den Tickets zurück, kommt auch schon der Bus. Es ist aber nicht der Bus 471 , der im Fahrplan steht, aber egal, die Richtung stimmt und die Tickets passen. Für etwas über 2 Euro pro Person und Fahrt erwartet uns eine faszinierende und beeindruckende Fahrt ins 846 m hoch gelegene Dorf.



Zunächst geht es durch schmale Straßen der Altstadt. Dort, wo man nicht einmal aus Versehen mit einem PKW hineingeraten möchte, steuert der Fahrer seinen Bus bis auf wenige Zentimeter an den in zweiter Reihe!! haltenden und parkenden Autos vorbei und biegt ab, in ebenso kleine und ebenso voll geparkte Straßen. Es ist beeindruckend.
Auch Michael kann heute mal die Fahrt und Aussicht genießen, weil er nicht selber fahren muss.

Nach dem Verlassen der Stadt und einer kurzen Fahrt über die Schnellstraße, geht es dann stetig bergauf. Über unzählige Haarnadelkurven schraubt sich der Bus Meter für Meter hoch. Hut ab, vor den Busfahrern, die diese Strecke mehrmals täglich fahren. Der Bus füllt die ganz Kehre aus. Entgegenkommende Fahrzeuge müssen warten oder zurücksetzen, wenn sie zu zweit vorgefahren sind.

Es bieten sich phantastische Ausblicke auf das Meer unter uns, aber auch in die steinigen Schluchten und auf die Hänge des Gebirges, wo schon Generationen vorher die schroffen Hänge mit Bruchsteinmauern abgefangen haben. Auf den so entstanden unzähligen Terrassen wachsen Olivenbäume.

Manchmal, an besonders spektakulären Stellen, führt ein Weg zu einem auf einer Terrasse gelegenen Haus. Einsam, aber mit unverbaubarem Blick in die Tiefe.

Nach gut einer halben Stunde rücken die Häuser auf der Bergkuppe immer näher. Die letzten Kurven, und noch mal ein Stück enger Straße, dann ist der Bus an der Endstation mitten im Dorf angekommen.

Bevor wir uns auf die Erkundung des Ortes machen, fragen wir den Fahrer, wo wir hier oben Tickets bekommen können. Er zeigt auf die Bar hinter uns.
Dann laufen wir die Straße auf der 4. Ebene in Richtung Walfahrtskirche.
Zur Orientierung ist der Ort in Ebenen unterteilt, die durch Treppen verbunden sind.


Was aussieht wie der Eingang der Kirche, ist aber nur der achteckige und 27m hohe Glockenturm aus dem Jahr 1272 der Santuario di San Michele Arcangelo. Die beiden oberen Portale führen in einen Vorraum, von dem aus die Treppe zur mystischen Grotte beginnt. Sie besteht aus 86 Stufen. Die Seitenwände werden durch kleine Fenster beleuchtet. Mauern begrenzen die Gräber alt eingesessener Familien.



Durch ein Portal erreichen wir die Grotte. So etwas haben wir noch nie gesehen. In der Grotte gibt es den Altar der Madonna, den Altar von San Michele Arcangelo und die Kappele der Sakramente.
Der Eindruck ist überwältigend und wir setzen uns in die Kirchenbänke, um alles anzuschauen und wirken zu lassen. Als ein Padre mit dem Gottesdienst beginnt, gehen wir zurück in die weniger mystischen, aber auch beeindruckenden Straßen des Ortes.
Außer der Santuario di San Michele Arcangelo
besuchen wir noch die Kirche des heiligen Franziskus von Assisi und die Kirche Madonna della Libera. Damit ist für diesen Tag unser Interesse an sakralen Bauten gedeckt, obwohl es noch einige Kirchen mehr zu besichtigen gibt.


Natürlich statten wir auch dem Castello Normanno Svevo Aragonese einen Besuch ab , das hoch oben in der Stadt thront und einen schönen Blick auf den Westen das Garganogebirge, die Tavoliere,  ermöglicht.


