Cantina de Vesuvio

Tag 21

 8. April in Italien ⋅ ⛅ 16 °C

Unser Standort Platz an der Cantina del Visuvio

Stellplatz an der Cantina Vesuvio

Was ist das? Wolken und Dunst heute Morgen. Dabei wollen wir heute ein ganzes,Stück auf der Küstenstraße Richtung Napoli fahren.
Aber zunächst heißt es von unserem Terrassenplatz über dem Meer wieder herunterzukommen. Das klappt dieses Mal problemlos.
Dann fahren wir auf der SR 213 durch Gaeta und Formia. Eine beeindruckende Strecke, die immer oberhalb des Meeres entlang führt und zumindest für die Beifahrerin tolle Blicke auf die Strände und das Meer erlaubt.

unterwegs gibt es immer wieder schöne Ausblicke


Die Städte, mit den mehrstöckigen, schmalen und eng aneinander gebauten Häusern sind schon sehr verkehrsreich und wuselig. Ich möchte mir die Straßen nicht im Sommer vorstellen, wenn die ganzen, jetzt noch geschlossenen Bars, Lokale, Campingplätze,Shops und Bagnos voller Menschen sind.
Die Straßen werden eher schlechter. Ein elendes Flickwerk aus Teer, Schlaglöchern, Längs- und Querrillen.

enge, schmale Straßen


In Minturo müssen wir entscheiden, ob wir auf der SS7 über Caserta nach Napoli oder auf der SS7 QTR über Mandragone am Meer entlang fahren wollen.
Da wir Napoli auf keinen Fall auf der Landstraße durchqueren wollen, und die Navis sich mal wieder nicht einig sind, entscheiden wir uns für die Stecke über Caserta, da diese Strecke im weiteren Verlauf über die Autobahn A1 bzw. A30 führt.
Die Autobahn ist mautpflichtig, aber eine richtige Erholung für Mensch und Material nach der Holperei.
Die letzten gut 20 km geht es dann doch mitten durch die engen Straßen der Vorortstädte wie Boscoreale und Treacase, bis wir die Via Panoramica von Trecase erreichen. Die führt stetig bergauf und wir lassen Meer und Stadt unter uns.


An der Via Panoramica unterhalb des Vesuvs liegt das Weingut „Cantina de Vesuvio“, auf dem wir uns für einen Stellplatz angemeldet haben.

Jetzt nur nicht die Einfahrt verpassen! Das wäre fatal. Aber wir sehen das Schild über dem geöffneten Tor rechtzeitig.

Und wieder geht es eine steile Rampe hinauf. Einmal kurz die Luft anhalten, aber wir kommen mit nur wenig Durchdrehen der Reifen hoch, und fahren durch die weitläufige Anlage zwischen den Weinstöcken entlang, auf der Suche nach einem Stellplatz.

Dann geht es nicht mehr weiter. Ende des Weges. Wir steigen aus und schauen uns um. Überall Wein, nirgendwo ein Stellplatz oder gar ein Wohnmobil.

Eine junge Frau begrüßt uns und erklärt, dass wir hier falsch wären und ein Stück zurückfahren müssten.

Oh, Mann! Wie sollen wie denn hier drehen? Ein kleiner Platz, der ein Stück zurückliegt, ermöglicht das Wenden…. und das mit Hänger. Hut ab!!

Der Besitzer des Weinguts ist gerade mit seinem Auto in diesem Teil seines Anwesens unterwegs und bietet sich an, voraus zu fahren. Er führt uns auf eine große Fläche vor der „Cantina“, einem Restaurant mit Weinverkostung.
Nachdem er uns gezeigt hat, wo wir stehen können, werden wir mit Handschlag begrüßt.


Wir sind erst einmal sprachlos. So toll hatten wir uns den Platz nicht vorgestellt. Unter uns liegt die Bucht von Neapel, links davon Pompej gegenüber Sorrent, und hinter unserem Wohnmobil, sein Haupt in den Wolken versteckt, ragt der Vesuv in den Himmel.

Wenig später kommt der Junior und bringt uns den Schlüssel für das Tor. Wir könnten so lange bleiben wie wir wollen, sagt er zu uns.
Das ist allerdings relativ, denn es gibt weder V+E, noch einen Mülleimer. So hängt die Dauer des Aufenthaltes von der Autarkie des Fahrzeuges ab.

In der Cantina kann man sich für eine Weinprobe oder zum Essen anmelden oder einfach auf der Terrasse ein Gläschen Wein oder Sekt trinken.

Wir aber wollen erst einmal, bei einem Kaffee in der Sonne, diese wunderschöne Aussicht genießen.
Später unternehmen wir noch einen Spaziergang durch den Weinberg und finden eine kleine Straße, die steil hinunter in den Ort führt.
Da keine zwei Autos aneinander vorbei passen, hupen die Autos jedes Mal, wenn sie in die Straße fahren. Bis in den Ort hinunter gehen wir nicht mehr.
Für heute haben wir genug erlebt .