In einer Straße unterhalb des Castellos werden das für diesen Ort typische Brot und die selbstgemachten „Ohrennudeln“ , die pasta all’orecchio, verkauft. Und natürlich auch Pesto und Olivenöl. Die Öhrchennudeln kommen als Mitbringsel mit.
Mit den angebotenen Devotionalien, in erster Linie die des Padre Pio, können wie als Evangelen eher weniger anfangen.


An einem besonders schönen Punkt mit Blick auf das Meer befindet sich eine Gelateria. Das Eis ist wieder einmal lecker. Aber der am Nachbartisch servierte Apperetivo mir diversen Beilagen aus Wurst, Schinken, Oliven, Brot usw kann sich auch sehen lassen. Kreuz und quer, treppauf, treppab durchstreifen wir diesen wunderschönen Ort, der auch die Perle Gagaganos genannt wird. Wir kommen ins Junnoviertel, das charakteristische mittelalterliche Viertel mit den typischen Reihenhäusern.



Am späten Nachmittag möchte Michael nach Hause. Seine Schulter schmerzt. Wir schauen in Googlemaps nach dem nächsten Bus. Ooooh…..Der fährt laut Google erst um 21.00 Uhr?

In der Bar an der Endhaltestelle frage ich nach Tickets und muss auch die Uhrzeit angeben, um die wir fahren wollen. Ich gebe 17.00 Uhr. Es fährt ein Bus um 17.00 Uhr zurück, aber nicht mehr von dieser Haltestelle. Wir müssen noch einmal gut 1km zur Viale Kennedy laufen. Von dort können wir dann in einen Bus steigen, der uns wieder nach Manfredonia bringt .
Wieder eine atemberaubende Fahrt. Dieses Mal abwärts.
In Manfredonia ist Rushhour Die Ladenbesitzer stehen vor ihren Läden. Vor den Bars stehen Männer mit einem Getränk. Menschen eilen mit Plastiktüte rechts und links durch die Straßen, Autos hupen, Motorräder knattern vorbei und der Bus sucht sich seinen Weg durch das Getümmel. Irgendwie fährt der Bus Anders als am Morgen. Er hält an Haltestellen, wo gar keine sind und fährt an anderen vorbei. Zum Schluss sind wir nur noch allein im Bus. Der Fahrer fragt , wohin wir wollen. „Stazione“, sagen wir. Kurze Zeit später, hält er vor dem Bahnhof.
Wir können mit der „Roten Paula“ zurück zum Campingplatz fahren, denn der Roller steht noch da, wo wir ihn abgestellt haben.

Das war ein sehr aufregender und ereignisreicher Tag und wir sind echt geschafft. Mein Tagebuch muss daher bis morgen warten.

Fontana Piscitelli und der Hafen

Tag 29

16. April in Italien ⋅ ☀️ 18 °C

Unser Standort: Camping Lido dei Sapi

Temperatur testen

Nach dem gestrigen Tag möchte Michael keine großen Unternehmungen.
Wir gehen gemeinsam an den Strand und testen bei einem kleinen Spaziergang mal die Temperatur des Wassers.
Danach will ich allein mit dem Rad in den Ort fahren.
Es ist sehr warm und windstill. Und die Moskitos, die es hier auf dem Platz, bedingt durch die Sumpflandschaft gibt, sind heute sehr aktiv.

Bevor ich mich ganz zerstechen lasse, verschwinde ich lieber, bis der Wind am Nachmittag wieder da ist.
Dann sind nämlich die Stechmücken weg.

Den Weg am Meer entlang kenne ich ja inzwischen.
Heute warnt gleich am Anfang der Straße ein Schild vor der Vollsperrung wegen Bauarbeiten. Aber ich kenne die Umleitung.

Um so erstaunter bin ich, dass die Baustelle geräumt ist. Alles frei, keinerlei Verbote. Verstehe einer die Italiener.