Bei einem Glas Vesuvio Wein vor dem Wohnmobil unterhalten wir uns mit den inzwischen dazugekommen Wohnmobilfahrern, einem Schweizer, einem Belgier und einem Franzosen.

Um 18.00 Uhr schließt die Cantine. Es ist es ganz still, als die Sonne untergeht. Und als es dunkel ist, erleben wir den zweiten Wow-Effekt an diesem Tag: unter uns funkeln tausende von Lichtern.

Blick auf die Bucht von Neapel bei Nacht

Pompeji, Weinprobe und rettende Hände

Tag 22

 9. April in Italien ⋅ ⛅ 16 °C

Unser Standort Platz an der Cantina del Visuvio

Blick auf die Bucht genießen und auf den Fahrer warten

Wir haben eine ausgesprochen ruhige Nacht verbracht. Nachdem die Cantina del Vesuvio um 18.00 Uhr geschlossen hat, ist das einzige Geräusch, das wir hören, das der Böller eines Feuerwerkes im Ort unter uns.

Nach dem Frühstück planen wir in der Sonne den Tag.
Während die Schweizer Wohnmobilcrew schon fort ist, und die Belgier neben uns in Aufbruchstimmung sind, ruht bei den Franzosen noch still der See. Eine von den am Vorabend vertilgten Weinflaschen war wohl zu viel.

Die Ausgrabungen Pompeji stehen irgendwie auf unserem Plan. Wir überlegen gerade noch, wie wir am Besten ins knapp 10km entfernte Pompeji kommen, mit dem Roller ist das eine echte Herausforderung, bei den Straßen und dem Verkehr, da kommt ein Mann zu den Wohnmobilen.
Er klopft erst bei den Franzosen. Als sich nichts rührt, kommt er zu uns und fragt, ob wir mit ihm nach Pompeji fahren wollen. Er ist der Fahrer des hauseigenen Shuttle, der Gäste zur Ausgrabungsstätte bringt. Das finde ich im zweiten Anlauf heraus.
Und ob wir wollen. Er erklärt uns, dass er uns in 20 Minuten abholen wird. Wir beeilen uns und sind noch vor der Zeit fertig.
Bis er wiederkommt, müssen wir lernen, dass die Uhren hier im Süden von Italien etwas anders ticken. Aus den 20 Minuten wird mehr als eine Stunde.

Fahrt nach Pompeji


Dann braust er mit uns los. Unangeschnallt, telefonierend und Whatsapp schreibend geht es durch engste Gassen. Hier mit dem Womo hinein zu geraten…..lieber nicht darüber nachdenken. Wir schreien kurz auf, als uns in einer ganz engen Straße ein Motorrad entgegen kommt, das mit einem Schlenker gerade noch so an unserem Auto vorbeizieht. Unser Fahrer meint nur ganz gelassen, dass es eine Einbahnstraße wäre. Aber daran würden sich die Zweiradfahrer selten halten. Für die gibt es keine Regeln.


Nach einer aufregenden Fahrt erreichen wir die Ausgrabungen und vereinbaren eine Zeit fürs Abholen. Michael hat extra einen kleinen Zettel mit der Uhrzeit geschrieben, damit es keine Missverständnisse gibt, denn wir haben uns bereits um 15.30 Uhr zur Weinprobe mit Essen in der Cantina del angemeldet.
Die Eintrittspreise zu den Sehenswürdigkeiten können sich sehen lassen. Aber wenn es zu deren Erhaltung dient, soll es uns recht sein.
Die Ausgrabungen vom Pompeji sind riesig. Uns ist schnell klar, dass wir Prioritäten setzen müssen. Wir haben knapp 3 Stunden Zeit. Für uns reichlich, für Pompeji viel zu wenig. Als erstes besuchen wir das alte Theater. Schade, dass wir versäumt haben, uns einen Audioguide auszuleihen. Jetzt müssen wir uns die Informationen so besorgen. Aber ganz ehrlich…..alte Steine sehen nach drei Stunden alle gleich aus. Interessant wird es bei den Mumien. Die einst wohlhabende und kultivierte römische Stadt wurde nach einem verheerenden Vulkanausbruch des Vesuvs im Jahr 79 n. Chr. unter einer meterhohen Asche- und Bimsschicht begraben. Die Leichen der Bewohner hinterließen Hohlräume im Gestein, die mit Gips ausgegossen wurden. So entstanden die Gipsfiguren, in denen noch die Knochen der Opfer stecken.