Heute ist am Lido di Siponto richtig was los. Ganze Familien mit Kind und Kegel, wie man so schön sagt, schlendern auf der Promenade. Dazwischen fahren Radfahrer, Kinder spielen fangen, Halbwüchsige testen ihre neuen Mountanbikes. Die einzige, die den neu angelegten und sicheren Radweg benutzt, bin ich und oute mich, zusammen mit dem Tragen eines Fahrradhelms, damit wohl als Touristin.
Gerade, als ich darüber nachdenke, liefern sich zwei Jungen mit dem Rad eine wilde Verfolgungsjagd quer über die Promenade in Richtung Radweg. Der vordere Junge dreht sich dabei um, und ruft seinem nachfolgenden Kumpel etwas zu. Noch bevor ich klingeln oder irgend etwas rufen kann, fährt er mir mit vollem Tempo in mein Rad hinein.
Gott sei Dank ist weder ihm noch mir etwas passiert.
Sogar die Räder haben den Crash weitgehend unbeschadet überstanden.
Im Nachherein amüsiert es mich doch ein wenig: da, wo ich mich ganz sicher im Straßenverkehr geglaubt habe, da passiert etwas.


Im Yachthafen ist richtig Betrieb. Man sitzt auf den Terrassen beim Aperitif oder beim Essen. In der Nähe des Touristenhafens befindet sich die Piazza Falcone Borsellino, ein nach den Magistraten Falcone und Borsellino benannter, neu angelegter Platz, in dessen Mitte die Fontana Piscitelli munter sprudelt. Der Piscitelli-Brunnen wird von einem starken Mann in der Mitte dargestellt, der den Gargano symbolisiert und drei Frauen hält, die die drei wirtschaftlichen Aktivitäten der Stadt repräsentieren sollen: Landwirtschaft, Fischerei und Schafzucht. Auf der Spitze befinden sich drei „Putten“, die eine riesige Schale halten.
Zu Beginn seiner Geschichte 1930 befand er sich auf der Piazza Duomo in Manfredonia und blieb dort bis 1967. Dann wurde er abgebaut und eingelagert und fand 2006 seinen jetzigen Platz auf der Promenade neben der Kirche Sant‘ Andrea Apostolos im Fischerdorf Marinare Houses.
Auf dem schön angelegten Platz befindet sich noch eine mit einem Mosaik gestaltet Wand, mit Mosaiken gestaltete Fontänen sowie eine Sonnenuhr .

Ich fahre weiter auf der Viale Kennedy, jetzt mit deutlich mehr Verkehr. Zwischen den Autos hindurch, die hier in der Hafengegend einen Parkplatz suchen, gelange ich in die Nähe des Castellos Svevo Angioino Aragonese. Dort biege ich in die Mole di Levante ab, der Mole, die zur Hafeneinfahrt mit dem Leuchtfeuer führt.


Schlagartig ist Ruhe vor dem Verkehr und ich bin fast allein auf dem Weg entlang der Fischerboote, die hier ankern. Es ist ein schönes Bild, das die Boote bieten, in dem blauen Wasser, im Hintergrund die Stadt und der Gargano. Ganz idyllisch.
Dabei hatte die Stadt vor über 50 Jahren mit einer ganz schlimmen Umweltkatastrophe zu kämpfen. Ein Turm in einer Düngemittelfabrik explodierte und setzte tonnenweise Arsenstaub frei, der sich über Felder, Pflanzen, Menschen und das Meer gleichermaßen niederlegte.