Der Ausbruch des Vesuvs war verheerend. Zwei Eruptionen beendeten das Leben in den römischen Städten Pompeji und Herculaneum schlagartig und endgültig. Auch Herculenum, das noch besser erhalten sein soll, kann besichtigt werden. Uns aber reichen drei Stunden alte Steine angucken. Aber die Geschichten rund um den Untergang von Pompej sind spannend, denn trotz zahlreicher Warnzeichen kam der Ausbruch des Vesuvs am 24. August 79 nach Christus für viele überraschend. Schwarzer Rauch zog in Richtung Stadt, der Himmel verdunkelte sich, und es begann Asche und Bimsstein zu regnen. Panik griff um sich. Einige flohen, andere suchten Schutz in ihren Häusern. Etwa ein Drittel der Bevölkerung kam bei dieser Eruption ums Leben. Die Menschen erstickten oder wurden durch herabfallendes Gestein erschlagen. Die Stadt aber wurde verschüttet und geriet für Jahrhunderte in Vergessenheit.
Für die Ärchälogie war dieses Unglück allerdings ein Glücksfall: Denn der Vulkanausbruch konservierte das römische Alltagsleben der beiden Städte wie eine zeitlich unverfälschte Momentaufnahme für die Nachwelt.



Nach der Besichtigung haben wir noch etwas Zeit, bis zum verabredeten Abholtermin.
Wir holen uns ein Eis. Vor dem Ticketschalrer hat sich ein regelrechter kleiner Markt etabliert mit Souvenirs, Eis. Getränken und Gastronomie.
Als wir unser Eis gegessen haben , wollen wir den Becher entsorgen. Aber es steht auf dem ganzen Komplex nicht ein einziger Mülleimer zur Verfügung. Das leidige Müllproblem. Wo kein Mülleimer ist, braucht auch kein Müll entsorgt werden.

Wir sind mal wieder über pünktlich am vereinbarten Treffpunkt. Dass wir warten müssen, damit haben wir gerechnet. Aber unsere Geduld wird auf eine ganz schöne Probe gestellt. Kurz bevor wir uns ein Taxi nehmen wollen, um den Termin zur Weinprobe noch einhalten zu können, kommt unser Fahrer.
„Irgendwie sind die ostwestfälische Tugenden nicht ganz so kompatibel mit der italienischen Lebensart“, denke ich nicht das erste Mal in den letzten Tagen.

Viel Zeit bleibt uns nicht mehr, als wir zurück am Wohnmobil sind, bis die Weinprobe beginnt.


Michael, der schon seit Jahren keinen Alkohol mehr trinkt, kommt trotzdem mit, damit ich nicht allein hingehen muss. Nach einem Begrüßungsprosecco gibt es eine Führung durch den Weinberg und den Betrieb mit ausführlichen Informationen. Danach wird in der Cantina ein 3 Gang Menü mit passenden Weinen gereicht. Spätestens nach der Pasta mit den zwei korrespondierenden Rotweinen steigt die Lautstärke in dem relativ kleinen Raum um ein Vielfaches an.


Alles in allem ist die Weinprobe mit den Essen ein Highlight bei einem Besuch dieses Platzes. Wir kaufen noch ein paar Flaschen Wein ein, als Mitbringsel für liebe Menschen zu Hause. Der hochpreisige Wein wird nur direkt vermarktet und ist in keinem Supermarkt erhältlich. Für den Stellplatz und auch für den Transfer nach Pompeji brauchen wir nichts zahlen. „Das ist ein Service des Hauses „, erklärt man uns.

Kurz nach der Weinprobe und noch bevor dassTor geschlossen wird, kommen Bettina und Mark mit ihren Wohnmobil auf den Platz gefahren. Sie stammen aus Petershagen, einem Ort, der nicht sehr weit entfernt von uns ist. Sie sind innerhalb von 3 Tagen von Deutschland bis hinunter nach Neapel gefahren und wollen noch weiter südlich. Die Physiotherapeutin hat sich angeboten, nach meinem Rücken zu schauen. Über FB haben wir Kontakt aufgenommen. Wir haben uns natürlich erst einmal viel zu erzählen. Und später bekommt mein Rücken auch eine physiotherapeutische Behandlung. Danach geht’s ihm viel, viel besser.
Das ist wirklich super von Bettina, die ja eigentlich im Urlaub ist. Und ich bin ihr total dankbar.
Wir verbringen den Abend gemeinsam mit interessanten Gesprächen und erfahren, dass Bettina und ihr Mann Mark, richtige Italien Fans sind und ganz viel über Italien wissen.
Kurz überlegen wir, ob wir noch einen Tag länger auf dem Stellplatz bleiben und uns auch das Herkulaneum ansehen und meinem Rücken noch eine zweite Behandlungen zukommen lassen, aber Michael möchte gern am nächsten Morgen die Seite wechseln, um endlich in unserem angesteuerten Ziel, Apulien, anzukommen.

Wir haben dieses Mal nicht genug Zeit, den Stiefel zu umrunden und deshalb wollen wir bei Neapel einen Cut machen, auf die Adriaseite fahren, und von dort aus nördliche Ziele ansteuern. Aber soweit sind wir noch nicht.
Es ist bereits ziemlich spät, als wir uns verabschieden. Mein Reisetagebuch wird bis morgen warten müssen …..