Monatelang durfte kein Fisch und keine in der Region erzeugten Nahrungsmittel verzehrt werden. Ein Schlag für die vom Fischfang und der Landwirtschaft lebenden Menschen.
Viele Menschen starben in den darauf folgenden Jahren frühzeitig an Lungen- und Darmkrebs.
Das Meer, das bereits durch vor der Küste versenkten Giftfässer Schaden genommen hatte, wurde erneut mit Schadstoffen verunreinigt.
Das Ganze ist nun über 50 Jahre her und es bleibt zu hoffen, dass sich auch in Sachen Umweltschutz und Sicherheit im Laufe der Jahre einiges getan hat.
1989 wurde das Gebiet als „Gebiet mit hohem Risiko einer Umwelktkrise“ eingestuft. Die Regierung bezahlte hohe Summen verbunden mit Auflagen, um das Gebiet zu regenerieren. Bleibt zu hoffen, dass sie ihrem Zweck nach angewendet wurden und nicht in dunklen Kanälen versickert sind.
Inzwischen ist diese Umweltkatastrophe nicht mehr präsent.
Fisch wird lange schon wieder gefangen und mit größtem Appetit verspeist.

Manfredonia wurde schon häufig von Katastrophen heimgesucht. Drei Überschwemmungen und ein Erdbeben verwüsteten vor der Arsen- Katastrophe bereits Teile der Stadt.

Am Ende der Mole, am Leuchtfeuer, fahre ich zurück. In einem kleinen Café am Castello trinke ich einen Cappucino und beobachte das samstägliche Treiben am Strand und an der Promenade.
Italienische Lebensart mit der bella Familia: laut und herzlich und voller Lebensfreude.

Ich schiebe mein Rad noch ein wenig durch die Fußgängerzone, bevor ich mir den Weg wieder zurück ans Meer suche, der mich nach Siponto bringt.
Dort will ich mir die Kirche Santuario Santa Maria Maggiore ansehen, die in ihrem Innern sehr schön sein soll. Aber leider ist sie verschlossen und so geht es zurück auf den Campingplatz.

Am späten Nachmittag fahren wir mit dem Roller in die Stadt Wir wollen noch ein paar Sachen einkaufen. Es gibt hier leckere Dinge, die bei uns nicht so erhältlich sind.
Ostersonntag bleiben wir noch in Manfredonia. Aber am Montag geht es dann endlich weiter.

Ostern 2022

Tag 30

 17. April in Italien ⋅ ☁️ 14 °C

Unser Standort: Camping Lido dei Sapi

Schoko süße Osterhasen finden Ostern den Weg ins Wohnmobil auch in Apulien

Heute ist Ostersonntag, aber die Sonne macht gerade Osterferien. Es ist bewölkt und mit 15 Grad auch nicht gerade warm.
Natürlich war der Osterhase auch im Wohnmobil und hat ein Nest mit Schokoladenhasen und Eiern versteckt.

Ansonsten geht es sehr ruhig zu an diesem Ostersonntag. Mein Vorschlag mit dem Roller ins 30 km entfernte St. Giovanni de Rotondo zu fahren, wurde wegen Schulterschmerzen abgelehnt. Kurz überlege ich, ob ich mit dem Bus…..? Aber allein macht das keinen Spaß.

Wir lesen, schreiben, telefonieren und versenden Ostergrüße.
Aber ein Osterspaziergang am Nachmittag muss sein. Ein Osterspaziergang am Meer.

Schiff am Strand…malerisch oder vergammelt?

Die Flut hat allerlei mitgebracht und am Strand zurückgelassen. Nicht alles sind willkommene Fotomotive.
Das Gehen entlang des Meeres hat fast etwas Meditatives. Es macht den Kopf frei, lässt neue Gedanken entstehen, beruhigt und weckt kreative Ideen.
Das Rauschen der Wellen vermittelt Beständigkeit und gibt Zuversicht in einer Zeit, die von Unbeständigheit und Ängsten geprägt ist

Strandgut



Stetig kommen am Nachmittag neue Wohnmobile. Es wird international. Nun sind auch Schweizer, Niederländer und Polen hier anzutreffen Die meisten Italiener sollen aber erst morgen anreisen.

Am Abend schafft es die Sonne endlich durch die Wolkendecke zu stoßen und sie beschert uns ein Osterfeuer der besonderen Art.

Feuriger Sonnenuntergang